Zeitgeschehen

Zeitgeschehen ist ein Begriff, der in Abgrenzung zur Geschichte genutzt wird. Die Geschichte ist stets durch die Meinung der Person, die sie aufzeichnet, beeinflusst. Ist das Streben nach Objektivität auch noch so groß, ist es dennoch für keinen Menschen möglich, seine eigene Meinung vollständig auszublenden. Das Zeitgeschehen hingegen kann von jeder Person, die in der jeweiligen Zeit lebt subjektiv empfunden und interpretiert werden. Auch wenn jeder Mensch innerhalb seines Lebens von seiner Umwelt beeinflusst wird, so ist dieser Einfluss ebenfalls ein Teil des Zeitgeschehens und kann subjektiv wahrgenommen und verarbeitet werden.

Beispiel DDR

Als Beispiel dafür kann die ehemalige Deutsche Demokratische Republik (kurz DDR) angeführt werden, die aus der sowjetischen Besatzungszone nach dem zweiten Weltkrieg hervor ging. Ein Bürger, der in der DDR lebte nahm diese Zeit, verglichen mit einem Außenstehenden, völlig anders wahr. In der DDR unterlag die Öffentlichkeit einer staatlich geregelten Zensur. Die Freiheit, jedes beliebige Werk zu publizieren war nicht gegeben und auch die Meinungsäußerung war reglementiert. Durch diese Maßnahme waren öffentliche Äußerungen, die gegen die Regierung der DDR zielten, nicht ohne die Gefahr von Strafen möglich. Durchgesetzt wurden diese Maßnahmen von einer sozialistischen Regierung. Diese Regierung war laut ihrer Verfassung demokratisch gewählt und garantierte den Bürgern freie Wahlen. In der Realität war dies allerdings nicht gegeben. Nach dem Motto „Es muss Demokratisch aussehen“, welches Walter Ulbricht prägte, verweigerte die Regierung den Menschen auch grundlegende Rechte, wie die Reisefreiheit. Um all diese Einschränkungen durchzusetzen, wurde eine große Zahl an Maßnahmen ergriffen, von denen viele Menschenrechte verletzten.

Mauerbau

Ein Beispiel dafür ist der Bau der Berliner Mauer, die sich an der kompletten innerdeutschen Grenze entlang zog. Offiziell wurde sie errichtet, um den Staat vor den imperialistischen Westmächten zu schützen. In Wahrheit war diese Grenzbefestigung eine Maßnahme, um der großen Anzahl an Flüchtlingen Herr zu werden, welche die DDR nach Westen verließen. Die Menschen flohen aus der DDR, um sich – hauptsächlich in westlich orientieren Ländern – ein neues Leben in Freiheit aufzubauen. Unter ihnen waren prozentual auch ein beachtlicher Teil gut ausgebildeter Fachkräfte. Wäre dieser Schwund von Arbeitskräften weiter in dem Tempo wie vor dem Mauerfall weiter gegangen, wäre die Wirtschaft die DDR an diesem Mangel zugrunde gegangen. Um dies zu umgehen wurde die drastische Maßnahme des Mauerbaus beschlossen. Das entstandene Bollwerk aus Stacheldraht, Beton und Wachtürmen wurde vielen Flüchtlingen zum Verhängnis, da die Grenzsoldaten den Befehl hatten, auf Flüchtlinge zu schießen. Um die Flucht der Menschen und jegliche Aktivitäten, welche sich gegen das Regime richteten schon vor der Ausführung aufzudecken, betrieb die DDR ein engmaschiges Spionagesystem. Geleitet wurde dieses Konstrukt aus offiziellen und inoffiziellen Mitgliedern vom Ministerium für Staatssicherheit. Die inoffiziellen Mitarbeiter kamen dabei nicht selten aus dem unmittelbaren Umfeld der bespitzelten Person. Wurden Pläne zur so genannten „Republikflucht“ bekannt und die beschuldigte Person angeklagt, dann drohten den Angeklagten bis zu fünf Jahr Haft unter teilweise menschenunwürdigen Bedingungen.

Diese Zustände wollten die Bürger der DDR gegen Ende der 80er Jahre nicht mehr akzeptieren. Doch ihr Unmut entlud sich nicht in Gewalt. In einer friedlichen Revolution erwirkten sie die Wiedervereinigung der deutschen Staaten. Ein Faktor dafür war neben der großen Anzahl an Menschen, die sich dafür einsetzten auch der wirtschaftliche Niedergang des Staates. Schließlich war die DDR in den letzten Jahren ihres Bestehens nur noch zahlungsfähig, da sie durch Milliardenkredite aus der BRD gestützt wurde. Der Untergang der DDR zeigt, dass Regierungen, die Freiheiten von Menschen beschneiden friedlich überwunden werden können. Eine Organisation, die sich unter anderem gegen so handelnde Regierungen wendet ist WikiLeaks.

WikiLeaks

WikiLeaks ist eine im Jahr 2006 gegründete Internetplattform, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, Dokumente zu veröffentlichen, die nicht für die Öffentlichkeit gedacht sind. Auf mehreren Webseiten veröffentlicht die Organisation zum Erreichen dieses Zieles große Mengen an Daten. Zu diesen zählen besonders brisante Akten, die von Regierungen oder Firmen als geheim deklariert sind. Ein Augenmerkt liegt darauf unethisches Verhalten öffentlich anzuprangern. Der Gedanke, dass Informationen, welche die Öffentlichkeit betreffen, dieser auch ohne Hindernisse, oder Einschränkungen zugänglich sein sollten, zieht sich durch die Handlungen der Plattform. Da dies allerdings meist nicht der Fall ist, müssen diese Informationen durch „Leaks“ (Englisch für „Löcher“) erst heraussickern.

Weniger bildlich gesprochen heißt dies, dass in den jeweiligen Institutionen Eingeweihte vorhanden sein müssen, die Informationen nach außen tragen. Diese Informanten setzen sich zum Teil großen Gefahren aus, obwohl WikiLeaks laut eigenen Angaben ein sicheres System entworfen hat, welches die Zurückverfolgung von Veröffentlichungen zu den Informanten verhindern soll. Diese Informanten werden „Whistleblower“ genannt, was auf das englische „to blow the whistle“ zurückzuführen ist, was übersetzt in etwa „In die Pfeife blasen“ bedeutet. Die genaue Herkunft der Redewendung ist nicht bekannt, aber sie wird in der Regel verwendet, um eine Person zu kennzeichnen, die unrechtmäßiges Verhalten aufdeckt.

Erste Veröffentlichungen

 

Die erste dieser Veröffentlichungen, die auf ein breites mediales Echo stieß, drehte sich um einen früheren Präsidenten von Kenia. Nach und nach veröffentlichte die Plattform auch Berichte über Vorfälle, die direkt, oder indirekt mit Deutschland zu tun hatten. Die erste Veröffentlichung dieser Art waren Aufzeichnungen der Feldjäger der Bundeswehr, die die Bombardierung von Tanklastern in Afghanistan betrafen, an der die Bundeswehr beteiligt war. Seit dieser Zeit ist die Plattform dauerhaft und regelmäßig in den Medien vertreten.

Reaktionen

Die Reaktionen bezüglich WikiLeaks gehen deutlich auseinander. Zum einen gibt es die Gruppe der Befürworter, die in dieser Gemeinschaft die Möglichkeit sehen, die Pressefreiheit und die freie Meinungsäußerung auch in Bereichen durchzusetzen, die bisher der Öffentlichkeit verborgen blieben. Die Gegner der Plattform kritisieren dagegen, dass WikiLeaks keiner Kontrolle unterliegt. Durch die Veröffentlichung von vertraulichen Daten könnten Menschen gefährdet werden. Liegen zum Beispiel die Klarnamen von Geheimdienstmitarbeitern auf der Plattform für jeden zugänglich vor, kann dies für diese Personen zu einer Bedrohung werden. Ab 2010 sah sich WikiLeaks zunehmend mit Problemen, wie fortwährenden Hackerangriffen konfrontiert. Des Weiteren kündigten viele namenhaften Unternehmen die Zusammenarbeit auf. Zu diesen zählten hauptsächlich Firmen, die Dienstleistungen im Internet anboten, auf welche die Enthüllungsplattform angewiesen ist. In Folge dieser Kündigungen wurde es für WikiLeaks immer schwerer, ihre Webpräsenz aufrecht zu erhalten und zeitweilig waren einige Domains nicht erreichbar. Mehrere Internetfirmen, welche Speicherplatz im Netz anbieten, verweigerten die Kooperation teilweise mit der Begründung, dass die WikiLeaks nicht die Urheberrechte an den gespeicherten Dokumenten besäße.

Ein weiterer größerer Schlag gegen die Enthüllungsplattform war, dass große Unternehmen, über deren Services WikiLeaks seine Spenden organisierte, die Zusammenarbeit mit der Plattform beendeten. Meist begründeten diese Unternehmen ihre Schritte damit, dass WikiLeaks gegen die vereinbarten Verträge verstoße, da die Spenden dazu genutzt würden, um illegale Aktivitäten zu finanzieren. Um einer möglichen Einstellung des Services zu entgehen, wich die Enthüllungsplattform auf alternative Zahlungsmethoden aus, um den Betrieb aufrecht zu erhalten. Eine weitere Maßnahme war die Einrichtung von „Mirrorseiten“, welche von Sympathisanten eingerichtet wurden. Eine Mirrorseite (vom Englischen Mirror – Spiegel) ist eine Webseite, die auf Servern liegt, die physikalisch von denen der Hauptseite getrennt sind. Die Inhalte der Mirrorseite spiegeln den Inhalt der Hauptseite wieder und sind damit eine Art verwendbare Sicherheitskopie.

Auf Grund der globalen Unterstützung für WikiLeaks gab es im 2010 über 2000 unabhängige Mirrorseiten der offiziellen WikiLeaks Webseite. Der grundlegende Betrieb konnte dadurch fortgeführt werden. Allerdings ist es seit 2010 nicht mehr möglich selbstständig Dokumente zu WikiLeaks hoch zu laden. Außerdem steht die Veröffentlichung von Geheimnissen seit 2011 ebenfalls still.

Weiterführende Informationen aus dem Themenkomplex "Zeitgeschehen":

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