Finanzkrise

Treten größere Verwerfungen in Finanzsystemen auf, so spricht man allgemein von einer Finanzkrise. Auslöser sind meist die gleichzeitige Zahlungsunfähigkeit vieler Unternehmen und die sinkende Sachvermögensbewertung, die in der Regel recht plötzlich und somit unerwartet kommen. Dadurch wird die ökonomische Aktivität in den Ländern beeinträchtigt und die Finanzkrise breitet sich aus. Die Krise kann sich dabei auf lediglich ein Land beschränken oder aber auch weltweit auftreten und verheerende Folgen für die Wirtschaft und die Bevölkerung mit sich bringen.

Die Geschichte der Finanzkrisen

Finanzkrisen gibt es bereits seit der Antike. So war König Midas der erste, der im 7. Jahrhundert vor Christus mit der Geldentwertung begann. Er erkannte, dass nicht genug Metall vorhanden war, um ausreichend Münzen in hoher Qualität zu pressen. Als ließ er auch Münzen mit einem geringeren Metallgehalt herstellen.

Dadurch sorgte er für die erste „Globalisierung“ im Bereich der Zahlungsmittel, weil er mit dieser Methode die Geld- und Kreditpolitik voneinander trennte. Wer als Sparer nun in das leichtere Geld von König Midas investierte, büßte an Kaufkraft ein, weil es zu einem Geldüberhang kam. Weitere bekannte Finanzkrisen gab es im 1. Jahrhundert vor Christus in Asien und im 17. und 18. Jahrhundert. Die Finanzkrise, die uns momentan beschäftigt, begann im Jahr 2007. Sie tritt global auf und setzt sich aus einer Wirtschaftskrise, aus einer Bankenkrise und einer herkömmlichen Finanzkrise zusammen.

Die aktuelle Finanzkrise

Den Startschuss für die momentan vorherrschende Finanzkrise fiel im Sommer 2007 in den USA. Der Immobilienmarkt des Landes wurde durch spekulative Geschäfte künstlich aufgeblasen. Die Immobilienblase platzte und die Zinsen für die Interbankfinanzkredite schnellten sprunghaft in die Höhe. Doch die USA waren nicht die einzigen, die eine Immobilienblase erzeugt hatten. Auch andere Länder wie Spanien oder Portugal hatten mit diesem Problem zu kämpfen.

Erste weltweite Auswirkungen gab es durch Verluste auf dem Immobilienmarkt und Insolvenzen unterschiedlichster Unternehmen aus der Finanzbranche. Die wohl spektakulärste war die der Großbank Lehman Brothers, die im September 2008 Insolvenz anmelden musste. Andere weltweit agierende Finanzdienstleister mussten aufwendig am Leben gehalten werden. Hierfür wurden staatliche Mittel zur Verfügung gestellt. Zudem wurden die Diskontsätze so deutlich reduziert, dass diese sich günstig mit frischem Geld versorgen konnten. Die Kreditvergabe konnte aufrecht erhalten werden und das ganze Gerüst brach nicht zusammen.

Anfangsphase der Finanzkrise

Doch das war nur der Anfang der Finanzkrise. Durch die unsicheren Verhältnisse bei den großen Finanzdienstleistern kam in vielen Unternehmen auch die Produktion ins stocken. Viele Unternehmen mussten ihre Produktion senken oder gar komplett einstellen. Weitere Pleiten standen ins Haus und viele Arbeiter verloren ihren Job. In den USA war es General Motors, die bereits am Anfang der Finanzkrise Konkurs anmelden mussten. Durch die stetig steigenden Konkurse stieg die Staatsverschuldung vieler Länder dramatisch an. Die USA standen 2011 deshalb sogar vor einer Staatspleite. Bereits im April 2009 hat der IWF allein die Verluste im Wertpapiergeschäft auf vier Billionen Dollar geschätzt. Und das lediglich durch die Finanzkrise.

Als etwas Ruhe in die Finanzmärkte gekommen war, konnte das Ausmaß der Krise erst richtig wahrgenommen werden. So war es im Oktober 2009, als bei einigen europäischen Ländern die Folgen der Staatsverschuldung sichtbar wurden. Das erste Land war Griechenland, das seine Finanzlage nicht mehr im Griff hatte. Erste wurden von der IWF und der Europäischen Union geschnürt, damit das Land eine Insolvenz auf Staatsebene abwehren konnte. Weitere Länder wie Irland, Spanien und Portugal folgten.

Doch die Ausbreitung der Krise kann bis heute noch nicht minimiert werden. Viele Länder sind immer noch betroffen oder kämpfen damit, eine zu hohe Staatsverschuldung zu verhindern.

Die Auswirkungen der Finanzkrise auf die Finanzmärkte

Besonders die Finanzmärkte haben unter der Finanzkrise zu leiden. Das Vertrauen der Banken untereinander ist geschwächt. Das schwindende Vertrauen zeigte sich für die Kunden und Investoren im Anstieg der Geldmarktzinsen. Nachdem Lehman Brothers im September 2008 in Konkurs ging, kam der Interbankmarkt zeitweise sogar komplett zum erliegen. Denn die staatliche Rettung, die viele anderen Finanzdienstleister bekommen hatten, bliebt bei Lehman Brothers aus. Zudem stiegen die Zuschläge bei den Staatsanleihen.

Doch nach und nach ist nicht nur das Vertrauen unter den Banken wieder gefestigt. Auch Kunden und Investoren können wieder ihr Geld sicher und gewinnbringend bei Banken und Kreditinstituten hinterlegen.

Die Zukunft

Auch heute ist die Finanzkrise längst nicht überstanden. Viele Länder stehen immer noch vor einem großen Schuldenberg und benötigen internationale Hilfe. Eine Entspannung der Lage ist somit noch nicht abzusehen. Auch die Arbeitslosigkeit und die immer noch stockende Produktion sind ein internationales Problem. Auch hier muss noch viel getan werden. Bis es zu einem deutlichen Aufschwung kommt, der auch weltweit spürbar ist, wird noch einige Zeit vergehen.

Bis dahin muss mit vereinten Kräften versucht werden, die Staatengemeinschaft so gut wie nur möglich durch die Krise zu bringen. Das dies nicht immer einfach ist, dürfte klar sein. Aber im Gegensatz zu anderen Finanzkrisen geht es bei dieser Krise den Menschen relativ gut. Zwar beutelt die Arbeitslosigkeit viele Familien. Doch das klassische Hungern dürfte nur sehr wenige Menschen betreffen.

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