Globalisierung in Bangladesch

Bangladesch ist ein südasiatisches Land, das geografisch an Indien und Myanmar grenzt. Die Hauptstadt des Landes ist Dhaka, weitere große Städte sind Rangpur im Norden und Chittagong im Süden des Landes. Bangladesch besitzt nur wenige Rohstoffe. Lediglich Erdgas ist in geringer Menge vorhanden. Es reicht jedoch nicht einmal zur Eigenversorgung des Landes. Mit mehr als 150 Millionen Einwohnern auf einer Fläche von 144 000 m² zählt das Land zu den bevölkerungsreichsten, zugleich aber auch ärmsten Ländern der Erde.

Geschichte, Situation der Bevölkerung, Umwelt

Ursprünglich war Bangladesch Teil von Britisch-Indien. Gemeinsam mit Pakistan wurde das Land 1947 von Indien abgespalten. Nach dem sogenannten Bangladesch-Krieg, der durch wirtschaftliche und ethnische Konflikte hervorgerufen wurde, erlangte das Land am 16. September 1971 seine Unabhängigkeit von Pakistan. Seitdem ist Bangladesch eine Volksrepublik. In Folge wurden alle Fabriken des Landes enteignet und in Staatseigentum umgewandelt. Nach der Gründung der Staatsbetriebe folgte eine jahrzehntelange Misswirtschaft. Die völlige Verarmung und Verelendung der Menschen war die Folge. Hungerkatastrophen, denen große Teile der Bevölkerung zum Opfer fielen sowie Umweltkatastrophen führten zu weiteren erheblichen Problemen für die Menschen im Land. Durch Überbevölkerung und wirtschaftliche Not kam es zu politischen, wirtschaftlichen und sozialen Spannungen. Islamische Fundamentalisten gewannen an Einfluss.

Die Küstenregion wurde zudem in der Vergangenheit immer wieder von Wirbelstürmen und Überschwemmungen heimgesucht, eine Folge der weltweiten Erderwärmung. Gegenwärtig nimmt die Versalzung der Böden in der Küstenregion immer mehr zu und weitet sich zunehmend in Richtung Landesinnere aus. Zur Verfügung stehende Flächen zum Anbau von Getreide und Reis nehmen damit ab.

Verbesserung der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen durch Globalisierung

1991 gab es in dem Land das erste Mal freie Wahlen. Obwohl die Bedingungen für ein wirtschaftliches Wachstum in Bangladesch immer noch denkbar ungünstig sind, ist dem Land in den vergangenen Jahrzehnten durch die Globalisierung eine bedeutende Entwicklung gelungen. Auf Grund von ersten wirtschaftliche Reformen und der Öffnung des Landes für Produzenten und Investoren aus Industriestaaten konnte Bangladesch in den letzten Jahren ein durchschnittliches Wirtschaftswachstum von 5-6% erzielen. Korruption und staatliche Eingriffe in Wirtschaftsabläufe blockieren die Entwicklungen jedoch nach wie vor sehr stark.

Durch die Globalisierung wachsen vor allem der Industrie- und Dienstleistungssektor kontinuierlich. Die Textilindustrie entwickelte sich z. B. dank ausländischer Investoren und Aufträgen von internationalen Konzernen zu einem der am stärksten wachsenden Sektoren des Landes. Inzwischen sind dort etwa 2,5 Millionen Menschen beschäftigt. Die Bevölkerungszunahme in den Großstädten ist enorm. Immer mehr Menschen ziehen aus dem ländlichen Raum fort. In den letzten zehn Jahren hat sich die Bevölkerung in den Städten nahezu verdoppelt. Vor allem in der Hauptstadt Dhaka und in Chittagong finden die Menschen Arbeit. Mit dem Wirtschaftswachstum stiegen auch die Löhne. Diese erhöhten sich in den vergangenen Jahren durchschnittlich um 2,5-3% pro Jahr. Viele Menschen können sich in den Städten inzwischen einen bescheidenen Wohlstand auf niedrigem Niveau leisten. Dennoch sind die Löhne nach wie vor sehr niedrig. Im Vergleich zu den Gewinnen der ausländischen Unternehmen stehen diese in keiner Relation. Wiederholt kommt es deshalb zu Protesten und Demonstrationen, vor allem in der Textilindustrie. Zuletzt sorgen enorme Preissteigerungen für Lebensmittel und Energie dafür, dass der geringe Wohlstand momentan wieder geschmälert wird.

Änderung der Lebensbedingungen in Großstädten

Mit der Verbesserung des wirtschaftlichen Umfeldes änderten sich für vielen Menschen in den Großstädten die Lebensbedingungen. Der Zugang zu Internet und mobilen Geräten ist einigen Angehörigen der Mittelschicht inzwischen möglich und öffnet das Tor zur westlichen Welt. Vor allem die Jugend kann dadurch an Musik- und Modetrends teilhaben. Junge Frauen tragen z. B. immer seltener den traditionellen Sari und immer häufiger westliche Kleidung, vor allem Jeans.

Die Bedeutung der landwirtschaftlichen Produktion ist im Gegensatz dazu stark gesunken. Reis, Weizen und Jute sind die wichtigsten landwirtschaftlichen Erzeugnisse. Vor allem Jute wird weltweit exportiert. Die Erntemenge an Getreide reicht zur Ernährung der Bevölkerung nicht aus. Bangladesch ist auf Importe angewiesen. Der Anteil der Beschäftigten auf dem Land ist immer noch sehr hoch. Fast 70% der Bevölkerung arbeitet dort. Für viele Menschen stellt die Landwirtschaft die einzige Möglichkeit dar, etwas Geld zu verdienen. Die schnelle Wirtschaftsentwicklung in den Großstädten koppeln die ländlichen Regionen immer mehr ab. Hungersnöte gehören inzwischen zwar der Vergangenheit an. Dennoch sind Mangel- und Unterernährung vor allem im ländlichen Raum noch immer sehr verbreitet. Vor allem ethnische Minderheiten sowie alte und kranke Menschen sind betroffen. Etwa 40 % der Kinder sind in Bangladesch unterernährt.

In den Bereichen Bildung und Gesundheit konnten in den großen Städten in den vergangenen Jahren entscheidende Verbesserungen erzielt werden. Das Gefälle gegenüber kleinen Städten und dem ländlichen Raum ist jedoch enorm. Noch immer sind mehr als die Hälfte der Erwachsenen Analphabeten. Die Säuglingssterblichkeit ist nach wie vor sehr hoch. Auch hier hat der ländliche Raum noch viel Nachholbedarf.

Ausblick

Die Regierung von Bangladesch unternimmt große Anstrengungen, um die Armut einzudämmen und die Situation der Bevölkerung kontinuierlich zu verbessern. In den nächsten Jahren soll die gesamte Bevölkerung Zugang zu Strom und Energie erhalten. Es ist geplant, Kleinstunternehmen zum Aufbau einer eigenen Existenz verstärkt Mikrokredite zu gewähren. Die Bevölkerung soll Zugang zu gesundheitlichen Maßnahmen erhalten und die Säuglingssterblichkeit abgesenkt werden. Gemeinsam mit internationalen Geldgebern und zahlreichen Hilfsorganisationen vor Ort wird es den verantwortlichen Stellen in Bangladesch gelingen, das Land wirtschaftlich, politisch und gesellschaftlich weiter voranzubringen. Die Globalisierung hat dafür den ersten entscheidenden Schritt getan.

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