KFOR

KFOR ist die Abkürzung für Kosovo Force, (Kosovo-Truppe), welche nach dem Ende des Kosovo-Krieges unter der Leitung der NATO 1999 aufgestellt wurde. Diese militärische Formation sollte gemäß der Resolution 1244, die am 10. Juni 1999 vom Sicherheitsrat der Vereinten Nationen beschlossen wurde, die Sicherheit der in den Kosovo zurückkehrenden vorwiegend albanischen Flüchtlinge gewährleisten. In Pristina, der Hauptstadt des Kosovo, befindet sich das Hauptquartier der KFOR. Ursprünglich bestand die KFOR aus mehr als 50.000 Soldaten aus über 40 Staaten. Noch im August 2007 sorgten im Kosovo 16.000 Soldaten aus 37 Ländern für die Sicherheit. Inzwischen sinkt die Zahl der Einsatzkräfte ständig, im Januar 2012 waren nur noch 6.000 Soldaten der KFOR im Kosovo stationiert. Mit Hilfe der KFOR sollte im Kosovo eine autonome Selbstverwaltung entstehen, welche ein friedliches, demokratisches, rechtsstaatliches und multi-ethnisches Leben für alle Bewohner gewährleisten sollte. Weil Kosovo bis 2008 völkerrechtlich zu Serbien zählte, musste die territoriale Integrität Serbiens ebenso wie die von Montenegro beachtet werden. Die ganze Region sollte durch die KFOR entmilitarisiert und stabilisiert werden. Es galt, humanitäre Hilfe zu leisten und die Rückkehr der aus dem Kosovo vertriebenen Menschen und der Flüchtlinge zu unterstützen. Außerdem sollte die öffentliche Verwaltung ebenso wie die internationalen Hilfsorganisationen unterstützt werden.

Aufgaben

Durch die UN-Resolution hat die KFOR die Aufgaben, für Recht, öffentliche Sicherheit und Ordnung im Kosovo zu sorgen. Dazu dienen neben der Überwachung des Luftraumes auch Patrouillenfahrten und die Errichtung von Checkpoints. Ebenso reagiert die KFOR auf Notrufe, führt Suchaktionen durch, überwacht die Grenzen, ermittelt gegen Kriminelle und kann strafrechtlich verdächtige Personen nicht nur anhalten, sondern auch verhaften. Gleichzeitig soll ein eigener Kosovo Police Service (KPS) aufgebaut werden, auf den die polizeilichen Funktionen der KFOR mehr und mehr übertragen werden. Durch die Soldaten der KFOR soll das Militärisch-Technische Übereinkommen (Military Technical Agreement) und das Demilitarisierungsabkommen zwischen der NATO und der UÇK überwacht und erforderlichenfalls durchgesetzt werden.

Dabei ist eine der Hauptaufgaben der KFOR die Entwaffnung und Entmilitarisierung des Kosovo. Die Soldaten spürten hierbei bereits tonnenweise Waffen und Munition auf und zogen diese ein. Das waren tausende von Pistolen, Gewehren und Handgranaten, aber auch Minen und Panzer-Abwehr-Granaten. Weiterhin soll die Übergangsverwaltung der Vereinten Nationen von der KFOR unterstützt und abgesichert werden. Dazu stellt die internationale Truppe Fachpersonal bereit, welches in unterschiedlichen Behörden und Organisationen den Aufbau unterstützt, wie zum Beispiel bei öffentlichen Hilfsprogrammen, Brücken- und Straßenbau, Transportwesen, bei der Minenräumung, Schienenverkehr, in der Feuerwehr, bei der Verteilung von Lebensmitteln, Schulungen über Minengefahr und bei der sicheren Beseitigung der Landminen.

Deutsche Soldaten im Kosovo

Seit dem 12. Juni 1999 ist die deutsche Bundeswehr in Kosovo stationiert und richtete noch im gleichen Jahr vier Feldlager ein, in Cegrane, in Drenove, in Neprosteno und in Quatrum. Im November 2007 waren über 2800 deutsche Soldaten im Kosovo. Im Juni 2008 verlängerte der Deutsche Bundestag das Einsatzmandat der Bundeswehr um weitere 12 Monate und plante die dazu nötigen finanziellen Mittel im Bundeshaushalt ein. Ein Jahr später wurde das Mandat noch einmal verlängert, allerdings auf 3500 Soldaten maximal begrenzt. Der Einsatz der Bundeswehr war der erste, bei dem die Deutschen im Rahmen der kosovarischen Friedenssicherung eine Verantwortung für einen eigenen Sektor übernahmen. Im November 2001 bildeten Deutschland und Italien mit einem gepanzerten Kampfverband die deutsch-italienische Brigade Südwest, welche in Kosovos Südwesten stationiert wurde. Mehr als 620.000 Menschen leben in dieser Gegend rund um Prizren mit seinen 100.000 Einwohnern. In Prizren war das Hauptquartier der deutsch-italienischen Brigade, welche abwechselnd unter deutscher und italienischer Führung stand.

Solange der Frieden in Kosovo militärisch abgesichert ist, solange kann die multiethnische Gemeinschaft in dieser Region friedlich aufgebaut werden. Deshalb war es die ganze Zeit wichtig, dass die kosovo-albanische Bevölkerung aktiv am Wiederaufbau beteiligt ist. Denn diese war über zehn Jahre lang von Regierung ebenso ausgeschlossen, wie von der Verwaltung – alles wurde ursprünglich von Serben verwaltet. Diese wird nun selbst bedroht und an manchen Orten auch vertrieben, soll aber ebenfalls friedlich am Wiederaufbau teilhaben. Unter dem Schutz der KFOR normalisierte sich das öffentliche Leben weitgehend. Seit dem 11. Januar 2013 hat Oberst Ewald Nau das Kommando über das 34. deutsche Einsatzkontingent mit rund 741 Soldaten.

Gefahren durch Gewaltbereitschaft im Kosovo

Die KFOR unterstützt die Vereinten Nationen beim Wiederaufbau des Kosovo und arbeitet mit der zivilen Verwaltung (UNMIK) eng zusammen. Gemeinsam setzen die Mitarbeiter von KFOR und UNMIK unter anderem zerstörte Straßen und Bücken wieder instand, bauen Schulen, Krankenhäuser und Wohnhäuser wieder auf, regeln die ärztliche Grundversorgung der Bevölkerung und spüren die immer noch vorhandenen Minen auf und räumen diese. Damit die Minderheiten im Kosovo sicher leben können, werden sie von den internationalen KFOR-Soldaten beschützt. Denn in einem friedlichen Kosovo sollen künftig Menschen aller Ethnien friedlich und gemeinschaftlich leben können. Deswegen hilft die internationale Gemeinschaft mit der UNMIK und sichert diese Hilfe militärisch durch die KFOR ab.

Denn die latente Bereitschaft zur Gewalt im Kosovo ist immer noch real und vorhanden und wird sich in absehbarer Zeit nur in sehr kleinen Schritten verringern lassen. Jede neue Gewalttat birgt in sich immer das Risiko, dass eine neue Spirale aus Gewalt und Gegengewalt entsteht, die nur schwer wieder einzudämmen sein kann. Trotz der vielen Erfolge, die bereits erzielt wurden, ist ein eigener Prozess der Demokratisierung und des Friedens, der sich selbst trägt, genauso in weiter Ferne, wie der eigenverantwortliche Aufbau eines Vielvölkerstaates Kosovo.

Nach wie vor Unruhen

Immer wieder kommt es zu Unruhen im Kosovo. Das kleine Land, welches nur halb so groß ist, wie Hessen und so viele Einwohner hat, wie in Hamburg leben, ist noch weit entfernt von einem friedlichen Leben. Das gilt vor allem für den Norden Kosovos, in dem hauptsächlich Serben leben. Deswegen ist es immer noch nötig, dass die Soldaten der KFOR die Menschen schützen. Aber nicht nur die Menschen sind im Kosovo gefährdet, sondern auch die orthodoxen Klöster und Kirchen in dieser Region werden immer wieder angegriffen. Denn religiöse Gründe sind schon seit über sechshundert Jahren der Grund für Spannungen im Kosovo: Seit 1389 auf dem Amselfeld die Serben gegen die Türken kämpften, ist die religiöse und ethnische Zugehörigkeit ein Grund für Auseinandersetzungen und Verfolgungen. Eigentlich soll die kosovarische Polizei für den Schutz der noch im Kosovo lebenden Serben sorgen. Doch immer wieder zeigen Unruhen, dass die einheimischen Sicherheitskräfte immer noch auf die Hilfe durch die NATO und die KFOR angewiesen sind. Vor allem, weil Serbien Mitglied in der Europäischen Union werden möchte, steht viel auf dem Spiel. Deswegen ermahnt der serbische Präsident Boris Tadic die Serben im Kosovo immer wieder zur Mäßigung – damit die künftige Mitgliedschaft Serbiens in der EU möglich ist.

„Das Pulverfass Europas“

Kosovo wurde von vielen Staaten als eigenständiger Staat anerkannt. Damit muss sich auch Serbien abfinden und künftig konstruktive Verhandlungen zulassen. Aber fast fünfzehn Jahre nach dem Ende des Krieges im Kosovo reichen immer noch Kleinigkeiten, damit die Konflikte zwischen Serben und Albanern wieder aufbrechen. In den Geschichtsbüchern wird der Balkan als das Pulverfass Europas bezeichnet, dieses alte Bild scheint noch immer Gültigkeit zu haben. Zwar gilt der Einsatz der KFOR im Kosovo als Erfolg und als die ehemalige serbische Provinz 2008 ihre Unabhängigkeit erklärte, war die Hoffnung groß, dass die Region befriedet sei, doch Serbien erkennt bis heute das Kosovo nicht an. Glücklicherweise lässt Belgrad den Internationalen Gerichtshof (IGH) den Status des Kosovo prüfen, statt gleich mit Panzern und Soldaten einzurücken. Doch die Unabhängigkeitserklärung des Kosovo verstößt laut einer Feststellung des IGH nicht gegen das Völkerrecht.

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