Bürgerkrieg

Bei einem Bürgerkrieg handelt es sich um bewaffnete Auseinandersetzungen innerhalb eines einzigen Landes. Da der Krieg nicht zwischen verschiedenen Nationen stattfindet, findet das Völkerrecht keine Anwendung. Da es sich bei der einen Konfliktpartei häufig um Aufständische handelt, die keiner regulären Armee angehören, finden die Bestimmungen der Genfer Konvention und der Haager Landkriegsordnung auch insoweit keine Anwendung. Eine besondere Form des Bürgerkrieges ist es, wenn sich ein Teilgebiet eines Staates für autonom erklärt. In diesem Fall kämpfen de facto zwei Staaten mit regulären Truppen gegeneinander. Da kriegerische Auseinandersetzungen aber nur dann erfolgen, wenn der ursprüngliche Staat die Abspaltung nicht anerkennt und weiterhin von einem einzigen ungeteilten Staat ausgeht, wird in solchen Fällen gleichwohl von einem Bürgerkrieg gesprochen. Bei einem derartigen Bürgerkrieg finden seit 1977 auch Teile der Genfer Konvention Anwendung was den Schutz von Gefangenen, die Versorgung von Verwundeten und die Verschonung der zivilen Bevölkerung betrifft.

Weiterhin gilt seitdem, dass der Befreiungskrieg einer Kolonie als internationaler Konflikt bewertet wird, also keinen Bürgerkrieg mehr darstellt. Ein weiterer Sonderfall von Bürgerkrieg ist der derjenige, in dem ausländische Mächte in den Konflikt eingreifen, indem sie einer Bürgerkriegspartei Waffen und Truppen zur Verfügung stellen. Häufig führt dies dazu, dass weitere ausländische Staaten die gegnerische Seite unterstützen. Neben politischen Fragen können auch ethnische und religiöse Konflikte zu Bürgerkriegen führen. Ein weiterer möglicher Grund können soziale Unruhen sein.

Der Englische Bürgerkrieg (1642 bis 1649)

Der Englische Bürgerkrieg war ein klassischer Bürgerkrieg zwischen zwei Konfliktparteien innerhalb eines Landes. Auf der einen Seite stand der absolutistisch gesinnte katholische Monarch Karl I.. Die andere Partei scharte sich um das Unterhaus und wollte die über die Jahrhunderte errungenen Rechte der Bürger nicht kampflos wieder aufgeben. Zudem neigte sie dem protestantischen Glauben zu. Bereits Jakob I., der Vater von Karl I., hatte Konflikte mit dem Landadel und dem Bürgertum hinsichtlich seiner Politik auszustehen gehabt. Diese verschärften sich, als Karl I. die katholische Tochter des französischen Königs ehelichte. Zur Finanzierung seiner verschiedenen Kriege war Karl I. auf die Bewilligung entsprechender Mittel durch das Unterhaus angewiesen. Da das Parlament aber im Gegenzug für Bewilligung auf politische Zugeständnisse des Königs pochte, ließ Karl I. das Unterhaus regelmäßig wieder auflösen. Zum endgültigen Bruch kam es, als Karl I. im Januar 1642 das Parlament von 400 Bewaffneten besetzen ließ, um politische Gegner verhaften zu lassen und eine Entscheidung des Unterhauses nach seinen Vorgaben zu erzwingen. Aufgrund des hierdurch hervorgerufenen Aufruhrs in der Londoner Bevölkerung sah sich der König gezwungen, sich nach Oxford zurückzuziehen.

Die folgenden sieben Jahre waren von kriegerischen Auseinandersetzungen auf englischem, schottischem und irischem Boden geprägt. Nach anfänglichen militärischen Erfolgen wurden die Truppen Karl. I. in der Schlacht von Marston Moor (1644) sowie der Schlacht von Naseby (1645) entscheidend geschlagen. Karl I. wurde in Schottland gefangen genommen und 1647 an das Unterhaus ausgeliefert. In Gefangenschaft versuchte Karl I. die Schotten für eine Erhebung gegen die englische Vorherrschaft zu gewinnen. 1648 siegte das Parlamentsheer unter der Führung Oliver Cromwells in der Schlacht von Preston gegen die Schotten. Da Karl I. weiterhin als Person einen politischen Unruheherd darstellte, wurde ihm in der Folge der Prozess wegen Hochverrrats gemacht. Dieser endete mit dem Todesurteil, welches am 30. Januar 1649 vollstreckt wurde. Bis zu seinem Tod 1658 übernahm Oliver Cromwell die Regierungsgewalt in England und errichtete in dieser Zeit eine von Gewalt geprägt puritanische Militärdiktatur. Langfristig hatte der Englische Bürgerkrieg allerdings eine Stärkung des Parlaments zur Folge und war ein wichtiger Schritt bei der Entwicklung demokratischer politischer Strukturen in England.

