Globalisierung in der Ukraine

Ukraine liegt in Osteuropa und ist mit der Fläche von rund 600.000. Quadratkilometern der größte Staat, der vollständig in Europa liegt. Ukraine zählt 45,6 Mio. Einwohner. Die Amtssprache ist Ukrainisch, eine der slawischen Sprachen. Die Hauptstadt des Landes heißt Kiew. Der wichtige Indikator der wirtschaftlichen Entwicklung, Bruttoinlandsprodukt (BIP) pro Einwohner, gemessen an der Kaufkraftparität (PPP), beträgt ca. 720.000. US-Dollar. Damit liegt Ukraine auf dem 103. Platz weltweit. Der andere wichtige Indikator, der neben der wirtschaftlichen Entwicklung noch die Lebensqualität der Bevölkerung anzeigt, ist der Human Development Index (HDI). In der Ukraine beträgt der HDI 0,73, das Land befindet sich hiermit auf dem 76. Platz. Anhand von den genannten Indikatoren ist Ukraine als ein Entwicklungsland zu definieren. Das Land wird von über 100 Ethnien bewohnt, die Ukrainer bilden mit ca. 80% die Mehrheit der Bevölkerung, der Anteil der Russen ist etwas über 13%. Das osteuropäische Land ist eine semipräsidiale Republik.

Ein kurzer Abriss der Geschichte

Bereits im 7.-6. Jh. v. Chr. wurden diese Gebiete von indogermanischen Völkern besiedelt. Im Süden des heutigen ukrainischen Staates, u.a. auf der Halbinsel Krim, befanden sich zahlreiche griechische Kolonien. Somit waren diese Territorien schon früh in den überregionalen Handel eingebunden und waren wichtige Rohstofflieferanten für das antike Griechenland. Die zentrale Lage dieser Gebiete in Europa war für die wirtschaftliche Entwicklung ausgesprochen günstig, denn hierdurch führten wichtige Handelswege, die den Norden Europas mit dem Süden und den Osten mit dem Westen verbanden. Unter anderem führte auch der Weg aus Skandinavien nach Griechenland oder nach Byzanz durch Kiew und die Hafenstädte an der Schwarzmeerküste. Ungefähr im 9. Jh. n. Chr. bildete sich rund um Kiew ein Bündnis von slawischen Staaten unter dem Namen Kiewer Rus. Bis ins 13. Jh. wurden zahlreiche Gebiete dieses osteuropäischen Landes von der Goldenen Horde beherrscht und mussten entsprechende Tribute entrichten. Gleichzeitig entwickelten sich auch die internationalen Handelsbeziehungen zwischen den einzelnen Gebieten, die zur Goldenen Horde gehörten.

Seit dem Ende des 13. Jh. beginnen unterschiedliche Kräfte auf die Gebiete der heutigen Ukraine zu wirken. Der Westen, darunter das Fürstentum Halytsch-Wolhynien, stand unter dem zunehmenden Einfluss von Westeuropa. Für die Stadt Lemberg (heute Lwiw) wurde z.B. das Magdeburger Stadtrecht eingeführt, bei dem den Bürgern die persönliche Freiheit, das Recht auf Eigentum und das Recht auf die Ausübung einer wirtschaftlichen Tätigkeit garantiert wurde. Die Einführung von diesen für die damalige Zeit fortschrittlichen Stadtrechten kurbelte die Wirtschaft in den Regionen an. Der Osten stand unter dem Einfluss des Großfürstentums Moskau, der Süden, insb. der Krim-Khanat, – unter dem Einfluss des Osmanischen Reiches. Im 17. Jh. waren diese Territorien ein umstrittenes Gebiet zwischen den Großmächten dieser Zeit: Polen, Russischem Reich und Osmanischem Reich. 1654 stellte sich die sog. Linksufrige Ukraine unter den Schutz Russlands. Bei dieser Entscheidung spielten religiöse Motive eine nicht unerhebliche Rolle, denn mit den Russen hatte die Mehrheit der Ukrainer eine gemeinsame Religion – das orthodoxe Christentum. Auch heute noch gehört über 70% der Bevölkerung den orthodoxen Kirchen an, der Griechisch-Katholischen (Unierten) Kirche gehört ca. 10% der Bevölkerung an, hauptsächlich im Westen des Landes.

