Globalisierung in der Mongolei

Die Mongolei ist als reines Binnenland – mit Grenzen nur zu China und Russland – besonderen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen unterworfen. Nachdem das Land lange als ostasiatischer Satellitenstaat der ehemaligen Sowjetunion eng in das planwirtschaftliche System und die wirtschaftliche Zusammenarbeit im Ostblock im sogenannten Rat für gegenseitige Wirtschaftshilfe (engl. COMECON) eingebunden war, hat mit dem Ende des Kommunismus eine Demokratisierung und eine Öffnung hin zur Marktwirtschaft stattgefunden. Damit sind die Einflüsse der Globalisierung auch in der Mongolei verstärkt wirksam geworden. Ein wichtiger Faktor für die wirtschaftliche Entwicklung des Landes sind die reichen Rohstoffvorkommen. Sie spielen eine wesentliche Rolle bei der Teilnahme des Landes am ökonomischen Prozess der Globalisierung.

Marktwirtschaftliche Öffnung und weltwirtschaftliche Integration

Der Weg der politischen und wirtschaftlichen Transformation der Mongolei begann im Jahre 1988. Mit den ersten freien Wahlen Mitte 1990 konnte sich ein Mehrparteiensystem etablieren, 1992 trat die neue demokratische Verfassung in Kraft. Das Land gilt inzwischen als demokratisches Musterland im ostasiatischen Raum. Parallel zur politischen Umgestaltung fand auch eine grundsätzlich wirtschaftliche Umorientierung und Neuordnung statt. Bis Ende der 1980er Jahre war die Wirtschaft der Mongolei – wie in anderen kommunistischen Ländern – durch eine umfassende staatliche Planung und Lenkung geprägt. In dem dünnbesiedelten Land (2,7 Mio. Einwohner auf mehr als 1,5 Mio. qkm Fläche) gab es nur wenig Industrie. Der industrielle Sektor konzentrierte sich auf die Verarbeitung von Nahrungsmitteln und tierischen Produkten sowie den Bergbau. Mehr als ein Drittel der Bevölkerung war in der (kollektiven und staatlichen) Landwirtschaft tätig, deren Schwerpunkt wegen der Klima- und Bodenverhältnisse traditionell in der Viehzucht liegt. Außenhandelsbeziehungen bestanden ganz überwiegend nur mit der Sowjetunion.

Kaum Kontakte zu China

Zum Nachbarn China ergaben sich wegen des sowjetisch-chinesischen Gegensatzes kaum wirtschaftliche Kontakte. In der kommunistischen Ära erhielt die Mongolei in größerem Umfang Unterstützungsleistungen aus dem ehemaligen Ostblock, vor allem aus der Sowjetunion, der Tschechoslowakei und Ungarn. Seit Mitte der 1990er Jahre verfolgt das Land konsequent einen marktwirtschaftlichen Kurs. Viele Wirtschaftsbereiche wurden privatisiert, die Privatwirtschaft macht inzwischen rd. 85 % der Wertschöpfung aus. Im Bergbau ist der staatliche Anteil allerdings immer noch beträchtlich. 1997 trat die Mongolei als erstes Transformationsland aus dem ehemaligen Ostblock dem Welthandelsabkommen GATT bei und schuf damit erste Voraussetzungen für eine stärkere Einbindung in die wirtschaftliche Globalisierung.

Das Ende des COMECON und der Sowjetunion bedeutete für die Mongolei zunächst den Wegfall ihrer klassischen Beschaffungs- und Absatzmärkte und führte – zusammen mit der wirtschaftlichen Umgestaltung im eigenen Land – zunächst zu einem erheblichen wirtschaftlichen Einbruch, das Volkseinkommen sank Anfang der 1990er Jahre um 20 % bis 30 %. Nach einigen Jahren der Stagnation wächst die mongolische Wirtschaft seit der Jahrtausendwende dynamisch. Eine zentrale Rolle nimmt dabei die Ausbeutung der reichen Rohstoffvorkommen des Landes ein. Sie ist auch Motor der Globalisierung in der Mongolei.

Bergbau prägt den Globalisierungsprozess

Die – bisher nur zu etwa einem Drittel explorierten – Rohstoffvorkommen gehören zu den zehn größten der Welt. Rd. 6000 Vorkommen – u.a. Kohle, Kupfer, Uran, Erdöl, Edelmetalle, Zink, Diamanten – sind nachgewiesen. Der Bergbau bestimmt die industrielle Entwicklung der Mongolei nachhaltig und hat die positive Wirtschaftsentwicklung maßgeblich beeinflusst. Der Bergbausektor macht inzwischen über 75 % der industriellen Produktion des Landes aus. Dank der wirtschaftlichen Öffnung wächst der Außenhandel mit zweistelligen jährlichen Wachstumsraten und erwirtschaftet inzwischen 20 % bis 30 % der Bruttonationalproduktes – Tendenz steigend. Haupthandelspartner sind – wegen der geographischen Lage – Russland und China.

