Aristoteles

Aristoteles von Stageira war einer der wichtigsten Denker und Philosophen der Antike, dessen Arbeiten zur Logik und Wissenschaftstheorie bis heute Gültigkeit haben. Vor allem im Mittelalter und der Renaissance fußte die gesamte Wissenschaftslehre immer noch fast ausschließlich auf der Philosophie des Aristoteles. Aber auch im Bereich der Naturwissenschaften, der Biologie und der Physik, sowie in der Ethik und in der Theorie der Staatsformen genoss seine Lehre über Jahrtausende hinweg uneingeschränkt Gültigkeit. Für viele sind die Lehren von Aristoteles der Ursprung und die Grundlage aller modernen Wissenschaft. In allen Teilen der Welt wurde seine Lehren viele Jahrhunderte nach seinem Tod als Grundlagen der Wissenschaft gelehrt, auch die berühmten arabischen Universitäten des frühen Mittelalters und die arabischen Gelehrten des Hochmittelalters betrachteten Aristoteles Lehren als uneingeschränkt gültig und als wichtige Grundlagenwerke für jede Wissenschaft.

Das Leben des Aristoteles

Aristoteles wurde 384 v. Chr. in eine Arztfamilie in der Chalkidike geboren, sein Vater Nikomachos war Leibarzt des mazedonischen Königs, und auch seiner Mutter entstammte aus einer traditionellen Ärztefamilie. Durch den frühen Tod des Vaters erhielt Aristoteles zunächst einen Vormund zugesprochen. Im Alter von siebzehn Jahren ging er nach Athen und trat dort in die Akademie Platons ein. Schon in diesen jungen Jahren lehrte er im Bereich der Rhetorik und verfasste einige wichtige Lehrschriften zum Thema Logik. Aufgrund politischer Umbrüche im Land musste er Athen 347 v. Chr. verlassen, seine vertraute Verbindung zum makedonischen Hof war für ihn während der politischen Konflikte gefährlich. Er flüchtete sich wie viele Philosophen seiner Zeit zunächst nach Assos unter den Schutz von König Hermias, ließ sich jedoch bereits einige Jahre später in Mytilene nieder. Für wenige Jahre unterrichtete er auch Alexander den Großen, bis dieser dann seine Regentschaft antrat. Danach verbrachte er einige Jahre in Delphi.

334 kehrte er wieder nach Athen zurück und verbrachte einige Jahre als Leiter des Lykeion – von der Akademie hielt er sich hingegen fern. Er begründete zu dieser Zeit seine eigene Schule, die später nach seinem Tod von seinem wichtigsten Schüler Theophrastus fortgeführt wurde. Wiederaufflammende Unruhen zwischen Makedoniern und Griechen zwangen ihn abermals, im Jahre 322 v. Chr. Athen zu verlassen. Aristoteles wandte sich zurück nach Chalkis, wo er im Haus seiner Mutter auch kurz darauf starb. Aristoteles hinterließ bei seinem Tod seine Tochter Pythia, die denselben Namen wie ihre Mutter trug, mit der Aristoteles verheiratet gewesen war. Außerdem noch seinen Sohn Nikomachos, der vermutlich von Herpylles stammte, seiner Lebensgefährtin nach dem frühen Tod seiner Frau.

Aristoteles war zeit seines Lebens wohlhabend und – abgesehen von den politischen Konflikten durch seine Nähe zum makedonischen Königshaus – auch immer sehr angesehen gewesen. Er scheint während seiner Arbeit im Lykeion auch zahlreiche Mitarbeiter zur Verfügung gehabt zu haben. Erst lange nach Theoprastus Tod erhielt die von Aristoteles gegründete Schule den berühmten Namen Peripatos.

Das Werk von Aristoteles

Das Werk, das Aristoteles hinterlassen hat, ist für antike Verhältnisse beinahe unglaublich umfangreich. Mehr als 200 Schriften werden seinem Werk zugerechnet, insgesamt dürfte er weit mehr mehr als eine halbe Million Zeilen verfasst haben. Dafür scheinen die rund vierzig Jahre seines aktiven Lebens beinahe zu kurz. Viele der veröffentlichten Schriften, die sich an ein öffentliches Publikum wenden, sind heute aber leider verschollen, lediglich von den für den internen Schulgebrauch gedachten Schriften – den sogenannten esoterischen Schriften im Vergleich zu den exoterischen für die Öffentlichkeit – ist der größte Teil erhalten geblieben. Sie dienen großteils als Ausbildungsmaterialen und machen den bereits hohen Wissensstand und die umfangreiche Kenntnis vieler antiker Theorien der Schüler von Aristoteles deutlich. Nach dem Tod des Theophrastus, Aristoteles wichtigstem Schüler, zerstreuten sich die Manuskripte über die ganze antike Welt, vieles ging dabei aber unwiederbringlich verloren.

