Angespannter Wohnungsmarkt in Deutschland: Immobilienmangel durch Globalisierung?

Die Schere zwischen Mittel- und Oberschicht geht immer weiter auseinander. Die Folgen der Globalisierung sind auch auf den Immobilienmärkten zu spüren, etwa in deutschen Großstädten.

Die größte Nachfrage aus dem Ausland verbucht aktuell Berlin, gefolgt von München und Frankfurt am Main. Dabei sind Kaufinteressierten aus dem In- und Ausland laut dem Portal LuxuryEstate.com im Schnitt bereit, drei Millionen Euro in deutsche Immobilien zu investieren.


Während Luxusimmobilien in Berlin bei US-Amerikanern immer beliebter werden, werden luxuriöse Wohnungen hierzulande insgesamt immer unbeliebter: „Wer kann sich das denn leisten?“ sagen die Menschen auf der Straße, wenn man sie zu den aktuellen Entwicklungen am Immobilienmarkt fragt.

Auch in kleineren Großstädten wie Münster oder Freiburg ist der Luxuswohnungsbau angekommen. Dieser zieht jedoch weniger ausländische Privatiers an, sondern meist eher Reiche aus dem Umland oder Aufsteiger der Mittelschicht.

Förderung von Eigentum?

Auch die erhöhten Flüchtlingszahlen und die wachsende Nachfrage nach Wohnungen in den Ballungsräumen haben die Politik veranlasst, den Blick wieder auf die lange vernachlässigte öffentliche Wohnraumförderung zu werfen. Viele Menschen fühlen sich derweil von der Politik verraten: Zwar sind die Darlehen günstiger und die Löhne höher als früher, dennoch scheint es aktuell selbst für Familien in Städten unmöglich, ein Eigenheim zu erwerben. Denn: Auch für Investoren sind die Zinsen günstig. Oftmals wird dringend benötigtes Bauland erworben und jahrelang liegen gelassen, bis die erforderlichen Bauanträge genehmigt sind.

Doch was macht den Unterschied zu „früher“ aus? Laut einer Berechnung des Spiegel benötigen Menschen heute für den Immobilienkauf deutlich mehr Eigenkapital: Besonders bemerkbar macht sich das – wiedermal – in Berlin und München: In Berlin reichten 2007 für ein 150 qm großes Haus noch ca. 75.000 Euro Eigenkapital, 2017 waren es schon 121.000 Euro – rund 60 % mehr.

Immobilien & Nebenkosten: Preise steigen immer weiter

Für die meisten – und besonders die jungen – Käufer dürfte da der wunde Punkt liegen: Zum Einstieg als Hausbesitzer brauchen sie eine höhere Finanzbasis als früher, selbst wenn die Finanzierung des Eigenheims ab diesem Punkt dann nicht mehr so teuer ist wie noch vor einigen Jahren.

Nicht bloß die reinen Kaufpreise sind in den letzten Jahren gestiegen: Auch die Kaufnebenkosten wie Grunderwerbssteuer und Notargebühren fallen heute höher aus, weil sie an den gestiegenen Kaufpreis gekoppelt sind.

Das IW Köln fordert die Politik deshalb seit Längerem dazu auf, die Kaufnebenkosten zu senken. Die Forderungen am Beispiel einer Wohnung für 250.000 €:

  • Die Grunderwerbsteuer deckeln (aktuell liegt sie bei 5,0 bis 6,5 %) – Ersparnis: 10.000 €
  • Beim Immobilienkauf könnte das Bestellerprinzip eingeführt werden (dann müsste der Verkäufer den Makler bezahlen, ähnlich wie bei Mietwohnungen seit 2015) – Ersparnis: 9.000 €

Allein mit diesen Forderungen würde der Beispiel-Käufer schon gut 19.000 Euro weniger zahlen als aktuell. Kritiker finden jedoch, dass eine solche Rechnung nicht aufgeht. Die Immobilienverkäufer würden die zusätzlichen Maklerkosten schlicht auf den Kaufpreis aufschlagen.

Immer mehr stimmen werden daher laut, dass der Verkäufer immer den Vermittler bezahlen sollte, etwa wenn ein Immobilienmakler in Münster – ebenfalls ein heißer Immobilienmarkt – ein Haus anbietet, das schnell auch in B-Lage der Provinz- und Fahrradhauptstadt 380.000 € und mehr kostet.

Auch der Verbraucherschutz setzt sich für das Bestellerprinzip ein. Außerdem fordert man dort eine Deckelung der Courtage nach dem Vorbild Österreich und Niederlande. Dort gilt bereits das Bestellerprinzip.

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