Erdbeben in Japan 2011

Am 11. März 2011 um 14:46 Uhr Ortszeit ereignete sich in Japan das sogenannte Tohoku-Erdbeben. Das Epizentrum lag etwa 370 km in nordöstlicher Richtung von der Hauptstadt Tokio entfernt. Mit einem Wert von 9.0 auf der Richterskala war es das stärkste Erdbeben seit Beginn der Aufzeichnungen. Die Zerstörungen waren immens, aber auch die politischen Folgen zeigten starke Auswirkungen. Insgesamt fielen dem Erdbeben 15.880 Menschen zum Opfer.

Infrastruktur zerstört

Das Erdbeben hatte sein Epizentrum je nach Schätzung etwa 27 bis 32 Km unter dem Meeresgrund und erzeugte bereits wenige Minuten nach dem Hauptbeben Tsunamis, die die Küste Japans bedrohten. Die Japan Meteorological Agency ging dabei jedoch von maximalen Wellenhöhen bis zu 6 Meter aus, für einige Küstenabschnitte wurden nur 0,5 bis 3m erwartet. Tatsächlich verwüsteten aber bis zu 10 Meter hohe Tsunamis die japanische Küste auf mehreren Hundert Kilometern Länge. Auf dem Meeresgrund wurden zusätzlich Datenkabel beschädigt, die die Insel mit dem Rest der Welt verbinden. In der Folge kam es zu einer spürbaren Herabsetzung der Internetleistung.

Die Bilanz des Erdbebens fiel auch abgesehen von den vielen Todesopfern katastrophal aus: Etwa 120.000 Gebäude wurden vollkommen zerstört, weitere 240.000 stürzten teilweise ein; 670.000 Häuser wurden darüber hinaus beschädigt. Auch die Infrastruktur wurde in einem erheblichen Maße zerstört: Eisenbahnverbinden und Flughäfen mussten außer Betrieb genommen werden, mehr als 5 Millionen Haushalte waren zunächst ohne Strom.

Atomunglück von Fukushima

In besonderer Weise beunruhigt wurde die Weltöffentlichkeit aber durch ein weiteres Unglück: Auch das Atomkraftwerk von Fukushima wurde schwer beschädigt, die Stromversorgung unterbrochen. In einem verzweifelten Kampf versuchten die Ingenieure der Betreibergesellschaft, wieder eine Energieversorgung herzustellen. Denn das Kraftwerk war auf einen stetigen Stromfluss angewiesen, um die Pumpen zu versorgen, die das Kühlwasser zu den Reaktorkernen transportieren. Eine Wiederherstellung der Stromversorgung gelang aber nicht, bis die Notstromakkus ihren Dienst versagten.

In der Folge kam es zu Kernschmelzen in den Blöcken 1 – 3, in größeren Mengen wurde radioaktives Material frei. Experten schätzen die Menge der Freisetzung auf etwa 10 -20 % vom bisher größten internationalen Reaktorunglück in Tschernobyl. Von offizieller Seite wurde der Vorfall auf der Internationalen Bewertungsskala für nukleare Ereignisse in die Kategorie 7 eingestuft – die als höchste Kategorie überhaupt katastrophale Unfälle kennzeichnet. Mehr als 100.000 Einwohner mussten das Gebiet um das Kraftwerk vorübergehend verlassen, einige von ihnen werden dauerhaft nicht mehr in ihre Heimat zurückkehren können. Die Entsorgung der Kraftwerksruine wird noch Jahrzehnte dauern.

Folgen des Unglücks

Bereits jetzt schon spürbar sind aber die politischen Folgen des Unglücks: In Deutschland führte der Unfall zu einer sofortigen Stilllegung der sieben ältesten Kernkraftwerke sowie dem Kraftwerk Krümmel. Außerdem wurde der Atomausstieg gegenüber vorherigen Überlegungen auf das Jahr 2022 vorgezogen. Damit gab die deutsche Bundesregierung dem Druck der Bevölkerung nach, die mit großer Mehrheit einen raschen Ausstieg aus der Atomenergie fordert. Auch in anderen Ländern der Welt hat diese Katastrophe für eine sinkende Akzeptanz der Kernenergie gesorgt. In China beispielsweise wurden sämtliche Genehmigungen für geplante Kraftwerksneubauten eingezogen.

Selbst das Nachbarland Frankreich, lange Zeit für eine eher unkritische Haltung zur Kernenergie bekannt, plant langfristig einen Ausstieg aus der Atomkraft. In Japan selbst wurde zwar beschlossen, dass das Kraftwerk Fukushima komplett vom Netz geht, ansonsten gab es kaum Änderungen an der Atompolitik. Aufgrund der kleinen Fläche des Landes und der hohen Bevölkerungsdichte, sieht die Regierung bisher keine Alternative zur nuklearen Erzeugung des Stroms. Auch in der japanischen Gesellschaft hält sich die Kritik an der eigenen Atompolitik in Grenzen.

Japanische Industrieproduktion gedrosselt

Auch die Folgen des Erdbebens für die Wirtschaft waren verheerend: Schon weil etwa 30% der Energieversorgung durch das Herunterfahren einiger Kraftwerke fehlte, musste die Industrie ihre Produktion drosseln. Darüber hinaus kam es aber auch in vielen Fabriken zu Zerstörungen, was für einen Stillstand einiger Automobilhersteller in Japan sorgte – einer der Schlüsselindustrien der japanischen Wirtschaft. Neben den tatsächlichen Schäden gab es aber auch eine psychologische Problematik: Wegen der Angst, Bauteile von japanischen Zulieferern könnten radioaktiv belastet sein, verzichteten Hersteller in aller Welt auf in Japan gefertigte Produkte. Die wirtschaftlichen Gesamtschäden des Erdbebens werden umgerechnet auf etwa 220 Mrd. Euro geschätzt. Mit großzügigen Krediten der japanischen Nationalbank konnte die Wirtschaft allerdings schnell wieder stabilisiert werden.

Tohoku-Erdbeben: Internationales Umdenken in der Energiepolitik

Das Tohoku-Erdbeben von 2011 hatte insgesamt verheerende Auswirkungen: Fast 16.000 Menschen fielen dem Beben oder den darauffolgenden Tsunamis zum Opfer. Darüber hinaus waren die Beschädigungen an vielen der eigentlich als erdbebensicher gebauten Gebäude stark. Im besonderen Maße wird allerdings das Reaktorunglück von Fukushima im Gedächtnis der Weltgeschichte bestehen bleiben. Denn dadurch wurde einmal mehr gezeigt, dass auch die als sicherste Kraftwerke der Welt geltenden Reaktoren keinen vollständigen Schutz bieten.

In vielen Ländern der Erde führte dieses Unglück zu einem langsamen Umdenken, auch der schnelle deutsche Atomausstieg ist der Fukushima-Katastrophe geschuldet. Die Folgen für die Wirtschaft waren ebenfalls katastrophal, allerdings weniger nachhaltig als angenommen. Durch großzügige Kredite der Nationalbank konnten die alten Produtkionskapazitäten schnell wieder aufgebaut werden.

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