Nahostkonflikt

Das Gebiet, auf dem heute Israel und die palästinensischen Autonomiegebiete liegen, ist schon seit Jahrtausenden Gegenstand bewaffneter Konflikte. Erst waren es die Babylonier, dann die Perser und die alten Griechen und später die Christen im Rahmen der Kreuzzüge sowie die Moslems im Rahmen der islamischen Expansion, die das „Gelobte Land“ kriegerisch eroberten und für sich beanspruchten. Die Akteure des modernen Nahostkonflikts sind dagegen die arabischen Palästineser sowie jüdische Israelis, die seit Anfang des vergangenen Jahrhunderts sich bekämpfen. Bisher führte allein Israel seit seiner Staatsgründung sechs Kriege gegen seine Nachbarstaaten. Zwar gab und gibt es immer wieder Friedensgespräche zwischen den Parteien, doch bis heute konnte der Nahostkonflikt immer noch nicht gelöst werden.

Das gelobte Land – seit Jahrtausenden Gegenstand kriegerischer Konflikte

Die Geschichte des modernen Nahostkonflikts beginnt im Ersten Weltkrieg. Das Gebiet des heutigen Israels gehörte zum Osmanischen Reich. Wegen seines Bündnisses mit dem Deutschen Reich, dem Erzrivalen Großbritanniens im Ersten Weltkrieg, war eine Schwächung des Osmanischen Reiches ganz im Interesse der Briten. Da kamen ihnen die nach Unabhängigkeit strebenden arabischen Bewohner des Nahen Osten mit dem Wunsch nach einem eigenen Staat Palästina ganz gelegen. Die Briten versprachen ihnen, sich für ihre Unabhängigkeit nach Kriegsende einzusetzen. Das Problem daran war, dass die Briten dasselbe Versprechen auch den dort lebenden Juden machten, die ebenfalls nach einem eigenen Staat Israel träumten. Dass dasselbe Stück Land nicht gleich doppelt verschenkt werden kann, hinderte England nicht daran, sich sowohl von den Arabern als auch von den Juden im Kampf gegen das Osmanische Reich unterstützen zu lassen, um sie dann später mit der Wahrheit zu enttäuschen. Im Jahre 1920, also kurz nach Ende des Ersten Weltkrieges, bekam England vorerst das Mandat des Völkerbundes, einem Vorläufer der heutigen Vereinten Nationen, sich um die Belange Palästinas zu kümmern. England geriet in die Zwickmühle.

In einem Kräfte zerrenden Akt beschlossen 1947 die Vereinten Nationen, dass das Land Palästina friedlich zwischen Juden und Arabern geteilt werde müsse. Dieser Teilungsplan kam, so vernünftig er für beide Parteien auch war, nicht bei allen Beteiligten gut an. Die arabischen Nachbarstaaten waren mit dem Plan nicht einverstanden, denn die Araber Palästinas bekamen, obwohl sie bevölkerungsmäßig deutlich in der Mehrheit waren, trotzdem nur so viel Gebiet zugesprochen, wie er für die Juden eingeplant war. Radikalere Araber waren allein schon aus religiösen Gründen gegen einen jüdischen Staat. Die Mehrheit der Juden war zwar mit dem Plan einverstanden, aber auch dort gab es Radikale, die mit der Teilung Jerusalems nicht einverstanden waren. Mit dem Abzug der britischen Truppen entbrannte ein bewaffneter Konflikt zwischen Juden und Arabern. Dieser verschärfte sich, als am 15. Mai 1948 der Staat Israel ausgerufen wurde. Während die USA und – was aus heutiger Sicht paradox erscheint – der Iran den Staat Israel sofort anerkannten, rückten irakische, ägyptische, syrische, libanesische und jordanische Truppen in Israel vor. Wegen der besseren Ausbildung israelischer Soldaten konnten die Angreifer nicht nur abgewehrt werden, sondern auch noch Teile Palästinas einverleibt werden. Mit dem Sieg gewannen in Israel radikale Kräfte an Aufwind, die in einem Terrorakt den UN-Vermittler Folke Bernadotte ermordeten.

Suezkrise, Sechs-Tage-Krieg und Jom-Kippur-Krieg: die lange Liste israelisch-arabischer Kriege

Das war der Auftakt einer Reihe von Kriegen zwischen Arabern und Israelis. 1956 griff Israel Ägypten an und eroberte die Sinai-Halbinsel, was eine Antwort auf anhaltende Angriffe von ägyptischen Terroristen war. Hilfe erhielten die Israelis von Frankreich und England, die eigene Interessen verfolgten. Die USA sahen in dem Konflikt, der unter dem Namen „Suezkrise“ in die Geschichte einging, eine mögliche Gefahr einer Konfrontation mit der Sowjetunion, sodass sie die Israelis, Franzosen und Engländer zum raschen Abzug aus Ägypten zwangen. Lange währte der Waffenstillstand nicht. Bereits elf Jahre später, also im Jahre 1967, gab es rege Truppenbewegungen aufseiten Ägyptens und Syriens, die einen erneuten Angriff auf Israel planten. Doch die Israelis kamen ihnen zuvor und zerstörten binnen weniger Stunden die gesamte Luftwaffe der Araber. Aufgrund des schnellen Erfolges wird der Krieg auch als „Sechs-Tage-Krieg“ bezeichnet.

Nach einem Waffenstillstand mit Ägypten konzentrierten sich die Israelis auf die syrische Front und erobert binnen weniger Tagen die Golanhöhlen, die sie bis heute völkerrechtswidrig besetzt halten, da das Völkerrecht nach Ende des Zweiten Weltkrieges das Annektieren fremden Territoriums im Zuge kriegerischer Handlungen verbietet. Doch die Israelis weigern sich bis heute, die Gebiete an Syrien zurückzugeben. Mit ihren militärischen Erfolgen erarbeitete sich das israelische Militär den Ruf, zumindest für arabische Invasoren eine unüberwindbare Hürde darzustellen, was den Hass aufseiten der Araber nur noch weiter anfachte. Dieser entlud sich im Jahre 1973, als Ägypten und Syrien erneut Israel angriffen. Weil es ein geheim geplantes Manöver war und darüber hinaus am Jom Kippur, einem hohen Feiertag der Juden, erfolgte (weshalb der Krieg auch als Jom-Kippur-Krieg bezeichnet wird), wurden die Israelis überrascht und konnten sich in der Anfangszeit nicht erfolgreich wehren. Die Araber konnten erste Erfolge verbuchen, die sie aber bereits wenige Tage später einbüßen müssten, als die Israelis zur Gegenoffensive ausholten. Doch wieder waren es die USA, die Israel zur Beendigung des Krieges drängten. Ägypten und Syrien erlitten zwar eine Niederlage, doch konnten sie erstmals den Mythos brechen, Israel sei unbesiegbar.

Erste Friedengespräche

Da die Konflikte immer größere Ausmaße annahmen, drängten die USA die Erzrivalen Israel und Ägypten zu Friedensgesprächen. Der US-Präsident Jimmy Carter handelte mit Ägypten und Israel 1978 das Abkommen von Camp David aus, der ein Jahr später zum Friedensvertrag führte. Er sah vor, dass Israel sich aus ägyptischen Gebieten zurückziehe und stattdessen Frieden versprochen bekomme. Nun konzentrierte sich Israel auf der libanesischen Front, wo Bürgerkrieg herrschte. Im Kampf gegen islamische Radikale griff Israel in den Bürgerkrieg zulasten der moslemischen Mehrheit ein, konnte aber keine Erfolge verbuchen. Die Palästinensergruppe PLO rief 1987 die erste Intifada aus: den bewaffneten Kampf gegen Israel, der viele Tote auf beiden Seiten forderte. Erst mit dem Oslo-Abkommen von 1993 endete der Angriff. Allerdings versäumten es die Israelis, das Abkommen in einem Friedensvertrag führen zu lassen, da sie sich weigerten, ihre völkerrechtswidrigen Siedlungen zu räumen. Somit gilt das Abkommen von Oslo spätestens im Jahre 2000 als gescheitert, was zur zweiten Intifada führte. 2003 isolierte Israel den Gazastreifen mit einer bis zu acht Meter hohen und elektrisch geladenen Mauer. Wegen der israelischen Repressalien kam 2006 die Hamas im Gaza an die Macht, eine deutlich radikalere Gruppe als die Fatah, mit der Israel bisher einen Frieden aushandeln wollte, es aber nie tat.

Seither herrscht zwischen Gaza und Israel ein latenter Kriegszustand. 2008 rückten israelische Truppen in Gaza ein, konnten aber den erhofften Schlag gegen die Hamas nicht schaffen. Einen weiteren Angriff gab es 2012, als Israel erneut Gaza von der Luft aus bombardierte. 2012 konnten die Palästinenser einen ersten Erfolg verbuchen: Die Vereinten Nationen erkannten sie zwar nicht als Völkerrechtssubjekt an, aber sprachen ihnen den Beobachterstatus als Staat zu.

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