Globalisierung in Madagaskar

Die Republik Madagaskar ist ein Inselstaat vor der Küste Ostafrikas. Vom afrikanischen Festland wird die Insel, die übrigens die viertgrößte der Welt ist, durch die Straße von Mosambik getrennt, die an ihrer schmalsten Stelle ungefähr 400 Kilometer breit ist. Madagaskar hat eine Fläche von etwa 550.000 Quadratkilometer. Das ist etwas größer als Spanien. Auf diesem Gebiet leben 22 Millionen Menschen. Die Hauptstadt Madagaskars ist Antananarivo mit knapp 2 Millionen Einwohnern. Madagaskar erklärte 1960 seine Unabhängigkeit vom ehemaligen Mutterland Frankreich. Auf der Insel leben zahlreiche endemische Tierarten, deren bekannteste die Lemuren (Halbaffen) sind.

Wie zeigt sich die Globalisierung in Madagaskar?

Das Bruttoinlandsprodukt Madagaskars beträgt weniger als 500 US-Dollar pro Einwohner und Jahr. Die Hälfte der Bevölkerung muss mit einem Einkommen von weniger als 1 US-Dollar pro Tag auskommen. Damit zählt die Inselrepublik zu den ärmsten Ländern der Welt. Als typisches Entwicklungsland zählt Madagaskar zu den Verlierern im Prozess der Globalisierung. Das zeigt sich in verschiedenen Formen. Das Land ist im Grunde genommen nur ein Absatzmarkt für die Erzeugnisse der Industriestaaten. Die madagassische Industrie dagegen ist noch sehr wenig entwickelt. Im gesamten Land gibt es gerade einmal 100 größere Unternehmen, von denen die meisten zur Textilindustrie zählen. Dieser Industriezweig ist jedoch von der Globalisierung besonders stark betroffen. Der Absatz von Textilprodukten in den Industrieländern, und somit der Zugang zum Weltmarkt, wird zum Beispiel durch hohe Einfuhrzölle und Quotenregelungen erschwert. In der Landwirtschaft sieht die Situation auch nicht besonders gut aus. Mit einem Anteil von rund einem Drittel am Bruttoinlandsprodukt ist sie die zweitstärkste Einnahmequelle nach dem Dienstleistungssektor. Trotzdem kann sie den dort beschäftigten Menschen kein gesichertes Einkommen gewährleisten, da sie kaum in kommerziellen Stil betrieben wird.

Der größte Teil der landwirtschaftlichen Produktion wird durch Kleinbauern erbracht, die lediglich für den Eigenbedarf oder bestenfalls für den örtlichen Markt produzieren. Diese Situation ist übrigens typisch für die meisten afrikanischen Staaten. Davon abgesehen erschweren die Industriestaaten sowieso den weniger entwickelten Ländern den Zugang zu ihren Agrarmärkten, um ihre eigene, hoch subventionierte Landwirtschaft zu schützen. Stattdessen überschwemmen sie die Märkte der Entwicklungsländer im Zuge der Globalisierung mit ihren eigenen Billigprodukten und nehmen so unzähligen Kleinbauern in Madagaskar und anderen armen Ländern die Möglichkeit, ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Hiervon ausgenommen ist nur eine relativ geringe Anzahl von Spezialprodukten, deren natürliches Verbreitungsgebiet entweder in den Tropen liegt oder die dort am besten wachsen.

Vanille und Garnelen als typische Produkte der Globalisierung

Die ursprüngliche Heimat der Vanilleschoten, bei denen es sich um Orchideen handelt, sind die mittelamerikanische Landenge und der nördliche Teil Südamerikas. Im Rahmen der Kolonialisierung, einer frühen Form der Globalisierung, wurden die Vanilleschoten nach Madagaskar gebracht. Es stellte sich heraus, dass sie dort besonders gut wuchsen und aromareiche Früchte liefern. Diesem Umstand ist es zu verdanken, dass Madagaskar heute der weltweit bedeutendste Produzent von Vanille ist. Ein anderes wichtiges Exportgut der Insel sind Garnelen, die in den warmen Gewässern rund um Madagaskar in großen Mengen vorkommen und gefangen werden. Bei dieser Spezialität hat Madagaskar ebenfalls einen bedeutenden Anteil am Weltmarkt. Fragwürdig dagegen ist die Verpachtung von Land an ausländische Unternehmen, um dort Pflanzen, insbesondere Mais, im Rahmen der Globalisierung zur Gewinnung von Biokraftstoff anzubauen. Dieses Projekt hat einen zweifelhaften Nutzen, weil wertvolles Ackerland zur Erzeugung von Nahrungspflanzen verloren geht. In Hinsicht auf die Armut der Bevölkerung in Madagaskar und die Zunahme des Hungers in der Welt treffen solche Vorhaben zunehmend auf Protest in der Öffentlichkeit der westlichen Länder. Sie sehen mit Recht den Preis, der im Zug der Globalisierung für den Import solcher uns ähnlicher Biotreibstoffe gezahlt werden muss, als zu hoch an. Ein anderer negativer Effekt des Anbaus von sogenannten Energiepflanzen ist die Förderung der Waldrodung und der Bodenerosion. Beide Faktoren machen Madagaskar schwer zu schaffen.

Es gibt auch positive Anzeichen

Besonders in letzter Zeit zeichnen sich jedoch auch einige positive Faktoren ab. In der Ökonomie Madagaskars finden gegenwärtig tiefgreifende Reformen statt. Besonders Investitionen in die Bereiche Infrastruktur, Bildung, Gesundheitswesen und Energieversorgung werden durch die Weltbank , die EU und andere Institutionen finanziert. Erste Erfolge stellen sich ein. Das Bruttoinlandsprodukt pro Einwohner stieg stetig an. Auch das Wirtschaftswachstum legte zu und liegt heute bei ungefähr 6 Prozent jährlich. Bei diesen positiven Zahlen muss man jedoch bedenken, dass die Zuwachsraten von einer sehr niedrigen Basis aus erzielt wurden und das Land ohne finanzielle Unterstützung von außen nicht überleben könnte. Das Staatsdefizit war in den letzten Jahren ebenfalls rückläufig. Das ist jedoch dem Umstand zu verdanken, dass die Weltmarktpreise für Exportgüter aus Madagaskar aufgrund gestiegener Nachfrage stark ansteigen. In diesem Fall wirkte sich die Globalisierung positiv auf die Ökonomie Madagaskars aus.

Hoffnungsträger Bergbau und Tourismus

In Bezug auf Bodenschätze ist Madagaskar noch relativ wenig erschlossen. Es werden zum Beispiel große Vorkommen an Titan und Nickel vermutet. Eventuell könnte auch Erdöl gefunden werden. Im Bereich des Bergbaus treten in der letzten Zeit die Chinesen besonders häufig als Investoren auf. Das kann mit dem Rohstoffhunger der asiatischen Großmacht erklärt werden. Der Tourismus hat in Madagaskar großes Potential. auf diesem Gebiet ist Madagaskar noch sehr wenig entwickelt, obwohl es über große landschaftliche Schönheiten verfügt. Die Insel verfügt zudem über beinahe 5.000 Kilometer Küstenlinie, von der viele Teile zur Kategorie der Traumstrände zählen. Dazu kommen malerische Gebirgszüge und einige Regenwälder. Die einheimische Tierwelt ist teilweise einzigartig. Potentielle Investoren finden im Sektor Tourismus ein reiches Feld vor. Das Problem besteht darin, dass die Menschen lernen müssen, umzudenken. Auf lange Sicht ist es lohnender, die Natur zu bewahren, anstatt zum Beispiel die Wälder mehr und mehr zu roden. Auf diesem Gebiet ist die Hilfe der Industriestaaten gefragt. Darum sind beispielsweise Investitionen in den Bildungssektor so wichtig. Madagaskar hat das Glück, eine junge Bevölkerung zu haben, die bei richtiger Unterstützung in der Lage ist, die Entwicklung ihrer Heimat in positive Bahnen zu lenken.

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