Der Amerikanische Bürgerkrieg (1861 bis 1865)

Beim Amerikanischen Bürgerkrieg kam es zu einer Abspaltung einzelner Staaten im Süden des Landes, welche ab 1861 den eigenen Bundesstaat der Konföderierten Staaten von Amerika (CSA) bildeten. Hierzu kam es, nachdem Abraham Lincoln im November 1860 die Präsidentschaftswahlen gewonnen hatte. Gewählt worden war er vornehmlich vom industriell geprägten Norden der Vereinigten Staaten. Er war ein Gegner der damals in Teilen der USA noch erlaubten Sklavenhaltung. Insbesondere in den Südstaaten war man der Auffassung, dass eine Aufrechterhaltung der dortigen Landwirtschaft nur unter Zuhilfenahme von Sklavenarbeit möglich sei. Durch die Wahl Lincolns aufgeschreckt erklärten im Laufe des Jahres 1861 insgesamt dreizehn Bundesstaaten den Austritt aus der Union. In der Folge kam es zu ersten kriegerischen Auseinandersetzungen, als die Südstaaten beschlossen, die noch im Süden vorhandenen Armeeposten der Union gewaltsam zu besetzen.

Präsident Lincoln ließ daraufhin eine Freiwilligenarmee von 75.000 Mann aufstellen, um schnell gegen den Süden vorzugehen. Allerdings befanden sich Seiten der Konföderierten eine größere Zahl besser ausgebildeter Offiziere, sodass die Südstaaten insbesondere in der frühen Phase des Krieges einige militärische Erfolge verbuchen konnten. Langfristig hatte der Süden der Übermacht des Nordens wenig entgegen zu setzen. Denn durch die stärkere Industrialisierung verfügte die Union nicht nur über bessere Waffen sondern mit 20 Millionen Einwohnern auch eine deutlich größere Bevölkerung als die Südstaaten, in denen lediglich 7 Millionen Menschen lebten. Hinzu kam die Blockadepolitik der Nordstaaten, welche die Einfuhr von zur Fortführung des Krieges notwendigen Gütern in die Südstaaten entscheidend erschwerte. Als die Unionstruppen schließlich die Hauptstadt der Südstaaten, Richmond, belagerten, erfolgte am 9. April 1865 die Kapitulation durch General Lee. Damit waren die KSA aufgelöst und die Union wiederhergestellt. Außerdem war ein erster wichtiger Schritt hin zur Gleichberechtigung der farbigen Bevölkerung in den USA getan.

Der Spanische Bürgerkrieg (1936 bis 1939)

Der Spanische Bürgerkrieg in den Dreißiger Jahren des letzten Jahrhunderts ist ein typisches Beispiel für von außen beeinflusste innerstaatliche Kämpfe. Der Konflikt fand zwischen der linksgerichteten Regierung der Zweiten Spanischen Republik und faschistisch geprägten Putschisten statt, welche von General Francisco Franco angeführt wurden. Anfang der Dreißiger Jahre war das Land von inneren Unruhen geprägt. Unter den verschiedenen gesellschaftlichen Gruppen gab es nur wenige, die vorbehaltlos hinter der Idee einer demokratisch verfassten Armee standen. Mit dem Beginn der Revolte im Juli 1936 im spanisch besetzten Marokko schlugen sich die zersplitterten linken Gruppierungen, die Gewerkschaften sowie die Anarchisten auf die Seite der Republik. Bis 1938 wurde die Republik außerdem aus der Sowjetunion mit Waffen und Beratern versorgt.

Weiterhin bildete eine Vielzahl Freiwilliger aus aller Welt die so genannten „Internationalen Brigaden“. Die demokratischen Staaten Europas im Völkerbund einigten sich dagegen auf eine Nichteinmischung. Die faschistischen Staaten Deutschland und Italien griffen dagegen aktiv auf Seiten der Putschisten in den Bürgerkrieg ein. Neben umfangreichen Waffenlieferungen wurden auch Kampfverbände nach Spanien entsandt. Insbesondere die von der deutschen „Legion Condor“ mitgeführten Kampfflugzeuge hatten entscheidenden Einfluss auf den Kriegsverlauf, welcher 1939 mit der Kapitulation der republikanischen Truppen endete. In der Folge konnte General Francisco Franco eine Diktatur in Spanien errichten, welche bis zu seinem Tod im Jahre 1975 Bestand hatte.

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