Globalisierung und die Dritte Welt
Globalisierung ist ein Phänomen der modernen Welt, darunter wird verstanden, dass sich der heutigen Zeit alle Lebens- und Wirtschaftsbereiche über die Staatsgrenzen hinweg vernetzen. Produktion von wichtigen Gütern geschieht heute global, das bedeutet in der ersten Linie: an mehreren Standorten weltweit. Dabei kann die Entwicklung der neuen Geräte z.B. in den USA liegen, die Fertigung von Einzelteilen in Südamerika und in Indien, und die Herstellung der fertigen Produkte – in China. Diese Produkte werden dann zum Verkauf nach Europa gebracht. Sichere und schnelle Handelswege und zuverlässige weltweite Kommunikation sind Bedingungen für die Globalisierung. Diese Prozesse, die zwar von den Industriestaaten ausgehen, betreffen alle Länder der Welt, auch die sogenannte Dritte Welt.
Dieser Begriff wurde in den 19050er-Jahren definiert und bezeichnete über längere Zeit hinweg die Staaten, die vom Ost-West-Konflikt und vom Kalten Krieg weitgehend unberührt blieben. Daher war „Dritte Welt“ ursprünglich ein politischer Begriff. Nach dem Ende des Kalten Krieges wurde der Begriff „Dritte Welt“ zum Synonym für die Entwicklungsländer. Demzufolge bedeutet „Dritte Welt“ heute wirtschaftlich relativ schwach entwickelte Staaten. Diese Gruppe aus ca. 130 Staaten weltweit steht der zahlenmäßig viel kleineren, dafür aber wirtschaftlich besonders starken Gruppe von Industriestaaten gegenüber.
Allerdings handelt es sich bei der Dritten Welt, oder den Entwicklungsländern, um keine homogene Gruppierung, sondern um Länder, die sich in ihrer Wirtschaftsstruktur und in der Lebensqualität der Bevölkerung weit von einander unterscheiden. Während die Wertschöpfung in Bangladesh zu fast 80% im primären Wirtschaftssektor (v.a. Landwirtschaft) geschieht, liegt in China der Anteil der Wertschöpfung in diesem Sektor lediglich bei 10% (Quelle: Deutsche Bank Research, http://www.dbresearch.de/). Im Folgenden gilt es zu analysieren, wie sich die Globalisierung auf unterschiedliche Bereiche in den Entwicklungsländern auswirkt und welche Vor- und Nachteile sie mit sich bringt.
Dritte Welt: Der Einfluss der Globalisierung auf den Arbeitsmarkt
Einer der wichtigsten Aspekte der gegenwärtigen Globalisierungsprozesse ist die Auslagerung der Produktion aus den Industrieländern in die Entwicklungsländer. Es handelt sich dabei oft um besonders arbeitsintensive Produktion. Der Grund dafür, dass Großkonzerne ihre Produktionsstätten in der Dritten Welt eröffnen, liegt in der Regel in den vergleichsweise niedrigen Lohnkosten in diesen Staaten. In den Billiglohnländern kann die gleiche Arbeit für einen Bruchteil des Stundenlohns geleistet werden, welcher in den Industriestaaten üblich ist. Dazu kommen die niedrigen Sozialabgaben (Arbeitslosen-, Unfall- und Rentenversicherung), die der Arbeitgeber in den Entwicklungsländern zu leisten hat.
Für die Arbeitnehmer bedeutet es eine geringe Absicherung und hohes Risiko: Im Falle der Arbeitsunfähigkeit oder einer Kündigung hat der Arbeitnehmer keinen Anspruch auf soziale Leistungen. Doch angesichts der hohen Arbeitslosigkeitsraten, die für die Dritte Welt typisch sind, sind die Stellen in den Filialen und Tochterfirmen von Großkonzernen, die als Global Player bezeichnet werden, begehrt. Selbstverständlich wird die Produktion nur in diejenige Länder verlagert, in denen einerseits stabile politische Verhältnisse herrschen und in denen es andererseits genug qualifizierte Arbeitskräfte gibt.
Bei der Rohstoffgewinnung orientieren sich die Konzerne natürlich am Vorhandensein von Rohstoffen, doch die politische Situation spielt auch in diesem Fall eine wichtige Rolle. Die Auslagerung der Produktionsstätten in die Dritte Welt führt insgesamt zu den Verbesserung der Situation auf dem Arbeitsmarkt in diesen Ländern, denn durch die Ansiedlung von Niederlassungen der Global Player werden zahlreiche Arbeitsplätze geschaffen. Auch die Industrialisierung der Dritten Welt schreitet dadurch voran. Außerdem fördert die Entwicklung der Produktion auch die Steigerung der Qualifikation und somit des Bildungsstandes der einheimischen Bevölkerung. Andererseits arbeiten oft die Arbeitskräfte in der Dritten Welt unter schlechten Bedingungen und werden unterbezahlt.
Besonders trifft dieser Umstand auf die Beschäftigten in der Textilindustrie in diesen Ländern zu, da der Großteil der Arbeit in diesem Bereich keine hohe Qualifikation erfordert und da entsprechende Arbeitskräfte auf dem Arbeitsmarkt leicht beschaffen werden können. Die enorme Konkurrenz der Arbeitnehmer wirkt sich auf die Löhne und auf die allgemeinen Arbeitsbedingungen negativ aus. Insgesamt ist der Einfluss der Globalisierung auf die Dritte Welt als widersprüchlich zu beschreiben. Einerseits gibt es in diesem Bereich stabilisierende und arbeitslosigkeitssenkende Tendenzen, andererseits herrschen überall dort, wo der Staat von den Arbeitgebern keine soziale Verpflichtungen gegenüber den Beschäftigten einfordert, weiterhin unbefriedigende Arbeitsbedingungen und werden Mindestlöhne gezahlt.
Dritte Welt und die Globalisierung: Einfluss auf die Umwelt
Die Auslagerung der Produktion in die Dritte Welt bewirkt in vieler Hinsicht eine Verschärfung von Umweltproblemen in den Entwicklungsländern. Nicht selten werden diejenigen Produktionsstätten ausgelagert, die nicht den hohen Ökostandards in den Industrieländern entsprechen. Die Umweltvorschriften in der Dritten Welt sind weitgehend relativ lasch, außerdem haben die Staaten dort oft keine Macht, gegen die Global Player effektiv vorzugehen. Daher bringt die Ansiedelung von Filialen der Großkonzerne eine Verschlimmerung von Umweltproblemen in der Dritten Welt.
Es ist eine bekannte Tatsache, dass in den letzten Jahrzehnten die Umweltbelastung in den Entwicklungsländern stark gestiegen ist. Die Bekämpfung von Umweltschäden und der Abbau von nicht-nachhaltigen Betrieben ist ein zu umfangreiches und zu komplexes Problem, dass es von den einzelnen Staaten erfolgreich gelöst werden kann. Hier sind die Bemühungen der internationalen Staatengemeinschaft, zu der sowohl Industrieländer als auch Entwicklungsländer gehören, notwendig. Diese Zusammenarbeit ist bereits im Gange, allerdings ist der Durchbruch bei den Bemühungen, gegen den Klimawandel und die globale Erwärmung vorzugehen, bisher noch nicht erreicht worden.
Dritte Welt: Globalisierung und der Lebensstil
Die weltweiten Globalisierungsprozesse haben bewirkt, dass sich der Lebensstil und die Gewohnheiten weltweit eine Tendenz zur Vereinheitlichung aufweisen. Vor allem geht es hier dabei um die Verwestlichung in allen Lebensbereichen, wobei der westliche Lebensstil zum Standard erhoben wird. Es sind nicht nur die gleichen Modetrends, gleiche Filme, die weltweit gesehen werden und die gleiche Musik, die gerne überall auf der Welt gehört wird. Es geht dabei auch um das Selbstverständnis der Menschen, um ihre Wertschätzung und u.a. um die Stellung der Frau in der Gesellschaft. Mit dieser Tendenz geht auch ein Verschwinden von lokalen Bräuchen und Kulturen einher, der die globale kulturelle Diversität einschränkt und zur Vereinheitlichung der Gewohnheiten und Weltbilder führt.
Fazit
Dritte Welt ist eine große Gruppe von Staaten, die sich wirtschaftlich stark voneinander unterscheiden. Die Globalisierung beeinflusst diese Staaten in vielerlei Hinsicht. Der Einfluss auf den Arbeitsmarkt kann als widersprüchlich bezeichnet werden: Einerseits sinkt die Arbeitslosigkeit, andererseits sind Arbeitnehmer oft gezwungen unter ungünstigen Bedingungen und ohne ausreichende soziale Absicherung zu arbeiten. Der Staat, der für die sozialen Garantien sorgen soll, ist in den vielen Ländern der Dritten Welt oft zu schwach, um gegen die Global Player vorzugehen. Die Auswirkungen auf die Umwelt in der Dritten Welt sind weitgehend problematisch, denn in diese Länder werden nicht selten umweltbelastende Produktionsstätten ausgelagert.
Allerdings da die Umwelt keine nationalen Grenzen kennt, wird die internationale Gemeinschaft immer mehr zur Zusammenarbeit auf diesem Gebiet genötigt. Bei der durch die Globalisierung verursachten Vereinheitlichung der Lebensstile und Weltbilder handelt es sich einerseits um eine negative Erscheinung von sinkender kulturellen Vielfalt, andererseits aber führt die „Verwestlichung“ zu einer höheren Wertschätzung der einzelnen Persönlichkeit und auch zur besseren Stellung der Frau in der Gesellschaft.