Dem Islam, der dominierenden Religion im Osmanischen Reich, gehörten überwiegend die Krim-Tataren, Vertreter der Turkvölker, die die Halbinsel Krim besiedelten, an. Die Westufrige Ukraine ging an Russland infolge von polnischen Teilungen, die südlichen Gebiete wurden im Zuge von mehreren Russisch-Türkischen Kriegen im 18. Jh. erobert. Daher wurde das ukrainische Gebiet ab dem Ende des 18. Jh. weitgehend ein Teil des Russischen Imperiums und wurde in das wirtschaftliche und politische System dieser Weltmacht integriert. Die politische Unabhängigkeit wurde größtenteils aufgehoben, die wirtschaftlichen Beziehungen und der Handel verbanden die Ukraine mit weiteren Regionen des Russischen Reiches. Nach einer kurzen Unabhängigkeits-Periode (1917 – 1920) wurde das Land eine Republik innerhalb der Sowjetunion. Im 20. Jh. erfolgte die Industrialisierung des Landes, in dem davor die Landwirtschaft dominierte. Einerseits entwickelte sich die Nahrungsindustrie, andererseits wurden mehrere Betriebe der Schwarzmetallurgie und der chemischen Industrie errichtet. In der Ukraine wurden reiche Vorkommen an Eisenerzen und an Kohle entdeckt, die während der Sowjetzeit erschlossen wurden.

Die Globalisierung und die unabhängige Ukraine

1991 hörte die Sowjetunion auf zu existieren, die ehemaligen Republiken, darunter die Ukraine, wurden unabhängig. Seither verfolgt das osteuropäische Land eine Außenpolitik, die darauf zielt, eine Balance zwischen den unterschiedlichen Interessen und Bestrebungen zu halten. Das Land ist bestrebt, eine pro-westliche Orientierung weiter voran zu treiben und beantragte die Aufnahme in die EU. Bisher wurde über den Antrag des Landes noch nicht entschieden. Ukraine ist ebenfalls bemüht, ein aktives Subjekt der Globalisierung zu werden. Das Land, in dem der Anteil der Industrie ca. 34% des BIP beträgt und der Anteil des tertiären Sektors (Dienstleistungssektors) rund 56% beträgt (Tendenz steigend) hat das Ziel, eines der entwickelten Staaten der Europäischen Gemeinschaft zu werden und für sich den Markt in Westeuropa zu erschließen. Bisher konnte dieses Ziel jedoch noch nicht erreicht werden. Obwohl über 50% der Industrieproduktion für den Export bestimmt ist, bleibt Russland nach wie vor der wichtigste Handelspartner. Über 27% des ukrainischen Exports geht nach Russland. Die Türkei gehört ebenfalls zu den traditionell wichtigen Handelspartnern des Landes und nimmt knapp 6% des Exportgüter ab. Auf dem dritten Platz befindet sich Italien mit 4,7%.

Die wichtigsten Exportgüter des Landes sind Textilien, Holz, Metallurgieprodukte und Nahrungsmittel. Die Ausrüstung von zahlreichen Betrieben, die noch während der Sowjetzeit erbaut wurden, ist heute veraltet, was die Ukraine daran hindert, ein aktiver Teilnehmer der Globalisierung zu werden. Immer noch bleibt das osteuropäische Land wirtschaftlich von Russland abhängig. Gleichzeitig wird das Land immer mehr zu einem Objekt der ausländischen Investitionen. Deutschland und Zypern sind die bedeutendsten Investoren in die Wirtschaft des Landes.

Fazit

Globalisierung als die weltweite Verflechtung und Vernetzung von allen Gebieten des wirtschaftlichen, gesellschaftlichen und privaten Lebens lässt keinen Staat der Welt unbetroffen. Auch die Ukraine, ein großes Land in Osteuropa, ist in diese Prozesse einbezogen. Nach der Erklärung von Unabhängigkeit im Jahre 1991 betreibt das Land eine Politik, die eine Balance von Interessen aufrecht erhalten soll, insb. zwischen der von vielen Vertretern der wirtschaftlich-politischen Eliten erstrebten pro-westlichen Orientierung und der wirtschaftlich bedingten Anbindung an Russland. Heute verfügt Ukraine über eine weitgehend veraltete Infrastruktur und Ausrüstung von zahlreichen Industriebetrieben. Das Land besitzt zwar reiche Rohstoffvorkommen, allerdings müssen strategisch wichtige Rohstoffe wie Erdöl, Erdgas und Energieträger für die Kernkraftwerke importiert werden. Neben den genannten negativen Faktoren, die den Anschluss an die Globalisierung erschweren, ist der insg. hoher Bildungsstand und Qualifikation der Bevölkerung und die gegenwärtige politische Stabilität im Land Faktoren, die sich positiv auf die Einbeziehung des Landes in die Globalisierungsprozesse auswirken. Dank der günstigen geographischen Lage hat das Land ein ebenfalls beträchtliches Potential dafür, ein Subjekt der Globalisierung zu werden. Schon jetzt gehört Ukraine zu den exportorientierten Ländern, diese Tendenz wird sich voraussichtlich weiter verstärken. Ukraine ist heute ein Entwicklungsland, das an der Globalisierung teil nimmt, allerdings bleibt das Land bisher eher am Rande dieses Geschehens.

Zurück zur Hauptseite: Länder
Permalink dieser Seite zur Zitation auf Webseiten & in Hausarbeiten: