Eurokrise

Die Eurokrise, eigentlich Staatsschuldenkrise in der Eurozone, beschreibt eine Finanzkrise, deren Auswirkungen es einigen Staaten des Euroraums sehr schwierig macht, ihre Staatsschulden alleine zu refinanzieren. Ihren Anfang fand die Krise im Jahr 2009 in Griechenland, wo im Oktober des gleichen Jahres die neu gebildete Regierung den tatsächlichen Schuldenstand des Landes bekannt machte und daraufhin die EU und den IWF um Hilfeleistungen angerufen hat.

Die griechische Schuldenkrise ist auf viele Faktoren zurück zu führen, so dass eine genaue Gewichtung dieser Faktoren nicht möglich ist. Gerade in Griechenland ist zu beobachten, dass die Staatsschulden und deren Entwicklung schon vor der Krise im Zentrum standen. Allerdings geht man auch dazu über, die Staatsschulden nur zum Teil als Hauptgrund für die Finanzkrise gesehen. Man geht eher davon aus, dass die wirtschaftlichen Ungleichgewichte innerhalb Europas eher dafür verantwortlich sind, dass die Refinanzierungen der verschuldeten Staaten so problematisch sind. Weitere wesentliche ausschlaggebende Punkte für die Eurokrise sind die institutionellen Eigenschaften innerhalb der Eurozone als auch die im Jahr 2007 auftretende weltweite Finanzkrise und deren Folgen.

Rettung des Euro

Um den Euro bzw. die Eurozone zu retten, wurden mehrere Rettungspakete auf den Weg gebracht. Darunter sind unter anderem die Europäische Finanzstabilisierungsfazilität (EFSF) aus dem Jahr 2010 und der Europäische Stabilitätsmechanismus, der seinen Ursprung im Jahr 2011 fand. Diese Pakete sind politisch durchaus umstritten. Durch die Europäische Zentralbank (EZB) und deren Verhalten zu Staats- und Privatschulden (Monetarisierung) wurde den verschuldeten Ländern die Möglichkeit eröffnet, neue Kredite aufzunehmen, um so durch Liquidität deren Wirtschaft und Finanzmarkt zu stützen.

Um die Krisenursachen zu bekämpfen, wurde der Europäische Fiskalpakt ins Leben gerufen und die europäische Finanzaufsicht reformiert. In den von der Eurokrise stark betroffenen Staaten kam es im Jahre 2011 zu Regierungswechseln, die entweder auf vorgezogenen Neuwahlen oder auf Übergangsregierungen beruhten.

Ursachen für die Eurokrise

Für die Eurokrise gibt es eine Menge unterschiedlicher Faktoren. Besonders Griechenland und dessen im Vorfeld stattgefundene Finanzentwicklung lässt sich als ein Beispiel nennen, das zur Krise geführt hat. Allerdings sollte man beachten, dass die Krise vielmehr aufgrund der unterschiedlichen strukturellen Entwicklungen innerhalb des Euroraums zurück zu führen ist. Genauer gesagt heißt das, dass die Krise nicht wegen eines einzelnen Landes aufgetreten ist, sondern vielmehr ihren Ursprung in der unterschiedlichen Wirtschaftskraft der Mitgliedsstaaten hat.

Einige Mitgliedsstaaten vor allem im südlichen Europa haben keine so florierende Industrie- und Wirtschaftswelt wie etwa Deutschland oder Frankreich, um nur zwei Beispiele zu nennen. Hier ist der Fokus mehr auf die Landwirtschaft und deren Erzeugnisse gerichtet. Mit diesen Produkten lässt sich eine nationale Wirtschaft nicht so stark ankurbeln wie etwa mit Industrieprodukten. Aber auch vorangegangene Ereignisse haben zu der Eurokrise beigetragen. Hierzu zählt vor allem die 2007 in den USA ihren Anfang genommene weltweite Finanzmarktkrise.

