Globalisation: aquatische Neobiotika in Deutschland

Neobiotika sind Arten und Unterarten, die sich durch menschlichen Einfluss in einem Gebiet niederlassen, in dem sie nicht heimisch sind. Im Rahmen dieses Beitrags widmen wir uns den sogenannten aquatischen Neobiotika (auch „Neozoen“ genannt), also eingeschleppten Tierarten, die aufgrund einer biologischen Invasion mittlerweile heimisch geworden sind, obwohl sie dies originär nicht waren. Ein besonders interessantes Untersuchungsobjekt zu aquatischen Neozoen ist der Bodensee. Aufgrund der geographischen Lage (angrenzend an Deutschland, Österreich und Schweiz), aber auch aufgrund der Größe und Tiefe des Bodensees bietet er viele Möglichkeiten für eine biologische Invasion. Bezeichnend für den Bodensee ist, dass die Einschleppung nicht endemischer Arten erst mit einer gewissen Verzögerung bemerkt werden kann – zur Erinnerung: der Bodensee besitzt ein Volumen von ca. 48 km³ (4,8 × 1010 m³), eine maximale Tiefe von 254 m und eine mittlere Tiefe von 90 m. Er verfügt zudem über mehrere Zuflüsse und Abflüsse, Berufsfischer und andere Gewerke, die aktiv mit dem Wasser in Verbindung stehen und unterschiedliche Uferlandschaften, in denen sich viele Wassertierarten per se ansiedeln können, sofern diese ein Mal eingeschleppt wurden.

Typische Neozoen, die sich im Bodensee angesiedelt haben sind:

  • Krebstiere wie der Wasserfloh
  • Fische wie die Regenbogenforelle
  • Mollusken wie die Neuseeländische Schlammschnecke oder die Dreikantmuschel

Desweiteren gibt es eine Vielzahl weiterer Vertreter dieser Arten im Bodensee. Aquatische Neobiotika bedrohen die endemische Tierwelt und können das einheimische Ökosystem nachhaltig verändern und natürlich auch schädigen. Die Frage, die uns interessiert ist, was Neobiotika und insbesondere Neozoen mit der Globalisierung verbindet. Die Antwort hierauf ist äußerst ausdifferenziert. Eine biologische Invasion wird durch sogenannte Vektoren beeinflusst.

Einer der wichtigsten Vektoren ist der Welthandel. Das stetige Wachstum des weltweiten Handelsvolumens und Aufkommens erhöhe die Anzahl von neuen Neobiotika nachhaltig. Typische Vektoren sind Frachtschiffe (etwa im Mittelmeer oder im Atlantik), diese kommen im Bodensee aber nicht vor und scheiden daher eigentlich aus. Da andererseits aber auch die großen Zuflüsse wie der Rhein beschifft werden, sind diese eben doch relevant, auch wenn dies auf den ersten Blick nicht so erscheint. Neobiotika werden in oder mit Containern, Frachtgut und natürlich auch durch das Ballastwasser der Kähne befördert und eingeschleppt.

Auch die Luftfahrt an den nahe gelegenen Flughäfen kann einen wichtigen Vektor für die biologische Invasion darstellen. Trotz viele Sicherheitsmaßnahmen seitens der Bundesbehörden kann eine Verbreitung nicht endemischer Arten nur gedämpft, aber nicht per se ausgeschlossen werden. Da die angrenzenden Länder Deutschland, Österreich und Schweiz zudem wirtschaftsstark sind, besteht ein weiterer Vektor, der gerne unterschätzt wird.

Veränderungen in der Nahrungskette und andere Folgen

Fakt ist, dass sich innerhalb der letzten Jahrzehnte viele Arten im Bodensee angesiedelt haben. Die Verbreitung der Arten erfolgt äußerst rasant und führt dazu, dass einheimische Tierarten z.B. in der Nahrungskette zurück fallen oder anderweitig negativ beeinflusst werden. Auch wenn der Mensch versucht, die Verbreitung über Handelswege zu kontrollieren, so ist dies nur zu einem bestimmten Maß möglich. Immer wieder kommt es auch zu „Querschlägern“ wie beispielsweise von Privatleuten ausgesetzten Tieren, die sich rasant verbreiten.

Es ist daher anzuraten, dass – egal ob am Bodensee oder sonst wo auf der Welt – keine Tiere ausgesetzt werden. Wir appellieren daher dafür, dass man im Fall der Fälle Tierheime nutzt, denn hierfür sind sie da! Die Globalisierung schreitet unaufhörlich voran. Es ist Fakt, dass invasive Arten mittlerweile einen bedeutenden Teil der Globalisation ausmachen und daher als negativer Nebeneffekt schon länger überwacht werden. Überwachung ist schön und gut, aber sie ist auch nur so gut wie die Menschen., die in diesem spezifischen Lebensraum agieren.

Daher halten wir es für äußerst wichtig, dass sich auch Logistiker und ortsansässige Gewerke, insbesondere in der Nähe von Gewässern wie dem Bodensee mit der Thematik auseinander setzen und bei einer Informationsstelle wie beispielsweise bei der Berufsgenossenschaft Informationen darüber einholen, wie sie eine biologische Invasion wirkungsvoll verhindern können. Viel mehr kann man nicht gegen biologische Invasoren unternehmen – wenn jedoch jeder sein Bestes in der Vermeidung der Einschleppung gibt, so kann die Anzahl der eingeschleppten Tierarten zumindest gering gehalten werden.

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