Erdbeben San Francisco

Eine der schwersten Naturkatastrophen, die jemals die Vereinigten Staaten von Amerika getroffen haben, war das Erdbeben von 1906 in San Francisco. Die nordkalifornische Küste wurde am 18. April am frühen Morgen um 5 Uhr 12 zunächst von einem Vorbeben erschüttert, das entlang der gesamten Bay Area zu spüren war. Knapp eine halbe Minute danach schüttelte dann das große Hauptbeben 47 Sekunden lang die Gegend um San Francisco mit einer Stärke von 7,8 auf der Richterskala durch. Die Stärke des Bebens musste allerdings geschätzt werden, da es die heute bekannte Richterskala damals noch nicht gab. Erdbeben wurden zu der Zeit noch mit der Mercalliskala gemessen. Einige Quellen geben sogar einen Wert von geschätzten 8,4 auf der Richterskala an. Klar ist aber, das Epizentrum des großen Bebens lag ungefähr drei Kilometer vom Stadtkern entfernt und es wurden durch die von dem Beben verursachten Feuer etwa 3000 Menschen getötet. Unzählige Verletzte konnten mit dem Leben gerade noch davonkommen. Die berüchtigte San-Andreas-Verwerfung wurde von Norden und Süden hin auf einer Länge von 477 Kilometern erschüttert.

Bekanntheit des Bebens durch neuartige Technologien

Auch in Los Angeles und sogar in den Staaten Oregon und Nevada war das Beben noch spürbar. Am gleichen Tag bebte die Erde noch 26-mal. Damals wurden die Schäden durch das Beben auf 405 Millionen Dollar benannt, was einem heutigen Wert von etwa elf Milliarden US-Dollar entspricht. Diese hohe Schadenssumme kam vor allem durch die Brände zustande, denn bis auf eine Wasserleitung waren in der gesamten Stadt alle Leitungen durch das Beben zerstört worden.

Dieses Beben wurde nur durch die neuen Technologien, die sich gerade zu der Zeit entwickelten, derartig bekannt. Die Telegrafie und die Fotografie machten gemeinsam mit den Zeitungen und Zeitschriften diese Katastrophe auf dem gesamten Erdball bekannt. Zufällig war auch die Seismologie zum Zeitpunkt des Bebens auf einem Höhepunkt in ihrer Entwicklung, daher konnte dieses Beben als eines der Ersten genau aufgezeichnet werden und diente damit der weiteren Erforschung von Erdbeben sehr.

Große Schäden und hohe menschliche Verluste

Viele der zahlreichen Brände in den meisten Stadtteilen wurden durch die geborstenen Gasleitungen ausgelöst und ebenso auch durch Kamine und Öfen, die ihre Glut bei den Erschütterungen in den Räumen der Häuser verteilten. Allerdings wurden einige der Feuer auch durch Brandstiftung verursacht, weil die meisten Versicherungen bereits damals nicht für Erbeben aufkamen, wohl aber für Feuerschäden. So sollen zahlreiche Hausbesitzer ihre Häuser selbst in Brand gesetzt haben, um die Versicherungssumme zu erhalten. In einigen Gebieten versuchte man zudem durch Sprengungen, die Brandherde einzudämmen. Da dies aber zu der damaligen Zeit nicht besonders erprobt und der verwendete Sprengstoff wenig geeignet war, wurden zunächst eher zusätzliche Brände verursacht.

Offiziell wurde die Zahl der Opfer mit 3000 Menschen angegeben. Allerdings wurde diese Zahl vermutlich von offizieller Stelle nach unten korrigiert, da die Stadt befürchtete, dass die Preise der Grundstücke verfallen würden und Investitionen in der Stadt ausbleiben könnten. Auch im Umland starben 189 Personen, hier wurden die Universität von Stanford und die Orte Santa Rosa und San Jose stark beschädigt.

Plünderungen und Feuer

Auch die Zahl der Obdachlosen nach dem Beben schwankt stark. So wird sie zwischen 30.000 und 300.000 angegeben. Dabei lag die Gesamtbevölkerung in San Francisco damals bei etwa 400.000 Menschen. Allerdings erschwerte auch die Flucht von etwa der Hälfte der Einwohner in das Umland jede Volkszählung nach dem Erdbeben. Eine große Zahl der Obdachlosen kam in einer Zeltstadt im Golden Gate Park unter. Bereits zwei Tage später konnte die USS Chicago 20.000 Menschen aus der Stadt evakuieren, dies war die größte Evakuierungsaktion, die durch die US-Marine vor dem Zweiten Weltkrieg jemals durchgeführt wurde. In San Francisco und den umliegenden Gemeinden wurde laut einiger Quellen das Kriegsrecht ausgerufen, andere Quellen wiederum behaupten, es wurde lediglich ein Erlass herausgegeben, der es möglich machte, Plünderer sofort und ohne Vorwarnung zu erschießen.

Dieses Schicksal soll etwa fünfhundert Menschen getroffen haben, die vermutlich nicht wirklich alle Plünderer waren. Nachdem man dazu übergegangen war, statt einzelner Häuser gleich ganze Blöcke zu sprengen, bekam man das Feuer in der Stadt schließlich unter Kontrolle. Letzten Endes wurde es aber durch die Natur selbst am 21. April gelöscht, weil es endlich begann zu regnen.

Starkes Beben und seine Folgen für die Zukunft der Stadt

Ein Bruch in der San-Andreas-Verwerfung löste das schwere Beben aus, das auf der damals noch genutzten Mercalliskala, die bis zu einem Höchstwert von zehn reichte, Werte zwischen acht und neun erreichte. Die höchste Verschiebung der Oberfläche, die beobachtet wurde, war gut sechs Meter hoch. Spätere geologische Erforschungen zeigten allerdings Verschiebungen bis zu 8,5 Metern. In der Gegend von Santa Rosa wurde nach der Mercalliskala ein Wert von neun gemessen und beinahe die gesamte Stadt zerstört.

Etwa neunzig Prozent der Zerstörungen in San Francisco wurden durch die Feuer ausgelöst und nicht durch das Beben. Wobei auch ganz natürliche Gasreserven, die in der Erde vorkamen und durch das Beben aufgeplatzt sind, das Feuer anfachten. Fünfhundert Häuserblöcke des Stadtkerns von Van Ness bis hin zur San Francisco Bay und den anliegenden Docks wurden vollkommen zerstört. Die schwerwiegendsten Verluste hatte die California Academy of Sciences im Bereich ihrer Laboratorien zu verzeichnen. Beispielsweise das vollständige Labor des Biochemikers Benjamin R. Jacobs ging gemeinsam mit seinen Aufzeichnungen über die Nährwerte der täglichen Nahrung in Feuer auf.

Hilfe durch die Armee

Die Armee und die Marine waren maßgeblich an der Hilfe für San Francisco beteiligt. Sie übernahmen auch die Versorgung der Obdachlosen mit Nahrung und Unterkunft. Insgesamt sollen etwa 4.000 Soldaten in San Francisco nach dem Beben eingesetzt worden sein. Außerdem baute die Armee Notunterkünfte aus Tannen und Mammutbäumen, in denen 20.000 Obdachlose unterkommen sollten. Bis zum Jahre 1907 war es den meisten Bewohnern dieser insgesamt elf Camps aus kleinen Holzhäusern möglich, diese wieder zu verlassen.

Einige dieser Häuser sind aber erhalten geblieben und stehen noch heute. Obwohl ein Großteil der Schäden durch mangelhafte Baubestimmungen verursacht wurde, lockerte man diese beim Wiederaufbau noch zusätzlich. Die Stadt war derartig bestrebt, schnell wieder aufzuerstehen, dass die Bauvorschriften im Gegenteil bis zu 50 Prozent gelockert wurden. Einer der Gründe für diesen beschleunigten Wiederaufbau war eine Messe auf internationaler Ebene, die im Jahr 1915 geplant war. Zu der Eröffnung der Messe war dann auch tatsächlich kaum noch etwas zu sehen, von dem großen Erdbeben von San Francisco. Die Folgen dieser Eile haben die Bewohner der Stadt aber bis heute zu verkraften, denn selbst ein deutlich schwächeres Erdbeben, würde heute große Teile von San Francisco zerstören und wiederum unzählige Opfer fordern.

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