Wirtschaftliche Ungleichgewichte und die Schulden im Ausland

Schon früh wurde erkannt und auch darauf hingewiesen, dass es bei der Einführung der gemeinsamen Währung zu Ungleichgewichten bei der Leistungsbilanz der Mitgliedsstaaten kommen wird. Diese Leistungsbilanz stellt die im Inland produzierten Waren, Güter und Dienstleistungen, die exportiert werden, mit den in diesem Bereich anfallenden Importen gegenüber. Wenn nun mehr importiert als exportiert wird, so ergibt sich ein Defizit in dieser Leistungsbilanz.

Umgekehrt sieht es beim Export aus, hier wird ein Exportüberschuss erzielt, wenn der Anteil der exportierten Waren den Teil Anteil der importierten Güter übersteigt. Das bedeutet, dass bei einem Leistungsbilanzdefizit die Verschuldung im Ausland zunimmt, da man gezwungen ist, dieses Defizit auszugleichen. Diese Entwicklung war schon Ende der 90er Jahre abzusehen. Man begründet dies damit, dass es aufgrund der Einführung des Euros zu einem niedrigeren Zinsniveau gekommen ist, welches sowohl für Unternehmen als auch für Regierungen sehr günstige Refinanzierungsmöglichkeiten eröffnete. Das führte dazu, dass auch finanzschwache Staaten plötzlich vermehrt Nachfragen stellen konnten. Auch die wegfallenden Wechselkursrisiken begünstigten diese Entwicklung.

Zwei Trends in der Eurokrise

Hieraus ergaben sich zwei Trends als Folge. Zum einen nahmen die Rücklagen der „ärmeren“ Euroländer wegen der Möglichkeit, günstige Zinsen zu erhalten ab. Zum anderen nimmt der Anteil des ausländischen Kapitals zu, da sich aufgrund der gemeinsamen Währung das Risiko in dem Euroland für die Investoren um einen beachtlichen Anteil reduziert.

Diese beiden Entwicklungen führten dazu, dass es in den jeweiligen Ländern zu Preissteigerungen kam, was sich zu Inflationsdifferentialen weiter entwickelte. das bedeutet, dass in den verschuldeten Staaten eine höhere Inflationsrate zu verzeichnen war als in den sogenannten Gläubigerstaaten, zu denen etwa Deutschland gehört. Hier wurde eine unter dem Durchschnitt angesiedelte Inflation festgestellt. Dies hatte wiederum Auswirkungen auf die Lohnkosten. Auch wenn das Lohnniveau konstant war, so veränderten sich jedoch die Anteile der Lohnstückkosten in einem erheblicheren Umfang als in den Ländern mit einer niedrigen Inflation.

Diese Defizite konnten nun nicht mehr ausgeglichen werden, da die Sicherung des Wechselkurses nicht mehr gegeben war. Da sich die Lohnstückkosten derart verändert hatten, verloren Länder wie etwa Spanien, Portugal und Griechenland an Wettbewerbsfähigkeit, da die Produktionssteigerung nicht mehr mit der Kostenentwicklung gleich zog.

Spezifische Folgen, die aus der Finanzmarktkrise resultieren

Die Eurokrise muss aber neben den europäischen Entwicklungen im Bereich der Staatsverschuldungen und der Ungleichgewichte des wirtschaftlichen Handelns auch in Zusammenhang mit der in den USA begonnenen Finanzmarktkrise betrachtet werden. Diese führte nämlich weltweit dazu, dass eine grundlegende höhere Risikobewertung durchgeführt wurde. Vor allem der Bereich der Staatsanleihen war davon sehr stark betroffen.

Die Rettung von Kreditinstituten mit Mitteln der öffentlichen Hand erhöhte die jeweilige Staatsverschuldung und ließ die Investitionsfreude von Unternehmen in diesen Ländern zurück gehen, da diese nun befürchten mussten, dass die Kosten dieses Handelns über erhöhte Steuern von ihnen getragen werden sollten. Zugleich wurde die Liquidität der Banken vermindert, was zu einem Rückgang der Kreditvergabe führte. Dies wiederum hatte Auswirkungen auf die Wirtschaftsleistung, da ohne Kredite hier auch kein Wachstum herbeizuführen war und zeitgleich ein Rückgang der Steuereinnahmen hierauf zurück zu führen ist.

Zurück zur Hauptseite: Krisen
Permalink dieser Seite zur Zitation auf Webseiten & in Hausarbeiten: