Johann Wolfgang von Goethe

Am 18. August 1749 wurde Johann Wolfgang von Goethe in Frankfurt am Main geboren. Er war der Älteste von sechs Geschwistern. Er und seine jüngere Schwester Cornelia überlebten als einzige der sechs Kinder das Kindesalter. Daher rührte eine enge Beziehung der beiden Geschwister. Der Vater Goethes, Johann Caspar Goethe, war zwar gelernter Jurist, jedoch praktizierte er nicht. Er lebte von den Erträgen seines Vermögens. Auch die Mutter, Catharina Elisabeth Goethe, stammte aus einer wohlhabenden Familie. Johann Wolfgang von Goethe besuchte zuerst gemeinsam mit seiner Schwester eine öffentliche Schule. Nach zwei Jahren jedoch wurden die Geschwister aus der Schule genommen und bekamen Privatunterricht vom Vater und von diversen Hauslehrern. Die Schulbildung war umfangreich und führte weit über Lesen, Schreiben und Rechnen hinaus. Der Vater, der selber sehr gebildet war und sich für vieles interessierte, ließ seinen Kindern neben der üblichen Grundausbildung weiterführende Studien in Französisch, Englisch, Italienisch, Latein, Griechisch, den Naturwissenschaften, Religion und Zeichnen zukommen. Johann Wolfgang lernte ein Musikinstrument und übte sich im Reiten und Fechten.

Erste Berührungen mit Literatur

Angehalten durch seine Eltern, die beide gerne und viel lasen, entdeckte der junge Goethe schon bald sein Faible für die Literatur. Schon als Kind befasste er sich mit verschiedenen literarischen Werken aus seines Vaters umfangreicher Bibliothek. Auf Verlangen seines Vaters begann Johann Wolfgang mit 16 Jahren ein Jurastudium in Leipzig. Viel Spaß hatte er an diesem ihm auferlegten Studienzweig jedoch nicht. Er zog Poetikvorlesungen vor und nahm Zeichenunterricht. Er ließ sich die Technik des Holzschnittes und der Radierung beibringen und vernachlässigte dabei sein Studium. Bereits in dieser Zeit schrieb er Gedichte, die durch seine erste Liebe beeinflusst wurden. Wegen einer Tuberkuloseerkrankung musste er zur Erholung im Jahre 1769 zurück in die Heimat. Erst 1770 konnte er sein Studium an der Universität in Straßburg fortsetzen, das er 1771 mit seiner Disputation abschloss. Auch während seines Studiums blieb ihm noch Zeit sich der Literaturgeschichte zu widmen und interessante Kontakte zu knüpfen. Mit Beendigung des Studiums kehrte er nach Frankfurt zurück und eröffnete eine Kanzlei. Er eiferte jedoch seinem Vater nach und lebte vom Vermögen, weil er keinen Spaß am Juristenberuf hatte. Stattdessen schrieb er innerhalb von nur sechs Wochen den Götz von Berlichingen.

Seine Reisen

Vier Jahre nach Eröffnung der Kanzlei, in der er immer seltener anwesend war, unternahm er eine Reise nach Weimar. Dort wurde er geheimer Legationsrat des Herzogs und zählte zu seinen Beratern. Weil ihm das Beamtentum wenig Zeit ließ, sich der Literatur zu widmen und er zudem keinen großen Erfolg verspürte, reiste er 1786 ohne Abschied zu nehmen nach Italien. Er lebte bei einem Künstler und stand außerdem in regem Austausch mit Künstlern der unterschiedlichsten Genres. In dieser Zeit wurde ihm endgültig bewusst, dass er zum Dichter geboren worden war. Er kehrte nach Weimar zurück und übernahm kulturelle Aufgaben, wie die Leitung des Hoftheaters und die Aufsicht über die Universität. Er widmete sich von nun an der Literatur, der Pflanzenlehre und der Farblehre. Im Jahr 1823 erkrankte Goethe an einer Herzbeutelentzündung, erholte sich jedoch wieder und war lebhaft wie zuvor. Johann Wolfgang von Goethe starb am 22. März 1832 und wurde in der Weimarer Fürstengruft begraben.

Der Schriftsteller und Dichter

Schon als kleiner Knirps erfand Johann Wolfgang von Goethe Märchen, die er bei seinen Freunden zum Besten gab. Seine ersten Gedichte, die später auch veröffentlicht wurden, schrieb er während seiner Studienzeit in Leipzig. Sein erstes gedrucktes Werk war ebenfalls eine Sammlung von Gedichten. Es erschien 1769 und hatte den Titel Neue Lieder. Während seiner Genesungszeit nach einer Tuberkuloseerkrankung entstand sein erstes Lustspiel. Nach einer Liebelei und einer unglücklichen Liebe wurde er im Jahr 1774 in ganz Europa schlagartig berühmt, als er seine privaten Erlebnisse in den Leiden des Jungen Werther verarbeitete. Anschließend verfasste er mehrere Hymnen, einige Kurzdramen und zwei Dramen.

