Andy Warhol

Der US-amerikanische Künstler Andy Warhol wurde unter dem bürgerlichen Namen Andrej Warhola geboren. Bekannt wurde er für die Stilrichtung Pop Art, aber er hat sehr viel mehr zu bieten: Als Grafiker, Filmemacher, Verleger und Illustrator hinterließ er ein sehr vielseitiges und vor allem auch vielschichtiges Werk, das nicht unbedingt leicht zu erfassen ist. Andy Warhol wurde am 6. August 1928 in Pittsburgh geboren, er verstarb am 22. Februar 1987 in New York City. Sein Geburtsjahr sorgt immer wieder für Verwirrung, denn Warhol selbst machte sich gerne jünger als er war und gab häufig 1930, manchmal sogar 1933 als Jahreszahl an. Diese Angaben finden sich immer noch in Biografien des Künstlers.

Familiärer Hintergrund und Ausbildung

Andy Warhol war der jüngste von drei Söhnen. Seine Eltern kamen aus den Karpaten im damaligen Ungarn, einem Gebiet, das heute zur Slowakei gehört, und siedelten in den USA, weil sie sich dort ein besseres Leben erhofften. Schon als kleiner Junge erkrankte Warhol am sogenannten Veitstanz, einer neurologischen Erkrankung, die mit starken Muskelzuckungen im Gesicht und in den Händen einhergeht. Außerdem litt er unter einer Pigmentstörung, aufgrund derer lange Zeit angenommen wurde, er sei ein Albino. Die Krankheit hatte eine längere Bettlägerigkeit zur Folge, und Andy Warhol entwickelte seine Begeisterung für Comics und Kinofilme. Er vertrieb sich die Zeit mit Zeichnen und dem Ausschneiden von Papierfiguren, und die Bindung zu seiner Mutter wurde enger.

Warhol wuchs in Pittsburgh auf und ging zur Schule, später studierte er Gebrauchsgrafik am Carnegie Institute of Technology in Pittsburgh (1945-49; heute Carnegie Mellon University). Seinen Abschluss machte er in Malerei und Design, dann zog er nach New York City. Diese Stadt war damals nicht nur ein Muss für Künstler, sondern auch der Sitz für Werbung. Er ging nicht alleine dorthin, der Freund und Künstler Philip Pearlstein folgte ihm.

Entwicklung als Künstler

In den 1950er Jahren war Andy Warhol weder bekannt, noch hatte er die Mittel, eine große Ausstellung vorzubereiten, um bekannt zu werden. Er lebte von Gelegenheitsaufträgen als Werbegrafiker, hielt sich als Schaufensterdekorateur über Wasser und verkaufte Obst und Gemüse. 1950 veröffentliche eine Mädchenzeitschrift Zeichnungen von ihm, die bereits mit seinem Künstlernamen Andy Warhol signiert waren. Diese Zeit brachte eine wichtige Entwicklung: Warhol experimentierte mit der sogenannten drop and dripping Technik. Er zeichnete einfache Bilder von Schmetterlingen, Putten und anderen Motiven in Tusche oder Tinte, legte ein Löschpapier darauf und drückte das nasse Löschpapier anschließend auf ein neues Blatt. Diese simple „Abklatschtechnik“ wird nicht nur von Kindern verwendet, sondern war der Vorläufer seines späteren Siebdrucks.

Zusammen mit der Designerin Suzie Frankfurt entwarf und verwirklichte er viele Beiträge für Zeitungen und Zeitschriften, für Werbegeschenke und Grußkarten, die letztendlich den Anfang seiner Künstlerkarriere bildeten. Seine spätere fast industriell anmutende Massenanfertigung begann, indem er Freunde zu „Ausmalparties“ einlud und sie seine Zeichnungen kolorieren ließ. Bebilderte, humorvolle Kochbücher entstanden, und 1952 hatte er seine erste Einzelausstellung in der Hugo-Galerie in New York. 1956 schaffte er es ins Museum of Modern Art in New York. Allerdings zeigten diese beiden Ausstellungen nur Grafiken von ihm. Ende der 1950er war Warhol der am besten bezahlte Grafiker in Manhattan, dennoch wählte er bald eine künstlerische Laufbahn.

Entsprechend seiner Hobbies aus der Kindheit konzentrierte er sich darauf, Motive aus der Populärkultur, aus Comics und Filmen, auf die Leinwand zu zaubern. Mickey Mouse und Popeye, einige Hollywood-Stars und Superman waren seine Sujets. Diese Darstellungen standen der Werbung sehr nahe und Warhol distanzierte sich bewusst von seinen Zeitgenossen, die sich dem Abstrakten Expressionismus zugewandt hatten. Namen wie Mark Rothko und Barnett Newman stehen für eine Kunstrichtung, mit der Warhol nichts zu tun hatte, und auch die Action Paintings von Jackson Pollock passten gar nicht zu dem, was er machte. Allerdings stieß er recht bald auf die Ideen von Kollegen wie Roy Lichtenstein und Robert Rauschenberg, die ähnliche Sujets wie er auf eine ganz ähnliche Art und Weise behandelten. Pop Art war bereits belegt.

Siebdruck und Filme in den 1960ern

Anfang der 1960er Jahre entwickelte Warhol seinen Siebdruck und arbeitete künftig mit dieser Technik. Er sammelte Bilder aus Kinoheften, Magazinen, Zeitungen und von Flugblättern, die er später als Motive für seine Arbeiten verwendete. Die Motive waren den Amerikanern vertraut: Es handelte sich um Werbebilder oder Pressefotos, denen sie täglich begegneten. Andy Warhols Kunst hatte also einen hohen Wiedererkennungswert. Dazu trug auch die serielle Verwendung der Motive bei – „thirty are better than one“ („dreißig sind besser als eines“) nannte er eine Arbeit, die eine Postkarte mit dem Motiv der Mona Lisa dreißigmal auf einer Leinwand vervielfältigt zeigte. Damit setzte sich Warhol auch mit der industriellen Produktion von Konsumgütern auseinander, mit der Problematik des „immer mehr“, wo das Original weniger zählt als die Masse der Kopien. 1962 gründete Andy Warhol seine Factory – so nannte er sein Atelier.

Diese Factory befand sich in mehreren Fabrikhallen, die quer über New York verteilt waren und in denen er an verschiedenen Projekten arbeitete. Sie waren Atelier und Filmstudio, Partyort und Wohnung für Warhol und seine Gäste. Die einzelnen Hallen galten als der Pool der Kreativität in New York City, und viele Künstler ganz unterschiedlicher Genres waren dort anzutreffen. Sowohl Mick Jagger als auch Bob Dylan, Salvador Dalí und Jim Morrison waren zu Gast in der Factory, aber auch Marcel Duchamp. Neben dem Siebdruck beschäftigte sich Warhol mit Filmen: Er sah sich zunehmend nicht als Künstler, sondern als Produzent. Er machte Aufnahmen von seinen Gästen in der Factory, von völlig unbekannten Personen ebenso wie von den aufgeriebenen Menschen auf seinen Parties, die zum Teil stark sexuell konnotiert waren.

Nach einem Attentat ließ es der Künstler ruhiger angehen, die Factory wandelte sich in Bürogebäude. Spätere Filme von Andy Warhol grenzen an Pornografie, sind zum Teil auch nicht mehr von ihm selbst gedreht. Er überließ die Regie zunehmend seinem Mitarbeiter Paul Morrissey. Die frühen Filme Warhols drehen sich nicht nur um nackte Menschen, sondern thematisieren schwierige Themen wie Homosexualität, Voyeurismus, Psychosen, Drogenexzesse und Exhibitionismus – Themen, die in der Künstlerwelt Ende der 1960er Jahre wohl allgegenwärtig, aber dennoch mit Tabus belegt waren. Die Filme unter der Regie Morrisseys hatten damit nichts mehr zu tun, es handelte sich um rein kommerzielle Spielfilme, die in den USA und in Europa öffentlich gezeigt wurden, nur noch dem Namen nach von Andy Warhol stammten und doch seine Bekanntheit steigerten.

Kunst und Kommerz in den 1970ern, Partnerschaften der 1980er

Nach dem Attentat zog sich Warhol immer mehr aus dem eigentlichen künstlerischen Leben zurück. Die Factory war ein Bürogebäude, sein neues Atelier wurde von Kameras überwacht, und alles Geschäftliche überließ er professionellen Mitarbeitern. Porträts malte er nach Auftrag und entsprechendem Honorar, eine weitere Auswahl bezüglich der Personen traf er nicht. Fahrzeuge von BMW und Mercedes wurden von ihm bemalt, und er gründete die Zeitschrift „Interview“, für die er alle möglichen großen Namen interviewte. Er und seine Mitarbeiter machten sich unbeliebt, indem sie die häufig mit Alkohol und/oder Drogen berauschten Interviewpartner in peinliche Situationen brachte. Dies alles nahm die postmoderne Ästhetik vorweg, wies auf die Szene der 1980er Jahre voraus. Im folgenden Jahrzehnt arbeitete Andy Warhol viel mit anderen Künstlern zusammen. Gemeinschaftliche Projekte mit Keith Haring, Jean-Michel Basquiat und Francesco Clemente entstanden. Die Künstler arbeiteten jeweils in ihrer eigenen Technik auf einer gemeinsamen Leinwand. Eine Gruppenausstellung fand in Düsseldorf im Jahr 1984 statt. Die Umstände von Warhols Tod nach einer Gallenblasenoperation in einem New Yorker Krankenhaus sind bis heute nicht geklärt.

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