Fatah

Die Fatah ist eine palästinensische Partei, die in dem Palästinensischen Autonomiegebieten aktiv ist. Sie wurde 1959 von Jassir Arafat gemeinsam mit weiteren Mitgliedern der palästinensischen Widerstandsbewegung in Kuwait gegründet und hat ihren Hauptsitz heute in Ramallah im Westjordanland. Der Vorsitzende der Fatah ist seit 2004 Mahmud Abbas, der einer der Gründungsmitglieder der Bewegung war und den Vorsitz vom verstorbenen Fatah-Gründer Arafat übernahm. Die Fatah ist Teil der 1993 gegründeten Palästinensischen Befreiungsorganisation PLO, einer Dachorganisation palästinensisch-nationalistischer Gruppierungen, und zugleich ihre stärkste Fraktion. Ursprünglich wurde die Fatah mit dem erklärten Ziel ins Leben gerufen, einen palästinensischen Staat auf dem gesamten Gebiet des heutigen Israel mit Jerusalem aus Hauptstadt zu gründen.

In der Verfassung der Fatah aus dem Jahr 1964 wird ebenfalls die Vernichtung des jüdischen Staates Israel als eines der angestrebten Hauptziele genannt; diese Haltung wurde vom Fatah-Vorsitzenden Jassir Arafat jedoch im Jahr 1993 im Zuge der geheimen Friedensverhandlungen zwischen Israel und der Palästinenserbewegung in Oslo revidiert. Als direkte Folge aus den Verhandlungen in Oslo wurde der Fatah-Führung die Rückkehr nach Palästina gestattet und in der Folge die Palästinensische Autonomiebehörde ins Leben gerufen, die seither in den palästinensischen Autonomiegebieten als Regierung fungiert. Die Fatah erkennt heute das Existenzrecht des israelischen Staates an und hat sich verpflichtet, den Terrorismus als politisches Mittel aufzugeben.

Die Fatah als Untergrundorganisation unter Jassir Arafat

Bei ihrer Gründung im Jahr 1959 war die Fatah eine reine Guerillagruppierung, die mit bewaffnetem Kampf und terroristischen Anschlägen für die Unabhängigkeit der Palästinensergebiete und die Zerstörung Israels kämpfte. Die Fatah operierte sowohl von den palästinensischen Gebieten als auch in besonderem Maße von Jordanien aus und verübte ab dem Jahr 1964 eine Reihe von Anschlägen auf israelischem Gebiet, denen insgesamt rund 850 Menschen zum Opfer fielen, darunter mehr als 600 Palästinenser und 200 Soldaten der israelischen Armee. Ende der 1960er Jahre stieg die Fatah zum führenden Mitglied der PLO auf, die sich erst zu dieser Zeit zu der palästinensischen Nationalbewegung entwickelte, als die sie bis heute fungiert. Jassir Arafat übernahm die Leitung der PLO im Jahr 1969 von Jahija Hammoudi und führte die Radikalisierung der ursprünglich panarabisch ausgerichteten PLO voran.

Im Zeitraum von 1970 bis 1971 verloren die Fatah und die anderen Gruppierungen der PLO Jordanien als Rückzugsort bei schweren Kämpfen mit der jordanischen Armee, nachdem die jordanische Führung unter König Hussein die PLO zuvor jahrelang auf jordanischem Territorium geduldet und lange Zeit aktiv unterstützt hatte. In der Folge begann die Fatah, verstärkt vom benachbarten Libanon aus zu operieren, wurde jedoch 1982 im Zuge der israelischen Besetzung aus dem Libanon vertrieben. Die Fatah-Führung um Jassir Arafat ging anschließend ins tunesische Exil, von wo aus sie bis 1993 operierte, bis die Friedensverhandlungen von Oslo im Jahr 1993 den Weg für eine Rückkehr in die Palästinensergebiete und für eine Anerkennung der PLO als offizielle palästinensische Vertretung freimachten.

Die Fatah als politische Partei

In der Folge der Friedensverhandlungen zwischen der PLO und Israel machte Jassir Arafat seinen langjährigen Vertrauten Mahmud Abbas zum Ministerpräsidenten der autonomen palästinensischen Gebiete; nach Arafats Tod im Jahr 2004 übernahm Abbas außerdem die Führung über die PLO. Mahmud Abbas ist bis heute Vorsitzender der Fatah und hat der Gruppierung auf der politischen Bühne ebenso wie sein Vorgänger Arafat zu breiter internationaler Anerkennung verholfen. In Abbas‘ Zeit als Parteivorsitzender fiel ebenfalls der Waffenstillstand zwischen den Palästinensern und Israel, der 2005 von Ariel Scharon und Abbas geschlossen wurde und das Ende der Zweiten Intifada besiegelte. An der Zweiten Intifada, ausgelöst durch gewaltsame Demonstrationen anlässlich eines Besuches von Ariel Scharon auf dem Jerusalemer Tempelberg, war die Fatah direkt beteiligt. Aus ihr gingen ebenfalls die Al-Aqsa-Märtyrerbrigaden als bewaffneter Zweig der Fatah hervor. Nach Arafats Tod wurden die Al-Aqsa-Brigaden umbenannt in Jassir-Arafat-Märtyrerbrigaden.

Machtkämpfe mit der Hamas

Im Zuge der Parlamentswahlen im Jahr 2006 verlor die Fatah ihre politische Vormachtstellung in den Palästinensergebieten an die radikal-islamische Hamas, die 1987 aus der Muslimbruderschaft hervorgegangen war und bis heute von vielen Nationen als terroristische Gruppierung klassifiziert wird. Die Hamas erhielt bei der Wahl rund 44 Prozent der Stimmen und damit die absolute Mehrheit im Parlament. Nachdem jedoch sowohl die USA als auch die EU ihre Finanzhilfen an die palästinensische Autonomiebehörde einstellten, da sie die radikale Hamas als Verhandlungspartner ablehnten, erklärte sich diese bereit, gemeinsam mit der Fatah eine Regierung der nationalen Einheit zu bilden. Als Ministerpräsident wurde in der Folge Ismail Haniyya von der Hamas benannt.

Die Beziehungen zwischen beiden Gruppierungen waren nach der Wahl stark belastet; gewalttätige Auseinandersetzungen zwischen Anhängern beider Lager mündeten 2007 im Kampf um Gaza, in dem sich Milizen von Fatah und Hamas im Gazastreifen in bürgerkriegsähnlichen Auseinandersetzungen gegenüberstanden. Die Hamas-Milizen gewannen schließlich die Oberhand und übernahmen die Kontrolle über den Gazastreifen. Die Regierung der nationalen Einheit wurde von Mahmud Abbas offiziell aufgelöst und ein vorübergehender Regierungschef eingesetzt. Da sich die Hamas-Führung jedoch weigerte, die Maßnahmen der Abbas-Regierung anzuerkennen, wird der Gazastreifen bis heute de facto von der Hamas kontrolliert, während die Fatah im Westjordanland die Regierung stellt. Auf internationale Ebene genießt die von Mahmud Abbas eingesetzte, Fatah-geführte Regierung jedoch weiterhin breite Anerkennung. Versöhnungsbemühungen zwischen Fatah und Hamas sind bisher weitgehend erfolglos geblieben.

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