Globalisierung in Panama

Panama, zwischen Costa Rica und Kolumbien gelegen, hebt sich im Gegensatz zu den meisten anderen lateinamerikanischen Ländern durch eine Besonderheit hervor. Denn in keinem anderen Land von Südamerika hat die inländische Produktion so geringe Auswirkung auf das Bruttoinlandsprodukt (BIP). Und obwohl die Handelsbilanz seit Jahren negativ ist, weist Panama im Dienstleistungssektor Gewinne für die Volkswirtschaft auf. Und in diesem Bereich dominiert der Panamakanal, der seit 1999 unter der vollen Souveränität von Panama steht und als Symbol der Globalisierung gesehen werden kann.

Geschichte und Kultur Panamas im Zeichen der Globalisierung

Anhand der Geschichte von Panama lässt sich die fortschreitende Globalisierung erkennen. Von den Spaniern besetzt, spaltete sich das Land 1821 von Spanien ab und wurde Teil des damaligen Großkolumbien. Nach dem Panamakonflikt spaltete sich Panama 1903 mit Unterstützung der Vereinigten Staaten von Amerika von Kolumbien ab. Im Zuge dessen wurde der Hay-Bunau-Varilla-Vertrag unterzeichnet, der es den USA erlaubte, den Panamakanal zu bauen und Hoheitsansprüche rund um das Gebiet des Kanals zu erheben. Im Laufe der Jahre kam es immer wieder zu Konflikten zwischen Panama und den USA, die 1977 in den Torrijos-Carter-Verträgen mündeten und Panama die Souveränität über die Kanalzone bis 1999 übertrugen. Schließlich wurde Panama am 31.12.1999 das gesamte Gebiet um den Kanal von den USA übergeben. Auch wenn Verwaltung und Betrieb des Bauwerks nun in der Hand der panamaischen Regierung und der Panama Canal Authority liegen, ist die Partnerschaft zu den USA sehr eng. Geplant ist laut Regierung, den Vereinigten Staaten die Errichtung zweiter Marinestützpunkte zu erlauben.

Auch die vielfältige Kultur in Panama lässt sich auf die Globalisierung zurückführen. So sind die beiden Tänze Tipico und Vallenato aus der ehemaligen Staatengemeinschaft mit Kolumbien erhalten geblieben. Eingeschiffte afrikanische Sklaven sorgten dafür, dass heute noch verschiedene Kongotänze in Panama praktiziert werden. Und neben typischen lateinamerikanischen Tänzen wie Salsa und Merengue haben sich im Laufe der Jahre der Haitano aus Haiti und Raggae aus Puerto Rico und der Dominikanischen Republik in die panamaische Kultur gemischt. Auch die weite Verbreitung der Sportarten Fußball und Baseball ist auf die enge Vernetzung von Kulturen im Zuge der Globalisierung zurück zu führen.

Der Panamakanal – Panamas Schnittstelle zur Globalisierung

Stiglitz definiert als Globalisierung die immer engere Verzahnung von einzelnen Volkswirtschaften, die durch sinkende Transport- und Kommunikationskosten vorangetrieben wird und damit die Beseitigung künstlicher Marktschranken zur Folge hat. Dieser Definition entsprechend ist der Panamakanal seit fast 100 Jahren ein wichtiges Instrument und Treiber der Globalisierung, da er als wichtige Schnittstelle im weltweiten Güterverkehrsnetz fungiert. Panama verbindet als Flaschenhals der Schifffahrt den Pazifischen Ozean mit der Karibischen See und damit dem Atlantischen Ozean. Der Panamakanal ist die wichtigste Einkommensquelle für das mittelamerikanische Land. Er beschäftigt nicht nur etwa 8.000 Menschen in Panama, sondern hat Auswirkungen auf den weltweiten Güterverkehr. Jedes fünfte aller Schiffe weltweit ist in Panama registriert und über eine Million Schiffe haben die Wasserstraße bereits passiert. 2014 feiert dieses Bauwerk seinen 100. Geburtstag, dessen Auslastung bereits seit mehreren Jahren die Kapazitätsgrenze erreicht hat. Im Jahr 1914 revolutionierte der künstlich angelegte Kanal den weltweiten Güterhandel und bedeutete einen großen Schritt für die Globalisierung.

