Reichsflugscheibe

Als Reichsflugscheibe bezeichnet man ein Flugobjekt, das untertassenförmig ist, und das -laut diverser Verschwörungstheorien – im nationalsozialistischen Deutschland konstruiert worden sein soll. Die Reichsflugscheibe ist nicht wissenschaftlich belegt und daher dem Reich der Mythen zuzuordnen. Nicht wissenschaftliche Quellen rezipieren diesen Mythos, nach dem ein überdurchschnittlich fortschrittliches Fluggerät der Nationalsozialisten existiert. Comics, phantastische Literatur und auch der Film greifen die Idee der Reichsflugscheibe auf. Das jüngste Beispiel ist der Film Iron Sky.

Ursprünge des Mythos der Reichsflugscheibe

Die Reichsflugscheibe soll ihrer Zeit technologisch voraus gewesen sein. Die Technologie, die die Gesetze der Schwerkraft aufheben solle, wurde geheim gehalten und der Öffentlichkeit nicht zugänglich gemacht. Wenn über diese Luftfahrzeuge gesprochen wird, vermischen sich stets die Grenzen zwischen Wissenschaft und Phantastik. Oft finden die Flugscheiben auch in Verbindung mit anderen Mythen Erwähnung. So werden die Reichsflugscheiben als Verbindung von Flug- und Tauchobjekt auch als Ursache für Vorfälle in der Region des Bermudadreiecks genannt. Wenig scharfe Schwarzweißfotos und alte, mit der Hand gezeichnete Skizzen, die man im Internet finden kann, werden von Verschwörungstheoretikern als Beweis für die Existenz der Reichsflugscheiben, die auch als Hauneburg-oder Andromedagerät bezeichnet werden, angesehen. Es heißt, dass Belege und Unterlagen vor dem Kriegsende vernichtet worden seien oder von den Amerikanern beschlagnahmt und unter Verschluss gehalten worden seien.

Tatsächlich aber ist die Idee eines runden Flugobjekts in der damaligen Zeit verfolgt worden. Viktor Schauberger, ein Naturforscher, arbeitete im damaligen KZ in Mauthausen an einer alternativen Technologie, die die Schwerkraft überwinden und ein freies Schweben ermöglichen sollte. Der Erfolg der sogenannten „Forellenturbine“ konnte allerdings nie nachgewiesen werden. Weitere Experimente mit runden Flugobjekten fanden am Ende des Krieges statt. Es finden sich Quellen, dass Arthur Sack 1944 Experimente mit Flugscheiben durchführte. Auch diese Experimente scheiterten, da die Flugobjekt nur kurz abhob und nie flugfähig wurde.1943 erhielt Heinrich Fleißner, der sich ebenfalls mit diesem Thema beschäftigt hatte, Reichspatente auf die runden Flugmaschinen. 1960 wurde in den USA ebenfalls ein Patent für Rundflugzeuge freigegeben. Angeblich waren die Flugzeuge einsatzbereit und sollen auch gebaut worden sein.

Die Flugmaschinen des Dritten Reiches sollen nach Andreas Epp auf der Weiterführung eines funktionierenden Antriebskonzepts beruhen, dass schon erfolgreich getestet worden sein sollte. Es war die gleiche Antriebssystem wie das des Hubschraubers Focke-Wulf Fw 61. Dieser hatte das flugphysikalische Merkmal, dass seine Propeller horizontal rotierten, während er geradeaus flog. Aus dieser Maschine soll sich die Reichsflugscheibe entwickelt haben. Das Rotorscheibensystem dieses experimentellen Flugzeugs dreht sich in eine andere Richtung als die Pilotenkapsel und konnte so angeblich schweben. Laut Epp gab der planende Ingenieur Georg Klein bei einem Interview an, dass es unter seiner Leitung in Prag, gegen Ende des Zweiten Weltkriegs, drei verschieden gebaute Flugscheiben gegeben habe, die aber vor der Ankunft der gegnerischen Armeen zerstört worden waren. Diese sollten dem Feind nicht in die Hände fallen. Nach Kriegsende sollen die Flugscheiben aus dem Grunde nicht mehr hergestellt worden sein, da ihre Herstellung sehr aufwändig und letztendlich zu kostenintensiv gewesen sei. Epp sieht den Grund auch darin, dass die Steuerung der Flugscheiben zu kompliziert gewesen sei. Die handelsüblichen Flugmaschinen seien praktikabler als die runden Flugobjekte. Historische Belege und seriöse Quellen, dass solche Flugobjekte jemals gebaut wurden, existieren nicht. Die Siegermächte haben ebenfalls die Existenz der Flugscheiben niemals belegt. Spätere Versuche, zum Beispiel in den 50er-Jahren, eine funktionierende Flugscheibe zu konstruieren, verliefen im Sande.

Rezeption in den Medien und in der rechtsextremen Szene

Eine bekannte Verschwörungstheorie der Nachkriegszeit ist, dass einige Nationalsozialisten mit Reichsflugscheiben nach Neuschwabenland, einer geheimen Basis in der Antarktis, geflohen seien. 1950 wurde diese Theorie im Spiegel rezipiert. Auch die Bildzeitung berichtete im Jahre 2004 über angebliche Flugscheiben. Auch die rechtsextremen Szene trägt zur Verbreitung dieser Ideen bei. Oft vermischt sich die Überlieferung mit esoterischen Theorien. Wilhelm Landing, ein ehemaliger Mann der SS, hat Romane geschrieben, in denen das nationalsozialistische Schwabenland gegen Freimaurer kämpfen muss. Auch andere Rechtsextremisten, wie Ernst Zündel, der zwei Bücher über den Mythos der Reichsflugscheiben geschrieben hat, halten an diesen Ideen fest. Eine weitere Organisation, die Tempelhofgesellschaft, bringt Publikationen heraus, in denen die Reichsflugscheiben genannt werden.

Hier ist besonders die in den 90er Jahren herausgegebene Publikation über das Vril-Projekt zu nennen. Die Autoren Ralf Ettl und Norbert Jürgen-Ratthofer trugen erheblich zu einer Heranbildung einer rechten Ideologie bei. Spätere Theorien wie die von Autoren wie O. Bergmann reproduzierten das Bild der deutschen Flugscheibe. Sie wurden durch Filme der Abraxas Videofilm Produktionsgesellschaft mbH inspiriert. Diese Bilder prägten das Bild der heutigen Reichsflugscheibe. Bezeichnungen wie „Vril“ beziehen sich auf die gleichnamige Geheimgesellschaft. Der wichtigste Verbreiter der Ideen und Visionen der Tempelhofgesellschaft war jedoch Jan Udo Holey.
Auch im Netz kursieren viele angeblich echte Fotos von Reichsflugscheiben und anderen Objekten. Auch der Mythos von Neuschwabenland ist weit verbreitet. Allgemeine Bekanntheit erlangten die Reichsflugscheiben durch den Film Iron Sky, in dem Neuschwabenland auf den Mond verlagert wurde. Wie im Ursprungsmythos warten hier Nationalsozialisten und ihre Nachkommen darauf, ein Drittes Reich zu gründen und zu bevölkern.

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