Karl der Große

Karl der Große hat seinen Namen durchaus nicht seiner physischen Größe zu verdanken. Es ist vielmehr seine königliche und kaiserliche Macht, die ihn zu einem der größten Herrscher der neuen Ära erhebt. Karl der Große wurde nach Vermutungen 747/748 geboren. Er gehörte der Dynastie der Karolinger an, als Sohn des späteren Königs Pippin des Jüngeren und dessen Frau Bertrada von Laon. Im Jahr 768 wurde Karl der Große als König des Fränkischen Reiches gekrönt. Den Titel Römischer Kaiser bekam er am 25. Dezember 800. Karl erbte die Krone seines Vaters und herrschte gemeinsam mit seinem Bruder Karlmann bis zu seinem Tod im Jahr 771. Pippins Sohn setzte die Politik seines Vaters fort, indem er als Vertreter und Beschützer des Papsttums herrschte. Er schwächte die Macht der Langobarden in Italien, führte Kriege gegen die Sarazenen, die aus Spanien sein Reich bedrohten. In der Schlacht bei Roncesvalles erlitt Karl die größte Niederlage seines Lebens. Viele seiner Kriege wurden wegen der kaiserlichen Krone geführt. Karl der Große gilt als einer der bedeutendsten Herrscher der europäischen Geschichte.

Leben

Der ältere Sohn Pippins, Karl mit dem Spitznamen „der Große“, wurde vermutlich im Jahr 747 in Ingelheim im heutigen Deutschland geboren. Seine Mutter war eine Deutsche und sein Vater Franzose, der König des Fränkischen Reiches (715-768). Laut den Schriften seines Biografen Einhards verbrachte Karl seine Kindheit auf dem Hof des Vaters in Achen. Diese Stadt erhebt der zukünftige römische Kaiser zu seiner Kapitale. Auf dem königlichen Hof lernt Karl Fechten, Schwimmen (er war ein ausgezeichneter Schwimmer) und Reiten. Es bleibt rätzelhaft, warum Pippin seinen Sohn niemals Schreiben und Lesen lernen ließ. Er wollte ihn nicht einmal in ein Kloster schicken, wo die Priester es ihm beibringen konnten. So blieb Karl der Große sein Leben lang Analphabet, selbst als späterer Kaiser des Römischen Reiches. Vielleicht errichtete er gerade deswegen die Hofakademie, auf der später die bekanntesten Intellektuellen aus dem Europa seiner Zeit tätig waren. Seine Leidenschaft zum Schreiben und Lesen war dermaßen groß, das er bis zu seinem Tod unter dem Bett Wachstafeln versteckt hielt und bis tief in die Nacht lernte. Seine Akten unterschrieb Karl mit einem Wachsstempel, der auf seinem Ring befestigt war. Noch als kleiner Junge war er ein hervorragender Reiter. Mit Pfeil und Bogen konnte er ebenfalls gut umgehen. Laut Einhard ist Karl ein sehr starker und kräftig gebauter Mann gewesen, allerdings ziemlich klein. Anfangs war Karl nicht dazu bestimmt, den Thron seines Vaters zu übernehmen. Pippin hatte ebenfalls einen jüngeren Sohn, Karlmann, der ebenfalls potenzieller Nachfolger war.

König Karl der Große

Nach dem Tod von Pippin des Jüngeren teilten sich Karl und sein Bruder Karlmann das Fränkische Reich. Zwischen den Brüdern kam es jedoch immer wieder zum Streit, besonders im Bezug auf das Verhältnis zu den Langobarden. Karlmann wendete sich noch während Pippins Leben den Langobarden, Karl jedoch der Politik des Vaters. Er setzt alles in Bewegung, dass das Reich dem Papst treu bleibt. Als im Königreich auf Karls Territorium ein lokaler Aufstand ausbricht, weigert sich Karlmann, seinem Bruder Hilfe zu leisten. Das schwierige Verhältnis zwischen den Brüdern konnte teilweise ihre Mutter Bertrada lindern. Sie war es, die Karl überreden konnte, dass er endlich die Langobarden akzeptiert. Kurz darauf heiratete Karl Desiderata, die Tochter des Langobardenkönigs. Die Lage im Reich ändert sich drastisch nach Karlmanns Tod. Die Vasallen Karlmanns schließen sich nun Karl dem Großen, worauf Karlmanns Kinder Macht und Anspruch auf die Krone verlieren. So wurde Karl der Große zum einzigen fränkischen König.

