Kreuzritter

Die Geburtsstunde der Kreuzritter erfolgte 1095, als Papst Urban II. zur Befreiung des Heiligen Landes und Jerusalems in der französischen Stadt Clermont aufrief. Dies war die späte Reaktion auf die Eroberungspolitik der Araber (Islamische Expansion), innerhalb derer christliche Gebiete in Nordafrika und im Nahen Osten durch arabisch-muslimische Eroberer unterworfen und teilweise neu besiedelt wurden. 638 fiel dabei auch Jerusalem in muslimische Hände, was auf christlicher Seite für Empörung und Rachegelüste sorgte. Aber erst als der byzantinische Kaiser Alexios I. Komnenos einen Hilferuf aussandte, da er ohne militärische Unterstützung gegen die das Byzantinische Reich bedrohenden Seldschuken auf verlorenem Posten stand, reagierte das Christentum vehement mit dem päpstlichen Aufruf zur Vertreibung der Sarazenen aus dem Heiligen Land. Anschließend begann der erste Kreuzzug und ein christliches Kreuzritterheer brach zu einem Kriegszug zur Rückeroberung des unter islamischer Herrschaft geratenen Palästinas auf.

1099 konnten die Kreuzritter schließlich Jerusalem erobern und befreien, woraufhin der Papst den ersten Kreuzzug für erfolgreich beendet erklärte. Durch den 1095 erfolgten Aufruf des Papstes verlieh er der Ritterschaft christlichen Glanz. Die Ritter waren jetzt verantwortlich für die Verteidigung des Christentums. Selbst Adelige, Könige und Kaiser zogen nun als Kreuzritter gemeinsam mit ihren Untertanen in den Krieg gegen die Sarazenen. Da der Papst Christus zum obersten Lehnsherren ausgerufen hatte, war es auch gesellschaftlich legitim, dass der Hochadel Seite an Seite mit standes- und rangniedrigeren Männern gegen den Feind zogen und als Streiter Christi für die Verteidigung des Christentums zu kämpfen.

Kreuzritter als heilige Kämpfer

Nach Auffassung der Kreuzritter zogen sie sowohl zum Kriegszug wie auch zum Bußgang in das Heilige Land, da das Wort Gottes durch den Papst verkündet worden war. Aus ihrer respektive christlicher Sichtweise handelte es sich bei den offiziell verkündeten Kreuzzügen um einen gerechten Krieg, sogar um einen „gottgefälligen Krieg“. Daher sahen sich die Kreuzritter als die von Gott bestimmten heiligen Kämpfer der abendländisch-katholischen Christenheit an. Durch diesen Gedanken vereint, schlossen sich Kreuzritter aus ganz Europa dem Kreuzfahrerheer an. Allerdings waren sich die Kreuzritter dabei teilweise uneins. Aufgrund des morgenländischen Schismas, das 1054 die strikte Trennung der römisch- katholischen von der orthodoxen Kirche besiegelte, war das Verhältnis der westeuropäischen Kreuzritter gegenüber Kreuzzugteilnehmer aus dem orthodox-griechisch geprägten byzantinischen Einflussgebiet deutlich getrübt. Die unterschiedlichen christlichen Strömungen führten sogar dazu, dass sich ab dem 12. Jahrhundert die westeuropäischen Kreuzritter in ihrer Kreuzzugsidee sogar gegen das orthodox-griechisch geprägte Byzanz wandten und die Stadt bzw. das Reich teilweise auf eine Stufe mit dem Islam stellten.

Im westeuropäischen Raum wurden die Kämpfer für das Christentum dabei als geistliche oder als christliche Ritter gesehen. Dabei mussten sie alle ein rechtsverbindliches Kreuzfahrer-Gelübde analog einer Pilgerfahrt ablegen. Zahlreiche Kreuzritter nahmen oftmals auch die Mönchstugenden wie Gehorsam, Keuschheit und Armut an. So wurden diese geistlichen Ritter in der westlichen Welt teilweise auch als kämpfende Mönche bezeichnet, die sich schließlich in Ordensgemeinschaften zusammenschlossen. Anfangs errichteten diese Ordensgemeinschaften Lazarette im Heiligen Land, um die Verwundeten, Schwachen und Kranken der Kreuzzüge zu pflegen. Es dauerte aber nicht lange, bis sich die Ordensgemeinschaften nachhaltig in die kriegerischen Auseinandersetzungen einmischten.

Drei Ordensgemeinschaften stellten mit ihren Kreuzrittern die kämpfende Elite dar

Drei bedeutende Orden wurden dabei von den Kreuzrittern gegründet. So entwickelte sich 1120 ein Bündnis französischer Kreuzritter zu der Ordensgemeinschaft „Arme Ritter Christi vom salomonischen Tempel“, die in die Geschichte als Tempelritter oder auch als Templer eingegangen sind. Zehn Jahre später wurde die militärische Sektion der Johanniter aus der Taufe gehoben. Die Kreuzritter dieses Ordens hatten sich insbesondere die Verteidigung Jerusalems auferlegt. Lübecker Kaufleute begründeten dann 1190 den Deutschen Orden, der anfangs als reiner Hospizorden fungierte.

