Globalisierung eigene Meinung
Die Globalisierung ist in unserer heutigen Zeit zu einem Alltagsthema geworden. Sie ist da, lässt sich nicht mehr abschütteln und begleitet uns täglich. Zum einen recht intensiv und deutlich, zum anderen unterschwellig und nur in bestimmten Bereichen. Doch Fakt ist, dass die Globalisierung unser Leben vorantreibt und auch bestimmt. Sie zeichnet für die Entwicklung vieler Länder verantwortlich.
Ob diese Entwicklung in allen Bereichen durchweg als positiv oder auch hin uns wieder als negativ gesehen werden kann und muss, hängt immer davon ab, welche eigene Meinung man zu diesem Thema hat. Es hängt davon ab, wie man an das Thema herangeht, wie man es interpretiert und welche persönlichen Verflechtungen man damit hat. Doch nicht immer ist es leicht, eine eigene Meinung über ein bestimmtes Thema zu bilden. Eine Meinung, die vorurteilsfrei ist und nicht von Außenstehenden beeinflusst wird. Um diese eigene Meinung wirklich finden zu können, sollte man im ersten Schritt immer die Vorteile und Nachteile einer Sache herausarbeiten.
Welche Punkte sieht man als positiv an und welche schätzt man eher als negativ ein? Im Anschluss können dann alle Punkte gegeneinander aufgewogen werden. Das Resultat sollte dann ein Endprodukt sein, das ganz objektiv eine Sache – in diesem Fall die Globalisierung – beschreibt und somit eine eigene Meinung ermöglicht.
Die Vorteile der Globalisierung
Die Globalisierung hat uns weg vom Binnenhandel gebracht. Wir können nun weltweit agieren und handeln. Uns stehen viele Möglichkeiten offen, die noch vor 50 Jahren undenkbar waren. Egal ob man dies von wirtschaftlicher, gesellschaftlicher oder aber auch persönlicher Seite aus sieht. Profitieren tun hiervon hauptsächlich die „Global Player“. Große Unternehmen, die es geschafft haben, weltweit zu agieren und uns dadurch die vielen Dinge aus den sonst so fernen Ländern viel näher bringen. Doch wir importieren nicht nur aus fremden Ländern Rohstoffe und viele andere Dinge. Viele Länder kaufen auch bei uns in Deutschland ihre Waren ein oder profitieren von unseren technischen Neuerungen und Ideen.
Und so ist es durch die Globalisierung gelungen, dass eine Spezialisierung möglich ist. Kein Land muss alles können. Vielmehr ergänzt man sich zunehmend, lagert das aus, worin man nicht spezialisiert ist und kümmert sich viel lieber um das, was man besonders gut kann. Für Deutschland bedeutet dies, dass wir uns mit herausragenden Technologien, mit unserer Wissenschaft und mit unserem Maschinen- und Anlagenbau in der ganzen Welt profilieren können.
Andere Länder hingegen haben sich auf andere Dinge spezialisiert. So sind es beispielsweise die Länder in Südamerika und Asien, die die Produktion von Kleidung und einfachen technischen Dingen übernommen haben. Andere wiederum liefern Agrarprodukte in die ganze Welt oder können ihre Bodenschätze auf dem Weltmarkt anbieten. Erst durch die Globalisierung ist es möglich geworden, viele Lebens- und Genussmittel ganzjährig genießen zu können. Kaffee, Tee oder exotische Früchte wachsen nicht in unseren Breitengraden. Durch die Globalisierung können wir diese jedoch täglich zu uns nehmen. Sie sind bezahlbar und in einer ausreichenden Menge vorhanden, sodass damit kein „unlauteres Geschäft“ gemacht werden kann. Auch das Reisen ist durch die Globalisierung um einiges leichter und angenehmer geworden.
So ist es uns möglich, einen Großteil der Länder in Europa zu bereisen, ohne beim Grenzübertritt mit umfangreichen Kontrollen oder dem Vorlegen von Reisedokumenten rechnen zu müssen. Viele ehemalige Schwellen- und Entwicklungsländer können von diesen Reiseerleichterungen profitieren und verdienen Geld mit dem Tourismus. Dieses Geld wird dann in die Infrastruktur, die Bildung und die Entwicklung des Landes gesteckt. Die Bevölkerung profitiert davon und hat ein besseres Leben. Das ist sehr lobenswert und zeigt, dass die Globalisierung auch in den entferntesten Ländern bei den Menschen ankommt und für sie einen Fortschritt bedeutet.
Die Nachteile der Globalisierung
Neben all diesen Vorteilen gibt es aber auch Nachteile, die bei der Findung der eigenen Meinung bedacht werden sollten. So ist das Outsourcing – das Auslagern der Produktionsschritte, auf die wir uns nicht spezialisiert haben – zwar eine tolle Sache. Doch bei den Ländern, in denen beispielsweise 90% unserer Textilien hergestellt werden, handelt es sich um Schwellenländer oder Entwicklungsländer, die momentan noch wenig Wert auf Umweltschutz und nachhaltige Herstellung legen. Hier geht es eher darum, so preiswert wie nur möglich eine große Anzahl an Waren zu produzieren. Geringe Löhne, schlechte Arbeitsbedingungen und eben auch der unschöne Umgang mit unserer Umwelt sind die Folgen.
Denn Fakt ist, dass man bei einer billigen Produktion nicht auf schadstoffarme Materialien und umweltschonende Maschinen achten kann. Zum einen nicht, weil das Geld dafür schlichtweg fehlt. Zum anderen aber auch, weil dies die Produktion verlangsamen würde. Doch diese Verlangsamung würde zur Folge haben, dass sich die Auftraggeber nach anderen Ländern umsehen werden. Länder, die schnell und billig produzieren können und die keinen großen Wert auf Umweltschutz und gute Arbeitsbedingungen legen.
Eine Wende kann hier erst erzielt werden, wenn es internationale Vorschriften bezüglich der Produktion gibt. Wenn weltweit die Arbeitsbedingungen und der Umweltschutz geregelt werden und wenn wir als Endverbraucher darauf verzichten könnten, dass alles immer besonders „billig“ sein und ständig in großen Mengen verfügbar sein muss. Es nützt nichts, wenn nur wenige Länder gegen die Umweltverschmutzung kämpfen. Nur wenn die Verursacher ebenfalls dagegen angehen, kann es eine Wende geben. Ein weiterer Nachteil mag in der unkontrollierten Ausbeutung der Rohstoffe liegen. Erdöl wird wahrscheinlich nur noch wenige Jahrzehnte vorhanden sein.
Andere nicht erneuerbare Rohstoffe sind bereits nahezu komplett abgebaut. Ein Stopp oder ein sinnvollerer Einsatz wäre hier nur möglich, wenn alle Länder mehr Wert auf eine sinnvollere Nutzung legen würden. Doch solange man viel Geld mit den Rohstoffen verdienen kann, werden diese auch weiter unkontrolliert abgebaut. Auch hier muss eine Regelung gefunden werden, um den Raubbau zu stoppen und akzeptable Preise für jeden nicht erneuerbaren Rohstoff zu finden.
Ein guter Mittelweg muss her
Wiegt man die Vor- und Nachteile gegeneinander auf, so ist es möglich, eine eigene Meinung zu bilden. Vielleicht liegen die Nachteile etwas schwer im Magen, weil man sich Gedanken macht, wie andere Länder zwar von der Globalisierung profitieren, aber auch dadurch ausgebeutet werden. Doch im Endeffekt wird man zuerst die eigenen Vorteile sehen und diese zu seinen Gunsten nutzen. Und dies ist auch richtig so. Denn ein einzelnes Land kann die negativen Seiten der Globalisierung nicht ändern. Dass geht nur, wenn alle Länder an einem Strang ziehen, einheitliche Regeln aufstellen und sich auch an diesen orientieren. Dies ist jedoch noch ein langer Weg, der nach viel Verständnis und Mut verlangt. Es macht keinen Sinn, von nationaler Ebene etwas zu verändern. Die Auswirkungen sind zu gering, um das eine deutliche Veränderung stattfinden würde.
Um alle Länder zu einem Umdenken bewegen zu können, muss ein Ausgleich geschaffen werden. Hoch entwickelten Industrieländern fällt es beispielsweise deutlich leichter, etwas für den Umweltschutz und bessere Arbeitsbedingungen zu tun. Schwellen- und Entwicklungsländer können diesen Schritt nur bewältigen, wenn sie die entsprechenden finanziellen Mittel dafür haben. Und diese müssten von der Staatengemeinschaft kommen, da diese Länder die Mittel nicht aus eigener Kraft aufbringen können. Nicht Heute und auch nicht in absehbarer Zukunft.
Wir können die Globalisierung nicht mehr stoppen. Zu weit ist sie bereits fortgeschritten und zu groß ist der Nutzen daraus. Doch wir können gemeinsam dafür sorgen, dass alle zu gleichen Teilen davon profitieren können. Wir Menschen und die Natur. Heute und in Zukunft.