Karls Kriege

Das Verhältnis zu den Langobarden verschlechterte sich dementsprechend. Als Karl den Kindern seines Bruders den Anspruch auf die Krone entzieht, erhebt Desiderius, der Langobardenkönig, Anspruch auf diese Entscheidung. Dies verärgerte den fränkischen König, so dass er mit seinem Heer Kurs Richtung Langobarden nahm. Als aus Rom der neu auserwählte Papst Hadrian um Hilfe gegen die Langobarden bat, stand Karl nichts mehr im Wege, den Krieg zu beginnen. Die fränkische Armee belagerte monatelang Pavia, die Hauptstadt der Langobarden, jedoch ohne Erfolg. Desiderius leistete harten Widerstand.

König Karl nutzte währenddessen die Gelegenheit und besuchte in Italien Papst Hadrian. Dieser nahm alle Geschenke Karls entgegen und belohnte den fränkischen König mit dem Titel römischer Patricius oder Schutzherr der Kirche. Dies stärkte die Abhängigkeit des Papstes gegenüber dem fränkischen König. Karl kehrt danach zurück und beendet den Krieg mit den Langobarden. Selbst seine Ehefrau Desiderata musste ihren Bruder anflehen, dass dieser keinen Widerstand mehr leistet. Desiderius wird die Krone entzogen und Karl ernennt sich zum König der Franken und Langobarden. Doch mit den Kriegen war es längst nicht vorbei. Genau wie einst die Langobarden, so zögerten auch die Sachsen nicht, innerhalb des Königreiches einen Aufstand hervorzurufen. Biograf Einhard schrieb, dass es sich dabei um den schlimmsten Krieg handelte, den Karl je geführt hat. Die erste militärische Intervention gegen die Sachsen erfolgte 772, als das fränkische Heer auf sächsische Stämme einschlug. Darauf folgte ein Rachefeldzug im Jahr 774, als die Sachsen mehrere Kloster im Reich plünderten und verbrannten.

Der fränkische König verstärkte darauf seine Angriffe, bis die Sachsen gezwungen waren, sich zu übergeben. Karl der Große verlangte von den Sachsen, dass sie das Christentum anerkennen. Zum erneuten Konflikt kommt es, als Widukind zum neuen Aufstandsführer ernannt wird. Auch hier greift Karl mit allen verfügbaren Ressourcen an und zwingt die Sachsen, sich zu übergeben. Widukind nahm darauf das Christentum als seine neue Religion an. Ihm folgten die Sachsen. Karl musste auch Kriege mit weiteren Stämmen wie den Awaren führen. Diese Kriege waren für den König alles andere als leicht. Erst nach zahlreichen innerlichen Konflikten der Awaren nutzte Karl die Gelegenheit und beendete den Krieg zu seinen Gunsten. Als Kriegsführer wollte sich Karl der Große vor allem gegenüber dem Papst beweisen. Schließlich war er der Schlüssel zur kaiserlichen Krone.

Karl der Große als Kaiser des Heiligen Römischen Reiches

Auf dem Gipfel seiner Macht träumte Karl bereits von der kaiserlichen Krone. Zahlreiche fränkische Könige strebten dies ebenfalls an, jedoch hatte keiner so viel Macht wie Karl. Nach dem Tod von Papst Hadrian ging die Lage in Rom zugunsten des zukünftigen Kaisers. Der neue Papst, Leo III, wurde beschuldigt, dass er ein unheiliges Leben führte, was zu einem Aufstand der Priester führte. Im Jahr 799 kommt es sogar zu physischen Angriffen auf den Straßen Roms, wobei der Papst Leo III verletzt wird. Geschütz wird der Papst von einem Herzog, in dessen Festung er Unterschlupf findet. Darauf bittet er den noch König Karl um Hilfe. Karl schickt zwei Erzbischofs nach Rom, die den ganzen Fall überprüfen sollen. Nachdem festgestellt wird, dass Leo III doch kein unheiliges Leben geführt hat, werden alle Aufständischen verhaftet. Der Papst bedankt sich und lädt Karl nach Rom ein. Die Grundlage für die Krönung wurde damit geschaffen. Karl der Große erreichte Rom im Jahr 800, als ihm der Papst einen feierlichen Empfang vorbereitet.

Am 25. Dezember des gleichen Jahres begab sich Karl der Große in die Kirche zum Gebet. Laut Einhard wurde der fränkische König damals vom Papst Leo III überrascht und als Kaiser des Heiligen Römischen Reiches gekrönt. Nun war Karl der Große auch offiziell Kaiser. Seine kaiserliche Macht bestand bereits weit davor. Kaiser Karl der Große lebte noch 14 Jahre nach seiner Krönung. Nach seinem Tod fiel das Heilige Römische Reich auseinander. Er starb 814 in Achen.

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