Globalisierung in Uruguay

„La República Oriental del Uruguay – Die Republik östlich des Uruguay“ – bietet wirtschaftlich, politisch und kulturell eine facettenreiche Basis für länderübergreifende Kontakte und nachhaltige Beziehungen.
Obwohl arm an Bodenschätzen und mit hoher Inflationsrate, beträchtlicher Arbeitslosenquote und Auslandsverschuldung behaftet, gehört das zweitkleinste Land Südamerikas zu den reichen Ländern des Subkontinents. Exportiert werden hauptsächlich Rindfleisch, Reis, Lederwaren, Milchprodukte, Wolle und Papier. Zu den Hauptabnehmerländern Brasilien, Argentinien, Chile, Russland und Deutschland bestehen langjährige, teilweise bilaterale Wirtschaftsbeziehungen. Uruguay importiert Erdöl, Maschinen, Chemikalien und Pharmazeutika, Fahrzeuge sowie Kunststoffe und ist so über seine Importbeziehungen vor allem verknüpft mit Brasilien, Argentinien, Venezuela, China, Russland und den USA. Ein weiterer Wirtschaftszweig zur Förderung einer kontinuierlich zunehmenden Globalisierung ist die Tourismusbranche. Innerhalb Südamerikas ist das Land führend in den Wissenschaftsbereichen Informationstechnologie und Bio-Technologie: Hier ist ein zunehmendes Zusammenwachsen mit den Nachbarländern über den wissenschaftlichen Know-How-Transfer zu beobachten – zukunftsweisendes Herzstück von Forschung und Entwicklung ist der Business und Technology Park in der Hauptstadt Montevideo.

Politisch betrachtet gilt der Staat als stabil. Die demokratisch-rechtsstaatlich geführte Präsidialrepublik nach spanischem Vorbild hat mit massiven innenpolitischen Reformen zu tun, beispielsweise im Bereich von Bildung und Finanzen – diese beeinträchtigen indes die Aufnahme von politischen oder (privat)wirtschaftlichen Beziehungen zu anderen Ländern nicht. Potentielle Investoren und Handelspartner dürfen Vertrauen haben: Korruption und Bestechung von staatlichen Entscheidungsträgern werden streng per Gesetz geahndet. Kulturell bestehen weltweit zahlreiche institutionell organisierte Wechselbeziehungen, vor allem auf den Gebieten Sport, Musik, Malerei, Tanz und Literatur.

Gut vernetzt mit den Nachbarstaaten und fest etabliert in internationalen Gremien

Geographisch grenzt der Staat an Brasilien und Argentinien. Grundsätzlich setzt Uruguay beim Umgang mit den großen Nachbarn auf Kooperation statt Konfrontation: Mit Argentinien gibt es indes hin und wieder lokal begrenzte Grenzstreitigkeiten um einige Inseln im Mündungsgebiet des Río Uruguay. Gemeinsam mit Argentinien, Venezuela und Kuba hat Uruguay Mitte 2005 den Satellitensender teleSUR ins Leben gerufen. Dieses Medium soll zu einem besseren gegenseitigen Verständnis der länderspezifischen Besonderheiten führen und sensibilisieren für die gemeinsamen Probleme des südamerikanischen Subkontinents. Uruguay ist zudem in zahlreichen länderübergreifenden Gremien in Südamerika vertreten. Seit 1991 ist das Land Mitglied der Freihandelszone Mercosur. Mitgliedstatus haben hier außerdem die Länder Argentinien, Brasilien, Venezuela und Paraguay, weitere südamerikanische Staaten wollen folgen. Die Freihandelszone soll die wirtschaftlichen Integrationsprozesse im südamerikanischen Raum beschleunigen. Auf internationaler Ebene ist Uruguay in allen wichtigen politischen und wirtschaftlichen Institutionen und Organisationen präsent, beispielsweise bei den Vereinten Nationen (VN), im Internationalen Währungsfond (IWF), bei der Weltbank und in der Welthandelsorganisation (WTO).

Politische, wirtschaftliche und kulturelle Verflechtungen mit Deutschland

Die traditionelle Verbindung von Uruguay und Deutschland wird unter anderem bei regelmäßigen gegenseitigen Staatsbesuchen sichtbar: Im März 2010 besuchte Guido Westerwelle in seiner Funktion als Außenminister Uruguay. Im Oktober 2011 war der uruguayische Präsident Mujica in Deutschland zu Gast. In Uruguay setzte Globalisierung in Richtung Deutschland ein, lange bevor der Begriff Globalisierung in der internationalen Tages- und Wirtschaftspresse zum Schlagwort wurde. Die erste Immigrationswelle aus Deutschland erfolgte in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Im Zusammenhang mit dem 2. Weltkrieg gab es eine weitere Einwanderungswelle. Heute leben rund zehntausend Deutsche (teilweise mit doppelter Staatsangehörigkeit) und etwa vierzigtausend deutschstämmige Bürger im Lande. Eine deutschsprachige Schule gibt es seit mehr als 100 Jahren. Viele Deutsche leisten ihren Beitrag zur Aufbauarbeit: Zurzeit sind 29 deutsche Unternehmen in Uruguay ansässig. Institutionen, welche die Beziehungen der beiden Länder durch Maßnahmen wie Schüler- und Studentenaustausch, Austausch von Fachkräften oder Sprachschulungen (Deutsch/Spanisch – Spanisch/Deutsch) fördern, sind beispielsweise die Deutsch-Uruguayische Handelskammer sowie Länderdependancen des Goethe-Instituts, der Friedrich-Ebert-Stiftung und der Konrad-Adenauer-Stiftung.

Deutschland belegt Platz 7 der wichtigsten Abnehmerländer Uruguays und ist der wichtigste Handelspartner des südamerikanischen Staates innerhalb der EU. Deutschland exportiert nach Uruguay vor allem chemische und pharmazeutische Erzeugnisse sowie Kraftwagen und Kraftwagenteile. Deutschland importiert aus Uruguay hauptsächlich Papierwaren, Nahrungs- und Futtermittel sowie Möbel. Verschiedene Verträge, beispielsweise der Handelsvertrag (1953), das Rahmenabkommen über technische Zusammenarbeit (1971), der Investitionsförderungsvertrag (1987) sowie das Doppelbesteuerungsabkommen (2012) sichern die Rahmenbedingungen für die bilaterale wirtschaftliche Zusammenarbeit ab.

Erst auf lange Sicht ein „Gewinnerland“ der Globalisierung

Für Uruguay sind es vor allem demographische Gegebenheiten sowie handelspolitische Verflechtungen mit dem Nachbarland Argentinien, die einem schnellen Wohlstand durch Globalisierung entgegenwirken – gemeint ist Wohlstand für die gesamte Bevölkerung. Problematisch erscheint, Uruguayer aus allen Teilen des Landes in Globalisierungsaktivitäten wirtschaftlicher und/oder kultureller Natur einzubeziehen: Die Hauptstadt Montevideo ist die einzige Großstadt im Lande – ansonsten ist die uruguayische Landschaft geprägt von weitläufiger Pampa. Im Hinterland angesiedelt sind ein paar wenige Kleinstädte (circa 50 000 Einwohner) und viele kleine Dörfer (circa 2 000 Einwohner). Rund die Hälfte der 3,25 Millionen Uruguayer leben in der Hauptstadt.

Uruguay verfügt indes über ein flächendeckendes digitales Telefonnetz und verzeichnet die meisten Telefon- und Internetanschlüsse in Lateinamerika. Schon seit 1990 etabliert sich Uruguay im globalen Dorf unter der Top-Level-Domain „.uy“. In 2010 verzeichnete das Land mit 55,2% die beste Internet-Durchdringung in Lateinamerika – mehr als 400 000 Internet-Zugänge sind aktiv. So kann davon ausgegangen werden, dass auch Einwohner in den abgelegenen Teilen des Landes zumindest über elektronische Kommunikationskanäle am wirtschaftlichen, politischen und kulturellen Leben auch über die Landesgrenzen hinaus teilnehmen.
Wirtschaftlich galt der Staat vor dem Jahr 2002 als südamerikanisches Musterland. Mit der argentinischen Wirtschaftskrise änderte sich dies – zunächst manifestiert als schlagartiger, in den Jahren danach bis heute als schleichender Prozess. Seit Jahren ist die Inflationsrate in Uruguay als Folge der Krisenübertragung aus dem Nachbarland tendenziell steigend. Uruguay verzeichnet mit 8,1 Prozent in 2011 eine extrem hohe Inflationsrate (Vergleich Deutschland 2011: 2,3 Prozent). Wohlstand durch Globalisierung für die Gesamtbevölkerung kann erst erreicht werden, wenn das innenpolitische Instrumentarium zur Senkung und anschließenden Stabilisierung der Inflation nachhaltig greift.

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