Industrialisierung und Erfindungen
Die Industrielle Revolution war der Aufbruch in ein neues Zeitalter, das mit zahlreichen Erfindungen aber auch einer Neustrukturierung der Gesellschaft verbunden war. Durch die Entwicklung in zahlreichen Bereichen wie in der Technik oder Medizin, aber auch das bessere Verständnis für Zusammenhänge ließen die Lebensqualität vieler Menschen ansteigen, schufen zugleich aber auch neue Probleme besonders im sozialen Bereich.
Der Beginn einer neuen Zeit
Seinen Ausgang nahm die Industrialisierung in England etwa in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Der starke Anstieg der Bevölkerungszahlen und die dadurch steigende Nachfrage an Textilien sorgten für die ersten Erfindungen wie die des Webstuhls. Die zunehmende Mechanisierung machte es auch notwendig neue Formen des Antriebs zu entwickeln, da bisherige Antriebsformen meist nicht mehr in der Lage waren, die schweren Maschinen anzutreiben. Durch die technische Weiterentwicklung war es möglich Waren konzentriert an einem Ort herzustellen und Fabriken siedelten sich an günstigen Standorten, die etwa über besonders hohe Rohstoffvorkommen oder eine gute Verkehrsanbindung verfügten, an.
Neben der technischen Entwicklung brachte die Industrialisierung eine neue Gesellschaftsschicht hervor, die des Arbeiters. Die neue Zeit sorgte allerdings nicht nur für positive Entwicklungen, sondern war auch der Beginn der Umweltverschmutzung. Produktionsbetriebe leiteten ihre Abwässer einfach in die Flüsse und Schadstoffe wurden ungefiltert in die Luft geblasen. Dies sorgte natürlich für eine entsprechend schlechte Lebensqualität in diesen Industriegebieten, weshalb im Laufe der Zeit Wohn- und Arbeitsregionen sich voneinander entfernten. Die technische Industrialisierung konzentrierte sich nicht nur auf England, sondern verbreitete sich von dort aus über die ganze Welt.
Technischer Fortschritt als Wirtschaftsmotor
Die Industrialisierung ist untrennbar mit dem technischen Fortschritt verbunden. Dadurch war es möglich die Produktion um ein Vielfaches zu erhöhen, jedoch gleichzeitig die Preise zu senken. Weiterer Nebeneffekt war, dass die Qualität der Produktion gesteigert werden konnte und jede Charge nicht nur die gleiche Qualität besaß, sondern auch optisch gleich war.
Eine der wichtigsten Erfindungen dieser Zeit war die Dampfmaschine. Sie wurde in zahlreichen Industriezweigen wie im Bergbau, der Textilindustrie oder im Verkehr als Antriebsmittel eingesetzt. Durch diese Maschine konnte die Produktion gesteigert und auch der Output erhöht werden. Mit der Erfindung der Dampfmaschine wurde auch der Bergbau bzw. die Schwerindustrie revolutioniert. War es früher nur möglich Tagbau zu betreiben, sorgte die Dampfmaschine dafür, dass auch unter Tage Erze oder Kohle abgebaut werden konnten, da man über dampfbetriebene Pumpen das einsickernde Wasser abpumpen konnte.
Ausbau des Verkehrs
Die Dampfmaschine ermöglichte es auch, Verkehrsmittel zu verbessern. Mit Dampf betriebene Lokomotiven wurden für den Langstreckenverkehr über Land eingesetzt. Transportiert wurden sowohl Güter als auch Personen sowie Tiere. Orte, die Anschluss an ein Schienennetz hatten, konnten mit einer raschen Entwicklung rechnen und auch mit einem Zuwachs der Bevölkerung, da viele aus umliegenden Regionen in die Städte abwanderten. Da es nicht überall möglich war Schienen zu verlegen, wurde mit Dampfmaschinen auch der Schiffsverkehr verbessert. Damit konnten nicht nur größere Schiffe betrieben werden, die mehr Lasten transportieren konnten, man war von nun an auch nicht mehr abhängig von Wind und Strömung.
Waren die Wasserwege für den normalen Schiffsverkehr noch ausreichend, benötigten Dampfschiffe durch ihre gestiegene Größe einen höheren Wasserspiegel und natürlich auch mehr Platz in der Breite. Dazu wurden die ursprünglichen Wasserwege vergrößert bzw. neue Kanäle geschaffen. Weniger Erfolg hatte die Dampfmaschine beim Antrieb der ersten Fahrzeuge, die Automobilen ähnlich waren. Deren Entwicklung wurde erst 1876 mit der Erfindung des Ottomotors bzw. 1897 mit der Entwicklung des Dieselmotors vorangetrieben.
Kapitalismus als Begleiterscheinung
Entwicklung und Fortschritt benötigen nicht nur gute Ideen, sondern auch Kapital um Erfindungen zu realisieren. Die schuf einen neuen Wirtschaftssektor, in dem nicht mehr produziert, sondern Geld investiert wurde und man von den anteiligen Gewinnen lebte. Teilweise war der Kapitaleinsatz wie etwa bei Webereien sehr gering und es reichte das Familienvermögen aus, um eine Fabrik und Maschinen zu kaufen. Bei größeren Projekten, speziell, was die Verbesserung de Infrastruktur betraf, kam man nicht ohne finanzkräftige Investoren aus.
Dadurch kristallisierte sich eine neue Schicht heraus, das Bürgertum. Sie standen zwar unter der reichen Oberschicht, konnten sich jedoch von den Gewinnen aus ihren Investitionen einiges Leisten. Wer geschickt investierte, dem stand auch der Aufstieg in die reiche Oberschicht offen und hatte nicht nur für sich, sondern auch noch für seine Enkelkinder ausgesorgt. Die Investition in Unternehmen erforderte auch eine rechtliche Novellierung – die Kapitalgesellschaften waren geboren. Damit war es möglich die Rechte der Investoren zu wahren und etwa die Höhe der Gewinnbeteiligung zu fixieren.
Sozialer Wandel
Die Industrialisierung veränderte auch das soziale Leben. War eigenes Land und Vieh vorher höchstes ein Gut um sich selbst zu versorgen, war es nun eine fixe Anstellung und regelmäßiger Lohn. Dies sorgte für eine Ausdünnung der ländlichen Bevölkerung, die zunehmend in die Städte abwanderte, wo Arbeiter in den Fabriken gebraucht wurden. Neben dem Bürgertum gab es nun auch die Schicht der Arbeiter. Die Arbeiterklasse wurde zwar regelmäßig bezahlt, solange gearbeitet wurde, es gab allerdings keinen rechtlichen Schutz und die Arbeitsbedingungen waren oft gefährlich bzw. verursachten langfristige gesundheitliche Schäden.
Wer nicht arbeiten konnte, bekam kein Geld, daher war es häufig notwendig, dass Frauen und Kinder arbeiten gingen, um das Überleben zu sichern, denn viele verzichteten gänzlich auf eine Selbstversorgung bzw. in den Städten war es auch nicht mehr möglich Tiere zu halten oder Gemüse zu pflanzen und alles musste teuer gekauft werden. Nicht jedem gefiel diese Entwicklung und die ersten Querdenker erhoben ihre Stimme. Bekanntester Vertreter war Karl Marx, der gerade die Politik in der Verantwortung sah, die Lebensbedingungen der Arbeiter zu verbessern.
Anfängliche Aufstände der Arbeiter, die für bessere Bedingungen kämpften, konnten noch rasch niedergeschlagen werden, denn das Angebot an Arbeitern war gegen Ende der Industrialisierung besonders hoch. Letztendlich musste sich aber die Politik dem Druck beugen und erste Gesetze, die zwar nicht immer alle eingehalten wurden, sorgten für einen Schutz der Arbeiter. Zudem wurde das Sozialsystem verbessert bzw. das Bildungsangebot war nicht mehr ausschließlich wohlhabenden Menschen vorbehalten.
Die wichtigsten Erfindungen im Überblick
Einige der wichtigsten Erfindungen, die für uns heute selbstverständlich sind, wurden während der Zeit der Industrialisierung getätigt. In sechs Bereichen brachten Erfindungen große Fortschritte wie etwa im Bereich der Kraft- bzw. Arbeitsmaschinen. Neben Dampfmaschine, Otto- bzw. Dieselmotor war die Dynamomaschine eine wichtige Erfindung dieser Zeit. Neue Arbeitsmaschinen waren fast ausschließlich in der Textilindustrie zu finden, wo neben mechanischen bzw. später elektrischen Webstühlen, Spinn- und Nähmaschinen für eine Arbeitserleichterung sorgten.
Die Glühbirne und das Telefon
Eine der wichtigsten Erfindungen im Bereich Elektronik war die Glühbirne 1879. Damit konnte sprichwörtlich die Nacht zum Tag gemacht werden und es war möglich in Fabriken rund um die Uhr zu produzieren.
Ein Meilenstein, der während der Zeit der Industrialisierung gelegt wurde, war die Erfindung des Telegrafs im Jahre 1837. Damit war es möglich Nachrichten kostengünstig und zeitnahe über weite Strecken zu übermitteln. Zwar sind Telegramme mittlerweile so gut wie ausgestorben, eine Erfindung im Nachrichtenwesen wird heute noch fast täglich benutzt – das Telefon. Das Telefon veränderte auch das soziale Leben, denn man konnte über weite Distanzen in Verbindung bleiben oder sich etwa kurzfristig verabreden.
Nicht nur technische Neuerungen gab es während der Zeit der Industrialisierung, auch im Bereich der Chemie und Medizin wurden zahlreiche Entdeckungen gemacht. In der Chemie wurde etwa der Mineraldünger oder der Indigo-Farbstoff entwickelt bzw. das Radium entdeckt. Im medizinischen Bereich konnte man Erreger wie den des Kindbettfiebers oder der Pest erstmals lokalisieren und Marie Curie entdeckte die Röntgenstrahlung. Eine Erfindung der Industriellen Revolution war die Aspirin-Tablette, die heute eine der am häufigsten verkauften Medikamente ist.