Eine erste – wenn auch unvollständige Sammlung – entstand im ersten vorchristlichen Jahrhundert, bis dahin nimmt man an, dass ein großer Teil der Lehren des Aristoteles in der Welt der Gelehrten und auch in der Öffentlichkeit bereits gut bekannt war, vor allem der als Pragmatien bezeichnete Teil der Werke, die ausschließlich für die Öffentlichkeit gedacht waren.

Die Wissenschaftstheorie von Aristoteles

Aristoteles teilt das Wissen in eine theoretisches, ein praktisches und ein poetisches, das vor allem dem Zweck dient, gute Handlungen oder ästhetische und nützliche Werke hervorzubringen. Diese Einteilung hat in Bezug auf die heutige Wissenschaft immer noch Gültigkeit. Beim theoretischen Wissen unterscheidet Aristoteles vor allem Metaphysik, Naturwissenschaften und die Mathematik sowie das Organon – die „Werkzeuge“ der Wissenschaft. Das Organon beschäftigt sich mit der Logik, den theoretischen Grundlagen der Argumentation in der Wissenschaft und solchen wissenschaftlichen Methoden wie Deduktion und Induktion zur Schaffung von Erkenntnissen auf streng logischer Basis. All das hat bis heute in der Wissenschaft uneingeschränkt Gültigkeit.

Andere wesentliche Lehren von Aristoteles

In seiner Naturphilosophie geht Aristoteles davon aus, dass die belebte Natur ständiger Veränderungen unterworfen ist. Das gilt für Pflanzen, Tiere und Elemente. Die unbelebte Natur hingegen, die lediglich aus „Artefakten“ besteht, verändert sich nicht aus sich selbst heraus, sondern lediglich durch von außen einwirkende Einflüsse. Seine Lehre stellt dabei auch Regeln für Ursachen und Auswirkungen – also Bewegungs- und Veränderungsvorgänge auf, die heute in der mechanistischen Weltsicht nicht mehr völlig uneingeschränkt gelten – aber immer noch vielen esoterischen Weltsichten durchaus weitgehend entsprechen.
Die Metaphysik, also die Lehre vom Wesen der Dinge, von ihren Eigenschaften und von der Unterscheidung zwischen Form, Materie und Idee. Für Aristoteles ist eine umfangreiche Kenntnis vom Wesen und der Substanz der Dinge und von ihren Eigenschaften und den Zusammenhang mit Ideen eine grundlegende Voraussetzung für den Erfolg jeder Wissenschaft. Nur wer versteht, aus welcher Substanz Dinge gemacht sind und wie Form, Materie und Idee zusammenhängen, der kann durch die Anwendung wissenschaftlicher Methoden zu richtigen Schlussfolgerungen gelangen.

Die Metaphysik ist also die erste Weisheit, die allen Wissenschaften vorangeht. Bei der Beantwortung dieser Frage nach den Zusammenhängen zwischen Idee und Materie strauchelt selbst die moderne Wissenschaft noch heute. Wohl können wir auf der mechanistischen Ebene sehr viele Vorgänge objektiv erklären, über die Substanz der Welt und ihren Entstehungsgesetzen herrscht aber immer noch Unklarheit. Gerade die Erkenntnisse der modernen Quantenphysik haben wieder grundlegende Fragen über das Wesen der Wirklichkeit und der Vorgänge beim Entstehen und Vergehen der Dinge aufgeworfen. Nach der aristotelischen Lehre ist aber genau das ein zentraler Punkt beim Verständnis der Welt und bei der Beurteilung, ob die Wissenschaft tatsächlich umfangreiche „wahre“ Erkenntnisse überhaupt liefern kann, oder nur teilweise und nur scheinbar wahre Teilerkenntnisse. Dieser Bereich der Lehre von Aristoteles spielt also selbst für die moderne Wissenschaftstheorie immer noch eine große Rolle.

Heutige Bedeutung

Während Aristoteles sich im Bereich der Biologie des öfteren nachweislich geirrt hat, scheinen seine zentralen Theorien im Bereich der Ethik immer noch sehr zeitgemäß. Das zentrale Ziel des Lebens ist nach Aristoteles die Verwirklichung von Glück, vor allem durch tugendhaftes Handeln. Charaktertugend wird dabei vor allem durch die Vermeidung von Extremen und ein Anstreben des Mittelmaßes erreicht. Auch seine staats- und verfassungstheoretischen Arbeiten haben viele Gedanken zum Inhalt, die ganz unbestritten zeitlos richtig sind. Auch seine Theorie der Dichtung und Poesie enthält bis heute gültige Regeln für die Dramatik. Betrachtet man all das zusammen, kann man Aristoteles durchaus als so etwas wie den ursprünglichen Begründer unserer modernen Welt sehen.

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