Aralsee

Der Aralsee mit seiner derzeitigen Oberfläche von 13.900 Quadratkilometern liegt in den Republiken Kasachstan und Usbekistan, die Grenze zwischen den beiden Staaten verläuft durch den Aralsee. Der südliche Teil des Aralsees führt heute kaum noch Wasser und es gibt keine Hoffnung auf Änderung für diesen. Der einstmals viertgrößte Binnensee der Erde (ursprünglich dehnte er sich über 68.000 Quadratkilometer aus) ist heute durch massiven Raubbau in viele kleine Teile zerfallen. Er besteht mittlerweile nur noch aus dem ehemaligen nördlichen Teil und im Westen aus Resten des ehemaligen südlichen Teils. Der zunehmend austrocknende See stellt eine der zehn größten vom Menschen verursachten Katastrophen dar.

Denn eine „Desertifikation – die fortschreitende Verödung von Landflächen bis hin zu ihrer völligen Verwüstung – stellt eine der größten Gefahren für unsere Umwelt dar und droht verheerende soziale Folgen nach sich zu ziehen“. (Quelle: UNO) Wenn keine baldigen Hilfeleistungen erfolgen, dann könnte der ehemals so große Binnensee als Salzsteppe enden. Denn die Verlandung des Aralsees hat gravierende Folgen für die globale Klimaentwicklung und zeigt die Gefahren moderner Bewässerungstechnik und Wassernutzung.

Exzessiver Baumwollanbau und seine Folgen

Der Aralsee ist abflusslos, was für die Vorhaben, die ab der Zeit unter der Herrschaft Stalins um etwa 1930 begannen und bis heute anhalten katastrophal ist. Die damalige Sowjetunion wollte mit dem exportorientierten Anbau von Baumwolle neue Devisenquellen schaffen. Baumwolle braucht Hitze und Trockenheit, aber während spezifischer Zeiten des Wachstums auch viel Wasser, durch Umleitung großer Wassermassen, die für die Bewässerung von Baumwollfeldern benötigt wurden und den geringen Zufluss sank der Wasserspiegel stetig ab und das führte besonders in den letzten dreissig Jahren zur Versandung und zur völligen Versalzung des Sees, der Uferregionen und der angrenzenden Bereiche.

Der Salzgehalt beträgt heute 33% statt ehemals 12%. Das hat auch weitreichende Folgen auf die einstmals üppige Flora und Fauna im und am See. Noch im Jahre 1852 gab es im und am See eine enorme Artenvielfalt, es ließen sich unter anderem Karpfen, Welse, Störe, Pelikane, Möven, Igel, Ziegen, Antilopen, Wölfe und sogar Tiger beobachten. Durch die zunehmende völlige Versalzung des Sees setzte ein massives Fischsterben ein.

Aralkum – eine neue Wüste entsteht

Von Süden kommt der Zufluss Amudarja, vom Osten der Syrdarja in den Aralsee und deren zugeführte Wassermengen schwanken, und auch die teils erheblichen Niederschläge unterwerfen den Wasserstand großen Schwankungen. Es wurde immer davon ausgegangen, dass der Aralsee niemals austrocknen könne. Und doch ist nun, seit dem Frühling 2009 der östliche Teil völlig ausgetrocknet und es entstand eine Wüste mit dem Namen Aralkum. Ehemalige Hafenstädte und Badeorte wie Aral am Nordufer und Mujnak am Südufer liegen heute zwischen 30 und 150 Kilometer von der Küste entfernt in der neu entstandenen Wüste, die Ausgangspunkt verheerender Sandstürme ist.

Die Folgen für die Gesundheit der Bevölkerung

Beim Baumwollanbau und der Ernte wurden über viele Jahre hoch giftige Dünge- und Pflanzenschutzmittel eingesetzt, diese Stoffe sind noch heute nachweisbar im Staub der Wüste rund um den Aralsee. Dieser Einsatz gefährdet Menschen, Tiere und Pflanzen nachhaltig und trägt seinen Teil zur globalen Luftverschmutzung bei. Die gesundheitlichen Folgen für Mensch und Tier sind gravierend. Die Krebsrate unter den Erwachsenen ist heute eine der höchsten der Welt. Geistige Behinderungen bei jedem zweiten Neugeborenen, hervorgerufen durch vererbte Krankheiten und Gendefekte sind die Folgen. Der permanent vorkommende Salzstaub führt zu Erkrankungen der Atemwege und der Augen.

Mittlerweile ist die Trinkwasserknappheit die größte Sorge der Bewohner des Aralsees, der immerhin einmal 120fach so groß wie der Bodensee war. Die Sommer sind heißer geworden, die Winter immer kälter, heftige Stürme gehören zum Alltag. Die Region rund um den Aralsee ist dringend auf Hilfe aus dem Ausland angewiesen, vor allem, um die verheerend schlechten sozialen Lebensbedingungen zu mildern.

Der Kok-Aral-Damm bringt Hoffnung nach Kasachstan

Ganz zaghaft kehrt die Hoffnung zurück an den nördlichen (kleinen) Aralsee in Kasachstan, denn die Weltbank finanzierte den Bau des Kok-Aral-Damms in Kasachstan. Ein dreizehn Kilometer langer Bau aus Stahl und Beton, mit dem der kleine vom großen Aralsee in Usbekistan getrennt wird und der 65 Millionen Dollar kostete. Infolgedessen kommt der See zögerlich wieder zurück und der Wasserspiegel steigt langsam wieder an. In der Nähe von Aralsk – einst eine florierende Hafenstadt Kasachstans – können die Fischer die Fischerei wieder aufnehmen und davon auch leben. Flundern, Karpfen, Hechte und Zander werden heute wieder gefangen, zu Tausenden schwappen die Fische über den Damm. Der Fisch vom Aralsee wird in neuen Fabriken gesäubert, sortiert und nach Russland, Georgien oder in die Ukraine versandt.

Aber der andere Teil des Sees in Usbekistan, der große Aral, trocknet weiter unaufhörlich aus. Jedoch schätzt man den Erfolg des kleinen Aralsees und man sieht an diesem Beispiel, dass eine vom Menschen verursachte Umweltkatastrophe rückgängig gemacht werden kann, auch wenn das niemand für möglich gehalten hätte.

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