Industrialisierung in der IT

Im vergangenen Jahrhundert zeichnete sich in der industriellen Güterfertigung ein neues Phänomen ab. Hier führte die Industrialisierung zu enormen Gewinnen in der Produktivität, weshalb sowohl interne als auch externe IT-Dienstleister aktuell damit beschäftigt sind, diese Entwicklungsform zu kopieren. Bevor die Frage nach der Entwicklung in Bezug auf den IT-Bereich geklärt werden kann, muss das Schlagwort Industrialisierung einmal näher beleuchtet werden. An dieser Stelle empfiehlt es sich, die Grundprinzipien zu betrachten. Die Industrialisierung umfasst 4 dieser Prinzipien, welche nachstehend aufgelistet werden.

Rahmenbedingungen für die Industrialisierung in de IT

Eines dieser Grundprinzipien definiert sich über die Automatisierung und die Standardisierung. Beim Standardisieren der einzelnen Prozesse und Produkte, lassen sich die Kosten für die Herstellung stark verringern.

Das beste Beispiel dafür liefert der Automobilhersteller Ford. Das T-Modell des Konzerns war ausschließlich in der Farbe Schwarz erhältlich und wurde somit standardisiert. Parallel dazu, führte der Hersteller eine strenge Arbeitsteilung, sowohl in die Produktion, als auch die Fließbandfertigung ein. Anhand dieser Prozessstandardisierung, war auch die daraus resultierende Automatisierung besser erreichbar. Ein weiteres Grundprinzip beinhaltet die Modularisierung. Dabei achten die einzelnen Hersteller auf eine komponenten- und modulorientierte Herstellung. Auf diese Weise können die Produkte trotz kostengünstiger und standardisierter Prozessabläufe individualisiert werden.

So kommt es, dass die Modelle Skoda Octavia, Seat Toledo, VW Golf, VW Vento, Audi A3 und der VW Beatle auf ein- und derselben Plattform basieren. Die somit erreichte Individualität zeigt sich beispielsweise anhand der Golf-Modelle, von denen aktuell nur zwei identische Typen vom Band rollen.

Stetige Verbesserung der Produkte

Aber auch die kontinuierliche Verbesserung der Produkte gehört zu den Grundprinzipien der Industrialisierung. Viele Hersteller vertrauen dabei auf Qualitätskonzepte, wie zum Beispiel dem Deming-Cycle. Aber auch Six Sigma, Kaizen und das Total Quality Management dienen der kontinuierlichen Produktverbesserung. Parallel dazu, versuchen die Unternehmen dabei, die Prozessoptimierung steuer- und messbar zu machen. Als letztes, aber dennoch nennenswertes Grundprinzip, ist die Konzentration auf Kernkompetenzen anzustreben.

Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen

Um die Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten, haben die einzelnen Unternehmen ihre Wertschöpfungstiefe im vergangenen Jahrhundert branchenübergreifend verringert. Die wenig wettbewerbsfähigen und ineffizienten Wertschöpfungsstufen, wurden dabei konsequent an die Anbieter ausgelagert, welche ein höheres Potenzial für Skaleneffekte aufweisen.

Und auch wenn diese vier Prinzipien mehr als wahrnehmbar auf den Dienstleistungssektor übertragen werden konnten, so gewinnen diese in der noch relativ jungen IT Industrie mehr und mehr an Bedeutung. Der Kernbestandteil der „IT as a commodity“ – Debatte strebt die Standardisierung der unterschiedlichsten IT Services an. Auch wenn zunächst nur standardisierte Hostinglösungen und Softwareprodukte in den Fokus rückten, so zeichnet sich bereits jetzt die Entwicklung in Bezug auf „Software as a Service“ und beispielsweise „Enterprise Services“ ab, bei denen die standardisierten Produkte mittlerweile in kombinierter Form zur Verfügung gestellt werden.

Auf diese Weise können zum Beispiel standardisierte Lösungen im Kundenbeziehungs-Management günstig und vor allem schnell über diverse Web-Oberflächen bezogen werden. Gleichzeitig kann auf Installationsprojekte, auf Betriebskonzepte und auch auf aufwendige Test verzichtet werden. Somit haben auch kleine und mittelständische Unternehmen die finanziellen Möglichkeiten, auf diese Softwarelösungen zurückzugreifen, da der Einführungsaufwand entfällt. An dieser Stelle zeichnen sich jedoch schon die ersten erwähnenswerten Nachteile der Produktstandardisierung ab. Mit diesen Prozessabläufen, kann auf individuelle Kundenwünsche nur wenig, bis gar keine Rücksicht genommen werden.

Anfänge der Standardisierung

Den Anfang der standardisierten Prozessabläufe in der IT, machte 1991 das Capacity Maturity Model (CMM), welches später zu CMMI weiterentwickelt wurde. Dabei wurde der Fokus primär auf die Softwareentwicklung gelenkt. Aufgrund der „IT Infrastructure Library“ und der „Control Objectives for Information and Related Technology“, wird die Prozess-Standardisierung auch in anderen IT Bereichen angestrebt.

Diese Weiterentwicklungen beziehen sich beispielsweise die IT-Governance und auch auf das Service-Management. Mit den entsprechenden Werkzeugen, können die Betriebsprozesse einzelner IT Unternehmen Schritt für Schritt vereinheitlicht werden. Aufgrund der Einführung von „IT Infrastructure Library“ haben Unternehmen die Möglichkeit, Einsparungen von fünf bis 15 Prozent zu verzeichnen.

Dieses Einsparpotenzial bezieht sich dabei auf die Betriebskosten, wobei auch wesentlich dramatischere Effekte in der Kostensenkung publiziert wurden. Darüber hinaus können die standardisierten Betriebsabläufe somit auch leichter an externe Dienstleister weitergegeben werden.

Optimierte Service-Lösungen für mehr Effizienz in der IT Branche

Aktuell ist die IT Branche damit beschäftigt, die Voraussetzungen für diverse Plattformen zu schaffen, auf denen unterschiedliche IT Services angeboten werden können. Dazu werden Virtualisierungstechniken wie Blade-, Grid- oder Utility-Computing unterstützend angewendet. Dabei kommen auch serviceorientierte Architekturen zum Einsatz, welche die Komposition und vor allem die einfache Einbindung in standardisierte Bausteine, unterschiedlicher Funktionen ermöglichen. Diese Funktionsbausteine lassen sich anschließend zu komplexen Servicelösungen in der IT zusammenfügen. Bereits 1500 Services hat die Credit Suisse definiert (Stand 2006).

Die IT Organisation konnte Service-Lösungen implementieren, welche sich heute bereits standardisiert hergestellt werden können. Die unterschiedliche Komposition trägt dazu bei, kundenorientierte Angebote zu kreieren, welche analog zu den aktuellen VW-Golf-Modellen entstehen. Die einzelnen IT Abteilungen sind somit in der Lage, passende Produkte zu konfigurieren, welche individuell auf den Anwender abgestimmt sind.

Zurück zur Hauptseite: Industrialisierung
Permalink dieser Seite zur Zitation auf Webseiten & in Hausarbeiten: