Globalisierung in Kanada

Kanada, das über eine Fläche von fast 10 Millionen Quadratkilometern verfügt und sich vom Pazifik im Westen bis zum Atlantik im Osten erstreckt, ist fast so groß wie Europa und nach Russland das zweitgrößte Land der Erde. Einzig mit den USA hat es eine gemeinsame Grenze im Süden und Nordwesten. Das nördlichste Land des amerikanischen Kontinents gilt als eines der am stärksten globalisierten Länder der Erde. Im KOF Globalisierungsindex des Schweizer Forschungsinstituts für Konjunkturfragen der ETH Zürich liegt es auf Rang 15 (von 208, Daten wurden 2012 veröffentlicht). Dieser Wert Gesamtwert ist ein Durchschnitt aus der weltweiten wirtschaftlichen Verflechtung des Landes, seiner sozialen sowie der politischen Verflechtung. (Im Einzelnen lag Kanada im Globalisierungsindex politisch auf Rang 10, sozial auf Rang 7 und wirtschaftlich auf Rang 35, jeweils von 208 Ländern.) Politisch ist Kanada formal eine konstitutionelle Monarchie mit Zugehörigkeit zum Commonwealth of Nations, dessen Staatsoberhaupt Königin Elisabeth II. ist. Faktisch ist es ein Bundesstaat mit einer repräsentativen parlamentarischen Demokratie. 1931 erhielt Kanada seine vollständige gesetzgeberische Autonomie, und etwas mehr als fünfzig Jahre später, 1982, löste das Verfassungsgesetz noch die letzten verfassungsrechtlichen Bindungen an das britische Mutterland.

Akteur auf der Weltwirtschaftsbühne

Seine starke Globalisierung verdankt Kanada dem Umstand, dass es allen bedeutenden Wirtschaftsforen angehört, die die Weltwirtschaft maßgeblich gestalten: neben G7, G8 und G20 sind das die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung OECD, die Welthandelsorganisation WTO, der Internationale Währungsfonds IWF sowie die Weltbank. Mit den Vereinigten Staaten und Mexiko hat es sich über die NAFTA, das Nordamerikanische Freihandelsabkommen, zu einer Freihandelszone zusammengeschlossen. Mit Mexiko zusammen wurde es 2012 in die Verhandlungen zum Trans-Pacific Partnership Agreement (TPP) aufgenommen, der mit Malaysia, Vietnam, Singapur, Australien, Neuseeland, Chile, Peru, Brunei, USA, Vietnam und Malaysia angehören – ebenfalls mit dem Ziel, internationale Handelsbeziehungen dieser Länder untereinander zu vereinfachen. Freihandelsabkommen bestehen derzeit außerdem mit Israel, Chile, Peru, Costa Rica und den EFTA-Ländern Island, Norwegen, der Schweiz und Liechtenstein. Mit weiteren Ländern laufen Verhandlungen.

Rohstoffreiches Land

Das große Interesse Kanadas an freiem Welthandel ist durch seinen Reichtum an Rohstoffen begründet, die es in die ganze Welt exportiert. 2010 kam es in der Welthandelsstatistik auf den 11. Platz bei Exporten und auf den 10. Platz bei Importen. 2010 exportierte es knapp ein Drittel (30%) seines Bruttoinlandprodukts. Außer Rohstoffen sind es auch Produkte und Industriegüter, die das Land zum Export-Rekordmeister machen. Von großer wirtschaftlicher Bedeutung ist beispielsweise der Bergbau. Weltweit an erster Stelle steht Kanada als Produzent von Nickel, Zink, Kaliumcarbonat, Uran, Kadmium und Schwefel, auf Platz 3 liegt es beim Abbau von Blei und Aluminium, Kobalt, Titan, Molybdän und Gold. Seine Rohstoffe werden zu 80% exportiert, größer Abnehmer sind die benachbarten USA. Außerdem deckt Kanada mit 20% den größten Anteil des weltweiten Asbest-Bedarfs und liegt auf Platz 5 der größten Diamantexporteure weltweit. Geradezu unerschöpfliche Holzvorräte ebneten Kanada den Weg, einer der größten Produzenten von Holzschliff, Zellstoff, Papier und Pappe weltweit zu werden. Auch im Energiesektor ist das Land auf dem Weltmarkt präsent: Als eines der wenigen entwickelten Länder und mit den weltweit zweitgrößten Erdöl-Reserven nach Saudi-Arabien ist es Netto-Exporteur von Erdöl und Erdgas. Ebenso zählt Kanada weltweit zu den Top-Exporteuren landwirtschaftlicher Erzeugnisse. Dies betrifft vor allem vier Erzeugnisse: Getreide, Ölsaaten, Fleischprodukte und Lebendvieh. Bedeutend ist auch seine Fischereiwirtschaft.

Wenn es um den Import geht, kennt die Globalisierung Kanadas jedoch durchaus Grenzen, mit denen es seine Interessen protegiert: Eigene, für den Heimmarkt bestimmte Produkte sind durch Importzölle vor Konkurrenz von außen geschützt. Dafür verzichtet Kanada weitgehend darauf, die eigene Landwirtschaft durch Agrarsubventionen zu stützen. Kanadas Rohstoffreichtum hat die Grundlage für eine breit gefächerte Industrie gelegt, die zwar nicht unbedeutend, gegenüber den anderen Wirtschaftssektoren jedoch nachrangig ist. Besonders eng ist die Wirtschaft Kanadas mit der der USA verflochten. Fast zwei Drittel seiner Exporte und etwa die Hälfte seiner Importe kamen 2011 aus den USA. In den letzten zwei Jahren exportierte Kanada auch verstärkt in die EU und nach Großbritannien – insgesamt etwa auf etwa ein Drittel. In Fernost kommt China als Abnehmerland für Kanadas Waren wachsende Bedeutung zu.

Direktinvestitionen in Kanada nur mit Einschränkungen

In einigen Schlüsselbereichen – dazu zählen neben dem Banken- und Versicherungswesen auch die Landwirtschaft, die Telekommunikation und das Transportwesen, ferner Medien, Kultur und die Nuklearindustrie – sind Direktinvestitionen ausländischer Unternehmen in Kanada allerdings beschränkt. Dennoch kürte das US-Wirtschaftsmagazin Forbes Kanada im Oktober 2011 weltweit zum besten Wirtschaftsstandort. Als Begründung für seine Entscheidung gab es an, dass Kanada eine hoch technologisierte Gesellschaft ist mit weitreichendem globalem Einfluss und einem stark am Markt orientierten Wirtschaftssystem. Von anderer Stelle jedoch wird die in Kanada praktizierte Vergabepraxis bei öffentlichen Aufträgen kritisiert, weshalb das Land im Global Competitiveness Report 2012-2013 des World Economic Forum (WEF), der sein Augenmerk auf die weltweite Konkurrenzfähigkeit von 144 Volkswirtschaften richtet, nur auf Platz 14 landete.

Migration als Faktor der Globalisierung

Neben der internationalen wirtschaftlichen Verflechtung ist ein weiterer Faktor für das Maß der Globalisierung eines Landes die Migration insbesondere von Arbeitskräften. Gemessen an seiner Bevölkerung kann Kanada die höchste Einwanderungsrate aller Flächenstaaten weltweit aufweisen. Von Seiten der Regierung wird die aktiv gesteuert, insbesondere im Hinblick darauf, welche Zuwanderergruppen der kanadischen Gesellschaft zuträglich sind. So wird Menschen, die in Kanada benötigte bzw. fehlende Berufe ausüben, die Einwanderung erleichtert. Wie in anderen Ländern auch erleichtert das Vorliegen eines verbindlichen Arbeitsangebots durch einen kanadischen Arbeitgeber das Einwanderungsverfahren.

Die kulturelle Globalisierung ist parallel zur wirtschaftlichen Globalisierung und zur hohen Technisierung des Landes weit fortgeschritten. Von 1000 Einwohnern verfügen ca. 627 über einen Telefonanschluss, ca. 540 besitzen einen PC und ca. 687 nutzen das Internet (Quelle: welt-in-zahlen.de). Bewertet man weitere typische Merkmale der kulturellen Globalisierung wie das Vorhandensein von Fast-Food-Ketten, die Nutzung sozialer Netzwerke wie Facebook oder die Verbreitung westlicher Fernsehformate in nationalen TV-Sendern, so liegt Kanada auch in kultureller Hinsicht bei der Globalisierung weit vorn.

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