Vietnamkrieg

Um die Geschehnisse im Vietnamkrieg zu verstehen, muss mein einen Blick auf den etwa dreißig Jahre dauernden Konflikt in Indochina werfen, in dessen Kontext der Krieg gehört. Aus diesem Grund ist auch oft die Bezeichnung Zweiter Indochinakrieg zu finden, der auch die Kriege in Laos und Kambodscha mit einbezieht. Insgesamt sind die Konflikte im Rahmen des kalten Krieges zu sehen, ein Kräftemessen zwischen den sozialistischen Ostblockstaaten, mit der Führungsmacht Sowjetunion, und den vom Kapitalismus geprägten westlichen Staaten, im Wesentlichen den USA. Eine direkte militärische Konfrontation zwischen den beiden Mächten gab es nicht, dafür jedoch so genannte Stellvertreterkriege zu denen auch der Vietnamkrieg gehört.

Vorgeschichte und Ausgangssituation des Krieges

Im Laufe des Indochinakrieges, in dem die ehemalige französische Kolonie Vietnam um ihre Unabhängigkeit kämpfte, entstanden im Norden und im Süden des Landes verschiedene Regierungen. Eine Republik Nordvietnam, welche kommunistisch geprägt war und von der Sowjetunion und China anerkannt wurde, und eine Gegenregierung in Südvietnam, die antikommunistisch war und von den USA, Frankreich, Großbritannien und den Vereinten Nationen. Diese Teilung wurde auf der Indochinakonferenz in Genf 1954, mit der der Konflikt beendet wurde, festgelegt. Die Trennung sollte nur provisorisch sein, da man sich nicht anders einigen konnte. Trotz einiger Schwierigkeiten konnte sich der kommunistische Norden gut entfalten. Es wurden Landreformen durchgeführt, was der breiten Landbevölkerung zu Gute kam.

Versuche, den USA nachzueifern

Die Schattenseite dieser Regressionspolitik waren zahlreiche Inhaftierte, Tote und Flüchtlinge von Systemgegnern. Die entstandenen Kleinbauern wurden in den folgenden Jahren an ein genossenschaftliches Versorgungssystem angegliedert, so dass die Landwirtschaft schließlich unter staatlicher Kontrolle stand. Durch starke Dürreperioden geriet das Land jedoch in eine große Hungernot und konnte nur mit Hilfe von Zahlungen aus der Sowjetunion und der Volksrepublik China überleben. Im Süden des Landes wurden die Franzosen durch die USA als Schutzmacht verdrängt. Es wurde versucht, eine Wohlstandsgesellschaft nach Vorbild der USA zu schaffen, um so besser als der Norden dazustehen und das Ausbreiten des Kommunismus einzudämmen. Das Regime unter Präsident Diem wurde durch die USA unterstützt, hatte jedoch in der Bevölkerung keinen Rückhalt. Dies lag nicht zuletzt daran, dass er aus der katholischen Minderheit kam, während der Rest Vietnams vor allem buddhistisch war. Die Wahlen waren manipuliert und der Präsident trat als Alleinherrscher auf, der vor allem seine Familie bei der Vergabe von Ämtern begünstigte. Seit 1955 wurde schon gegen eine Opposition vorgegangen.

Zwischen 1956 und 1959 kam dann eine Reihe von Gesetzen dazu, die die totalitäre Macht des Präsidenten weiter sichern sollten. Durch die Unterdrückung gerieten die kommunistischen Kräfte in Südvietnam vermehrt unter Druck und versuchten Nordvietnam zur Intervention zu bewegen. Im Jahr 1959 wurde dann in Nordvietnam beschlossen, militärische Schritte einzuleiten. Schon im Februar 1960 kam es zu ersten Kampfhandlungen, in denen die Opposition siegreich war. Die Gruppe der Aufständischen organisierte sich ab 1960 in der Front National de Liberation (FNL), verbreiteter ist jedoch der Name Vietcong. Die Bewegung gewann rasch an Gefolgsleuten.

Verlauf des Krieges

Durch den Einfluss des kommunistischen Nordens fühlten sich die USA bedroht, so dass sie die Truppen Südvietnams unterstützten. Zuerst lehnte Präsident Kennedy, der ab 1960 Präsident der USA war, die Entsendung von Truppen ab. Die Mittel für die Regierung im Süden wurden jedoch um ein Vielfaches aufgestockt und die CIA bekam die Erlaubnis, im Norden Sabotageakte auszuführen. Zudem wurde der Einsatz von Napalm gewährt und die Zahl der militärischen Berater entgegen des Genfer Abkommens erheblich erhöht. Vor allem das Jahr 1963 ist für den Krieg von großer Bedeutung. In der Schlacht von Ap Bac gelang es der FNL, die im Vergleich zu den Staatstruppen Südvietnams schlecht ausgerüstet und auch zahlenmäßig unterlegen war, einen Sieg zu erringen. Die Unfähigkeit der südvietnamesischen Armee trat hier deutlich zu Tage.

