Freimaurer

Die Freimaurer können auf eine lange und wechselvolle Geschichte zurückblicken. Ihr Ursprung liegt in der Bruderschaft der Steinmetze und in den Bauhütten des Mittelalters. Aus dieser Zeit stammen auch ein großer Teil des überlieferten Brauchtums und der noch heute verwendeten Symbole, von denen die berühmtesten wohl die Maurerkelle, das Winkelmaß und der Zirkel sind. Auch viele der Rituale der Freimaurer können auf eine lange Tradition zurückblicken. Der Begriff Freimaurer (im englischen Sprachraum Freemason) findet das erste Mal im Jahre 1396 in Dokumenten der Kathedrale von Exeter Erwähnung. Im Jahr 1495 nennt König Heinrich VII. die Bezeichnung in seinen Reichsstatuten und es ist belegt, dass die Londoner Gilde der Steinbildhauer ihre Mitglieder bereits 1537 als Freemasons bezeichnete. Im Allgemeinen wird heute davon ausgegangen, dass der Begriff Freemasons eine Ableitung aus der Bezeichnung für die früheren Steinbildhauer und Bauplaner war, die man in Abgrenzung zu den roughstone-masons, den für die gröberen Bauarbeiten zuständigen Arbeitern, freestone-masons nannte.

Gründungstag

Die Steinmetze unterhielten im späten Mittelalter und in der frühen Neuzeit noch eine enge Verbindung zu den Klöstern, die sie später aber zugunsten eigener eigenen Bruderschaft lockerten. Die Bruderschaft der Steinmetze verteilte sich etwa ab dem elften Jahrhundert über ganz Europa. Ihre Traditionen wurden in diesen Jahrhunderten größtenteils mündlich überliefert, dennoch finden sie sich teilweise noch in den Gebräuchen der modernen Freimaurerlogen wieder. Heute agieren die Freimaurer weltweit. Die Freimaurerlogen, wie wir sie heute kennen, wurden am 24. Juni, dem Tag des heiligen Johannes, im Jahre 1717 gegründet. Dieser offizielle Gründungstag ist für die Freimaurer weltweit auch heute noch ein Feiertag und wird als solcher begangen. Aus der Zeit des Humanismus und der Aufklärung stammen die schriftlich dokumentierten, noch heute geltenden Grundprinzipien der Freimaurer: Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit, Toleranz und Humanität. Innerhalb der Loge existieren drei Grade, wobei der erste Grad der des Lehrlings ist, der zweite der des Gesellen und der letzte der des Meisters. Die Mitgliedschaft wird in den einzelnen Ländern zum Teil recht unterschiedlich gehandhabt, doch im Grunde steht die Mitgliedschaft jedem Mann offen, sofern er ein Mitglied hat, das für ihn bürgt und niemand innerhalb der Loge sich gegen seine Mitgliedschaft ausspricht. Die Mitgliedschaft von Frauen ist seit jeher ein umstrittenes Thema innerhalb des Ordens, der zwar seine positive Grundhaltung Frauen gegenüber immer wieder betont, sie jedoch nicht zu Vollmitgliedern machen will. Allerdings scheint es einige weibliche Mitglieder in der Loge gegeben zu haben und es existieren den Freimaurern zugehörige Vereinigungen, denen auch Frauen angehören.

Freimaurer und Religion

Das Verhältnis zwischen Freimaurerei und Religion kann man seit jeher als angespannt bezeichnen. In früheren Zeiten sollten sich die Freimaurer der Religion ihres jeweiligen Landes verpflichtet fühlen, in modernerer Zeit bekennt sich die Loge je nach Land zu einem „Höchsten Wesen“ oder zu der prinzipiellen, in der Bergpredigt vertretenen Ethik von Menschenliebe und Toleranz und steht damit grundsätzlich den Angehörigen aller Religionen offen. Eine liberale Einstellung, die zumindest von der katholischen Kirche nicht geteilt wird, die noch heute offiziell Freimaurerei und die Zugehörigkeit zur Katholischen Kirche für unvereinbar hält. Die evangelische Kirche und die anglikanische Kirche Großbritanniens sehen das allerdings weniger eng.

Freimaurer und Staat

In ihrem Verhältnis zum Staat war die Geschichte der Freimaurer sehr wechselhaft. Viele einflussreiche Menschen aus intellektuellen und politischen Kreisen, Adlige und sogar Vertreter der Kirche begeisterten sich seit dem siebzehnten und achtzehnten Jahrhundert für die Ideale der Freimaurerei und traten den Logen bei. Teilweise waren sie, wie im amerikanischen Unabhängigkeitskrieg und der folgenden Staatsgründung, in politische Prozesse involviert, teilweise wurden sie heftig bekämpft. Diese wechselhafte Geschichte liegt vor allem an der weiten Verbreitung der Loge der Freimaurer, die sich stets mit den althergebrachten politischen Systemen des jeweiligen Landes konfrontiert sah, die kaum oder gar nicht mit den Werten der Freimaurerei vereinbar waren. Hierbei spielen auch die philosophischen und politischen Umwälzungen im Gefolge der amerikanischen Staatsgründung und der Französischen Revolution eine Rolle, durch die die monarchistischen Regierungen Europas sich bedroht sahen.

Philosophische Wurzeln der Freimaurerei

Neben dem Humanismus gibt es noch andere wichtige Einflüsse, die die Freimaurer seit ihrer Entstehung aus den alten Steinmetzbruderschaften prägten. Dazu gehören neben alten griechischen und ägyptischen Mysterienschulen auch der Gnostizismus, das Rosenkreuzertum, Lehren aus der Kabbala, dem Islam und der Tempelritter-Mythologie. Spuren all dieser Einflüsse lassen sich in den Symbolen und Riten der Loge erkennen. Ihrer Geschichte verdanken die Freimaurer auch eine besondere Hinwendung zu geometrischen Gesetzen, die sie als göttlich empfanden – eine späte Renaissance pythagoreischer Lehren, die in europäischer Mystik und Okkultismus auf vielerlei Weisen fortwirkte. Ihrer weltweiten Verbreitung, ihren zum Teil recht einflussreichen und berühmten Mitgliedern und ihren mythisch angehauchten Traditionen verdanken es die Freimaurer wohl unter anderem, dass sie immer wieder in den Verdacht geraden, sich an Verschwörungen mit mehr oder weniger dunklen Absichten zu beteiligen oder sie sogar zu initiieren. Diese Anschuldigungen sehen und sahen sie sich im Laufe ihrer Geschichte immer wieder ausgesetzt, wobei die Quellen der Anfeindungen recht unterschiedlicher Natur waren und von esoterischen Kreisen über Rechtsradikale bis hin zu den Angehörigen von Verschwörungstheorien reichten.

Freimaurerei in der Populärkultur

Auch die Pop-Kultur hat lange schon die Freimaurer für sich entdeckt. Hier steht das Geheimnisvolle, das die Loge noch immer umgibt, und der Verdacht der Verschwörungen stiftenden Macht hinter den Kulissen der großen Politik zumeist im Vordergrund. Neben den Templerorden, den Illuminati oder der Prieuré de Sion sind auch sie in den Bereich der modernen Legenden eingegangen und werden abwechselnd als wohltuende Kraft beschrieben, die hinter den Schleiern der offiziellen Geschichtsschreibung handelt, oder als düstere Vereinigung machthungriger Schurken, die aus dem Verborgenen heraus versucht, die Geschicke der Welt in ihrem Sinn zu lenken.

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