Unternehmen – Global Player – und die Globalisierung

Es gibt immer weniger Unternehmen, die in Deutschland produzieren. Vielmehr wird die Produktion gerne ins nahe oder ferne Ausland, insbesondere in sogenannte Billiglohnländer verlagert. Dies hat handfeste Gründe: Unternehmen internationalisieren sich, um etwa günstiger zu produzieren oder einen größeren Absatzmarkt zu erreichen. Produzierende Unternehmen sind einer der Haupttreiber der Globalisierung, da sie direkt und indirekt die Verflechtungen zwischen Staaten beeinflussen. Offensichtlich wird die Bedeutung von internationalen Unternehmen in den zunehmenden Bewegungen von Gütern und Waren. Produzierende Unternehmen in den Industriestaaten sind heute fast alle an den internationalen Märkten präsent. Sie werden dann auch „Global Player„, also „globale Spieler“ genannt. Diese Global Player agieren weltweit und machen sich besondere Unterschiede zwischen den Ländern der Unternehmenssitze zunutze. Zumeist wird der Unternehmenssitz dieser Unternehmen gemäß wirtschaftlichen Gründen ausgewählt. Die Global Player profitieren somit davon, dass sie ihren Hauptsitz in einer steuerbegünstigen Region ansiedeln können und die weltweiten Tochterfirmen mit geringen Gewinnen belasten. Der eigentliche Unternehmensgewinn wird durch den Hauptsitz erwirtschaftet, der von den niedrigen Steuern profitiert. Derartige Maximierungsmethoden ziehen sich durch alle Aktivitäten der Global Player und werden beispielsweise durch das Beauftragen von Unternehmensberatungen und Wirtschaftsberatungskanzleien gezielt vorangetrieben.

Situation kleiner Unternehmen

Neben den Global Playern kaufen auch sehr viele kleinere Unternehmen auf internationalen Märkten ein und profitieren von den globalen Preisschwankungen und anderen Vorteilen. Auch Zulieferleistungen aus anderen Ländern sind fester Bestandteil in der Unternehmenspolitik von vielen mittelständischen Unternehmen und Konzernen. Insbesondere Unternehmen, die mit Waren der Massenproduktion handeln oder diese zur Weiterverarbeitung benötigen, sind auf internationale Vorteile wie beispielsweise den Vorteil günstiger Löhne im Ausland, angewiesen. Der Absatz von Waren und Dienstleistungen muss heute fast zwangsläufig über Ländergrenzen hinaus erfolgen, da die beteiligten Unternehmen wachsen müssen. Die Heimatmärkte sind jedoch schnell bedient, so dass neue Märkte erschlossen werden müssen, um eine Basis für weiteres Wachstum zu schaffen. So entstehen Verbindungen aus Produktion, Logistik sowie aus Ein- und Verkauf, die den gesamten Globus umspannen und zudem die weltweiten Aktivitäten der Global Player stärken.

Weltsprache Englisch

Viele Unternehmen verlagern aber auch Teile ihrer Produktion und andere Teilbereiche der Wertschöpfungskette in andere Länder. Hierdurch wird nicht nur Kapital in andere Länder transferiert, sondern auch Personal versetzt oder verlagert. Hierdurch wird eine globale Einheitskultur gefördert. Ein Beispiel hierfür ist die heutige „Weltsprache“ Englisch. England war bereits vor Jahrhunderten führende Seemacht und kontrollierte weite Teile des Welthandels. Die britische Krone unterhielt zahlreiche Kolonien, die zu Handelsumschlagplätzen und Wirtschaftszentren wurden. Hierdurch wurde Englisch unentbehrlich für alle Handelsreisenden und ist auch heute Zugangsvoraussetzung für viele Märkte der Welt. Fließendes Englisch ist daher auch bei praktisch allen Global Playern eine wichtige Einstellungsvoraussetzung und tägliches Handwerkszeug vieler Mitarbeiter.

Ein weiteres Beispiel für eine globale Einheitskultur, die durch Global Player gefördert wird ist die Verfügbarkeit von Produkten. Quasi alle Produkte sind weltweit erhältlich. Marktführer besonders gefragter Branchen wie beispielsweise aus den Bereichen Elektronik, Pharmazie, Getränke- und Sportartikel-Branche vertreiben ihre Produkte längst auf allen finanziell interessanten Absatzmärkten. Die Unternehmen fördern daher auch mit ihrer Produktstrategie das Wachstum einer globalen Einheitskultur.

Wichtiger Bestandteil der Finanzmärkte

Global Player sind aber auch wichtiger Bestandteil der Finanzmärkte. Auf der einen Seite haben sie durchweg einen großen Kapitalbedarf, da ständig in den Auf- und Ausbau der Unternehmen investiert werden muss. Auf der anderen Seite muss bedacht werden, dass milliardenschwere Global Player auch zu den größten Investoren gehören. Für sie ist es ein Leichtes, ganze Städte mit Arbeit zu versorgen und somit auch die lokale Wirtschaft zu beeinflussen. Zudem sind viele Global Player börsennotierte Unternehmen, deren Aktien Bestandteil von internationalen Finanzspekulationen sind. Hierdurch beeinflussen diese Unternehmen auch die internationalen Kapitalmärkte erheblich.

Abschließend bleibt zu bemerken, dass Global Player aufgrund ihrer schieren Größe auch politischen Einfluss besitzen. In der Weltwirtschaft ist es üblich, dass Wirtschaftskontakte vor politischen Kontakten bestehen und diese erst ermöglichen. Daher reist beispielsweise auch die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel oft mit „Vertretern der Wirtschaft“ in fremde Länder. Wirtschaftliche Zusammenarbeit fördert die Außenpolitik der beteiligten Länder, was wiederum wirtschaftliche Vorteile mit sich bringt. Dies wiederum führt dazu, dass Wirtschaft und Politik nicht nur gerne kooperieren, sondern sich schlichtweg bedingen. Aus wirtschaftlicher und politischer Zusammenarbeit können Stabilität und Frieden, aber auch globale Wirtschaftskrisen resultieren.

Definition Global Player

Als Global Player bezeichnet wird generell ein Unternehmen, das über die Staatsgrenzen seines Herkunftslandes hinaus global agiert. Es besitzt Netzwerke von Filialen und Unternehmenszentren auf der ganzen Welt und verfügt über Tochterfirmen, die in den jeweiligen Gebieten der Welt tätig sind.

Hieraus ergibt sich für Global Player die Möglichkeit, weltweite Netzwerke effektiv zu betreiben und Synergien zu nutzen. Global Player betreiben zum Beispiel sowohl riesige Fabriken in Entwicklungs- oder Schwellenländern zur Herstellung ihrer Produkte, aber ebenso die Filialen und Logistikzentren, um diese Produkte in die ganzen Welt zu verschiffen und in den Industrieländern zu verkaufen. Ein Netzwerk von verschiedenen Marken und Tochterfirmen ermöglicht es ihnen, sich ideal an die jeweiligen Marktbedingungen der verschiedenen Länder anzupassen. Aufgrund der riesigen Umsätze und breiten Produktpalette ist es ihnen zudem möglich, effektiver als ein lokal agierendes Unternehmen zu arbeiten und Marktschwankungen in bestimmten Gebieten auszugleichen. Sie sind daher kleinen Unternehmen überlegen und verleiben sich diese ein, um ihre eigene Marktposition zu stärken. So kommt es zu einer wachsenden Zentralisierung des Marktes auf einige wenige Unternehmen.

Viele Global Player sind außerdem in sogenannten Mischunternehmen organisiert und bedienen unterschiedliche Branchen, wodurch sie ihren Mitbewerbern durch höhere finanzielle Liquidität überlegen sind und Schwankungen in einer bestimmten Branche ausgleichen können.

Die Geschichte der Global Player

Global Player sind ein Begleitphänomen der Globalisierung und resultieren aus der Öffnung der Märkte für ausländische Investition. In den Anfängen der Globalisierung, in der Antike sowie im späten Mittelalter, waren die Global Player vor allem noch Staaten, die große Macht auf sich zentrierten. Diese Staaten waren selten demokratisch organisiert und vermochten es somit, sich über die Interessen der allgemeinen Bevölkerung hinwegzusetzen. Großteile der Industrie war Staatseigentum und wurde genutzt, um weltweite Imperien aufzubauen, insbesondere nach Beginn der Kolonisationszeit.

Mit teilweise rigiden Methoden wurden Staatsunternehmen gebildet, die global agierten und deren Fäden zu wenigen Personen an der Spitze des Staates zusammenliefen. Im 19. und 20. Jahrhundert setzte ein gravierender Wandel ein. Die Demokratie gewann die Vorherrschaft in Europa und der neuen Welt und nahm den Staaten ihre spontane Handlungsfähigkeit. Infolge der Industrialisierung bildeten sich auf der anderen Seite große private Unternehmen. Sie nutzten die neue liberale Marktwirtschaft, um sich ohne Hindernisse zu entfalten. Als im Anschluss an den 2. Weltkrieg diese freie Marktwirtschaft auf einem Großteil des Planeten vorherrschte, hatten die Unternehmen die Möglichkeit, ihr Geschäft auch über die Staatsgrenzen des eigenen Firmensitzes hinaus auszubauen. Aufgrund der technologischen Überlegenheit einiger Staaten in bestimmten Gebieten waren sie auf ausländischem Boden den nationalen Mitbewerbern häufig überlegen und konnten auch dort expandieren. Auf diese Art bildeten sich langsam immer weiter wachsende Unternehmen heraus, die in ihrem Gebiet Vorreiter und Innovationsführer waren und somit ihre Mitbewerber auf dem ganzen Globus ausstachen und übernahmen. Wo vorher sehr viele nationale Märkte waren, entstand ein einziger, globaler Markt.

Ähnlich wie die Staaten in früheren Zeiten waren die Unternehmen nicht demokratisch organisiert; die Unternehmensspitzen konnten quasi ohne Rücksicht auf die Interessen von Bevölkerung oder Staaten ihren Profit maximieren. Dabei gab es lediglich einen Leitfaden: Die Nachfrage. Um die Interessen der allgemeinen Bevölkerung zu wahren, sahen die Staaten sich gezwungen, den Unternehmen Vorschriften zu machen. Vorschriften bezüglich der Arbeitsbedingungen, bezüglich des Umweltschutzes, bezüglich des Angebots. Um den Vorschriften zu entkommen, lagerten die Unternehmen vor allem die personalaufwendige Produktion in andere Länder aus; für die Global Player gab es keine Grenzen, keine Kontrolle mehr.

Die Macht der Global Player

Die Möglichkeit, über Grenzen hinweg auf freien Märkten zu agieren, hat es den multinationalen Unternehmen ermöglicht, fernab der Regelungen der Demokratie Entscheidungen zu treffen. Sie sind lediglich an die Vorgaben der Staaten, in denen sie agieren, gebunden. Natürlich versuchen die Staaten, die Interessen ihrer Bevölkerung zu wahren, allerdings stehen sie in Abhängigkeit zu den Unternehmen. Die wirtschaftliche Kraft und Wettbewerbsfähigkeit eines Staates hängt direkt von den Unternehmen ab, die in seinen Grenzen produzieren und den Menschen Arbeit geben. Seit Eintreten der Globalisierung stehen sie dabei in Konkurrenz mit den anderen Staaten. Setzt ein Staat nun besonders harte Vorschriften durch, so kann ein Unternehmen seinen Sitz einfach in einen anderen Staat verlegen, welcher wiederum von dem Unternehmen profitiert.

