Globalisierung in Kambodscha
Die Globalisierung ist längst bis in die entferntesten Winkel der Erde vorgedrungen – das insgesamte Zusammenrücken der Welt ist auch in allen Teilen Asiens in den letzten Jahrzehnten zu spüren. Nicht selten bringt die Globalisierung dann auch massive politische Veränderungen für viele Länder mit sich, und häufig führt das auch zu schweren politische Spannungen, zu einer zeitweise instabilen Lage im Land, und vielen Unsicherheiten für die Menschen. Vieles davon sind aber notwendige und unabwendbare Prozesse, vor allem dann, wenn sich ein Land auf dem Weg von einem autokratischen Regime zu einer liberalen Demokratie befindet, und schwierige Situationen müssen dabei oft ganz einfach durchgestanden werden, um langfristig positive Veränderungen und eine wirkliche Öffnung für die Globalisierung zu erreichen.
Kambodscha, das kleine Land zwischen Thailand und Vietnam, ist dafür ein sehr deutliches Beispiel. Vieles muss in Kambodscha noch erreicht werden, gleichzeitig sind aber auch schon deutliche Veränderungen im Land spürbar und sichtbar. Man kann den Prozess der Öffnung für die Globalisierung in Kambodscha in allen Phasen deutlich mit verfolgen. Das kleine Land, das etwa halb so groß wie Deutschland ist, hat in vielen Bereichen vom Einfluss der Globalisierung profitiert.
Entwicklung von Kambodscha seit der Unabhängigkeit – politische Stabilisierung durch den Einfluss der Globalisierung
Bereits 1954 wurde die Unabhängigkeit der ehemaligen französischen Kolonie auf der Genfer Indochinakonferenz bestätigt, in den folgenden Jahrzehnten kam es zu vielen Spannungen und am Ende errichteten die „Roten Khmer“ ein Terror-Regime nach maoistischem Vorbild. Mit dem Eingreifen Vietnams ab 1978 entbrannte ein blutiger Bürgerkrieg, der weit mehr als ein Jahrzehnt anhielt. Ab 1991, nach dem Friedensschluss der Bürgerkriegsparteien, wurde zunächst eine Übergangsverwaltung der UN eingerichtet, durch einen von den Roten Khmer weitergeführten Guerilla-Krieg gegen die Regierung war eine tatsächliche Befriedung des Landes aber erst ab 1998 zu erreichen, als der Khmer-Führer Pol Pot zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt wurde, und im Gefängnis starb. Die Wahlen im Jahre 2002 können als die ersten wirklich demokratischen Wahlen des Landes angesehen werden, auch wenn der Wahlkampf noch 20 Menschen das Leben kostete.
Seit der Jahrtausendwende nimmt die Stabilität in Kambodscha aber stetig, wenn auch in kleinen Schritten zu. Die konstitutionelle Monarchie mit ihrem König Norodom Sihamoni, einem Mehrparteien-System im Parlament und mit dem Bekenntnis zur Marktwirtschaft ist bis heute ein relativ stabiler Staat geworden – die Zeit der Bürgerkriege, die über viele Jahrzehnte angehalten haben, ist heute wirklich vorbei. Die Todesstrafe wurde abgeschafft, die Menschenrechte sind zumindest verfassungsmäßig garantiert, und auch der Umweltschutz ist ein wichtiger Punkt der Verfassung geworden. Alle diese Prozesse sind auch nicht zuletzt auf eine Öffnung der Welt und auf wichtige internationale Unterstützung zurückzuführen – die Globalisierung hat hier also nach vielen blutigen Jahrzehnten erstmals mitgeholfen, einen stabilen und grundsätzlich demokratischen Staat zu schaffen.
Wirtschaftliche Auswirkungen der Globalisierung auf Kambodscha
Zu Zeiten des Bürgerkriegs kam eine wirtschaftliche Unterstützung für Kambodscha praktisch ausschließlich von der UdSSR, neben einigen anderen Staaten des östlichen Blocks. Kambodscha ist damit bis heute noch eines der ärmsten Länder der Erde, weltweite wirtschaftliche Unterstützung und vor allem die Ansiedlung von wichtigen Industrien im Land haben aber seit den ersten Jahren des neuen Jahrtausends zu einem stabilen Wirtschaftswachstum und zu einer wichtigen Erhöhung des Lebensstandards der Bevölkerung geführt. Investitionen vor allem im Bekleidungssektor, aber auch im Hotel- und Touristikbereich und in Immobilien innerhalb des Landes fördern das Wirtschaftswachstum weiter. Vor allem der Tourismus hat sich als ein wichtiger Wachstumsbereich mit hohem Potenzial erwiesen, mehr als zwei Millionen Touristen besuchten bereits 2008 das Land.
Im Textilgewerbe regiert dagegen bis heute eher die Ausbeutung der billigen Arbeitskräfte in Kambodscha, die hier immer noch unter teilweise menschenunwürdigen Bedingungen arbeiten müssen. Besserungen geschehen hier nur langsam, das Problem gerade in diesem Sektor betrifft aber insgesamt immer noch so gut wie alle südostasiatischen Staaten. Wichtige Holzvorkommen und eine nicht geringe Zahl von Bodenschätzen, dazu auch Ölvorkommen, die an der Küste Kambodschas gefördert werden können, haben eine Vielzahl von Investoren auf das kleine Land aufmerksam gemacht. Als hemmende Faktoren für die wirtschaftliche Entwicklung im Land gelten bislang aber eine immer noch sehr hohe Korruption, eine immer noch sehr unsichere Gesetzeslage, die schweren Infrastrukturmängel vor allem in ländlichen Gebieten und die immer noch hohe Abhängigkeit von ausländischen Hilfen in vielen Bereichen. Hier hat Kambodscha in den nächsten Jahren noch eine Vielzahl von Aufgaben zu bewältigen.
Der Einfluss der Globalisierung auf die Lebensweise der Kambodschaner
Moderne Kommunikationstechnologien halten nur langsam Einzug in Kambodscha, die Zahl der Mobiltelefonanschlüsse liegt immer noch bei rund 30 Prozent der Bevölkerung, lediglich rund 10% der Bevölkerung haben insgesamt Zugang zu Fernsehen. Bereits unter der UN-Übergangsverwaltung wurde in den frühen neunziger Jahren Internet eingeführt. Trotzdem ist für viele Veränderungen im Land vor allem der Kontakt zu ausländischen Medien und zu Ausländern ein wichtiger Faktor, umgekehrt ist Kambodscha erst durch moderne globale Kommunikationsmethoden ins Licht der Weltöffentlichkeit gerückt. Ähnlich wie Burma stellt das erwachte internationale Interesse an Kambodscha auch einen wichtigen Motor für positive Veränderungen innerhalb des Landes dar. Man kann davon ausgehen, dass es mit zunehmenden technischen Möglichkeiten und den notwendigen Voraussetzungen wie einer regelmäßigen und leistbaren Stromversorgung auch zu einem verstärkten Kulturaustausch mit dem Westen kommen wird. Bislang transportiert spielt vor allem staatliches Bildungssystem für den Kulturaustausch die wichtigste Rolle. Die in vielen Gebieten des Landes immer noch vorherrschende, bereits viele Jahrhunderte alte Lebensweise und Kultur wird dadurch langsam zurückgedrängt.
Der gesamte Prozess des Kulturaustausches und der ständig steigenden wirtschaftlichen Entwicklung im Land hat aber auch zu einer Erstarkung des Selbstbewusstseins der Menschen im Land geführt – vor allem in der Textilbranche sind vermehrt gewerkschaftliche Organisationen zu beobachten, der Mindestlohn für Textilarbeiter wurde in mehreren kleinen Schritten signifikant hinaufgesetzt, und die Arbeitsbedingungen in vielen Betrieben deutlich verbessert. Kambodscha hat noch ein ganzes Stück Weg vor sich, bevor es sich mit so wirtschaftlich erfolgreichen „Global Playern“ wie etwa dem Nachbarland Vietnam messen kann, es hat aber bereits einen weiten Weg zurückgelegt. Sowohl wirtschaftlich und politisch, als auch in Bezug auf die gesellschaftliche und demokratische Kultur. Dieser Entwicklungsprozess ist in weiten Teilen auf das Ankommen der Globalisierung in Kambodscha zurückzuführen.
Ausländische Unternehmer und Auswanderer in Kambodscha
Die zunehmend in größerem Maßstab verfügbaren Informationen über das Land, der zunehmende Tourismus, und die politisch wesentlich stabilere Lage im Vergleich zu noch vor zehn Jahren locken zunehmend Unternehmer aber auch Auswanderer ins Land. Kambodscha ist ein interessanter geschäftlicher und auch Lebensmittelpunkt geworden. Neue, bislang noch nicht bekannte Marken und Dienstleistungen kommen so ins Land, und auch die Berührungspunkte mit fremden Kulturen werden zahlreicher. Dadurch verändert sich umgekehrt auch die Lebensweise der Kambodschaner, und es kommt zu einer kulturellen Annäherung an den Westen und westlichen Kulturkreisen. Das wiederum macht das Land immer mehr für Unternehmer und für Auswanderer attraktiv. Der Globalisierungsprozess in Kambodscha entwickelt auf diese Art und Weise also eine sich ständig verstärkende Eigendynamik, wie an vielen anderen Orten der Erde auch. Ist der Prozess einmal in Gang gesetzt, ist er kaum mehr aufzuhalten, und führt langfristig zu positiven Veränderungen vor allem in den wirtschaftlich schwächeren Ländern, auch wenn dabei manchmal Phasen schmerzhafter Instabilität oder Unsicherheit durchgestanden werden müssen. Sie sind in jedem Fall aber nur vorübergehende Phasen auf dem Weg zu langfristiger Stabilität und wirtschaftlicher Leistungsfähigkeit, die auch einen höheren Lebensstandard für die Bevölkerung bedeuten.