Bildung und Globalisierung

Der Begriff der Globalisierung ist ein fast schon überstrapazierter Begriff, der unzählige Phänomene zusammen fasst. Gemeint ist mit diesem Wort aber oft nur eine Annäherung aller Länder aneinander, die auch mit Hilfe der Medien, hier vor allem des Internets, erfolgt und als begleitendes Phänomen sicher auch in Zukunft eine große Rolle spielen wird. Globalisierung findet nicht nur in den Handelsbeziehungen statt, sondern auch in so wichtigen Bereichen wie der Bildung. Bildung umfasst hier natürlich mehrere Bereiche: Sie beginnt sozusagen schon beim Kleinkind, begleitet es durch Schule und Ausbildung, macht dann aber noch lange nicht Halt. Bildung, Lernen, Informationen gewinnen und diese austauschen erfolgt heute lebenslang!

Globalisierung heißt hier natürlich nicht, dass überall nun die gleichen Lehrpläne eingeführt würden. Jedes Land hat seine Geschichte, seine Schwerpunkte, auch wirtschaftlicher Art, und daran richten sich unter anderem natürlich auch die Bildung und deren Zielsetzung aus. Ein Land, das sich gerade anschickt, Anschluss an den Weltmarkt zu gewinnen, wird im Bereich der Bildung ganz andere Schwerpunkte setzen, als ein Land, das bereits einen komfortablen Platz erreicht hat und diesen nun auszubauen und zu halten versucht.

Bildung leichter gemacht dank der neuen Medien

So schwer es manchmal zu glauben ist, es gibt Länder, in denen schon die Anschaffung eines Schulbuchs für viele Familien einen großen, wenn nicht sogar unmöglichen finanziellen Einsatz bedeutet. Darum gehen in vielen Ländern auch sehr große Bevölkerungsteile aktuell in punkto Bildung sozusagen noch leer aus. Dies muss aber keineswegs so bleiben, denn das Internet hat, wenn man so will, in fast jedem Winkel der Erde Einzug gehalten. Moderne Medien werden immer häufiger auch schon bei kleineren Kindern zum Einsatz gebracht.

Und, das ist sicher ein Vorteil der Globalisierung, Inhalte können damit von jedem Ort der Welt, und das jederzeit, abgerufen werden. Wie diese Möglichkeiten noch weiter ausbauen sind, wird sich in Zukunft zeigen, aber sie bieten eine große Chance auch für (noch) arme Länder, Anschluss an den Rest der Welt zu finden. Ein Klassenzimmer, in dem alle Lernenden auf einen Monitor ausgerichtet sind, wirkt für Europäer, die an Interaktion gewöhnt sind, vielleicht etwas profan bzw. unlebendig, aber wenn auf diesem Bildschirm wichtige Informationen zu sehen sind, die zur Bildung einer Gruppe beitragen, spricht ganz sicher nichts gegen den Einsatz solcher Medien.

Um ein Beispiel zu geben: In Gebieten, in denen der HIV Virus virulent ist, können Filme zur Aufklärung breiter Bevölkerungsschichten eingesetzt werden, die auch von denen „verstanden“ werden, die nicht lesen oder schreiben können. Die Botschaft kommt dennoch an, da Bilder einen großen Impakt haben und sich gut im Gedächtnis verankern lassen.

Weltweite Kommunikation als Chance

Aber auch in etwas weniger dramatischen Bereichen, in Bereichen, in denen es einfach um Wissen, um Informationen und neue Erkenntnisse geht, kann die Globalisierung als positiv angesehen werden. Ein Forscher, der an einem neuen Projekt, an einer Erfindung oder an einem Produkt arbeitet, kann dank der Globalisierung leicht an Daten, Zahlen und Informationen heran kommen, die ihn davon abhalten, das „Rad noch einmal neu zu erfinden“. Er kann mit Kollegen weltweit kommunizieren, sich Rat aber auch Inspirationen holen, jederzeit. Das kann in Phasen, in denen solch eine Arbeit stagniert, sehr wichtig und Gewinn bringend sein, und auch mancher zufällige Beitrag hat schon einer Arbeit eine ganz andere Wendung gegeben.

Das berühmte globale Dorf ist eben auch ein Ort, an dem die Wege sehr kurz geworden sind, wo man Infos zu fast jedem Thema findet, diese aussucht und erweitert. Chancen bieten sich, die man früher nicht hatte, gerade wenn man in einem Land lebte, das sich anderen Ländern wenig öffnete, bzw. wo der Wissensstand generell relativ niedrig war.