Während er sich in Weimar auf politischer Ebene betätigte, veröffentlichte er aus Zeitmangel nur wenig. Nach und nach entstanden weitere bis heute bekannte Gedichte, wie zum Beispiel der Erlkönig. Während seines Aufenthaltes in Italien beendete er den Egmont und fuhr mit dem Tasso fort. Zu Beginn der französischen Revolution war Goethe auf literarischem Gebiet nicht viel tätig. Erst 1793 erschien das Tierepos von Reinecke Fuchs und geprägt durch die Revolution in Frankreich entstanden drei Komödien. Ab 1794 arbeitete er mit Friedrich Schiller zusammen und befreundete sich mit ihm. Die beiden beeinflussten sich gegenseitig in ihren Werken. Goethe schrieb zu dieser Zeit seine berühmten Balladen und ein Versepos. Nach dem Tod Schillers verfasste Goethe 1809 seinen letzten Roman und begann mit seiner Autobiografie. Im Jahre 1821 entstand eine Sammlung kleiner Novellen und 1823 vollendete er schließlich den Faust.

Der Künstler

Johann Wolfgang von Goethe war, ebenso wie sein Vater, sehr vielseitig interessiert. So lebte er auf seiner ersten Italienreise im Haus von Künstlerfreunden und verkehrte auch in deren Milieu. Hatte er sich während seines Studiums schon die Technik des Holzschnittes und der Radierungen beibringen lassen, so interessierte er sich bei seinem Italienaufenthalt für die Architektur der Antike und der Renaissance. Auch im Zeichnen machte er Fortschritte. Bis heute sind circa 850 Zeichnungen Goethes erhalten. Und selbst in späteren Jahren konnte er den Künstler in sich nicht ganz verleugnen und beschäftigte sich mit der Farbenlehre. 1810 veröffentlichte er, im Alter von 61 Jahren sein Werk dazu.

Der Naturwissenschaftler

Schon früh begann Goethe, sich mit den Naturwissenschaften auseinanderzusetzen. Er befasste sich zunächst mit der Geologie und der Mineralogie. Sein Interesse ging jedoch wenig später auf die Botanik und die Osteologie über. 1784 entdeckte er den Zwischenkieferknochen beim Menschen wieder, was zur damaligen Zeit den endgültigen Beweis darstellte, dass der Mensch vom Säugetier abstammt. 1817 befasste sich Goethe wieder vermehrt mit der Botanik. Er schrieb die Geschichte seines botanischen Studiums auf und bis 1824 folgten weitere naturwissenschaftliche Schriften. Noch wenige Wochen vor seinem Tod interessierte er sich für das Wachstum der Pflanzen und machte sich Gedanken über die Metamorphose.

Goethe, der Weltbeweger

Goethe, der schon im Alter von 25 Jahren durch seinen emotionalen Roman berühmt wurde, erfüllte die in ihn gesetzten Erwartungen seiner Zeit zunächst nicht. Erst in seinen späten Jahren zog er Dichter und Literaten aus ganz Europa an. Seine Dichtung wurde als eine Erscheinung angesehen, die eine ganze Zeitepoche verändern sollte. Nach Goethes Tod entstand ab 1860 ein regelrechter Goethekult. Der Dichter ist bis heute Pflichtlektüre an deutschen Schulen. Viele deutsche Schriftsteller, Dichter, Denker und Philosophen stützen sich auch heute noch auf Goethes Werke. Seine Anschauung vom ganzheitlichen Erkenntnisverfahren fand vor allem in der Anthroposophie Anklang. Das Hinterfragen des Christentums, das Goethe schon bei seinem Studium Schwierigkeiten bereitete, fand Verehrung bei Philosophen wie Nietzsche. Goethes Idealismus sollte in der Weimarer Republik Einzug halten. Und nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der Dichter zum Repräsentanten eines humanistischen Deutschlands ernannt. Im Osten galt er als Befürworter der französischen Revolution und als Wegbereiter für die Revolution von 1948. Im Westen wurde Goethe als Humanist und Kosmopolit verehrt.

Durch die Naturauffassung Goethes, die Rudolf Steiner später als Goetheanismus bekannt machte, ist nicht nur der Literat in die Geschichte eingegangen, sondern auch der Naturwissenschaftler und der Begründer eines eigenen Weltbildes, das sich gegen die Technisierung richtet. Selbst die New-Age-Bewegung berief sich auf Goethes Gedankengut.

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