Internationalisierung und Globalisierung

Internationalisierung und Globalisierung sind zwei wichtige Merkmale der heutigen Weltordnung. Mehr noch, sie bestimmten weitgehend die Entwicklungen und Tendenzen rund um den Globus. Um die moderne Welt in ihrer ganzen Komplexität zu erfassen, ist es besonders wichtig, diese beiden Phänomene zu verstehen.

Internationalisierung: Was ist das?

Wenn von dieser Erscheinung in der Forschungsliteratur geschrieben wird, dann bezieht sich in der Regel die Rede auf eine Firmenstrategie bzw. Entwicklung eines Unternehmens. Ein Unternehmen agiert international, wenn es seine Produkte oder Dienstleistungen nicht nur auf dem nationalen Markt, sondern auch auf den Auslandsmärkten oder weltweit anbietet. In der heutigen Situation kann ein Unternehmen oft nur auf die Dauer überleben, wenn es über die nationalen Grenzen hinweg handelt und seine Ware exportiert.

Allerdings ist der internationale Warenhandel nur die erste Stufe der Internationalisierung. Als nächste Stufe von diesem Prozess könnte die Gründung einer Vertriebsorganisation in einem anderen Staat gelten, welche den Export der Produkte oder Dienstleistungen unterstützt. Des Weiteren kann eine Lizenz an ausländische Produzenten vergeben werden, die an ihren Standorten die Produkte für den Vertrieb im jeweiligen Land herstellen. Eine weitere Möglichkeit der Internationalisierung ist Franchising. Bei diesem Geschäftsmodell wird zwischen dem Franchisegeber und dem Franchisenehmer ein Vertrag geschlossen, nach welchem der Letztere u.a. den Markennahmen oder z.B. die Rezeptur von dem Franchisegeber nutzen darf.

Nach diesem Prinzip werden viele Handelsketten aufgebaut: Der Franchisenehmer agiert auf dem Markt weitgehend selbständig, bleibt allerdings von der Marktpolitik und von dem Erfolg des Franchisegebers abhängig. Durch das Franchising-Modell kann die Internationalisierung beschleunigt werden. Eine andere Möglichkeit für ein Unternehmen, die Internationalisierung voranzutreiben, ist die Gründung einer Filiale oder einer Tochterfirma in einem weiteren Staat.

Internationalisierung und Globalisierung – wo liegt die Grenze?

Wann wird ein Unternehmen, das in den Prozess der Internationalisierung fest eingebunden ist, zu einem Global Player? Wann kann man von der Globalisierung in Falle einer einzelnen Firma reden? Eine Definition, die eine klare Grenze zwischen einem internationalen Unternehmen und einem Global Player zieht, ist von der Wissenschaft noch nicht erarbeitet worden. Allerdings gibt es immer wieder Annäherungen an dieses komplexe Thema. Wenn ein Unternehmen eine feste Position auf dem Weltmarkt hat und wenn er zu den anerkannten Marktführern in seinem Tätigkeitsbereich gehört, so dass seine Produkte oder Dienstleistungen gewissermaßen als Standard gelten können, dann ist es möglich, von einem Global Player zu reden.

Ein solches Unternehmen handelt global und ist oft mächtiger und einflussreicher als manche Staaten. Beispiele von Global Playern, die die Grenze zwischen der Internationalisierung und Globalisierung überschritten haben, sind Ölmultis, große Automobilkonzerne oder Supermarktketten wie Wal-Mart. Diese Firmen sind weltweit mit ihren Niederlassungen und Produktionsstandorten vertreten, ihre Ware wird auf dem größten Teil der Märkte gehandelt.

Globalisierung – ein breit gefächerter Begriff

Während der Begriff Internationalisierung sich überwiegend auf eine Unternehmensstrategie bezieht, ist der Begriff der Globalisierung weitgehend komplizierter. Einerseits kann von der Globalisierung als einer weltweiten Verflechtung von unterschiedlichen Wirtschafts- und Lebensbereichen gesprochen werden. Mit dem Fortschritt der Globalisierung sinkt die Rolle der nationalen Grenzen, und sie werden in vieler Hinsicht zu rein nominellen geographischen Markierungen.

Globalisierung von Handel und Produktion

Wenn ein Unternehmen nach den Standorten für seine Produktionsstätten sucht, dann orientiert es sich v.a. an die Optimierung von Betriebskosten. Dank des modernen Transportsystems ist es kein Problem, unterschiedliche Teile für ein Produkt in verschiedenen Ländern herstellen zu lassen und zwar dort, wo das Verhältnis von Qualifikation der Arbeitnehmer und der Lohnkosten optimal ist. Niedrige Zollgebühren und hohe Mobilität der gegenwärtigen Transportmittel erlauben die weltweite Zustellung von großen Warenmengen innerhalb von kurzer Zeit. Die Entfernung spielt eine immer geringere Rolle. Daher werden die Produktion und der Handel zunehmend globalisiert. Doch auch weitere Bereiche stehen unter dem Zeichen der Globalisierung.

Der Arbeitsmarkt wird globalisiert

Dazu gehört z.B. die Mobilität von Personen, was v.a. für die Flexibilität des Arbeitsmarktes sorgt. Obgleich die Fortschritte in diesem Bereich weltweit noch hinter den Entwicklungen auf dem Gebiet von Handel und Produktion bleiben, wird auch der Arbeitsmarkt immer mehr zu einer globalen Erscheinung. Auf dem Gebiet der Europäischen Union ist diese Entwicklung besonders gut bemerkbar: Bürger der Mitgliederstaaten können eine Arbeit in jedem anderen Staat suchen und benötigen keine besondere Arbeitserlaubnis. Besonders günstig ist die Situation von hochqualifizierten Arbeitnehmern. Auch diejenige, die aus Schwellenländern und anderen Nicht-EU-Staaten kommen, bekommen trotz einer sonst restriktiven Visa-Politik eine Einreise- und Arbeitserlaubnis.

Globalisierung von Bildung und Kultur

Globalisierung bedeutet auch die hohe Mobilität von Studierenden, die immer mehr Freiheiten bei der Wahl des Studienortes bekommen. Ein System an Stipendien fördert diesen Prozess. Mit der steigenden Mobilität von Personen in jedem Bereich wächst auch die Globalisierung der Kultur. Einerseits ist damit die Alltagskultur gemeint: Die gleichen Bilder, Klänge, Verhaltensweisen spielen die gleiche Rolle fast überall auf der Welt. Mit diesem Prozess geht auch die zunehmende Verwestlichung der Kultur einher, denn die meisten zum Standard gewordenen Muster der Alltagskultur kommen aus den USA und der Westeuropa.

Mit der zunehmenden Globalisierung in diesem Bereich verschwinden nationale Bräuche, und ein „kultureller Hyperraum“ nimmt einen immer wichtigeren Platz im Leben der Menschen ein. Die Globalisierung der Kultur ist weit mehr als nur die gleichen Filme, die überall auf der Welt gesehen werden, oder die gleichen Getränke, die es in jedem Land zu kaufen gibt. Das Phänomen der kulturellen Globalisierung bedeutet auch die weltweite Verbreitung von westlichen Lebensstilen und Werten, zu denen auch die Wertschätzung der individuellen Freiheit und auch die Unabhängigkeit der Frau gehören.

Globalisierung der Kommunikation

Moderne Kommunikationsmittel machen den Datentransfer und die Verständigung der Menschen weltweit immer einfacher. Dank des Internets können Nachrichten und andere Informationen innerhalb von wenigen Sekunden rund um die Welt geschickt werden. Wichtig ist dabei auch, dass die englische Sprache die Rolle der internationalen Sprache spielt, und dadurch die Kommunikationsbarrieren leichter überwunden werden. Die Globalisierung der Kommunikation treibt nicht nur die private Verständigung zwischen den Menschen voran, sondern ist auch eine wichtige Bedingung und eine der Ursachen für die Globalisierung der Produktion und des Handels.

Globalisierung in der Politik

Eine Antwort der Politik auf die wachsende Verflechtung von unterschiedlichen Bereichen über die nationalen Grenzen hinweg ist die Globalisierung der Politik. Dieser Prozess beinhaltet die Gründung von internationalen Organisationen und Staatenbündnissen, die versuchen, eine gemeinsame Politik in den wichtigsten Bereichen zu gestalten. Zu den wichtigen internationalen Organisationen gehören neben den Vereinten Nationen, die OECD (Organisation für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung) und die Europäische Union. Aber nicht nur staatliche Organisationen agieren global: Es formieren sich immer mehr Internationale Nicht-Regierungsorganisationen, die sich intensiv mit den Auswirkungen der Globalisierung auf die Umwelt und das Klima und mit den humanitären Problemen kritisch auseinander setzen.

Fazit: Internationalisierung wird global

Insgesamt kann man behaupten, dass die Internationalisierung in der Forschungsliteratur weitgehend als eine Vorstufe und als ein Teilaspekt der Globalisierung aufgefasst wird. Die Internationalisierung betrifft in der ersten Reihe die Unternehmensstrategie zur Erschließung von neuen Märkten. Ab einer bestimmten Entwicklungsphase fangen die Unternehmen an, global zu agieren. Doch die Globalisierung umfasst mehr als nur Vernetzung von interagierenden Wirtschaftssubjekten, sondern betrifft alle wichtigen Bereiche des gesellschaftlichen Lebens.

Die Folge ist Entstehung einer weltweiten Gemeinschaft mit ähnlichen Werten und Lebensstilen. Dieser Prozess ist in unserer Zeit voll im Gange und gehört zur objektiven Realität. Über seine weitreichenden Folgen und Auswirkungen und über seine Formen in der Zukunft werden unter den Wissenschaftlern wie Politikern und engagierten Menschen heftige Diskussionen geführt.

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