Vergrößerung des Kanals wird nötig

Nun wird durch eben diese mit vorangetriebener Globalisierung die Erweiterung des Panamakanals notwendig. In Folge der Globalisierung hat sich das Frachtaufkommen am Panamakanal in den letzten Jahren überproportional erhöht, wie auch Karl-Dieter Hoffmann im Dienst der Auslandsinformationen der Konrad Adenauer Stiftung feststellt. Während die Container-Schiffe immer länger und breiter werden, um mehr Container transportieren zu können, ist der Kanal nicht „mitgewachsen“. Das Passieren der weltberühmten Wasserstraße mit seinen engen Schleusen und der geringen Wassertiefe von 12 Metern wird damit zu einem immer größeren Problem, dass alle Industrieländer weltweit beobachten. Da beim Großteil der Bevölkerung die Existenz unmittelbar mit der des Panamakanals verknüpft ist, stimmte die Mehrheit der Panamaer 2006 für einen Ausbau des Kanals. Dessen Kapazität soll zum 100-jährigen Jubiläum verdoppelt werden. Möglich wird dies durch eine dritte Schleusenanlage, die Schiffe mit bis zu 14.000 Containern Fassungsvermögen die Durchfahrt ermöglicht – bisher lag die Grenze bei etwa 4.000 Containern pro Schiff. Von dieser Erweiterung sind Wirtschaftsbereiche weltweit betroffen. Während für China die größere Durchfahrtsstraße einen breiteren Absatzmarkt für seine Exportgüter bedeutet und in vielen Medien die Erweiterung als Meilenstein der Globalisierung gefeiert wird, sieht sich beispielsweise der Hamburger Hafen an der Elbe einer immer größeren Konkurrenz ausgesetzt. Denn die neuen Mega-Frachter, die nur wenige Wasserschneisen durchfahren können, machen derzeit zwar nur 16 Prozent aller Schiffe aus, beinhalten dafür aber rund 45 Prozent der weltweiten Frachtkapazität. Der Wettbewerb, Anlaufpunkt für diese Frachter zu sein, ist in den letzten Jahren stark gestiegen und wird sich auch weiterhin fortsetzen. Die Globalisierung vereinfacht außerdem im Bereich des Seehandels die Registrierung der Flotten der Seenationen in anderen Ländern als dem Heimatland. Dies führt dazu, dass aufgrund der niedrigeren Löhne und Sicherheitsstandards viele Reedereien ihre Flotte „ausflaggen“ und damit über ein Drittel des Seefrachtaufkommens weltweit unter den Flaggen von Panama und Liberia transportiert werden.

Die globalen Machtverschiebungen werden am Beispiel des Panamakanals besonders gut sichtbar. Die aufstrebenden Länder China und Indien können durch die breitere Wasserstraße günstiger und schneller die Rohstoffe von Panama erhalten, die sie durch ihr schnelles Wachstum in immer größeren Mengen benötigen: vor allem Öl, Eisenerz und Agrarprodukte. Dagegen fällt das von der Wirtschaftskrise geschwächte Europa in seiner Rolle der weltweiten Globalisierung zurück, da es mit dem Fortschritt der Infrastruktur der Schwellenländer nicht mithalten und damit die geforderten Mengen der neuen Post-Panamax-Schiffe (Kapazität von etwa 14.000 Containern) nicht liefern kann. Durch die Erweiterung des Kanals können auch Länder an der Globalisierung teilhaben, die sonst einen erschwerten Zugang zur wichtigen Absatzmärkten haben. So ist zum Beispiel für Chile, Kolumbien und Peru ein schnellerer Weg zur Ostküste der Vereinigten Staaten gegeben, als dies bislang der Fall ist.

Weitere Vorteil durch die Erweiterung des Kanals

Für Panama ergeben sich durch die Erweiterung des Kanals jedoch nicht nur wirtschaftliche Vorteile. Die ökologischen Beeinträchtigungen und Folgen sind schwer abzuschätzen, auch wenn die Genehmigung des Bauvorhabens durch die panamaische Regierung erteilt wurde. In Deutschland hingegen stoppte das Bundesverwaltungsgericht die Vertiefung und Verbreiterung der Elbe in Hamburg, um die Klagen von Umweltverbänden zu prüfen. Exporte machen Panama zum aktiven Teilnehmer der Globalisierung. Das Exportgeschäft ist nicht nur durch den Panamakanal eine wichtige finanzielle Stütze des Staates. Exportgüter wie Bananen, Ananas, Rohzucker und Kaffee werden vor allem in die Vereinigten Staaten geliefert. Hier sind die Auswirkungen der Globalisierung und des Güteraustausches auf Nordamerika beschränkt. Importiert wird jedoch neben den USA auch aus China sowie Mexiko und Japan. Vor allem Chemikalien, Textilien, fossile Brennstoffe und Rohstoffe zählen zu den importierten Gütern.

Insgesamt weist Panama derzeit eine negative Handelsbilanz aus. Ein weiteres Indiz der Globalisierung ist die Tatsache, dass neben dem Balboa, der panamaischen Währung, der US-Dollar offizielles Zahlungsmittel ist. Die Amtssprache ist Englisch und zeigt ebenfalls die enge Bindung zu den Vereinigten Staaten. Dies rührt vor allem in südamerikanischen und afrikanischen Ländern noch aus der Kolonialzeit, in der die jeweiligen Besatzungsmächte, zum Teil bis heute, einen großen Einfluss auf die Kultur und Entwicklung des Landes übten. Die beschriebenen unterschiedlichen Bereiche und Faktoren zeigen, wie ein Schwellenland die Chancen der Globalisierung für sich nutzen und gleichzeitig die weltweite wirtschaftliche Entwicklung vorantreiben kann.

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