Globalisierung in Jamaika

Jamaika steht für Reggae und Bob Marley, viel mehr wissen die meisten Menschen nicht über den Inselstaat in der Karibik. Dabei kämpft die bunte Kultur schon länger mit wirtschaftlichen und sozialen Problemen, die sich hauptsächlich aus den Folgen der Globalisierung ergeben haben.

Jamaika – Karibischer Traum mit hoher Kriminalität und Armut

Auf Jamaika leben fast drei Millionen Menschen, davon ist fast ein Drittel unter vierzehn Jahren alt, der Altersdurchschnitt liegt bei nur etwas über 27 Jahren. Dafür, dass die Insel als Industrieland gezählt wird, ist das Land vom Durchschnitt her erstaunlich jung. In Zukunft wird sich das aber wohl ändern, da gerade viele junge Menschen aus fehlender Perspektive die Insel verlassen und auswärtig ihr Glück suchen. Die bleibende Bevölkerung ist sehr bunt gemischt und geht hauptsächlich auf die Nachkommen afrikanischer Sklaven zurück. Die eigentlichen Ureinwohner haben die Kolonisierung durch Europäer nicht überlebt. Dabei starben die meisten von ihnen nicht durch Gewaltakte, sondern durch eingeschleppte Krankheiten, gegen die ihr Immunsystem machtlos war. Neben dieser Gruppe gibt es aber noch Nachkommen von Einwanderern aus der restlichen Karibik, Europa oder Asien. Sehr beliebt ist auf Jamaica das Rauchen von Marihuana, auch wenn das überall auf der Insel offiziell verboten ist.

Religion

Da der Inselstaat lange Zeit eine britische Kolonie war, hat sich hauptsächlich das protestantische Christentum durchgesetzt, auch wenn es davon mehrere Untergruppen gibt. Daneben gibt es aber noch weitere religiöse Minderheiten, auch einige Naturreligionen. Diese sind meist eine Mischung aus afrikanischen Elementen, die die Sklaven aus ihrer Heimat mitgebracht haben, und Mythen sowie Religionen der Ureinwohner der Karibik. Die prägendste Gruppe, die das Ausland am ehesten mit Jamaica verbindet, sind wohl die Rastafari. Diese christliche Glaubensgemeinschaft entstand in den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts vornehmlich unter den Nachkommen der Sklaven und hoffte auf die Befreiung Afrikas von den unterdrückenden Kolonialmächten. Dafür sehen sie den ehemaligen äthiopischen Kaiser Haile Selassie als neuen Messias an. In der ausländischen Gesellschaft wird die Glaubensgemeinschaft aber weniger wegen dieser Glaubensfrage als wegen der Lebensweise immer beliebter, wobei sich die Popkultur allerdings nur auf einige Punkte bezieht und andere fast unbekannt sind. So ist zum Beispiel der Genuss von Alkohol bei den Rastafari vollkommen verboten. Sie machen sich aber frei von Gesetzen und zeigen ihre Glaubenszugehörigkeit oft mit Dreadlocks, welche sich mittlerweile auch bei vielen jungen Menschen in Deutschland wiederfinden lassen.

Die jamaikanische Gesellschaft ist aber nicht in allen Belangen so frei und offen, wie sie hier gerne gesehen wird. Die Menschenrechte werden in dem Inselstaat nicht eingehalten, gerade Homosexuelle müssen mit Verfolgung durch den Staat und ihre Mitmenschen rechnen. Auch das Austauschen von Intimitäten unter Männer kann zu Gefängnisstrafen und Zwangsarbeit führen. Diese Einstellung findet sich auch in der modernsten Version des Reggae, Dancehall, wieder. In vielen Songs bekannter Künstler werden Homosexuelle mit dem Tod bedroht und heftig beleidigt. Viele dieser Lieder werden auch bei Gelegenheiten in Deutschland gespielt, allerdings werden die Texte dabei meist nicht beachtet oder nicht genügend reflektiert, sodass dieses Thema in der deutschen Szene nur selten ein Thema. Diese hat durch die Globalisierung zwar viel der Kultur Jamaicas aufgenommen, lässt negative Aspekte aber meist unkommentiert.

Kriminalität

Dazu gehört zum Beispiel auch die niedrige Lebensqualität auf Jamaica, die eine direkt Folge der Globalisierung ist. Dadurch hat sich in den letzten Jahrzehnten auch die Kriminalitätsrate deutlich erhöht. Diese ist eine der höchsten der Welt, der Staat scheint dagegen machtlos, nur 40% aller gemeldeten Fälle werden aufgeklärt. Dazu kommt eine hohe Dunkelziffer an Straftaten, die nie angezeigt oder gemeldet werden. Die alten Gefängnisse sind völlig überfüllt, die meisten von ihnen stammen noch aus der Kolonialzeit. Die Bedingungen in der Haft sind äußerst schlecht, nicht selten sterben Insassen an den Bedingungen oder Rivalitäten. Das häufigste Verbrechen ist wohl der Schmuggel von Drogen. Jamaica gilt als der Umschlagplatz zwischen den Absatzmärkten in Nordamerika und den Anbaugebieten im Süden.

Die Polizei konzentriert sich hauptsächlich auf die Städte, sodass sich entlang der Küste mafiaähnliche Strukturen gebildet haben, die ihre Region fast vollständig kontrollieren. Mittlerweile gibt es zwar Abkommen mit den USA, um die Lage nachhaltig zu verbessern, doch das wird durch die hohe Anfälligkeit für Korruption stark erschwert. Selbst hohe Beamte lassen sich schmieren oder sind durch andere Bindungen von dem organisierten Verbrechen abhängig. In diesem Umfeld wehren sich auch Parteien und Gesellschaften mit Gewalt, indem sie mit Waffen die Viertel beschützen, in denen viele ihrer Mitglieder oder Unterstützer wohnen.

Globalisierung in Jamaika, Reichtum und Armut durch Wirtschaft

Das Land Jamaica an sich ist jedoch eines der reichsten in der Karibik und wird international als mittelreiches Land eingestuft. Die Einwohner des Inselstaates profitieren davon aber nur selten. Jeder fünfte Einwohner ist gezwungen unter der Armutsgrenze zu leben, dabei herrscht ein Preisniveau, das durchaus mit dem in Europa zu vergleichen ist. Die Wirtschaft lebte lange von dem Export von landwirtschaftlichen Gütern, seit Mitte des letzten Jahrhunderts wurde der Tourismus aber stärker gefördert und mittlerweile zu einem Hauptwirtschaftszweig ausgebaut. Damit war aber lange Zeit auch verbunden, dass das Land und die Natur rücksichtslos behandelt und zerstört wurden. Erst in den letzten Jahren hat sich ein Bewusstsein dafür entwickelt, neue Tourismusarten langfristig und ökologisch sinnvoll aufzubauen und die eigene Insel stärker zu schützen.

Ein weiteres Problem ist, dass die eigene Wirtschaft von dem US-amerikanischen Dollar, der neben dem Jamaikanischen Dollar ebenfalls legal auf der Insel akzeptiert wird, abhängt. Dessen Wert ist aber in den letzten Jahrzehnten konsequent gestiegen, sodass viele der benötigten Importwaren ebenfalls deutlich teurer wurden. Dabei ist die Landwirtschaft weiterhin sehr wichtig, dadurch wird die Wirtschaft stark abhängig von Wetter, Naturkatastrophen und häufig vorkommenden Dürren. Die angebauten Lebensmittel sind hauptsächlich für den Export gedacht und wachsen auf großen Plantagen, auf denen Arbeiter meist nur wenig Geld verdienen können. Selbst etwas anzubauen und zu verkaufen rentiert sich in den meisten Fällen allerdings ebenfalls nicht. Auch die großen Betriebe haben es auf dem internationalen Markt schwer, sie werden vielfach gefördert, damit sie langfristig überleben können. Viele wurden in der nahen Vergangenheit bereits auf rentablere Produktionsarten umgestellt.

Tourismus

Sicherer ist dagegen die Tourismusbranche. Pauschalurlauber und Kreuzfahrtschiffe sind eine Begleiterscheinung von Globalisierung auf Jamaica. Gerade letztere werden aber immer wieder kritisiert, da sie den lokalen Einrichtungen nur wenig finanzielle Vorteile bringen und die Natur durch ihre hohe Anzahl stark belasten. Daneben gilt Jamaica nicht nur als paradiesische Insel sondern auch als Sammelpunkt für weibliche Sextouristen. Dabei nutzen Frauen aus den USA oder europäischen Ländern gezielt die Armut des Landes aus, um sich im Urlaub eine männliche Begleitung zu sichern. Zwar gibt es dazu wohl keine direkte Organisation, aber eine starke und erfolgreiche Mundpropaganda. Verboten sind diese Vorgänge nicht, da die Frauen nicht direkt für Sex bezahlen, sondern dem Begleiter ihrer Wahl verschiedene Dinge finanzieren und aufwendige Geschenke machen. Ein weiterer Tourismuszweig, der in den letzten Jahren immer wichtiger wurde, ist der sogenannte Ökotourismus. Dieder findet sich vor allem im Inland, wo die Natur noch wesentlich ursprünglicher ist und Pauschaltouristen sich nur selten sehen lassen. Ob das allerdings so bleibt und sich langfristig durchsetzen wird, ist im Moment noch nicht abzusehen.

Zurück zur Hauptseite: Länder
Permalink dieser Seite zur Zitation auf Webseiten & in Hausarbeiten: