Globalisierung in Jordanien

Jordanien ist eine konstitutionelle Monarchie in Vorderasien mit König Abdullah II. bin al-Hussein an der Spitze. Der König hat die Exekutivgewalt inne, die er durch seinen Premierminister und seinen Ministerrat ausübt. Politisch ist das Land in zwölf Gouvernorate unterteilt, die jeweils von einem durch die Regierung ernannten und den König bestätigten Gouverneur verwaltet werden. Jordanien grenzt an sechs Staaten: an Israel, an die Palästinensischen Autonomiegebiete im Westjordanland – deren Grenze zu Jordanien von Israel kontrolliert wird -, ferner an Saudi-Arabien, Irak, Syrien und am Golf von Aqaba an das Rote Meer, wo es eine Seegrenze zu Ägypten hat. Das unter den politischen Krisen in der Region leidende Land hat sich dem Westen geöffnet, um durch internationale Abkommen den Frieden im Land zu sichern und seine wirtschaftliche Lage zu verbessern. Durch entsprechende Anstrengungen schaffte Jordanien es im Jahr 2009 im wichtigen KOF Globalisierungsindex des Schweizer Forschungsinstituts für Konjunkturfragen der ETH Zürich auf Rang 40 (von 208, Daten wurden 2012 veröffentlicht). Dieser Wert Gesamtwert ist ein Durchschnitt aus der weltweiten wirtschaftlichen Verflechtung des Landes, seiner sozialen sowie der politischen Verflechtung. (Im Einzelnen lag Jordanien im Globalisierungsindex politisch auf Rang 38, sozial auf Rang 53 und wirtschaftlich auf Rang 68, jeweils von 208 Ländern.)

Weitreichende politische und wirtschaftliche Bündnisse

Jordanien verdankt sein vergleichsweise hohes Ranking in der Globalisierung in hohem Maße seiner Zugehörigkeit zu zahlreichen wichtigen internationalen Bündnissen: Seit 1955 ist es Mitglied der Vereinten Nationen. Als Gründungsmitglied und islamisches Land gehört es mit 56 weiteren Staaten, in denen der Islam entweder Staatsreligion, Religion der Bevölkerungsmehrheit oder einer großen Minderheit ist, der 1969 ins Leben gerufenen Organisation für Islamische Zusammenarbeit (OIC) an. Ferner ist Jordanien eines von 21 arabischen Nationalstaaten in Afrika und Asien in der Arabischen Liga, die 1945 in Kairo gegründet wurde und dort ihren Sitz hat. Dieser gehören auch die international nicht anerkannten Palästinensischen Autonomiegebiete an, vertreten durch die PLO.

Jordaniens Außenpolitik ist trotz dieser engen Verflechtungen mit der arabischen Welt seit Jahrzehnten in hohem Maße am Westen orientiert. Als Bündnispartner der USA gehört das Königreich zu deren offizieller Kategorie der wichtigsten Verbündeten außerhalb der NATO. Seine doppelte Ausrichtung in die westliche und die arabische Welt hat das Land schon öfter vor eine Zerreißprobe gestellt, so auch während des Krieges der USA gegen den Irak. Als Jordanien im Zweiten Golfkrieg seine Neutralität bewahrte, ging das nicht unbeschadet an seinem Verhältnis zu den USA vorüber. Ein Meilenstein im Nahostkonflikt in Richtung Befriedung ist der Friedensvertrag, den Jordanien und sein Nachbar Israel sowie US-Präsident Bill Clinton im Jahr 1994 unterzeichneten und der den Grundstein für Jordaniens wirtschaftliche Weiterentwicklung legte. Mit den beiden vorherrschenden Palästinenserorganisationen steht Jordanien hingegen im Konflikt. 1971 wurde die PLO aus Jordanien vertrieben, und die vom Nachbarstaat Syrien und dem Iran unterstützte Hamas ist seit 1999 in Jordanien verboten. Im Zuge seiner wirtschaftlichen Globalisierung hat Jordanien auch mit der EU einen Vertrag, ein sogenanntes Assoziierungsabkommen unterzeichnet. Das aktuelle, 2002 in Kraft getretene Abkommen sichert Jordanien ein enges wirtschaftliches Kooperationsverhältnis mit den Staaten der Europäischen Union und verfolgt das Ziel, in Übereinstimmung mit den WTO-Regeln schrittweise innerhalb von zwölf Jahren eine Freihandelszone zwischen der EU und Jordanien zu schaffen. Über rein wirtschaftliche Aspekte hinaus enthält das Abkommen auch Regelungen zum politischen Dialog und zur engen Zusammenarbeit in Kultur, Wissenschaft und Bildung.

Wirtschaft

Jordaniens Globalisierung durch Ausrichtung auf den Westen soll in erster Linie die Schwierigkeiten der jordanischen Wirtschaft überwinden helfen, durch die politischen Krisen in der Region verursacht sind. Einer seit Jahren defizitären Handelsbilanz und hoher Arbeitslosigkeit soll mit Schaffung von Arbeitsplätzen und Verbesserung der Exportfähigkeit einerseits, aber auch durch eine Begünstigung des Investitionsklimas für internatioanel unternehmen begegnet werden. Innenpolitisch hat Jordanien dabei auf Liberalisierung und Privatisierung gesetzt und entsprechende gesetzliche Rahmenbedingungen erlassen. Diese Anstrengungen wurden international gewürdigt: Im UNO-Entwicklungsbericht von 2011 wird Jordanien als aufstrebender Markt bezeichnet und auf Platz 3 der freien Wirtschaften in Westasien und Nordafrika gesetzt (weltweit Platz 32). Ein wichtiger vorbereitender Schritt in diese Richtung war im Jahr 2000 der Beitritt Jordaniens zur Welthandelsorganisation WTO.

Ein erklärtes Ziel König Abdullahs in diesem Zusammenhang ist die globale Öffnung des Landes für ausländische Direktinvestitionen. Projekte im Infrastruktur- und Energiesektor, darunter beispielsweise Windfarmen, Solarprojekte, Wasserbeschaffung und -aufbereitung, Elektrizitätserzeugung und Ölraffinerien, sollen vorzugsweise im Rahmen von Private-Public Partnerships (PPPs) mit ausländischen Unternehmen realisiert werden. Transparenz und die Sicherung von Qualitätsstandards wurde durch zahlreiche neue Gesetze ermöglicht. Damit soll eine Annährung an international gültige Rechtsnormen geschaffen werden.
Ein weiterer Schritt in Richtung Senkung des Haushaltsdefizits und Globalisierung der Wirtschaft durch eine intensivere internationale Zusammenarbeit war – neben der Streichung von Subventionen im ersten Jahrzehnt des neuen Jahrtausends – die Privatisierung von Unternehmen in Staatsbesitz. Betroffen waren davon Betriebe in den Sektoren Telekommunikation, Elektrizität und Rohstoffgewinnung. Hier boten sich weitere Investitionschancen für ausländische Unternehmen. Aufgrund dieser Maßnahmen wurde Jordanien im IMD World Competitiveness Yearbook 2009 auf Platz 41 der attraktivsten Länder für ausländische Direktinvestitionen genannt.

Globalisierung in der Gesellschaft

Die staatlichen Umbaumaßnahmen hatten Jordanien in das erste arabische Land mit vollständig liberalisiertem Telekommunikationsmarkt verwandelt. Dieser wirtschaftliche Wandel wurde auch durch gesetzliche Maßnahmen gefestigt: 75% der Informations- und Kommunikationsgesetze des Landes waren in diesem Zuge reformiert worden. Weitere Ziele werden angestrebt, darunter eine Internetversorgung von 50% (derzeit liegt die Zahl der Internetnutzer noch bei 164 von 1000 Einwohnern, die Zahl der PC-Besitzer bei ca. 54 von 1000 Einwohnern. Quelle: welt-in-zahlen.de). Dass gerade dieser Sektor der jordanischen Regierung als zukunftsweisend gilt, beweisen ein Einnahmenziel von 3 Milliarden US-Dollar und das Vorhaben, 35.000 neue Arbeitsplätze im Sektor Informations- und Kommunikationstechnologie zu schaffen. Und noch auf einem weiteren Sektor nimmt Jordanien eine Spitzenposition ein: dem Bereich der pharmazeutischen und medizinischen Produkte, der 2009 Exporte im Wert von 474 Millionen US-Dollar erzielte. Während die Menschen kulturell insbesondere von der arabischen Sprache und dem Islam geprägt sind – Werte, die auch durch die omnipräsenten arabischen Satellitenkanäle vertreten und verbreitet werden -, hat die kulturelle Globalisierung die jordanische Gesellschaft voll erfasst. Viele Menschen sprechen Englisch, Satelliten-TV und Handys sind allgegenwärtig, und das Internet ist unzensiert und zunehmend kostengünstig verfügbar.

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