Die Chancen und Gefahren der Globalisierung

Es vergeht kaum ein Tag, an dem in der Zeitung nicht das ominöse Wort „Globalisierung“ auftaucht. Kein Wunder, angesichts der weltweiten Entwicklung, dass Kräfte nach Möglichkeit gebündelt werden, um so die bestmöglichsten Ergebnisse zu erreichen, überrascht dies auch nicht weiter. Doch was sind die genauen Hintergründe, was ist die treibende Kraft, was ist die Erklärung der Globalisierung?

Schon Adam Smith wusste: bessere Erfolge durch (internationale) Arbeitsteilung

Als Globalisierung wird die internationale Dynamik beschrieben, sich nicht auf lokale Gegebenheiten zu reduzieren, sondern die Kräfte aus einer Vielzahl an unterschiedlichen Orten zu bündeln. Diese Erklärung ist dabei nicht auf den wirtschaftlichen Absatzmarkt bzw. dem Handel zu beschränken; vielmehr beschreibt diese Erklärung die Globalisierung auf unterschiedlichen Gebieten. Schwerpunkt aller globalisierenden Maßnahmen ist es, Synergien zu schaffen. Das heißt, durch Bündelung einzelner Elemente aus verschiedenen Orten Kräfte freizusetzen, die ein Element bzw. ein Akteur für sich allein genommen nie hätte erreichen können. Diese Idee ist an sich keine der neueren Zeit.

Ein anschauliches Beispiel lieferte bereits Adam Smith, der bekannte schottische Aufklärer und Begründeter der Nationalökonomie. Als Erklärung, warum Zusammenarbeit effizienter sei, bemühte er das Beispiel mit der Nagelherstellung. Würde jeder Marktakteur, der Nägel herstellt, alle Arbeitsschritte alleine vornehmen, so würde er am Ende des Tages vermutlich nur eine Handvoll von Nägeln produzieren können. Zu aufwendig wäre das Schmieden, Schneiden, Stanzen, Spitzen der Nägel, deren Herstellung mit der Abflachung des oberen Endes enden würde. Würde der Produzent nun mehrere Arbeiter anstellen, die er jeweils mit nur einem einzigen Schritt der Nagelproduktion betrauen würde, wäre die Ausbeute am Ende des Arbeitstages exponentiell höher.

Die Spezialisierung einzelner Elemente auf nur einem Gebiet hat, so das Beispiel von Adam Smith, den Vorteil, dass jeder nur das tut, was er am besten kann, was nicht nur die Geschwindigkeit der Produktion erhöht, sondern auch die Qualität deutlich verbessern kann.

Eine Auslese der Besten aus allen Teilen der Welt

Die Erklärung, warum die Globalisierung immer noch ein aktuelles Thema ist, ist kein anderer, als die in einem größeren Maßstab weiterentwickelte Erklärung von Adam Smith. Um beim Beispiel der Produktion zu bleiben, ist es kein Geheimnis, dass beispielsweise in Deutschland ein anderer Bildungsgrad vorherrscht als zum Beispiel in Indien. Auch ist es kein Geheimnis, dass in Indien aufgrund der niedrigeren Einkommensverhältnisse und schlankeren Sozialabgabensysteme Unternehmen zu deutlich geringeren Kosten produzieren können, als in einem Hocheinkommensland wie Deutschland.

Es liegt aus Unternehmersicht somit nahe, die Entwicklung von Produkten dem deutschen Standort zu überlassen, während die konkrete Herstellung ins Niedriglohnausland ausgelagert wird. Allerdings muss mit der Globalisierung nicht zwingend ein „Gefälle“ zwischen den involvierten Staaten einhergehen. Möglich sind vielmehr auch Partner auf Augenhöhe, indem mehrere hoch entwickelte Länder in der Entwicklung und Forschung von Produkten und Wissenschaft miteinander kooperieren. Auch dies ist ein möglicher Weg der Globalisierung.

Globalisierungsbedingter Industrieschwund kann zum nationalen Problem werden

Allerdings ist die Entwicklung der Globalisierung nicht kritiklos. Im Gegenteil. Seit Jahrzehnten wenden Kritiker ein, die Globalisierung zerstöre den nationalen Produktionssektor. Ferner verliert ein Land die Fähigkeit, Produkte selbstständig und ohne Hilfe eines anderen zu produzieren. Es ist eine denkbar belastende Entwicklung, wenn Staaten bei notwendigen Produkten auf das politische Klima mit einem anderen Land angewiesen sind mit der Folge, dass sie im Falle einer politischen Missstimmung mit dem betroffenen Land auf ganze Produktreihen möglicherweise ersatzlos verzichten müssen. Ferner ist der Schwund ganzer Industriegebiete ein Problem.

Vor allem Großbritannien hat in den letzten Jahren eine beispiellose Entwicklung von Industrieschwund verzeichnet. Die Folgen hat die britische Regierung erst vor Kurzem zu Spüren bekommen, als die Öffentlichkeit erstmals auf die hohe Arbeitslosigkeit der Jugend aufmerksam wurde, als diese randalierten. Genau dieser Schwund von konventionellen Arbeitsstellen im Rahmen der Auslagerung der Produktion aus hoch entwickelten Ländern wie England ist eines der Hauptkritikpunkte gegen die Globalisierung.

Das Gegenargument, die Globalisierung würde dem nationalen und internationalen Wohlstand fördern, wollen die Kritiker nicht gelten lassen. Sie verweisen darauf, dass eine Globalisierung im großen Stil ohnehin nur von Großunternehmen bewerkstelligt werden könne, sodass es auch nur diese sind, die von der Globalisierung profitieren würden. Der Einzelne dagegen habe kaum nennenswerte Vorteile, zumindest keine, die die schwerwiegenden Nachteile kompensieren könnten.

Profitieren national und international gesehen nur die Reichen?

Eine weitere nicht zu übersehende Folge der Globalisierung ist, dass mit ihr die sogenannten Dumpinglöhne einhergehen. Zusammen mit diesem Begriff wird oftmals der Kritikpunkt erwähnt, dass reichere Länder den ärmeren Ländern, in die sie ihre Produktion auslagern, einseitig Bedingungen diktieren, die teilweise nur ihre Interesse unabhängig denen der anderen Seiten verfolgen. Die Ausbeutung und sogar die Förderung von Kinderarbeit seien dann, so die Meinung der Kritiker, die mittelbare Folge einer unkontrollierten Globalisierung.

Aber auch die in der Kritik stehenden Großunternehmen profitieren nicht nur, sondern kennen auch hinlänglich die Nachteile. Wird die Herstellung bzw. Entwicklung auf mehreren Ländern aufgeteilt, in denen national bedingt nicht dieselben Gesetze gelten, so ist die Produktpiraterie eine fast schon unvermeidbare Folge. Gerade in Ländern mit einer eher unzureichend ausgebauten polizeilichen Infrastruktur können sich illegale Nachahmer von Produkten bilden, deren Entwicklung einst viel Geld gekostet hat. Der Know-how-Diebstahl muss dabei nicht immer auf kleine kriminelle Gruppierung eingeschränkt sein.

Beispielsweise weigert sich der russische Rüstungsexporteur Rosoboronexport, China moderne Kampfflugzeuge der SU-30-Serie sowie sein modernstes Flugabwehrsystem S-400 Triumpf zu verkaufen. Zu groß ist die Angst der Russen, dass China sich unerlaubt das Know-how aneignet und mit eigenen Produkten auf den Markt kommt.

Ein Beispiel, dass die Chinesen durchaus dazu in der Lage sind, ist die chinesische J-15. Die Chinesen erhielten von den Russen die Baupläne der SU-27, um eine eigene zertifizierte Kopie des russischen Kampfflugzeuges zu produzieren. Unerlaubterweise sollen die Chinesen nun das durch die erlaubte Zertifizierung erlangte Know-how dazu benutzt haben, eine eigene, dieses Mal nicht zertifizierte Kopie der SU-33, einer Weiterentwicklung der SU-27, herzustellen. Da das vermeintliche Plagiat nur sehr schwer festzustellen ist, vor allen Dingen deshalb, weil die Russen keine J-15 zur Untersuchungszwecken zur Verfügung haben, bleiben die Proteste aus Moskau weitgehend ergebnislos.

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