Globalisierung in Kasachstan

Die Globalisierung spielt in der Gegenwart eine stets wachsende Rolle. Die Verflechtung und Vernetzung von allen sozialen und wirtschaftlichen Bereichen geschieht heute im globalen Maßstab und über die nationalen Grenzen hinweg. Kein Staat bleibt von diesen Prozessen unbetroffen, sowohl Industriestaaten als auch Entwicklungsländer sind in die Globalisierung mit einbezogen. Auch Kasachstan, ein Land in Zentralasien, beteiligt sich an dem Globalisierungsgeschehen und wird mit jedem Jahr zu einem immer aktiveren Subjekt der internationalen Politik und der globalen Wirtschaft.

Kasachstan: ein Abriss der Geschichte

Das Land zwischen dem Kaspischen Meer und dem Altai-Gebirge ist flächenmäßig der neuntgrößte Staat der Erde. Allerdings leben auf dem Gebiet von ca. 2,7 Quadratkilometern nur knapp 17 Mio. Einwohner. Die Hauptstadt des Landes heißt Astana. Die Mehrheit der Bevölkerung gehört dem Islam an, aber auch zahlreiche christliche Gemeinden und weitere religiöse Gemeinschaften sind zugelassen. Das Gebiet des heutigen Kasachstans wurde schon früh von den Turkvölkern wie Kandly, Kirgisen, Naimanen usw. besiedelt. Im 13. Jh. fiel dieses Gebiet unter den Einfluss der Goldenen Horde. Damit begann auch der Anschluss vom heutigen Kasachstan an die internationalen politischen und wirtschaftlichen Beziehungen, da die Horde aktiven Handel mit ihren Nachbarn betrieb und die Ressourcen von ihren abhängigen Gebieten intensiv ausbeutete. Unter anderem wurden auf dem Gebiet des heutigen Kasachstans robuste Pferde gezüchtet, die eine große Nachfrage fanden.

Nach dem Zerfall der Goldenen Horde und nach weiteren Eroberungskriegen wurden diese Territorien ein Teil vom Usbekischen Khanat und vom Kasachischen Khanat, die allerdings keine stabilen Gebilde darstellten und Objekte der Machtpolitik ihrer an Stärke überlegenen Nachbarn blieben. Vor allem der Einfluss von China und von dem Russischen Reich wuchs ständig. Obwohl die Ethnien des heutigen Kasachstans kulturell mit dem Russischen Zarenreich relativ wenig verbunden waren, war die Einverleibung durch China damals eine weitaus größere potentielle Bedrohung für die Völker. Somit unterstellten sich bereits im 18. Jh. die schwachen Staaten, die auf dem Gebiet Kasachstans existierten, der russischen Herrschaft. Die Staaten wurden Teil des großen Russischen Imperiums und verloren auch nominell ihre Unabhängigkeit. Diese Territorien wurden in das wirtschaftliche und politische System des Russischen Reiches einbezogen. Während der Zarenzeit blieb Kasachstan (damals Generalgouvernement Turkestan genannt) ein ausgeprägtes Agrargebiet. In den 1930er-Jahren begann unter der Sowjetherrschaft eine Zwangsindustrialisierung des Landes.

In dieser Zeit fing auch die Erschließung der reichen Rohstoff-Vorkommen dieser Gebiete. Kasachstan wurde immer mehr zu einem Teil der überregionalen Wirtschaftsbeziehungen und auch des internationalen Handels, allerdings überwiegend innerhalb des damaligen Ostblocks. Kasachstans weitläufige Steppen wurden mit großem Aufwand an Technik und an Arbeit erschlossen, wo dass dieses Gebiet Getreide für die anderen Regionen der Sowjetunion produzieren konnte. Der Bau von Eisenbahnen und Ansiedelung von Industriebetrieben in Kasachstan trugen auch zu seiner wirtschaftlichen Entwicklung bei. Viele Leitungspositionen in der Politik und Wirtschaft wurden durch Einwanderer aus Russland besetzt. Kasachstan war jahrhundertelang ein Bestandteil der großen Weltmacht. Seine Politik blieb unselbständig, seine Wirtschaft – in das Handels- und Wirtschaftssystem des Russischen Reiches und später der UdSSR fest eingebunden. Daher kann man von der früheren Internationalisierung der Ökonomie Kasachstans sprechen.

20 Jahre Unabhängigkeit von Kasachstan

1991 erklärte die ehemalige Sowjetrepublik Kasachstan ihre Unabhängigkeit, die Sowjetunion hörte auf zu existieren. Nursultan Nasarbajew (geb. 1940) wurde Staatsoberhaupt und ist bis heute im Amt. Das Land ist eine Präsidialrepublik und wird autoritär regiert. Allerdings ist eine beschränkte Meinungsfreiheit vorhanden. Das Land begann die stufenweise Umorientierung seiner Politik und der wirtschaftlichen Beziehungen von Russland auf seine weiteren Nachbarstaaten wie Usbekistan, Kirgisistan und China. Auch die pro-westliche Ausrichtung in allen Bereichen wurde immer deutlicher. Kasachstan versucht sich immer aktiver an der Globalisierung zu beteiligen und in diesen Prozessen eine selbständige Rolle zu spielen. Allerdings ist Kasachstan immer noch darauf bedacht, eine ausgewogene Politik gegenüber Russland zu betreiben, denn die Industrie und die Landwirtschaft des Landes sind nach wie vor stark von dem nördlichen Nachbar abhängig.

