Globalisierung in Großbritannien

Großbritannien ist ein hochentwickeltes Industrieland, das bereits in die Prozesse der weltweiten Globalisierung integriert ist. Dieser Europäische Inselstaat gehört traditionell zu den großen Handelsmächten, und heute ist die Wirtschaft von diesem Land ein fester Bestandteil des globalen Netzwerkes. Zahlreiche Global Players haben ihren Sitz im Vereinigten Königreich von Großbritannien und Nordirland, wie dieses Land offiziell bezeichnet wird. Doch nicht nur die Wirtschaft, sondern auch weitere Bereiche des gesellschaftlichen und privaten Lebens dieses Landes sind von den Globalisierungsprozessen weitgehend betroffen.

Großbritannien – seit Jahrhunderten ein wichtiger Akteur der Weltpolitik

Bereits in der Antike waren die Britischen Inseln ein Objekt der Machtpolitik des Römischen Reiches. Mehr als 300 Jahre gehörten Teile der Inseln zum Imperium der Römer. Seit dem Zeitalter der Entdeckungen begann der rapide Aufstieg Großbritanniens zur führenden Weltmacht. Große Bereiche von Nordamerika, Australien, Länder wie Indien und Burma in Asien, wie Sudan, Kenia und Ägypten in Afrika und noch weitere Gebiete waren Bestandteil des Britischen Imperiums (British Empire). Die militärischen Eroberungen gingen Hand in Hand mit der Entwicklung des Handels mit den Kolonien. Wirtschaftliche Beziehungen der Kolonialmacht mit ihren Kolonien und Dominionen waren weit mehr als die Ausbeutung der Bodenschätze und der Bevölkerung dieser abhängigen Gebiete, obwohl solche Erscheinungen keineswegs als unbedeutend abzuschreiben wären. Der Handel geschah damals zwar politisch gesehen innerhalb der Grenzen des Imperiums, doch geographisch weit über Kontinente und Ozeane hinweg. Z.B. die Textilindustrie, ein in Indien seit Jahrhunderten bedeutender Wirtschaftszweig, wurde schon früh in die Prozesse der Internationalisierung eingebunden und lieferte hochwertige Baumwolle nach Großbritannien, die dort zur fertigen Ware verarbeitet wurde.

Auch mit anderen Ländern, überwiegend in Europa, betrieb das Britische Imperium einen regen Handel. Dass die Wirtschaft des Landes auch im 19. Jh. alles andere als autark war, beweist die von Napoleon verhängte Kontinentalsperre gegen England. Mit Hilfe dieser Maßnahme wurde versucht, das Britische Imperium auszuhungern, denn das Land war stark von seinen Handelspartnern auf dem Kontinent abhängig. Allerdings fand Großbritannien damals Auswege aus der schweren Situation, v.a. in der Förderung des Handels mit Nordamerika.

Großbritannien heute: eine führende Wirtschaftsmacht

Nach dem Zerfall des Britischen Imperiums, der in den 1960er-Jahren seinen Lauf nahm, blieb das Vereinigte Königreich eine bedeutende Wirtschaftsmacht, nicht nur in Europa, sondern auch weltweit. Das Land, das heute ca. 63 Mio. Einwohnern zählt, ist einer der führenden Industriestaaten. Dabei bedeutet dieser Begriff in der Gegenwart weniger den hohen Anteil der Industrie in der Wertschöpfung, sondern v.a. die Stufe der Entwicklung eines Landes. Mit dem wichtigen Wirtschaftsindikator Bruttoinlandsprodukt (BIP) pro Kopf, der z.Z. über EUR 28.000,- beträgt, und dem Human Development Index (HDI) von 0,83 befindet sich das Land unter den am meisten entwickelten Staaten der Welt. Typisch für ein entwickeltes Land ist der hohe Anteil des Dienstleistungssektors am BIP, in Großbritannien beträgt dieser Anteil knapp 85%. Ca. 14% ist der Anteil von Industrie, die Landwirtschaft nimmt einen bescheidenen Platz mit unter 1% ein.

Globalisierung – ein bestimmender Faktor des Wirtschaftswachstums

Das Vereinigte Königreich ist aktiv in den Prozess der Globalisierung eingebunden. In der Wirtschaft des Landes spielt der ständig wachsende Finanzsektor eine besondere Rolle. Einer der größten Finanzzentren der Welt ist City of London. Hier residieren zahlreiche Banken, die ihre Geschäfte global abwickeln und längst die nationalen Grenzen überschritten haben. In der City of London befindet sich der Sitz von HSBC, deren Umsatz 2011 ca. 105,804 Mrd. US-Dollar betrug, oder Barclays, die im gleichen Jahr rund 32,292 Mrd. Pfund (über 50 Mrd. US-Dollar) umgesetzt hat. Diese Finanzriesen sind auf globalen Märkten aktiv und schon längst zu Global Players geworden. Auf der Londoner Aktienbörse (London Stock Exchange) werden Aktien von allen bedeutenden Unternehmen weltweit gehandelt. Übrigens: Ein wichtiger Merkmal der Globalisierung ist die internationale Kapitalverflechtung durch den Ankauf von Beteiligungen. So gehören z.B. ca. 20% der Aktien von Londoner Börse der Börse Dubai. City of London spielt in der Globalisierung auch insofern eine bedeutende Rolle, weil sie als ein Offshore-Finanzplatz gilt.

Die Regelung von Finanzmärkten und von einzelnen Transaktionen ist in solchen Offshore-Gebieten minimal und die Besteuerung günstig, dadurch siedeln sich hier zahlreiche Firmen aus der ganzen Welt an. Der Staat profitiert von den Regionen, die den Offshore-Status besitzen, denn allein durch die Zahl der Firmen und durch die Ausmaße der Transaktionen wird an den Haushalt eine beträchtliche Steuersumme abgeführt. Außer London ist auch Edinburgh in Schottland ein bekanntes globales Finanzzentrum. Hier ist u.a. Halifax Bank of Scottland ansässig, die über 72.000 Mitarbeiter weltweit beschäftigt. Doch nicht nur Finanzriesen, sondern auch Global Players aus den anderen Wirtschaftsbereichen haben ihre Stammsitze im Vereinigten Königreich. Zu denen gehört z.B. BP, das in London ansässig ist. British Petroleum (heute steht die Abkürzung für „beyond petroleum“ und weist auf die Investitionen in die erneuerbaren Energien hin) beschäftigt weltweit über 80.000 Mitarbeiter, der Umsatz des Unternehmens beträgt ca. 375 Mrd. US-Dollar. Dieser Global Player besitzt über 20.00 Tankstellen, zu dem BP gehören solche Marken wie Aral, Castrol und ARCO. Erdölgewinn, Raffinerien, Vertrieb vom Kraft- und Schmierstoffen sind die wichtigsten Geschäftsbereiche von diesem Konzern. BP ist ein Unternehmen, das im Zeichen der Globalisierung handelt und durch seine Aktivitäten zur weltweiten Vernetzung beiträgt.

Großbritannien und globale Politik

Als eine führende Wirtschaftsmacht ist das Vereinigte Königreich auch politisch international aktiv. Das Land gehört zu den Gründungsmitgliedern der Vereinten Nationen und ist das ständige Mitglied des Sicherheitsrates von UNO. Somit bestimmt das Land die internationale Politik mit. Das Land ist auch Mitglied der EU und kooperiert mit den anderen Mitgliedsstaaten bei der Gestaltung der Politik auf dem Europäischen Kontinent. Eine Beteiligung an den internationalen Organisationen ist für Großbritannien besonders wichtig als eine Antwort auf das Wachstum von Global Players, deren Umsätze mit dem BIP eines einzelnen Staates vergleichbar sind und diesen sogar oft übertreffen.

Globalisierung der Umweltprobleme

Die Globalisierungsprozesse bedeuten auch die Entstehung von globalen Umweltproblemen, die nur gemeinsam von der internationalen Gemeinschaft effektiv gelöst werden können. Ein Beispiel dafür ist die Katastrophe der Erdölbohrplattform Deepwater Horizon im Jahre 2010. Diese Plattform wurde im Auftrag von BP durch die Firma Transocean im Golf von Mexico betrieben. Ihr Brand und anschließender Untergang brachte massive Umweltschäden mit sich. Somit hat ein britischer Global Player eine Umweltverschmutzung auf dem Gebiet der USA verursacht. Der Konzern war von der Regierung der USA gezwungen, mehrere Milliarden US-Dollar an Strafen zu bezahlen. Globalisierung führte in diesem Beispiel zu einem Konflikt zwischen einem Staat und einem wirtschaftlich mächtigen Unternehmen, der seinen Sitz in einem anderen Land (in Großbritannien) hat. Um der Macht solcher Global Players etwas effektiv entgegenzusetzen, benötigt ein einzelner Staat ein nicht unerhebliches Machtpotential, bzw. ist eine konzertierte Aktion von mehreren Staaten notwendig.

Fazit

Großbritannien war im Laufe seiner Geschichte schon immer in den internationalen Handel und Kooperationen eingebunden. Auch nach dem Zerfall des Britischen Imperiums bleibt dieser Staat ein aktives Subjekt der Weltpolitik und ein wichtiges Finanz- und Wirtschaftszentrum. In diesem Land sind mehrere Global Players ansässig, sowohl Finanzdienstleister als auch Industriekonzerne. Großbritannien gehört zu den Ländern, die von der Globalisierung weitgehend profitieren, v.a. durch die hohen Steuerabgaben von den ansässigen Unternehmen. Allerdings verursachen die Globalisierungsprozesse auch globale Probleme, u.a. Umweltbelastung. Der Fall von Deepwater Horizon zeigt, dass sich nur ein starker Staat gegenüber der Macht von Großkonzernen behaupten kann.

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