Globalisierung in Saudi-Arabien

Das auf der arabischen Halbinsel liegende Land Saudi-Arabien gilt als die am weitesten entwickelte Volkswirtschaft im Nahen Osten. Saudi-Arabien ist eine absolutistische Monarchie und wird von dem König und Premierminister Abdullah bin ‚Abdul‘-Aziz Al Saud und den Mitgliedern seiner Königsfamilie regiert. Das Königreich verfügt über überaus große Erdöl- und Erdgasreserven, die den Reichtum des Landes begründen. Auf der einen Seite unterhält Saudi-Arabien vielfältige wirtschaftliche und politische Außenbeziehungen zu anderen Ländern, gilt aber als ein kulturell sehr verschlossenes und zur Außenwelt abgeschottetes Land.

Einer der weltweit größten Erdöllieferanten

Das Königreich liegt auf einer Fläche von 2 240 000 Quadratkilometern mit einer relativ geringen Bevölkerungsdichte von ungefähr 28,5 Millionen Einwohnern zwischen dem Roten Meer im Westen und dem Persischen Golf im Osten des Landes. Saudi-Arabien gilt als der weltweit größte Erdölexporteur und ist Mitglied in der OPEC. Ungefähr 11 % des weltweiten Ölverbrauchs werden mit Öl aus Saudi-Arabien bedient. Das Land soll noch über ungefähr ein Viertel des gesamten weltweiten Erdölvorkommens verfügen. Damit kommt dem Königreich auch in der Zukunft eine tragende Rolle für die weltweite politische und wirtschaftliche Globalisierung zu. Die jüngsten politischen Ereignisse im Nahen Osten, Umbrüche in arabischen Ländern, Auseinandersetzungen mit terroristischen Gruppierungen, wie zum Beispiel Al Khaida und der politische Druck des Iran, wie zum Beispiel den Meereszugang am Persischen Golf zu blockieren oder zu behindern, haben Saudi-Arabien weiterhin in eine überaus wichtige Schlüsselposition für den weltweiten Frieden gerückt. Das Land unterhält auf der einen Seite vielfache Freundschaftsverträge und wirtschaftliche Beziehungen zu anderen Ländern der westlichen Welt, wie zum Beispiel zu den USA und Deutschland, bekämpft aber auf der anderen Seite ausländische politische, kulturelle und religiöse Einflüsse auf das Schärfste.

Saudi-Arabien und die Demokratie, Menschenrechte und Meinungsfreiheit

Die Religion des Königreichs ist der Salafismus. Daneben gilt Saudi-Arabien als Zentrum des fundamentalistischen Islamismus. Zwei der heiligsten Religionsstätten des Islam befinden sich in dem Land, die Grabstätte des Propheten Mohammed in Medina und die Kaaba in Mekka. Es wird kaum eine andere Religionsausübung geduldet und so werden zum Beispiel Missionare anderer Religionen mit Strafen bis sogar zur Todesstrafe verfolgt. Die politische Grundeinstellung besagt nach der „reinen“ Lehre, dass es nicht um einen gesellschaftlichen Konsens geht, sondern es die Aufgabe der Politik und der Herrschenden ist, die Gebote und Verbote Gottes in der Bevölkerung durchzusetzen. Die Einrichtungen und Einstellungen der westlichen Demokratien könnten die Legitimation des Königshauses gefährden und werden mit Aussagen, wie zum Beispiel, dass Menschen dieser Region nicht für eine Demokratie nach westlichem Vorbild geschaffen sein kategorisch abgelehnt.

Diese Haltung zeigt sich zum Beispiel auch in der Missachtung der Menschenrechte. So können zum Beispiel Kritiker oder Oppositionelle von der Prügelstrafe, Anklage und Inhaftierung ohne Gerichtsverfahren bis hin zur Todesstrafe betroffen sein. So weisen beispielsweise Organisationen wie Amnesty International oder Reporter ohne Grenzen seit Jahren auf verschiedene Verletzungen von Menschen- und Völkerrechten und dem Missachten der Meinungsfreiheit hin.

Ausländische Besucher in Saudi-Arabien

Für einen individuellen Tourismus oder Transfer-Reisen durch das Land werden in Saudi-Arabien keine Visa erteilt. Dabei verfügt das Königreich über wunderschöne Landschaften zum Beispiel am Roten Meer. Der Tourismus ist von daher in Saudi-Arabien stark eingeschränkt und kaum möglich. Für ein Visum wird eine offizielle Einladung eines saudi-arabischen Einwohners benötigt. Hierbei müssen der Grund und die Interessen für die Einreise dargelegt werden und der Inländer muss sich für den Einreisenden und sein Verhalten verbürgen. Ebenso wird für einen längeren Aufenthaltszeitraum als Voraussetzung ein HIV-Test verlangt und die Einreise wird bei einem positiven Ergebnis verweigert. Saudi-Arabien ist ein Land der Gastarbeiter. Nach Schätzungen werden 60 bis 80 Prozent der Arbeitsstellen des Landes von Gastarbeitern aus verschiedenen Ländern besetzt. Das ist ungefähr ein Drittel der im Land lebenden Bevölkerung. Dabei kann es sich um hoch ausgebildete Fachkräfte und Spezialisten handeln, wie zum Beispiel Ingenieure, Architekten, Ärzte, Lehrer und Mitarbeiter mit weiteren akademischen Ausbildungen.

Aber auch Billiglohnarbeitskräfte aus anderen arabischen und asiatischen Ländern, wie zum Beispiel aus dem Jemen, Ägypten, Libanon, Indien, Philippinen, Korea und Nigeria werden für einfache Arbeiten eingesetzt. Die Millionen Gastarbeiter besitzen in Saudi-Arabien keinerlei Rechte und sind kaum geschützt. Gewerkschaften, Streik und öffentliche Versammlungen sind verboten. Bei Nichtbeachtung der Verbote drohen Inhaftierung, Entlassung und die Ausweisung des Gastarbeiters aus dem Land. In vielen Fällen erhalten die Gastarbeiter nur die Erlaubnis, sich innerhalb einer bestimmten Region oder Provinz in Nähe des Arbeitsortes aufzuhalten. Werden sie außerhalb dieser erlaubten Grenzen angetroffen, droht ihnen ebenfalls die Ausweisung aus dem Land.

Der Einfluss der neuen Medien auf die Globalisierung im Nahen Osten

Das Saudi-Arabien ist ein junges Land. Die Mehrheit der Bevölkerung ist in einem Alter unter 25 Jahren. Die jüngsten Entwicklungen in den Ländern des Nahen Ostens haben gezeigt, dass das Internet und die Verwendung dieses Mediums von den jungen Menschen dieser Länder, wesentlich zu den Entwicklungen und Umbrüchen im Nahen Osten beigetragen haben. Der Wunsch der jungen Menschen sich mit westlicher Kultur, wie zum Beispiel der Musik identifizieren zu dürfen und westliche Kontakte zu haben, konnte in den Ländern trotz großer Bemühungen nicht unterbunden werden. In Saudi-Arabien wird das Internet stark zensiert und mehrere Hunderttausend Internetseiten stehen unter dieser Zensur. Zum einen dient die Zensur dazu, das Königshaus und seine Mitglieder vor oppositionellen Inhalten auf den Internetseiten zu schützen.

Weiterhin wird in der westlichen Kultur die Gefahr einer Verbreitung von Pornografie, Alkohol und Drogen im eigenen Land gesehen. Auch der Zugang zu anderen religiösen Inhalten, wie zum Beispiel zum Christentum, Buddhismus und anderen soll durch die Zensur verhindert werden. Die Ereignisse in den anderen nahöstlichen Ländern haben aber gezeigt, dass sich junge Menschen trotz der Verbote und Zensuren es trotzdem geschafft haben, sich den Zugang zu den von ihnen gewünschten Inhalten zu verschaffen. Das Königreich Saudi-Arabien befindet sich durch die außenpolitische und ökonomische Öffnung zum Westen, einer größtenteils jungen Bevölkerung, der multikulturellen Beschäftigung von Millionen ausländischen Gastarbeitern und der kulturellen und innenpolitischen Abschottung in einem für die Auswirkungen der Globalisierung äußerst interessanten Spannungsfeld.

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