Gandhi

Mahatma Gandhi war ein indischer Rechtsanwalt, Asket und Pazifist. Ferner gilt er als der politische und geistige Anführer der indischen Unabhängigkeitsbewegung im 20. Jahrhundert. Er vertrat die Meinung, dass man nur mit einem gewaltfreiem Widerstand, zivilem Ungehorsam sowie Fasten bis zum Tode, seine Ziele umsetzen kann, was er 1947 demonstriert, als er für das Ende der britischen Kolonialherrschaft in Indien sorgte. Mehr über Gandhis Leben erfahren Sie in diesem Beitrag.

Welche Ziele verfolgte Gandhi?

Gandhi forderte nicht nur, das Aussprechen der Wahrheit und die Gewaltlosigkeit, sondern auch die individuelle sowie politische Selbstkontrolle und Selbstbestimmung. Bewusst sprach er die Gefühle seiner Gegner an, um sie von seiner Idee zu überzeugen und Verbündete zu gewinnen. Er setzte sich für die Menschenrechte vor allem Unberührbarer sowie Frauen ein und wollte eine Versöhnung der Moslems und Hindus. Außerdem machte er sich stark gegen die koloniale Ausbeutung und wollte ein neues, autarkes und von der Landwirtschaft geprägtes Wirtschaftssystem schaffen. Er wurde zu neun Jahren Gefängnis verurteilt und sein Leben endete durch ein Attentat. Bereits zu Lebzeiten war Gandhi sehr berühmt, galt als Vorbild und wurde mehrmals für den Friedensnobelpreis nominiert.

Gandhis Ausbildung

Er absolvierte in London das Jurastudium und nach seiner Rückkehr nach Indien im Jahr 1891 arbeitet er als Rechtsanwalt in Bombay. Leider stellte er schnell fest, dass ihm der Beruf des Anwalts nicht lag. Ihm fehlte die nötige Erfahrung in Hinblick auf die Rechtsprechung in Indien. Ferner war er sehr schüchtern. Zur damaligen Zeit war es in Indien üblich, andere Anwälte zu bestechen, um neue Mandanten zu bekommen, aber Gandhi lehnte diese Vorgehensweise ab. Prinzipiell kannte Gandhi den westlichen Lebensstil aus seiner Zeit in London und übernahm ihn auch teilweise. Seiner Frau brachte er beispielsweise bei wie die Frauen in Großbritannien zu lesen und zu schreiben und auch seine Kinder erzog er europäisch. 1893 reiste Gandhi nach Südafrika, wo er seine erste Erfahrung mit der Apartheit sammelte. Als er mit einem Zug in der ersten Klasse fahren wollte, wurde ihm das als Farbigen verweigert und er wurde aus dem Zug geworfen. Es gab mehrere Erlebnisse, die Gandhis Überzeugung nährten, dass es mehr als ungerecht ist, wie andersfarbige Menschen in Südafrika behandelt werden. Er wollte nicht als Mensch zweiter Klasse behandelt werden. Er entschloss, etwas gegen diesen Rassismus zu unternehmen. Diese Erlebnisse prägten Gandhi so sehr, dass er nun begann sich für die Recht der indischen Minderheit in Südafrika zu engagieren und aktiv etwas gegen die Diskriminierung und Rassentrennung zu tun.

Gandhis Kampf für die indische Unabhängigkeit

1951 kehrte Gandhi nach Indien zurück und trat dem Indian National Congress bei. Darüber hinaus stellte er elf Selbstverpflichtungen auf für das Leben im Ashram, und zwar die Liebe zur Gewaltlosigkeit, Wahrheit, Keuschheit, Furchtlosigkeit, körperliche Arbeit, nicht stehlen, Desinteresse an materiellen Dingen, Gleichheit der Religionen, vegetarische Ernährung, Einsatz für die Unberührbaren und die Verwendung indischer Produkte. Gandhi selbst brachte überall sein Spinnrad mit, um aufzuzeigen, wie wichtig einfache, landwirtschaftliche Arbeit ist. Ferner wurde das Spinnen Symbol der indischen Unabhängigkeit, daher ist das Spinnrad noch heute Teil der indischen Flagge.

Die erste öffentliche Rede hielt Gandhi 1916 zur Eröffnung der Banaras Hindu Universität. In dieser Rede teilte er seinen Zuhörer mit, worin die Vorteile von Gewaltlosigkeit liegen und nannte sich selbst einen Anarchisten anderer Art. 1919 organisiert der Indian National Congress Massenproteste gegen die britische Kolonialregierung. Bereits zu Beginn der Proteste kam es zu Streiks von Händlern und Geschäftsleuten. Bei einem Massaker töteten britische Soldaten auf einer friedlichen Versammlung 379 Männer, Frauen und Kinder und mehr als 1200 Menschen wurden verletzt. Daher nahm auch die Weltöffentlichkeit von diesem Ereignis Kenntnis und die Protestbewegung erhielt noch mehr Zusprache. Ende 1924 wurde Gandhi zum Präsidenten des INC gewählt und rief zum Boykott von Importen vor allem von Großbritannien auf. Leider unterschätzte Gandhi die Gegensätze zwischen Hindus und Moslems. Ferner führte er das Konzept der Nichtzusammenarbeit ein, damit die Briten den indischen Subkontinent verlassen. Hiernach sollten alles indische Angestellte und Beamte nicht mehr für ihre Kolonialherrscher arbeiten.

Nun erreichte Gandhi seinen eigenen Höhepunkt. Überall wo er auftrat und zu seinen Anhängern sprach, traten Bauern, Arbeiter, Beamte und viele mehr in den Streik. Ferner wurde importierte britische Kleidung verbrannt. 1922 startete er seine Kampagne des zivilen Ungehorsams, die sich gegen die massiven Steuererhöhungen richteten. Leider endete die Kampagne in Gewaltausschreitungen, woraufhin Gandhi sie sofort beendete. Er nahm die Schuld auf sich, verlor daraufhin seine Zulassung als Anwalt und wurde zu mehreren Jahren Gefängnis verurteilt. 1924 erschien das erste Buch über Gandhi, welches sich mit den geistigen Traditionen Indiens beschäftigte und ein positives Bild von Gandhi zeichnete. Ferner veröffentliche Gandhi eine Autobiografie, in der er seine Idee von Demokratie vorstellte. Seiner Meinung nach müsse eine Demokratie alle physischen, ökonomischen sowie spirituellen Quellen aller verschiedenen Bereiche des Lebens für das Gemeinwohl mobilisieren. Außerdem müsse das Land dezentral organisiert sein und das Dorf mit der lokalen Selbstversorgung und -verwaltung bildet den Mittelpunkt.

Er verfolgte das Ziel einer staatenfreien Gesellschaft und wollte einen einheitlichen Lohn für alle Arbeiten einführen sowie, dass alles Privateigentum von Treuhandbesitz abgelöst wird. Ebenso wollte er die Gleichberechtigung der Kasten einführen.

Sein politisches Engagement

1929 und 1930 plante Gandhi Maßnahmen gegen die ungerechte Salzsteuer. Er erklärte den 26. Januar 1930 zum Unabhängigkeitstag und legte den Briten ein 11-Punkte-Programm vor, in dem er seine wirtschaftlichen und politischen Forderungen darlegte, u.a. die Streichung der Salzsteuer, Halbierung der Grundsteuer und des Militärhaushaltes. Als keine Reaktion auf seine Forderungen kamen, organisierte er den bekannten Salzmarsch gegen das britische Salzmonopol. Dieser Salzmarsch fand auf einer 388 km langen Strecke statt und war die spektakulärste Kampagne von Gandhi, die er während seines Kampfes für die Unabhängigkeit organisierte. Dieser Salzmarsch symbolisierte den Aufbruch der indischen Massen. Große Teile der Bevölkerung wurden von dieser Aktion motiviert und schlossen sich der Bewegung an. Nachdem immer mehr Menschen anfingen, Salz zu gewinnen, wurden 60.000 Leute inhaftiert, unter anderem auch Gandhi.

1930 und 1931 nahm Gandhi an der Round-Table-Konferenz in London teil, leider blieben seine Vorstellungen von den Fortschritten in Hinblick auf die Unabhängigkeitsfrage unerfüllt. Nach seiner Rückkehr nach Indien wurde er wieder inhaftiert, weil neue Aktionen gegen die Kolonialmacht befürchtet wurden. Während seiner Haft erfuhr er vom britischen Plan, separate Wahlen der Kastenlosen umzusetzen, woraufhin er in den Hungerstreik trat. Nach sechs Tagen beendete er sein Fasten, weil sich auf einen Kompromiss geeinigt werden konnte, nach dem eine gemeinsame Wahl stattfand. 1934 verließ Gandhi den indischen Nationalkongress, da er sich selbst nicht als Politiker sah. Er beschäftigte sich mehr mit den Problemen der Bauern und Kastenlosen. 1933 gab er eine eigene Zeitschrift heraus, in der er genaue Details zu seinem Unabhängigkeitskampf veröffentlichte. Er wollte nicht nur die soziale Frage klären, sondern trat auch für die Gleichberechtigung von Mann und Frau ein. Er ging davon aus, dass jeder sein Leben ändern kann, indem er diente und nicht befahl. 1947 verkündete letztendlich der britische Premier die Unabhängigkeit Indiens sowie die Teilung in die beiden Staaten Indien und Pakistan.

1948 wurde Gandhi von einem fanatischen Hindu erschossen. Sein Leben lang war Gandhi für die Aussöhnung von Hindus und Moslems eingetreten. Nach seinem Tod wurde er verbrannt und seine Asche wurde in den Ganges gestreut. Er ist noch heute indischer Nationalheld und sein Geburtstag ist ein nach wie vor ein indischer Nationalfeiertag und wird jedes Jahr gefeiert.

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