Globalisierung in Ecuador

Die im Nordwesten Südamerikas zwischen Peru, dem Pazifischen Ozean und Kolumbien eingebettete Republik Ecuador hat etwa 15 Millionen Einwohner. Quito, die ecuadorianische Hauptstadt, liegt auf 2850 Meter Höhe in der „Sierra“, dem Hochland der Anden. Die Fläche des Landes hat eine Größe von 283.561 km2 und erstreckt sich innerhalb einer Landesgrenze von 2.010 km. Der Name Ecuadors leitet sich ab vom Äquator, welcher das Land durchquert. Sowohl in geografischer, topografischer, klimatischer als auch in ethnischer Hinsicht gilt Ecuador als eines der vielfältigsten Länder der Erde. Die weltweite Vernetzung nimmt daher auch vielfältigen direkten und indirekten Einfluss auf die Entwicklung des Landes. So haben im Rahmen der Globalisierung Veränderungen in der Wirtschaft stattgefunden, welche in Folge auch Sozialstruktur, Umweltpolitik sowie das Leben indigener Gruppen und isolierter Völker beeinflussen.

Wirtschaft und Sozialstruktur

Gemessen am Bruttonationaleinkommen (BIP) nach Kaufkraftparität (KKP) seiner Einwohner ist Ecuador das zweitärmste Land Südamerikas. Es beläuft sich auf 4.500 US-Dollar und ist damit um 27.500 US-Dollar niedriger als das BIP Deutschlands. Laut einer Studie der USAid (United States Agency for International Development) gibt arbeiten mehr als eine Million Menschen in Ecuador in insgesamt etwa 700.000 Mikrounternehmen. Etwa ein Viertel des ecuadorianischen BIPs wird durch diese erwirtschaftet. Die Umsätze aus dem Export werden in Ecuador zu nahezu 60% durch die Erdölproduktion generiert. Im Jahr 2000 wurde die ecuadorianische Währung als offizielles Zahlungsmittel abgeschafft und den US-Dollar ersetzt. Aufgrund des stagnierenden Arbeitsmarktes leben ca. ein Fünftel der Ecuadorianer im Ausland.

Insbesondere in den USA und Spanien, aber auch in Italien, den Benelux-Länder, Großbritannien und anderen Länder werden die etwa zwei bis drei Millionen Arbeitsmigranten als Gastarbeiter beschäftigt. Das soziale Gefälle ist in Ecuador ähnlich ausgeprägt wie in anderen südamerikanischen Staaten. 58% des Nationaleinkommens werden von nur 20% der Bevölkerung erzielt. Die geringverdienenden Ecuadorianer machen 40% der Einwohner aus, erzielen aber nur 11% des Nationaleinkommens. Für 15% der ecuadorianischen Bevölkerung bedeutet dies, dass sie für das tägliche Leben weniger als einen US-Dollar pro Tag ausgeben können. Nur 11% der Einwohner Ecuadors verfügen über einen Festnetzanschluss. Einen Internetzugang haben lediglich 4,2 % der Ecuadorianer.

Erdölexport

Ecuador produziert 509.000 Fass Erdöl pro Tag, was 25 Millionen geförderten Tonnen pro Jahr entspricht und etwa 0,6 % der Weltproduktion ausmacht. Das Land liegt damit nach Venezuela, Brasilien und Argentinien an vierter Stelle der erdölproduzierenden Länder Südamerikas und weltweit an dreißigster Stelle. Etwa 70 % des ecuadorianischen Erdöls werden exportiert, was einem Anteil von 59 % des Gesamtexports des Landes entspricht. Bei der Platzierung innerhalb der erdölproduzierenden Länder liegt Ecuador gemessen an seinen Erdölreserven weltweit an der fünfundzwanzigster und innerhalb Südamerikas an dritter Stelle. Theoretisch beträgt die Förderreichweite über einen Zeitraum von etwa 25 Jahren berechnet noch 4,5 Milliarden Fass Öl.

Im Jahr 2011 wurde seitens der ecuadorianischen Regierung die Eröffnung eines Ölfelds in der Provinz Orellana beschlossen. Die dort lebenden Tagaeri sind eines der isolierten Völker Ecuadors. Sie stehen durch den Plan de Remediación Ambiental y Social sowie den Plan de Medidas Cautelares, welche im Jahr 2008 durch den ecuadorianischen Präsidenten durchgesetzt worden waren, unter Schutz. Die Erschließung des Ölfeldes bedeutet ihre Vertreibung aus ihrem angestammten Lebensraum und kann als indirekte Folge der Globalisierung in Ecuador betrachtet werden. Umweltschützer und katholische Gruppierungen gehen davon aus, dass das Ölfeld in Orellana aus strategischen Gründen eröffnet wird, um später leichteren Zugang auf ein benachbartes größeres Feld zu erhalten und damit die theoretische Förderreichweite zu erhöhen. Die Confederación de Nacionalidades Indígenas del Ecuador strebt eine Klage gegen das Vorhaben an.

Schnittblumenexport

Der Weltmarkt für Schnittblumen ist in der heutigen Zeit weitgehend globalisiert. Mehr als 60 Länder weltweit exportieren Blumen. Ecuador ist nach den Niederlanden, Kolumbien und Kenia der weltweit viertgrößte Exporteur von Schnittblumen. Das Exportgut nehmen die sechste Stelle innerhalb der wichtigsten Exportgüter Ecuadors hinter den Exportgütern Erdöl und Bananen sowie Waren aus der Fischerei und der Metallindustrie ein. Insbesondere Rosen werden in Ecuador produziert und stellen etwa drei Viertel des Schnittblumenexports Ecuadors. Exportiert werden sie über den Flughafen Quito per Flugzeug zu 70% in die USA, aber auch nach Russland, Japan, den Nahen Osten und nachrangig auch Europa.

Der Blumenexport nach Europa spielt eine untergeordnete Rolle. Die aufgrund des äquatorialen Klimas günstigen Produktionsfaktoren wurden bereits Ende der 1980er Jahre erkannt und führten in Ecuador zum Anbau von Schnittblumen für den Export. Heute bauen etwa 400 ehemalige Kleinbauern als professionelle Schnittblumenfarmer auf mehr als 20 Millionen Quadratmetern insbesondere Rosen an. Die arbeits-, kapital- und technologieintensive Produktion erfolgt unter oft massivem Einsatz von Fungiziden, Kunstdüngern und Pestiziden zumeist in großräumigen Foliengewächshäusern, die über aufwändige Bewässerungsanlagen verfügen. Etwa 250 – 500 Arbeitnehmer/innen werden auf einer typischen Schnittblumenfarm von 25-50 ha Produktionsfläche beschäftigt. Ein Großteil der auf den Farmen Beschäftigten sind Frauen.

Wenngleich die Arbeitsbedingungen für südamerikanische Verhältnisse vergleichsweise als gut gelten, sind sie auf einem Teil der ecuadorianischen Schnittblumenfarmen dennoch hart. Die gesundheitliche Belastung durch die in der Produktion eingesetzten Chemikalien ist hoch. Gearbeitet wird in langen Akkordschichten. Die Gründung von Gewerkschaften ist untersagt. Für eine ecuadorianische Rose zahlt ein europäischer Endverbraucher zwei bis drei Euro. Etwa die Hälfte des Verkaufsbetrages fließt in die Logistik, während der Hersteller in Ecuador 25 Cent erhält.

Zurück zur Hauptseite: Länder
Permalink dieser Seite zur Zitation auf Webseiten & in Hausarbeiten: