Bankenkrise

Der aktuelle Zustand des Bankwesens stellt einen wichtigen Indikator für die Leistungsfähigkeit der Wirtschaft und die Bonität eines Landes dar, darüber hinaus sind Kreditinstitute eng mit Unternehmen und Großanlegern verzahnt. Wenn nun das Vertrauen in die Zahlungsfähigkeit eines oder mehrerer Kreditinstitute derart beeinträchtigt ist, dass eine Kettenreaktion droht, so spricht man von einer Bankenkrise. Durch die Auswirkungen einer derartigen Krise kann die gesamte Wirtschaft eines Landes schweren Schaden erleiden.

Ursachen von Bankenkrisen

Entscheidender Indikator für eine mögliche Bankenkrise ist die signifikante wertmäßige Abnahme der Vermögenspositionen (Aktivposten der Bilanz) einer Bank, was aufgrund gesetzlicher Vorschriften eine unverzügliche Abwertung und Neuansetzung der betreffenden Vermögenswerte in der Bilanz zur Folge hat. Dabei ist zu beachten, dass sich die Buchführung einer Bank von jener eines kaufmännischen Unternehmens wesentlich unterscheidet. In der Bilanz einer Bank wird aktivseitig hauptsächlich in Forderungen und Wertpapiere unterschieden, das Anlagevermögen ist von untergeordneter Bedeutung.

Ein weiterer Unterschied zur kaufmännischen Betriebswirtschaft besteht darin, dass die nicht vorhersehbare Laufzeit der Zinsgeschäfte eine Kalkulation nach kaufmännischen Gesichtspunkten unmöglich macht, da Einzahlungen oder Geldbehebungen durch Kunden jederzeit ohne vorherige Ankündigung getätigt werden können.

Die Gründe für eine derartige Abwertung der Aktivposten, die panikartige Aktivitäten der betroffenen Anleger zur Folge haben kann, können verschiedener Natur sein. So können Liquiditätsprobleme durch zu geringe Kapitaldeckung oder unternehmenspolitische Fehlentscheidungen eine derartige Entwicklung verursachen. Wenn nun zahlreiche Anleger in einer derartigen Situation plötzlich ihre kurzfristigen Gelder beheben wollen, so kann das Kreditinstitut seinen Verpflichtungen nicht mehr nachkommen. Auch massive Börsenverluste oder wirtschaftliche Krisen vornehmlich mit Fremdkapital operierender Branchen wie Bauwirtschaft oder Immobilien, aber auch Kredit- bzw. Forderungsausfälle von als einbringlich bewerteten Außenständen können Auslöser einer Bankenkrise sein.

Irrationale Faktoren

Auch irrationale Faktoren können eine Rolle spielen. Vor allem in Ländern, deren Bankwesen keiner staatlichen Regulierung und Aufsicht unterliegt, kann es vorkommen, dass seitens der Konkurrenz gezielt das Gerücht in Umlauf gesetzt wird, dass ein bestimmtes Kreditinstitut seinen Zahlungsverpflichtungen nicht mehr nachkommen könne, was im Extremfall einen panikartigen Ansturm der Bankkunden auf den Bankschalter zur Folge haben kann. Da Banken überdies Träger zahlreicher Risiken, wie Währungsrisiko, Kursrisiko oder Zinssatzänderungsrisiko sind, genügt oft schon der Kursverfall einer Fremdwährung, um gleich bei mehreren Kreditinstituten existenzbedrohende Kursverluste und den Verfall von Aktivposten auszulösen.

Auswirkungen von Bankenkrisen

Banken reagieren auf ein derartiges Szenario meist mit einer schlagartigen Änderung ihrer Portfoliostrategie bei den Risikoaktiva, was zur Folge hat, dass die Kreditvergabe äußerst rigide gehandhabt wird, um die Gefahr weiterer Forderungsausfälle so gering wie möglich zu halten. Dies bewirkt einen drastischen Rückgang des Kreditvolumens, wodurch die gesamte Volkswirtschaft massiv in Mitleidenschaft gezogen wird, da die Verfügbarkeit von Fremdkapital zu den Grundvoraussetzungen einer funktionierenden Wirtschaft gehört.

