Francisco Pizarro

Wer sich mit der Geschichte der Eroberung Südamerikas beschäftigt, kommt an dem Namen Francisco Pizarro nicht vorbei. Der in Spanien geborene Conquistador trug durch die militärische Eroberung des riesigen Inkareiches sehr stark zur Kolonisierung großer Teile Südamerikas bei. Er wurde in eine Zeit geboren (Lebensdaten: geb. 1476 oder 1478, gestorben 1541), die Abenteurern und Entdeckern ein reiches Betätigungsfeld bot – von Gold und anderem Reichtümern ganz abgesehen.

Frühe Jahre und erste Erfolge

Francisco Pizarro González wurde in 1476 oder 1478 in Trujillo geboren. Diese Stadt in Extremadura in Westspanien, die schon zur Zeit der römischen Besatzung Spaniens als Turris Iulia bekannt war, wird auch „Wiege der Conquistadoren“ genannt. Insgesamt 56 Conquistadoren sind namentlich bekannt, die bei der Eroberung der Neuen Welt eine Rolle spielten und aus Trujillo stammten. Zu ihnen zählen auch Francisco Pizarro und seine drei Halbbrüder Hernando (1475-1575), Gonzalo (1502-48) und Juan (1511-36). Francisco Pizarro soll angeblich ein mittelloser Schweinehirt gewesen sein und blieb Zeit seines Lebens Analphabet. Zu seinen herausragenden Eigenschaften zählte Tapferkeit und eine gewisse Schläue, die ihm bei taktischen Manövern zu Gute kam. Er wird als entschlossen und zielstrebig beschrieben. Ohne diese Eigenschaften wäre er vermutlich auch nicht so erfolgreich gewesen. Zunächst lockte ihn wohl das Abenteuer, er verbrachte mehrere Jahre (von 1502 bis 1509) auf der Karibikinsel Hispaniola, und zwar dort, wo sich heute Haiti befindet.

Doch es zog in weiter, neuer Abenteuer erwarteten ihn. Er war Teilnehmer an der Expedition, die Vasco Núñez de Balboa im Jahre 1513 unternahm. Bei dieser Expedition stieß man bis zum Pazifik vor und erkundete den Isthmus von Panama, also jene Landenge, die sich vor Jahrmillionen nach der Verschiebung der Kontinentalplatten bildete und eine Landbrücke zwischen Nord- und Südamerika darstellt. Wenige Jahre später, nämlich 1519, ließ sich Francisco Pizarro in Panama-Stadt nieder. Dort bekleidete er das Amt des Richters und Bürgermeisters. Auf diese Weise erwarb er ein kleines Vermögen. Als er 1522 von der Existenz des Inkareiches erfuhr, war sein Ehrgeiz geweckt, zumal ihn wohl auch die Nachricht erreicht hatte, dass ein entfernter Verwandter, Hernán Cortes, das Aztekenreich erobert hatte. Es passt in das Bild des nach Ruhm und Reichtum Strebenden, dass er sich 1524 vertraglich verpflichtete, das Goldland Eldorado zu finden, von dem Legenden berichteten. Er blieb zwar zunächst mit seinen Expeditionen erfolglos, doch mit ungebrochenem Eifer begab er sich auf immer wieder neue Exkursionen.

Francisco Pizarro konnte von der Erkundungsfahrt der Jahre 1526 bis 1528, bei der er Peru erreichte, Gold und Lamas zunächst nach Panama und später bis nach Spanien bringen. Zu dieser Zeit war der Habsburger Karl I König von Spanien, jener Herrscher, von dem die Rede geht, er habe gesagt, in seinem Reich gehe die Sonne nicht unter. Falls Karl I, der zugleich auch Kaiser des Heiligen Römischen Reiches war, diesen Ausspruch wirklich getan hat, bezog sich diese Aussage sicherlich auf die überseeischen Besitzungen Spaniens, die das Mutterland unter anderem den Conquistadoren wie beispielsweise Francisco Pizarro zu verdanken hatte. Daher bedurfte es vermutlich nicht allzu großer Überredungskunst seitens Pizarros, um den König zu bewegen, Pizarro am 26. Juli 1529 zum Generalkapitän Perus zu ernennen. Pizarro musste zwar die Mannschaft auf eigene Kosten ausrüsten, erhielt aber das Gouverneursamt für weitreichende Besitzungen südlich Panamas.

Die Eroberung des Inkareiches

Zunächst führte die Expedition im Jahre 1531 an der Pazifikküste entlang. 1532 gründete Francisco Pizarro die erste spanische Siedlung in Peru, die heutige Stadt Piura. Nun verließen die Expeditionsteilnehmer die Küste und ihre Schiffe und machten sich auf, das Landesinnere zu erobern. Nach entbehrungsreichen Fußmärschen, bei denen nicht nur der tropische Dschungel, sondern auch die mächtigen Gebirgszüge der Kordilleren bezwungen werden mussten, drangen die Eroberer schließlich in das Reich der Inka vor. Die Annäherung blieb nicht unbeobachtet, die Inkas waren durchaus über das Eindringen der Fremden in ihr Reich informiert, es fanden Besuche von Boten statt. Die Hauptstadt des Inkareiches war Cuzco, ein Zusammentreffen zwischen Pizarro und dem Inka-Herrscher Atahualpa fand jedoch im rund 1000 Kilometer entfernten Cajamarca statt.

Was dort geschah, ging zwar offiziell als Schlacht von Cajamarca in die Geschichte ein, war aber definitiv nichts anderes als ein Hinterhalt, der geschickt angelegt worden war. Er diente einzig dem Zweck, den Inka-Herrscher zu beseitigen. Ahnungslos tappten die Inkas in die Falle, trotz des Ungleichgewichts der Truppenstärken chancenlos. Man spricht von rund 250 Mann auf spanischer Seite und mehreren tausend Inkas, die jedoch, nachdem der gottgleiche Inka bedroht und verhaftet wurde, bewegungslos verharrten, was teils auf den Schock zurückzuführen, teils aber auch mit hierarchischen Strukturen erklärbar ist. Sie waren weder gewohnt noch fähig, selbst Entscheidungen zu treffen. So geriet Atahualpa in Gefangenschaft und wurde später, obwohl er monatelang hohen Lösegeldforderungen nachgekommen war, unter einem Vorwand während der Abwesenheit Pizarros hingerichtet. Doch dieses Vorgehen allein hätte noch nicht die Unterwerfung des ganzen Reiches bedeuten müssen. Hier setzt das Taktieren Pizarros ein, der zahlreiche indianische Alliierte zu rekrutieren verstand. Er nutzte geschickt die diffizile innenpolitische Lage und die unterschwelligen Konflikte im Vielvölkerstaat des Inkareiches und spielte diverse Völker und Stämme, die sich Befreiung vom Joch der Inkas erhofft hatten, gegeneinander aus.

Das Inkareich, das Pizarro auf diese Weise eroberte, erstreckte sich über die heutigen Staaten Peru, Ecuador, Teile Boliviens und Nord-Chile. Die Unterwerfung dieses riesigen Reiches wurde einerseits durch bürgerkriegsähnliche Zustände, die die Spanier vorfanden, begünstigt, aber auch eingeschleppte Seuchen, denen die eingeborene Bevölkerung nichts entgegenzusetzen hatte, waren von großer Bedeutung. Außerdem spielte das Versagen der militärischen Reichsverteidigung der Inkas durch allzu langes Zögern vollends den Eroberern in die Hand.

Konflikte und das Ende

Francisco Pizarro, der sich selbst als religiös bezeichnete, war ein absolut rücksichtsloser Machtmensch. Zu seinem Unglück umgab er sich allerdings mit Menschen gleichen Kalibers. Das rächte sich in den späteren Jahren. Zunächst machte die Eroberung des Inkareiches gewaltige Fortschritte, im Jahre 1533 nahmen die Spanier die Inka-Hauptstadt Cuzco ein, die geplündert und niedergebrannt wurde. Zwei Jahre später gründete Francisco Pizarro in der Nähe der Küste eine neue Hauptstadt mit dem schönen Namen „Stadt der Könige“: Ciudad de los Reyes, das heutige Lima. Er setzte einen neuen Inka-Herrscher ein, Manco Cápac II., der jedoch schon 1536 sein Bündnis mit den Spaniern aufkündigte und damit einen sich jahrzehntelang hinziehenden Aufstand heraufbeschwor. Diesen allerdings sollte Francisco Pizarro nicht mehr miterleben. Bereits im Jahre 1537 gab es militärische Auseinandersetzungen zwischen Pizarro und einem seiner Kampfgefährten, Diego de Almagro, denn angeblich sei die Beute nicht gerecht verteilt worden. Almagro war von Pizarro die Herrschaft über weite Landesteile im Süden versprochen worden.

Der zur Eroberung aufgebrochene Almagro kehrte jedoch enttäuscht aus dem heutigen Chile zurück, da man dort nur wüstenähnliche Gegenden und kein Gold gefunden hatte. Die Auseinandersetzung gipfelte in der Gefangennahme und Hinrichtung Almagros, wiederum in Abwesenheit Pizarros. Die Parallele zum Fall Atahualpa ist augenscheinlich. In beiden Fällen hielt sich Pizarro offenbar aus taktischen Gründen weit entfernt vom Brennpunkt des Geschehens auf, um nicht unmittelbar mit den Vorgängen in Verbindung gebracht zu werden. Im letzteren Fall hat ihm das nicht viel genutzt, denn die Auseinandersetzung mit dem ehemaligen Weggefährten und die Hinrichtung Almagros sorgten dafür, dass sich die Spanier in zwei unversöhnlichen Lagern gegenüberstanden. Es nimmt nicht wunder, dass Francisco Pizarro am 26. Juni 1541 in seinem Palast in Ciudad de los Reyes (Lima) ermordet wurde. Anhänger Diego de Almagros und dessen gleichnamiger Sohn werden für die Tat verantwortlich gemacht.

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