Die Zukunft der Schule und Universitäten

Da zu jedem neuen Phänomen auch diverse Szenarien und Visionen zu haben sind, kann man die Zukunft der Bildung ruhig etwas visionär betrachten. Ein Professor ging in den Vereinigten Staaten vor einigen Jahren schon einmal mutig voran, indem er der Globalisierung sein persönliches Gesicht verlieh. Dieser Mann machte den mutigen Schritt, den Elfenbeinturm sozusagen digital zu verlassen bzw. diesen Turm in neuartiger Weise zu erweitern, indem er seine Vorlesungen für jedermann zugänglich online abhielt. Fragen der Immatrikulation, der Tests und der Prüfungsordnung einmal beiseite gestellt, ist dieser Vorstoß in Richtung „Bildung für alle“ dennoch epochal.

Nicht mehr nur einer zahlenmäßig kleinen Elite bestimmte Informationen (gegen gutes Geld in vielen Fällen) zu gewähren, sondern rein theoretisch allen, die Interesse daran zeigen, das war eine kleine, von seinen Kollegen auch misstrauisch beäugte Sensation. Ob nun jeder sich darüber freut, bestimmte Formeln der höheren Mathematik im Internet erläutert zu bekommen, ist hier sicher ein Nebenschauplatz der Diskussion. Nicht jeder muss sich für alles interessieren, aber die Option, dass wirklich jeder an alle Informationen heran kommen kann, hat schon etwas Faszinierendes . Bildung – „free for all“.

Vorreiter: Wikipedia

Eine kleine Revolution im Bereich der Bildung hat sich schon vor einigen Jahren mit dem Erscheinen Wikipedias ereignet. Während früher Lexika und Fachbücher buchstäblich gewälzt werden mussten, genügt heute ein Mausklick, und man findet Informationen zu fast jeder wichtigen Person, zu jedem Fachgebiet, zu jeder Pflanze, Tierart und zu jedem Ort. Wenn jemand nun moniert, dass damit Schüler und Studenten zur Faulheit angehalten bzw. verführt werden, hat er vielleicht teilweise Recht.

Aber es ist doch auch wichtig, was man mit den dort gewonnenen Informationen macht! Wenn man einen Aufsatz über ein Thema schreiben muss, reicht es ja nicht aus, nur die Texte aus Wiki zu kopieren (das kann, wie man ja bei mancher Doktorarbeit aktuell sehen konnte, auch fatale Folgen haben); man muss diese Informationen ja auch weiter verarbeiten, einen eigenen Text und auch Rückschlüsse erarbeiten. Nur kann jetzt jeder in seiner Landessprache sozusagen die Früchte der Arbeit anderer tragen, spart sich Zeit und Mühe.

Partizipation aller

Bei der Bewertung, ob die Globalisierung im Bereich der Bildung gut oder schlecht sei, wenn man solch eine Bewertung überhaupt abgeben möchte, wird man insgesamt wohl sagen können, dass sie im großen Stil Partizipation ermöglicht. Das frühere so genannte Herrschaftswissen, das nur den „gebildeten“ Ständen vorbehalten war, und das eine starre, nicht aufzulösende Hierarchie kreierte, die mit dem Erwerb von Bildung zusammen hing, hat nun einer Partizipation aller Platz gemacht.

Zumindest potentiell kann jeder sich heute alle Informationen verschaffen; dass dies nicht immer von allen genutzt wird, hat tief liegende, komplexe Gründe. Auch in so genannten zivilisierten und auf Bildung ausgerichteten Nationen gibt es bildungsferne Schichten, die nicht unbedingt von dem vorhandenen Angebot Gebrauch machen. Das Potential, die Möglichkeiten sind aber grundsätzlich vorhanden, und so ist ein „Einstieg“ in bestimmte Wissensgebiete im Grunde in jedem Lebensalter möglich.

Darum gilt heute auch der Sinnspruch nicht mehr, dass das, was Hänschen nicht lernt, Hans nimmer mehr lernt, sondern es gilt, dass Hänschen ruhig abwarten kann, bis es so weit ist, sich auch an allem, was Bildung so bereit hält, zu beteiligen: eine Fremdsprache zu erlernen, ein Fernstudium zu absolvieren, selbst in einem Blog oder in Foren interessante Fachartikel zu schreiben. Das ist doch eine positive Vorstellung.

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