Auch kann zwar durch diese Vorgehensweise die Liquidität der Bank möglicherweise kurzfristig gebessert werden, allerdings um den Preis eines drastischen Rückganges der Erträge, denn die Vergabe von Krediten zählt zu den Kerngeschäften eines Kreditinstitutes. Eine derartige Entwicklung kann weiteren Banken, deren Kunden und Gläubigern, dem regionalen und überregionalen Finanzmarkt, sowie in weiterer Folge der gesamten Volkswirtschaft schweren Schaden zufügen.

Grund dafür ist auch die durch Refinanzierungsabkommen sowie wechselseitige Geldgeschäfte enge Verflechtung der Kreditinstitute untereinander. Da Kreditinstitute überdies meist ähnliche Strategien bei Kreditvergabe und Investmentgeschäften verfolgen, kann ein bestimmtes Ereignis, etwa eine Krise am Immobilienmarkt, eine Vielzahl von Bankinstituten gleichzeitig treffen.

Präventionsstrategien

Aufgrund zahlreicher internationaler Bankenkrisen in der Vergangenheit wird heute in vielen Industrieländern das Bankgeschäft seitens der zuständigen Behörden, aber auch von internationalen Organisationen überwacht und geregelt. Finanzmärkte zählen somit zu den am stärksten regulierten Bereichen überhaupt.

Um die Entstehung von Bankenkrisen bereits im Vorfeld zu verhindern, wird dabei auf drei Strategien gesetzt: Regulierung, Kontrolle, Einlagensicherung. Im Wege der Bankenregulierung erfolgt durch den Gesetzgeber eine massive Einschränkung der Handlungsspielräume eines Kreditinstitutes. Die Höhe des Eigenkapitals einschließlich dessen Verwendung, die Vergabe der Kredite, sowie das Risikomanagement der Banken unterliegen rigiden Vorschriften und Reglementierungen.

Gesetzliche Grundlage dafür ist in Deutschland das Kreditwesengesetz (KWG) sowie die Solvabilitätsverordnung (SolvV). Da im KWG alle Tätigkeiten, welche zu den Bankgeschäften zählen, einzeln aufgezählt sind und somit eindeutig geklärt ist, ob für ein bestimmtes Rechtsgeschäft die Vorschriften des Kreditwesengesetzes einschließlich der Sicherungsmechanismen zur Anwendung kommen, besteht auch für Bankgeschäfte im Internet ein hohes Ausmaß an Sicherheit.

Aufgrund des von der jeweils nationalen gesetzgebenden Körperschaft geschaffenen rechtlichen Rahmens erfolgt eine kontinuierliche Überwachung der Geschäftsgebarung sowie die Einhaltung der bankspezifischen Gesetze durch eine vom Staat dazu autorisierte Bankenaufsicht. In Deutschland wird diese Aufsicht durch die Bundesbank und die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) wahrgenommen.

Pflichten für jedes Kreditinstitut

Komplettiert werden diese Präventivmaßnahmen durch umfangreiche Anzeige- Veröffentlichungs- und Meldepflichten, die jedem Kreditinstitut auferlegt werden. Für den Fall, dass ein Kreditinstitut trotz aller Regulierungs- und Kontrollmaßnahmen insolvent werden sollte, sind die Geldanlagen durch die gesetzliche Einlagensicherung abgesichert. Dadurch soll auch verhindert werden, dass Anleger aufgrund sinkenden Vertrauens in eine bestimmte Bank ihre Einlagen abziehen.

Sollte es dennoch zu einer Bankenkrise kommen, so bestehen Möglichkeiten, das Ausmaß der Krise zu limitieren. Die Zentralbank kann zusätzliche Liquidität zur Verfügung stellen, oder die Leitzinsen senken. Auch ist die Bankenaufsicht befugt, direkt in die Geschäftspolitik einer Bank einzugreifen, wenn sie dies für notwendig erachtet.

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