Überfischung der Weltmeere

Einem global wachsenden Bedarf an Fisch steht ein schrumpfender Bestand an Fischen in den Weltmeeren gegenüber. Durch Überfischung wird der weltweite Fischbestand übermäßig dezimiert – in den Gewässern werden permanent mehr Fische gefangen, als durch ihre natürliche Fortpflanzung nachwachsen. Viele Fischarten sind wegen der anhaltenden Überfischung bereits stark reduziert – manche Meerestiere gar vom Aussterben bedroht. Die Menschheit lebt beim Fischfang deutlich über ihre Verhältnisse – was vermutlich dramatische Folgen für die zukünftige Weltbevölkerung haben wird.

Die größte Nahrungsquelle der Menschheit ist in Gefahr

Der steigende Bedarf an Fisch bei gleichzeitig abnehmendem Fischbestand führt zu einer weiteren Vergrößerung der globalen Fangflotte, was wiederum zu einer weiter zunehmenden Überfischung und weiteren Dezimierung der Meeresfauna führen wird. Um auch nachfolgenden Generation den Verzehr von Meeresfischen zu ermöglichen, muss dieser Teufelskreis möglichst schnell unterbrochen werden. Bei anhaltender oder gar ansteigender Überfischung wird es nach Berechnungen kanadischer Wissenschaftler in weniger als 40 Jahren keine wirtschaftlich nutzbaren Fischarten mehr in den Meeren geben.

Diese dramatische Entwicklung wird durch das anhaltende Bevölkerungswachstum in den Entwicklungsländern noch verschärft. Der zusätzliche Bedarf an Fischprodukten kann nur durch Zuchtfische aus sogenannten Aquakulturen gedeckt werden. Die gezüchteten Fische werden überwiegend mit Fischmehl, welches wiederum aus kleinen Meerestieren hergestellt wird, aufgezogen. Für die Aufzucht eines Lachses wird beispielsweise die vierfache Menge seines späteren Gewichts in Form von Fischmehl verfüttert. Diese ausgesprochen ungünstige Bilanz wird negative Auswirkungen auf das sensible Ökosystem Meer haben.

Auf Grund der zunehmenden Knappheit werden die Preise für Fischprodukte in den kommenden Jahren vermutlich stark ansteigen. Diese Teuerung wird vermutlich dazu führen, dass gerade die ärmeren Menschen aus den Entwicklungsländern sich Fisch kaum noch werden leisten können, obwohl gerade diese Menschen den Fisch als wichtige Eiweißquelle für eine ausgewogene Ernährung dringend benötigen.

Steigender Fischverbrauch – steigende Überfischung

Die Food and Agriculture Organization (FAO) stellte 2008 folgende alarmierende Zahlen zusammen: Die Menge des weltweiten Fischverbrauchs stieg zwischen 1950 und 2006 von rund 19 Tonnen auf fast 144 Millionen Tonnen pro Jahr, was einer mittleren jährlichen Steigerung von etwa 3,7 Prozent entspricht. Die 144 Millionen Tonnen des Fischverbrauchs wurden zu über 75 Prozent direkt von den Menschen konsumiert, während 33 Millionen Tonnen des globalen Jahresfischfangs für die Produktion von Fischmehl und Fischölen verwendet wurden. Der weltweite Verbrauch an Fisch lag 2005 bei 16,4 Kilogramm pro Kopf, wobei es allerdings starke regionale Unterschiede gab. So lag der Fischverbrauch in Afrika und Südamerika mit etwas über 8 Kilogramm pro Kopf deutlich unter dem Verbrauch von Nordamerika mit rund 24 Kilogramm und Europa mit fast 21 Kilogramm.

Einsamer Spitzenreiter beim Fischkonsum waren 2005 die Chinesen, die etwas über 26 Kilogramm Fisch pro Kopf verbrauchten – insgesamt entfielen damit über 30 Prozent des weltweiten Fischverbrauchs auf China. Im Jahr 1950 war der Verbrauch von Zuchtfisch unbedeutend und 1980 lag der Anteil an gezüchtetem Fisch noch unter 10 Prozent. Dieser Anteil stieg bis 2006 auf 36 Prozent des gesamten Fischverbrauchs an.

Asien als Hauptquelle für Zuchtfisch

Knapp 90 Prozent der Zuchtfische wurden in Asien aufgezogen, davon wurden wiederum zwei Drittel in China gezüchtet, das damit zu 48,8 Prozent an der weltweiten Fischzucht beteiligt ist. Die Fischzucht oder Aquakultur ist seit 1970 um 8,7 Prozent pro Jahr angewachsen. Knapp zwei Drittel des weltweiten Meeresfischfangs entfallen auf lediglich 200 Fischarten. Noch 1950 gelten mehr als 60 Prozent dieser Arten als gering befischt. Ab Mitte der 1960er Jahre sank dieser Anteil dann auf ein Drittel, um zu Beginn der 1970er Jahre auf unter 10 Prozent zu fallen. Seit dem Ende der 1970er Jahre gilt keine der 200 wichtigsten Fischarten mehr als nur gering befischt.

Wachstum um jeden Preis?

Ein Grund für diese Entwicklung ist auch das immense Wachstum der globalen Fischfangflotte: Seit 1970 hat sich die Flotte von 600.000 auf heute etwa 1,2 Millionen Schiffe verdoppelt, die zudem mit ihrer High-Tech Ausstattung die Meere immer effizienter leerfischen können. Durch staatliche Subventionen der Fangflotten wird diese Entwicklung weiter begünstigt. Auch in den europäischen Gewässern sind die Fischbestände heute bereits zu deutlich über 80 Prozent überfischt, während es in den 1970er Jahren erst 10 Prozent waren.

Mit Hilfe moderner Technik lassen sich Fischschwärme schnell aufspüren und abfischen. Es werden Grundschleppnetze eingesetzt um Tiefseefische zu fangen, bei dieser Fangart schleifen in großer Tiefe schwere Eisenplatten über den Meeresboden und zermalmen Korallen, Muscheln, Seeigel, Seesterne und andere Meeresbewohner. Die riesigen Schleppnetze, die nahe der Wasseroberfläche eingesetzt werden, haben fußballfeldgroße Öffnungen, die alles verschlingen, was nicht rechtzeitig ausweichen kann.

In diesen Netzen sterben jedes Jahr Millionen von Meerestieren, wie Delfine und Meeresschildkröten, die eigentlich gar nicht gefangen werden sollen. Dieser ungewollte „Beifang“ trägt mit dazu bei, dass weitere Arten von Meerestieren stark dezimiert werden und vom Aussterben bedroht sind.

Entwicklung der Fischwirtschaft

Wird die globale Fischwirtschaft weiter so extensiv betrieben wie bisher, so muss man damit rechnen, dass die Meere innerhalb der nächsten Generation überwiegend von Quallen bewohnt sein werden, die dann keine natürlichen Feinde mehr haben und sich ungezügelt vermehren können. Neben diesen ohnehin schon großen Problemen hat auch der Klimawandel negative Auswirkungen auf das Ökosystem Meer: Durch den zunehmenden CO²-Ausstoß wird das Meer immer saurer, was die Entwicklung des für die Nahrungskette wichtigen Planktons und damit das gesamte Ökosystem Meer stark beeinträchtigt.

Die überdimensionierte Fischfangflotte verschärft dieses Problem noch, denn sie verbraucht 1,2 Prozent des jährlichen weltweiten Rohölbedarfs und stößt dabei 130 Millionen Tonnen CO² in die Atmosphäre.

Global denken und ökologisch nachhaltig handeln

Wie alle Ökosysteme muss auch das Meer nachhaltig bewirtschaftet werden, damit auch die nachfolgenden Generationen noch in den Genuss frischer Hochseefische kommen können. Statt kurzfristigem Streben nach möglichst hohen Gewinnen sollten alle Länder, die Fischfang betreiben, sich von nationalen Egoismen verabschieden und mehr an den langfristigen Erhalt der Lebensgrundlage für ihre Nachkommen und weite Teile der Weltbevölkerung denken, da sonst die Weissagung der Cree-Indianer bald Wirklichkeit werden könnte: „Erst wenn der letzte Baum gerodet, der letzte Fluss vergiftet, der letzte Fisch gefangen, werdet ihr feststellen, dass man Geld nicht essen kann.“

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