Reiche Bodenschätze als Chance für Kasachstan

Heute gehört das Land zu den Entwicklungsländern. Der wichtige Indikator Bruttoinlandsprodukt (BIP) pro Kopf / Einwohner gemessen an der Kaufkraft (PPP) beträgt rund 13.000 US-Dollar, damit nimmt der zentralasiatische Staat den 71. Platz weltweit ein. Ein anderer wichtiger Indikator, der nicht nur die wirtschaftliche Entwicklung, sondern auch die allgemeine Lebensqualität anzeigt, ist der Human Development Index (HDI). HDI beträgt in Kasachstan ca. 0,72 (der 68. Platz unter allen Ländern der Welt). Die Hoffnung auf das weitere Wirtschaftswachstum und auf den erfolgreichen Anschluss an die Globalisierung schöpft das Land aus seinen reichen Bodenschätzen. Kasachstan gilt als eines der rohstoffreichsten Länder der Welt. V.a. die Förderung von Erdgas und Erdöl und der Export dieser strategisch wichtigen Rohstoffe nach Westeuropa bringen dem Staatshaushalt große Gewinne. In den Steppen im Nordkasachstan und im Kaspischen Meer wurden große Vorkommen an Erdöl entdeckt. Geschätzt liegen doch rund 9 Milliarden Barrel unter der Erde. Jährlich werden auch heutzutage rund 400 Mio. Barrel gefördert, was dem kasachischen Staat über 7 Milliarden US-Dollar Einnahmen bringt. In der Zukunft soll die Erdöl-Förderung noch ausgeweitet werden. Über neu gebaute Pipelines wird der wertvolle Rohstoff nach Westen transportiert.

Daher ist die momentan die Rolle Kasachstans in der Globalisierung des einen wichtigen Rohstofflieferanten. Das Land profitiert von seiner Lage in der sog. „Strategischen Ellipse“, einem Gebiet, auf dem sich bis zu 2/3 der erschlossenen Erdgas- und Erdölreserven weltweit befinden. Neben den anderen Staaten, die zu der „Strategischen Ellipse“ gehören (Russland, Iran, Irak, Kuweit, Katar, Vereinigte Arabische Emiraten und Saudi Arabien) spielt auch Kasachstan aufgrund seiner strategisch wichtigen Position eine bedeutende Rolle in der Globalisierung.

Globale Politik und Kasachstan

In der heutigen Zeit äußert sich die Globalisierung nicht nur in der Vernetzung von unterschiedlichen Handelsgebieten, sondern auch in den globalen Tendenzen in der Weltpolitik. Um weltweit Probleme zu lösen, die teilweise auch durch die Globalisierung selbst verursacht wurden, bilden die Staaten der Welt immer mehr internationale Organisationen. Bündnisse von einzelnen Staaten sind bei der Bekämpfung von Umweltschäden besonders wichtig und auch um ein Gegengewicht zu der wachsenden Macht von Großkonzernen, den sog. Global Players, zu bilden. Auch Kasachstan nimmt an der Globalisierung der Politik teil, indem sich das Land an der internationalen Zusammenarbeit auf mehreren relevanten Gebieten beteiligt. Der zentralasiatische Staat ist Mitglied der Vereinten Nationen (UNO), der Schanghaier Organisation für Zusammenarbeit, welcher neben Kasachstan und China noch Russland und Usbekistan, Kirgizstan und Tadschikistan angehören. Kasachstan besitzt die Mitgliedschaft an der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OECZE). Außerdem pflegt das Land gute Beziehungen zu seinen ebenfalls islamischen Nachbarn und weiteren Staaten, in denen die Bevölkerung mehrheitlich muslimisch ist, und ist der Islamischen Konferenz, die bereits 1972 gegründet wurde, beigetreten.

Fazit: Kasachstan als Subjekt der Globalisierung

Das zentralasiatische Land erwarb erst vor 20 seine Unabhängigkeit, und ist seither bestrebt, ein aktives Subjekt der Globalisierung zu werden. Das Land betreibt eine unabhängige und ausgewogene Politik und setzt seine großen Hoffnungen auf die reichen Bodenschätze. V.a. Erdgas und Erdöl gehören zu den wichtigsten Exportgütern des Landes. Die Industrie ist weniger entwickelt und konnte für sich die globalen Märkte noch nicht erschließen. Die geographische Lage Kasachstans in der „Strategischen Ellipse“ wird voraussichtlich dem Land eine wichtige Position in der globalen Wirtschaft und Politik sichern.

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