Die Buddhistenkrise

Zudem kam es im Sommer 1963 zur so genannten „Buddhistenkrise“, die deutlich machte, wie untragbar Präsident Diem geworden im Laufe der Zeit war. Den USA blieb keine Wahl als den Militärputsch, in deren Folge Diem gefangen und getötet wurde, nicht nur zu dulden, sondern auch zu unterstützen. Nicht zuletzt auf Grund dieser Umstände entschied sich Präsident Kennedy, dass sich Amerika nach und nach ganz aus Vietnam zurückziehen sollte. Erste Schritte waren schon eingeleitet, als der Präsident im November 1963 einem Attentat zum Opfer fiel. Sein Vizepräsident, der im darauffolgenden Jahr ordentlich gewählt wurde, übernahm Lyndon B. Johnson die Position. Dieser nahm eine gänzlich andere Haltung ein als Kennedy und hielt ein strenges Vorgehen für notwendig. So kam es schnell zu einer Ausweitung der Infiltrierung des Nordens. Der Tonkin Zwischenfall im August 1964, bei dem ein Kriegsschiff der Amerikaner in Kampfhandlungen vor Nordvietnam hineingezogen wurde, nutzte die US- Regierung durch manipulierte Berichterstattung, um ein militärisches Eingreifen in Vietnam zu rechtfertigen.

Die Tet-Offensive

Im Mai 1965 begannen die USA dann offen im Konflikt zu intervenieren. Am 2. Mai begann die Bombardierung Nordvietnams, bevor am 8. Mai erste Truppen landeten. Im Verlauf des Krieges weiteten die USA ihre Bombardierungen sowohl im Norden als auch im Süden Vietnams aus. Durch die unübersichtlichen Waldgebiete und die Verschanzung der FNL unter der Erde verfehlten viele Bombardements jedoch ihr Ziel und es wurde vor allem die Zivilbevölkerung in Mitleidenschaft gezogen, wodurch die Kritik am Krieg immer lauter wurde. Die FNL musste bei zahlreichen Angriffen zwar auch erhebliche Verluste hinnehmen, es gelang ihnen jedoch immer wieder neue Waffen und Soldaten zu organisieren. Entscheidend für den Verlauf des Krieges war die Tet-Offensive im Jahr 1968, bei der die FNL offensiv auftrat und eine Präsenz zeigte, mit der die US-Streitkräfte nicht gerechnet hatten. Im Verlauf der Offensive wurde die FNL erheblich geschwächt, es entstand bei den US-Soldaten jedoch der Eindruck, dass dieser Krieg nicht mehr zu gewinnen sei, was sich auf die Moral der Truppen auswirkte. Seit dem Jahr 1970 wurden auch Kambodscha und Laos unter Beschuss genommen.

Es gab jedoch für die USA keine Möglichkeit, den Süden Vietnams zu stabilisieren, so dass zwischen 1969 und 1973 die Truppen nach und nach aus dem Land abgezogen wurden. Dies geschah nicht zuletzt auf Grund des enormen Drucks in den USA, denn im Zuge der 68-er Bewegung entstand eine nicht zu unterschätzende Antikriegs- Bewegung. Diese wurde vor allem durch das Bekanntwerden von Massakern wie das im Dorf My Lai aufgeheizt. Zudem gerieten die USA auch wirtschaftlich in Bedrängnis und die Unterstützung der FNL durch die Sowjetunion und die Volksrepublik China nahmen nicht ab.

Ende und Auswirkungen

In den Herbstmonaten des Jahres 1972 kam es schließlich zu einer Übereinkunft bei den Friedensverhandlungen in Paris, die im Januar 1973 von den Parteien unterzeichnet wurde. Die letzten US-Soldaten verließen daraufhin das Land. Südvietnam stürzte daraufhin in eine Wirtschaftskrise. 1975 marschierten kommunistische Truppen aus dem Norden ein und nahmen es ein. Auch Kambodscha und Laos wurden in diesem Jahr von kommunistischen Truppen übernommen, so dass das ehemalige Indochina trotz Eingreifen der USA am Ende unter kommunistische Kontrolle kam. Die Auswirkungen des Krieges waren noch lange und sind zum Teil bis heute zu spüren. Dies liegt vor allem in dem großflächigen Einsatz von chemischen Waffen, die nicht nur die Vegetation Vietnams konterminierten, sondern auch zu schwerwiegenden Erkrankungen der Bevölkerung, die mit diesen Stoffen in Berührung kamen, führte. Krebserkrankungen und Missbildungen vor allem an Neugeborenen in Folge der Herbizide Agent Orange und Agent Blue sowie des Gases Napalm sind bis heute die Folge des Krieges.

Auch in der amerikanischen Gesellschaft hatte dieser Krieg immense Folgen. Viele der ehemaligen US Soldaten des Vietnamkrieges leiden ebenfalls bis heute an den Spätfolgen, die der Krieg auch bei ihnen hinterlassen hat.

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