Staaten wollen das Beste für Unternehmen

Jeder Staat ist also versucht, die besten Bedingungen für Unternehmen zu schaffen. Gerade kleinere Staaten, die ganz besonders von ausländischen Investitionen abhängen, neigen dazu, das Wohl der Unternehmen über das Wohl der eigenen Bevölkerung zu stellen. Die größten Global Player haben durch ihre weltweite Tätigkeit eine derartige finanzielle Macht auf sich vereinigt, dass sie Staaten in ihrer Entscheidungsfindung ganz direkt beeinflussen können. Inzwischen sind 51 der 100 größten Wirtschaftseinheiten der Welt private Unternehmen, nur noch 49 sind Staaten. So übersteigt der Umsatz des größten Unternehmens der Welt inzwischen den Umsatz des Staates Österreich (etwa 350 Milliarden Dollar).

Aufgrund der riesigen Summen, die ein einzelnes Unternehmen nun kontrollieren kann, braucht es einem Staat nur zu drohen, seine Aktivitäten in ein anderes Land zu verlegen, etwa wenn ein neues Gesetz zum Umweltschutz verabschiedet werden soll. Dieser Staat wird anschließend sein Handeln überdenken. Natürlich haben sich die Staaten inzwischen ebenso global organisiert, um den multinationalen Unternehmen gemeinsam Vorschriften machen zu können. Gerade die ärmeren Länder, die davon abhängig sind, internationale Unternehmen in ihrem Land zu haben, erschweren den Prozess jedoch gewaltig, da zu einer Einigung die Großzahl der Länder einen gemeinsamen Kompromiss finden muss. Dies hat in letzter Zeit zu der Umverteilung der Produktionsaktivitäten der Global Player in Schwellenländer wie China oder Brasilien geführt, die weder beim Arbeiterschutz noch beim Umweltschutz die strengen Richtlinien der Industrieländer durchsetzen.

Soziale und ökologische Folgen

Die Tatsache, dass Global Player eine derart große Macht in der Weltwirtschaft eingenommen haben, dient nicht nur dem Wohl der Menschheit. Die große Konkurrenz zwischen den multinationalen Unternehmen sorgt dafür, dass diese dazu gezwungen sind, ihre Effektivität zu maximieren. Dies geschieht durch niedrige Löhne für die Arbeiter sowie teilweise gewissenlosem Umgang mit der Erde und ihren Ressourcen. Auf der Suche nach maximalem Profit lassen Global Player Fabriken in Entwicklungsländern errichten, in denen sie die Hilflosigkeit der dortigen Arbeiter ausnutzen. Sie zerstören die lokalen Strukturen und bieten der arbeitslosen, hungernden Bevölkerung eine Chance, ihr Überleben zu sichern – unter niedriger Bezahlung. Schutz der Arbeitnehmer existiert nicht oder wird durch die Unternehmen umgangen, wodurch die Arbeiter teilweise zwölf Stunden am Tag für einen Euro Verdienst arbeiten. Ebenso werden Wälder gerodet, um Platz für Ackerbau zu schaffen, Böden durch Chemikalien unbrauchbar gemacht und Meere leergefischt, da moralische Aspekte ebenso wie die Kontrolle von Institutionen oder Staaten in den riesigen Unternehmen kaum zum Tragen kommen.

Zuletzt vermochte lediglich eine Instanz den Konzernen Einhalt zu gebieten: Die Nachfrage. Das zunehmende Bewusstsein der Menschen über die Probleme der Globalisierung hat dazu geführt, dass die Global Player sehr auf den Ruf bei ihren Kunden achten müssen. Gerät in die Schlagzeilen, dass ein Global Player besonders schlechte Arbeitsbedingungen in seinen Fabriken toleriert, so schlägt sich dies negativ auf den Umsatz nieder. Das Unternehmen muss reagieren.

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