Adam Smith

Der schottische Moralphilosoph Adam Smith ist ein bedeutender Wissenschaftstheoretiker des 18. Jahrhunderts und wird als Begründer der klassischen Nationalökonomie angesehen.

Biographie

Geboren wurde Adam Smith am 16. Juni 1723 in der schottischen Hafenstadt Kirkcaldy. Im Alter von 14 Jahren begann er im Jahr 1737 ein Studium an der Universität Glasgow, das er vier Jahre später mit sehr guten Noten abschloss. Ein Studium der Philosophie am Oxforder Balliol College folgte. 1748 begann er, in Edinburgh öffentliche Vorlesungen aus den Bereichen Philosophie, Jurisprudenz, Rhetorik und englischer Literatur zu halten. 1751, im Alter von 27 Jahren, erhielt er an der Universität Glasgow eine Professur für Logik, eine Professur für Moralphilosophie folgte ein Jahr später.

Im Jahr 1759 erschien Adam Smiths erstes Werk „Theorie der ethischen Gefühle“, das sich mit dem menschlichen Verhalten und dessen Beziehung zur Gesellschaft beschäftigte und ein positives Bild der menschlichen Natur vermittelte. „Theorie der ethischen Gefühle“ wurde zu einem großen Erfolg und verhalf Smith zu rascher Bekanntheit. 1763 verließ Smith die Universität Glasgow. Er nahm eine gut bezahlte Stelle als Tutor des Duke of Buccleuch an und begleitete diesen auf einer dreijährigen Bildungsreise durch europäische Länder wie Frankreich und die Schweiz. Während dieser Reise lernte Smith bedeutende Persönlichkeiten wie die Nationalökonomen François Quesnay und Anne Robert Jacques Turgot, den Schriftsteller Voltaire und den Philosophen David Hume kennen, des Weiteren begann er mit dem Schreiben des Buches „Der Wohlstand der Nationen“. Als der Bruder des Duke of Buccleuch, der ebenfalls an dieser Bildungsreise teilnahm, schwer erkrankte und starb, wurde die Reise abgebrochen und Adam Smith kehrte nach Großbritannien zurück.

Die folgenden Jahre verbrachte Adam Smith in seiner Geburtsstadt Kirkclady. 1776 erschien das während der Bildungsreise und in Kirkclady verfasste Buch „Der Wohlstand der Nationen“. Das Buch beschrieb die Auswirkungen des Interesses des Einzelnen auf die Gesellschaft sowie die Rolle der Spezialisierung und Arbeitsteilung für den Wohlstand. Wie das neunzehn Jahre zuvor erschienene Werk „Theorie der ethischen Gefühle“ wurde auch „Der Wohlstand der Nationen“ zu einem großen Erfolg. 1778 wurde Smith zum Zollkommissar von Schottland ernannt und starb im Jahr 1790 in Edinburgh.

Ökonomisches Werk

Adam Smith zeichnete sich durch ein vielseitiges Wirken im Bereich der Ökonomie aus. Unter anderem befasste er sich mit dem Prinzip des freien Marktes, der Arbeitsteilung, der Außenhandels- und der Verteilungstheorie sowie der Rolle des Staates. Seine Überlegungen und Ansichten zu diesen Themen sind Gegenstand seines ökonomischen Hauptwerkes „Der Wohlstand der Nationen“, dessen Erscheinen im Jahr 1978 als die Geburtsstunde der Nationalökonomie angesehen wird. Smith entwickelte seine Thesen durch ein empirisches Vorgehen, dass auf Beobachtungen beruhte und durch ein Quellenstudium hinsichtlich der bisherigen Entwicklungen ergänzt und belegt wurde. Smith sieht die Arbeit als Maßstab und Quelle des Wertes an, die dann produktiv ist, wenn sie nützlich ist. Der freie Wettbewerb stellt für ihn die Basis einer richtigen Arbeitsteilung dar; freier Handel innerhalb des Landes und international dienen nach Ansicht Smiths nicht nur dazu, Gewinne und Preise auszugleichen, sondern sind gleichzeitig ein Weg, das Gemeinwohl auf eine bestmögliche Weise zu fördern.

Zur ethischen Frage, ob das allgemeine Glück der Gesellschaft bedeutsamer sei als das persönliche Glück des Individuums, meinte Smith, dass das gesellschaftliche Glück dadurch maximiert werden könne, wenn jedes Individuum versuche, sein eigenes Glück zu erhöhen. Diese „unsichtbare Hand“ sei es, die letztendlich zum allgemeinen Glück der Gesellschaft führe. Um den Wohlstand zu erhöhen, ist nach Ansicht Adam Smiths die Arbeitsteilung von zentraler Bedeutung, denn nur die Arbeitsteilung, also die Aufteilung einer Arbeitsaufgabe in mehrere Teilaufgaben, sei in der Lage, die Produktivität von Arbeit zu verbessern und zu fördern. Als Befürworter des freien Wettbewerbs sprach sich Smith gegen Kartelle und Monopole aus und merkte kritisch an, dass die damaligen Gesetze die Zusammenkünfte von Personen des gleichen Gewerbes nicht nur erleichterten, sondern geradezu förderten. Auch, dass ein großer Teil der Bevölkerung trotz steigender Produktionen von Armut betroffen war, sah er mit Besorgnis. Aufgrund dessen sprach er sich für einen Arbeitsmarkt aus, in dem Angebot und Nachfrage die Lohnhöhe bestimmten, und sah Lohnerhöhungen als notwendige Folge des wirtschaftlichen Wachstums an.

In Bezug auf die Kapitalmärkte vertrat Smith die Auffassung, dass ein generelles Zinsverbot das Problem des Zinswuchers noch vergrößere, sprach sich jedoch für die Festlegung eines gesetzlichen Höchstzinses aus, der etwas über dem damals üblichen Marktzins lag – wäre der gesetzliche Höchstzins niedriger angelegt, so hätte dies ähnlich negative Auswirkungen wie ein generelles Zinsverbot; läge der Höchstzins weit über dem üblichen Marktzins, so hätte dies zur Folge, dass Kapital denjenigen Geschäftsleuten entzogen würde, die dieses Kapitel gewinnbringend einsetzen könnten.

Staatstheorie

Nach Ansicht Adam Smiths ist gesellschaftlicher Wohlstand dann am besten zu verwirklichen, wenn das politische System einem System der natürlichen Freiheit entspricht – indem persönliche Interessen verfolgt werden, können öffentliche Interessen am besten erfüllt werden. Zur Realisierung eines Systems der natürlichen Freiheit schlägt Smith einen bürgerlichen Rechtsstaat vor, der keine eigenen Interessen verfolgt, sondern lediglich geeignete Rahmenbedingungen zur Verfügung stellt. Nach Auffassung Smiths hat der Staat vier zentrale Funktionen. Er soll die Landesverteidigung organisieren, die einzelnen Mitglieder der Gesellschaft vor Unterdrückung und Ungerechtigkeit bewahren, das Privateigentum schützen und öffentliche Anstalten errichten, die für die Allgemeinheit von Bedeutung sind, wie beispielsweise öffentliche Schulen.

Obgleich Smith die Sicherung allgemeiner Bildung durch den Staat propagierte, indem er forderte, dass auch das einfache Volk Zugang zu einer Schulausbildung erhalten sollte, sah er es nicht als Aufgabe des Staates an, die Beschäftigung zu sichern. Adam Smiths staatstheoretische Ansichten fanden in den damaligen politischen Kreisen großen Anklang, so dass er zeitweilig zu einem Berater des britischen Schatzmeisters wurde. Der britische Premierminister William Pitt war als Bewunderer des Werkes „Wohlstand der Nationen“ ein Befürworter der dort dargelegten Freihandelsprinzipien. Mit einem der Gründerväter der Vereinigten Staaten von Amerika, Benjamin Franklin, war Smith befreundet und diskutierte mit ihm ausführlich die Inhalte von „Wohlstand der Nationen“. Die damalige Kolonialpolitik sowohl Englands als auch anderer europäischer Staaten wurde von Smith scharf kritisiert. Nach Auffassung Smiths sollte es nicht Aufgabe des Staates sein, den Import von Gold und Silber zu unterstützen, zudem plädierte er aus moralischen und wirtschaftlichen Gründen für die Abschaffung der Sklaverei.

Kritik

Adam Smiths Theorien und Ideen wurden nicht uneingeschränkt befürwortet. So meinte der österreichische Ökonom Joseph Schumpeter, dass die ökonomischen Schriften Adam Smiths kein Prinzipien oder Ideen enthielten, die zum damaligen Zeitpunkt neu gewesen wären. Der US-amerikanische Ökonom Murray Rothbard vertrat in seiner im Jahr 1995 veröffentlichten Schrift „Economic Thought Before Adam Smith“ die Auffassung, das Smith nicht als Vertreter und Begründer der freien Marktwirtschaft gelten könne und begründet diese Meinung mit der Schlussfolgerung Adam Smiths, dass es die objektiven Produktionskosten seien, die den Wert einer Ware bestimmten und nicht die subjektive Einschätzung der Verbraucher. Durch diese Schlussfolgerung habe Smith dem Kommunismus einen theoretischen Unterbau zur Verfügung gestellt und die Ökonomie auf den falschen Weg gebracht.

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