Als deutsche Kreuzritter mit Heinrich dem VI. in das Heilige Land einzogen, wandelte sich der Deutsche Orden dann aber zu einem Militärorden. Nur Kreuzritter aus dem deutschen Sprachraum wurden fortan in die Gemeinschaft aufgenommen. Im Gegensatz zu den unorganisierten Kreuzrittern oder zum Beispiel zu vielen Privatheeren des westeuropäischen Adels waren die Kreuzritter innerhalb der Ritterorden straff organisiert und verhielten sich in der Regel in Friedens- und Kampfzeiten äußerst diszipliniert. Sie galten als Elite unter den Kreuzrittern; ihnen wurde nachgesagt, dass sie sich niemals gefangen nehmen lassen würden, sondern den Tod im Kampf vorziehen würden. Auch das islamische Heer und seine Führer betrachteten die Ordensritter bzw. die Kreuzritter der Ordensgemeinschaften als die gefährlichsten Gegner. Sie galten als kräftig, ausdauernd und zäh; im Kampf wurde ihnen zudem Schnelligkeit und Gewandtheit bescheinigt.

Das Verwenden von Streithammer und Morgenstern galt als unehrenhaft

Prinzipiell waren die Hauptwaffen der Kreuzritter das Schwert und die Lanze. Das Schwert wurde von den Kreuzrittern als Hiebwaffe genutzt und konnte mit seinen beidseitig geschärften Eisenklingen leichte Panzerungen bzw. Rüstungen mühelos durchtrennen. Demgegenüber verwendeten die Kreuzritter Lanzen als Stoßwaffen, mit denen sie mit Wucht auf den Gegner einstachen; leicht gepanzerte Rüstungen konnten mit einem Stoß durchbohrt werden. Einige nutzen auch eine Streitaxt oder einen Streitkolben. Ab dem Spätmittelalter führten die Kreuzritter dann vermehrt einen Streithammer oder Morgenstern, was innerhalb der Ritterschaft aber als unehrenhaft galt. Während der Kreuzzüge benutzten gerade die jungen und unerfahrenen Ritter diese Waffen. Neben dem Kettenhemd und Helm waren viele Kreuzritter auch mit Schilden ausgerüstet. Die Kreuzritter gingen in der Regel in geschlossener Formation in eine Schlacht. Die berittenen Kreuzritter gingen in Stellung und galoppierten mit angelegten Lanzen auf die gegnerischen Reihen zu, während das Fußvolk hinterher stürmte; im Nahkampf wählten sie dann bevorzugt das Langschwert. Gingen die Kreuzritter siegreich aus einem Gefecht hervor, wurde auf dem Schlachtfeld die Standarte aufgestellt und das Feldlager errichtet.

Religiöser Eifer war nur ein Motivationsgrund der Kreuzritter

Prinzipiell lag die Motivation der Kreuzritter sicherlich in ihrem religiösen Eifer begründet. Sie waren von der Losung „Deus lo vult“ (Gott will es) beseelt und erhofften sich durch die Einnahme des Heiligen Landes dem wahren Willen Gottes zu folgen, so dass Ihnen alle ihre bisherigen Sünden vergeben bzw. erlassen würden. Angebliche Gräueltaten seitens der islamischen Soldaten und Machthaber gegenüber Christen und nicht zuletzt die Zerstörung christlicher Heiligtümer wie zum Beispiel die Grabenskirche in Jerusalem (1009) wandelte zudem bei vielen Kreuzrittern die religiösen Motive in religiösen Fanatismus. Gerade die nicht-adeligen Kreuzritter agierten hier mit besonderem religiösem Eifer. Durch den Angriff und die Plünderung der christlichen Stadt Konstantinopel (4. Kreuzzug) durch ein westeuropäisches Kreuzritterheer wurde die christlichen bzw. religiösen Motive aber kurzzeitig ad absurdum geführt.

Neben den religiösen Gründen spielten aber auch außenpolitische und geografische Gegebenheiten eine bedeutende Rolle bei der Motivation der Kreuzritter. Zum einen betrachtete die christliche Welt schon lange die arabische Expansionspolitik argwöhnisch, da sie weitestgehend militaristisch durchgesetzt wurde. Zum anderen war das islamische Herrschaftsgebiet durch die zeitweilige Eroberungen von Teilgebieten Süditaliens und vieler Mittelmeerinseln bereits in christliches Gebiet ausgeweitet worden; andere arabische Streitkräfte waren bis an die Pyrenäen vorgerückt und standen quasi vor den Toren Frankreichs. Daher sahen die Kreuzritter den Islam als eine überaus große Gefahr an. Nicht zu unterschätzen sind auch die wirtschaftlichen Beweggründe. Während der Adel auf die Eroberung von neuen Besitztümern und Reichtum im Heiligen Land hoffte, waren die Kreuzzüge für die meistens in ärmlichen Verhältnissen lebende Landbevölkerung eher eine Möglichkeit zur Flucht aus den heimatlichen Lebensumständen. Zudem errangen sie durch den Status eines Kreuzritters ein höheres Ansehen und der Papst wollte ihre Leibeigenschaft beenden, wenn sie mit dem Schwert in der Hand in das Heilige Land ziehen würden. Dank dieser Aussichten gaben auch viele Gesetzlose und Verbrecher das Kreuzzuggelübde ab.

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