Harry S. Truman

Der 33. Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika ist als der US-Staatsmann in die Geschichtsbücher eingegangen, der den Abwurf der verheerenden Atombomben auf Hiroshima und Nagasaki befohlen hatte und damit dem II. Weltkrieg beendete. Truman machte die USA endgültig zur westlichen Hegemonialmacht und führte sein Land in den Kalten Krieg. Außerdem wird Harry S. Truman häufig im Zusammenhang mit dem 22. Verfassungszusatz erwähnt, der in seiner Regierungszeit eingeführt wurde und seitdem die Amtszeit des US-Präsidenten auf maximal 10 Jahre begrenzt. Galt Truman beim Ausscheiden aus dem Amt im Jahr 1953 bei den meisten seiner Zeitgenossen noch als eher unbedeutender Präsident, der im Schatten sowohl seines Vorgängers Franklin D. Roosevelt als auch seines Nachfolgers Dwight D. Eisenhower stand, hat sich mittlerweile das Urteil zumindest der Fachhistoriker gewandelt. Heute zählt Truman nach herrschender Experten-Meinung zu den zehn wichtigsten US-Präsidenten der Geschichte.

Farmer und Soldat

Harry S. Truman wurde am 8. Mai 1884 als ältestes der drei Kinder von Martha Ellen Young Truman (1852-1947) und John Anderson Truman (1851-1915) in der Kleinstadt Lamar im Bundesstaat Missouri geboren. Die in bescheidenen Verhältnissen lebenden Trumans bewirtschafteten eine Farm vor den Toren der Stadt Independence, Missouri. Harry Truman bekam nach einem damals in Missouri nicht unüblichen Brauch zu Ehren seiner beiden Großväter Shippe Truman und Salomon Young als zusätzliches Namenselement das Initial „S“ ohne Abkürzungs-Punkt. Später hat Harry S Truman die Schreibweise seines Namens in „Harry S. Truman“ geändert. Truman arbeitete nach Abschluss der High School und einem Semester an einem Wirtschafts-College (1901) als Hilfsarbeiter, Bürohilfe und Poststellenmitarbeiter. 1906 kehrte er auf die Familien-Farm zurück, um seine durch eine Getreide-Spekulation in wirtschaftliche Schwierigkeiten geratenen Eltern durch seine Arbeitskraft zu unterstützen. 1923 bis 1925 hatte er noch einmal vergeblich versucht durch Abendkurse an einer Law School, einen akademischen Abschluss nachzuholen.

Trumans Berufsziel war es gewesen, Offizier zu werden. Er wurde aber wegen seiner starken Kurzsichtigkeit von der Militärakademie West Point abgelehnt. 1905 gelang es dem jungen Farmer zumindest, in die paramilitärische Nationalgarde von Missouri aufgenommen zu werden. Die im Ersten Weltkrieg für den Übersee-Einsatz mobilisierte Nationalgarde zog Truman 1917 zum Kriegsdienst ein. Während der Kampfausbildung lernte er einen Neffen der demokratischen Parteigröße Thomas „Boss Tom“ Pendergast (1873-1945) kennen und kam so mit dem ebenso einflussreichen wie korrupten Parteichef von Kansas City in Kontakt. Truman, der als Artillerie-Offizier in Frankreich zum Einsatz kam, bewährte sich hervorragend bei der Menschenführung seiner undisziplinierten Mannschaften. Die von ihm befehligte Batterie verlor unter seinem Kommando nicht einen Mann.

Politische Karriere

Der als Captain 1918 entlassene und nach Independence zurückgekehrte Harry S. Truman heiratete 1919 Bess Wallace (1985-1982). Fünf Jahre später wurde das einzige Kind der Trumans geboren: Margaret Truman Daniel (1924-2008), Mutter von vier Söhnen, hat sich später einen Namen als Sängerin und Autorin gemacht. Truman versuchte sich als Textilgeschäftsinhaber in Kansas City, ging aber bereits wenig später im Zuge der Rezession von 1921 bankrott. In dieser wirtschaftlich prekären Situation wurde Truman mit Hilfe von „Boss Tom“ Pendergast zum Friedensrichter von Jackson County gewählt. 1924 nicht wiedergewählt, schlug sich Truman zwei Jahre als Vertreter durch, bis er, wiederum mit Pendergasts Hilfe, den mit einem Landrat vergleichbaren Posten eines leitenden Friedensrichters von Jackson County erhielt.

1933 stieg er zum für Missouri zuständigen Direktor des von Präsident Franklin D. Roosevelt aufgelegten Arbeitsbeschaffungsprogramms auf. 1934 wurde Truman mit Pendergasts Rückendeckung in den US-Senat gewählt und 1940 wiedergewählt. Truman hatte erhebliche Mühe sich des nicht unberechtigten Vorwurfs zu erwehren, ein Protegé des zunehmend in die öffentliche Kritik geratenen Pendergast zu sein. Durch seine korrekte Arbeit in diversen Senatsgremien konnte Truman aber Sympathien gewinnen. Er gehörte aber nie dem engeren Führungskreis der Demokratischen Partei um Roosevelt an, sondern blieb Hinterbänkler. 1944 wurde Truman, der sich während des Zweiten Weltkriegs als effizienter Verwaltungsexperte bewährt hatte, zum Kompromisskandidaten der Demokraten für den Vizepräsidentenposten bei den Wahlen zur vierten Präsidentschaft Roosevelts. Roosevelt gewann die Wahl und wurde mit Truman als Vizepräsident an der Seite am 20. Januar 1945 zum vierten Mal vereidigt.

Präsidentschaft 1945 bis 1953

Roosevelt starb 63jährig weitgehend unerwartet am 12. April 1945 an einer Gehirnblutung und der in der Öffentlichkeit nur wenig bekannte und vor allem außenpolitisch fast völlig unerfahrene Truman rückte an die Spitze auf. Der zeitlebens antikommunistisch eingestellte Truman vertrat die Meinung, dass die isolationistische Haltung der Vorkriegszeit-USA entscheidend zu den zum Zweiten Weltkrieg führenden Krisen beigetragen hätte und in der Nachkriegsordnung radikal revidiert werden müsste, um ein Vordringen des Kommunismus zu verhindern.

Als sein wichtigstes aktuelles Ziel sah Truman aber im April 1945 die für die Alliierten möglichst verlustarme und rasche Beendigung des Zweiten Weltkriegs an. Nach dem alliierten Sieg in Europa im Mai 1945 konzentrierte er seine Bemühungen auf die endgültige Niederwerfung Japans. Vor allem um den Widerstandswillen der Japaner zu brechen und so Verluste amerikanischer Truppen zu vermeiden, aber auch um einen möglichen Vormarsch der Roten Armee in Fernost bei einer Fortdauer der Kämpfe zu verhindern, befahl Truman am 6. beziehungsweise am 9. August, Atombomben zu werfen. Japan kapitulierte am 15. August 1945 bedingungslos. Truman war in diesem Jahr an zwei entscheidenden politischen Weichenstellungen der Nachkriegsordnung maßgeblich beteiligt. Zum einen durch die Gründung der in New York ihren Hauptsitz nehmenden UNO, zum anderen durch die Deutschland und Europa in zwei Blöcke teilenden Beschlüsse der Potsdamer Konferenz. In Potsdam hatte sich bereits eindeutig der durch das militärische Zweckbündnis gegen Hitler-Deutschland überdeckte ideologische Graben zwischen dem Westen und der von Stalin geführten Sowjetunion aufgetan.

Kalter Krieg

Schrittweise wurde in Folge die bisherige Zusammenarbeit eingestellt und durch ein zunehmend von Misstrauen und Angst geprägtes Konfrontationsverhältnis abgelöst, das spätestens ab 1947 üblicherweise mit dem Begriff „Kalter Krieg“ bezeichnet wurde. Offiziell wurde dieses die Weltpolitik bis Ende der 1990er Jahre dominierende Konfrontationsverhältnis durch die am 12. März 1947 verkündete „Truman-Doktrin“, durch die der Präsident die Verteidigung der „freien Welt“ vor Bedrohung durch den Kommunismus als Kernziel der US-Außenpolitik feststellte. Eng mit dieser Vorgabe zusammen standen der die westlichen Staaten massiv wirtschaftlich unterstützende Marshall-Plan sowie der wesentlich vom US-Diplomaten Georg F. Kennan ausgearbeitete Containment-Ansatz („Eindämmungspolitik“). Der Containment-Ansatz war eher abwartend-defensiv und sollte ein Vordringen des Kommunismus zwar verhindern, aber nicht wie in der wesentlich offensiveren, von Truman-Nachfolger Eisenhower 1957 aufgestellten Doktrin in Form eines aktiven Zurückschlagens („Roll Back“-Politik). Die größte Krise im Kalten Krieg während der Truman-Administration war der 1950 ausgebrochene Korea-Krieg. Truman gelang unter Einbeziehung der UNO den nordkoreanisch-chinesischen Angriff auf das mit den USA verbündete Südkorea militärisch abzuweisen. In diesem Zusammenhang gelang es Truman auch sich souverän gegenüber dem UN-Oberkommandierenden US-Feldmarschall MacArthur, der den Einsatz von Atomwaffen befehlen wollte, durchzusetzen.

Innenpolitik

In der Innenpolitik sprach sich Truman, der 1948 in seinem Amt bestätigt wurde und 1950 einen Attentatsversuch überstanden hatte, zwar für soziale Reformen („Fair Deal“) und den Abbau der Rassendiskriminierung aus, erreichte in dieser Hinsicht aber nur wenig. Dagegen baute er den staatlichen Sicherheitsapparat erheblich aus (1947: Gründung der CIA), was allerdings nicht verhinderte, dass er in dem von ihm nicht unwesentlich mitverursachten Klima der Kommunistenangst in die Kritik von extremen Hardlinern wie dem berüchtigten Senator McCarthy geriet. 1952 entschied sich Truman gegen eine für ihn rechtlich noch mögliche weitere Präsidentschaftskandidatur und schied am 20. Januar 1953 aus dem Amt aus. In den Folgejahren durchaus noch einflussreich als „Elder Statesman“ starb Harry S. Truman am 26. Dezember 1972 an den Folgen eines Unfalls.

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