Export

Bei den Exporten steht China mit einem Anteil von deutlich über 80 % mit weitem Abstand an der Spitze, gefolgt von Kanada und Russland. Hauptexportgüter sind Kupfer, Kohle, Zink und Gold. Importe erfolgen überwiegend aus Russland und China, in geringerem Umfang auch aus Südkorea und Japan. Eingeführt werden vor allem Mineralölprodukte, Maschinen und Anlagen für den Bergbau, Fahrzeuge, Elektronik und Lebensmittel. Die Mongolei versucht, in ihrer Handelspolitik eine stärkere Differenzierung zu verwirklichen, um die starke Abhängigkeit von Russland und China zu verringern. Im Fokus stehen dabei die ostasiatischen Nachbarländer Chinas. Mit Deutschland wurde im Jahre 2011 ein Rohstoffabkommen abgeschlossen, es bestehen auch mehrere Handels- und Zollabkommen mit der EU. Die positiven Perspektiven für den Bergbau machen die Mongolei zu einem begehrten Ziel ausländischer Direktinvestitionen. Während hier in den vergangenen Jahren China dominierte, engagieren sich inzwischen auch kanadische und australische Bergbau- und Explorationsunternehmen in erheblichem Umfang. Die Mongolei hat mit der wirtschaftlichen Öffnung nach einer Umbruchphase erheblich von der Globalisierung profitieren können. Sie ist heute einer der weltweit am schnellsten wachsenden Volkswirtschaften – allerdings von einem niedrigen Ausgangsniveau ausgehend und aktuell mit Zeichen einer Überhitzung.

Mit der Integration in die globale Wirtschaft sind auch Risiken und Schattenseiten verbunden. Die überragende Bedeutung des Bergbaus und der Rohstoffvorkommen für die Wirtschaftsentwicklung macht die Mongolei abhängig von der Nachfragesituation und den Preisen auf den internationalen Rohstoffmärkten. Sie ist damit potentiell krisenanfällig für globale Nachfrage- und Preisschwankungen. Das dynamische Wirtschaftswachstum ist mit erheblichen sozialen Ungleichgewichten und einem deutlichen Stadt-Land-Gefälle verbunden. Trotz sinkender wirtschaftlicher Bedeutung arbeitet rd. ein Drittel der Bevölkerung nach wie vor in der Landwirtschaft. Rd. 40 % der Bevölkerung leben unterhalb der Armutsgrenze. Der – häufig im Tagebau betriebene – Bergbau hat außerdem zu Umweltschäden und -belastungen geführt.

Weitere Perspektiven: Hervorragend

Der Prozess der Integration der Mongolei in die wirtschaftliche Globalisierung dürfte sich auch in den nächsten Jahren weiter fortsetzen und sogar noch intensivieren. Neben der Ausweitung des Bergbaus und der Erschließung neuer Rohstoffvorkommen wird dabei auch der Ausbau der Infrastruktur eine bedeutende Rolle einnehmen. Die Verkehrsinfrastruktur der Mongolei ist stark unterentwickelt. Ihr Ausbau ist eine wichtige Voraussetzung für die weitere wirtschaftliche Vernetzung des Landes – national und international. Angesichts der riesigen Fläche des Landes besteht hier ein enormer Investitionsbedarf. Derzeit verfügt das Land über nur rd. 2500 km Straßen und 1815 km Schienenwege, der einzige internationale Flughafen liegt bei der Hauptstadt Ulan Bator. Einige Vorhaben werden mit Unterstützung durch die Weltbank und die Asiatische Entwicklungsbank bereits realisiert.

Gewinner der Globalisierung

Mit der Gründung einer eigenen Entwicklungsbank verfolgt die mongolische Regierung das Ziel, noch mehr internationales Kapital zur Finanzierung der notwendigen Infrastrukturinvestitionen zu mobilisieren. An den internationalen Kapitalmärkten ist die Mongolei bereits präsent, mehrfach wurden zum Beispiel Börsengänge für Bergbauprojekte über die Börse von Hongkong verwirklicht. Die mongolische Regierung hat außerdem US-$-Anleihen platziert, um Kapital an den internationalen Finanzmärkten aufzunehmen. Die weiteren wirtschaftlichen Perspektiven für die Mongolei sind sehr günstig. Dank geordneter politischer Verhältnisse und ihres natürlichen Reichtums verfügt sie über hervorragende Ausgangsbedingungen. Die Mongolei gehört damit eindeutig zu den Gewinnern der Globalisierung. Der Ausgleich sozialer Ungleichgewichte und die langfristige Stabilisierung des ökonomischen Wachstumsprozesses bilden Herausforderungen, denen sich das Land in den nächsten Jahren stellen muss.

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