Globalisierung in Paraguay

Paraguay ist ein kleines Land mit etwas mehr als 6 Millionen Einwohnern im Zentrum Südamerikas. Der Entwicklungsstandard des Landes ist gering. Nicht nur im Vergleich zu Europa ist die Entwicklung des Landes rückständig, auch innerhalb der Region nimmt Paraguay eine der schlechtesten Positionen ein. Wenn man Schlüsselwerte wie das Durchschnittseinkommen oder den Human Development Index heranzieht, belegt Paraguay im südamerikanischen Vergleich jeweils den vorletzten Platz – knapp vor Bolivien (Daten aus http://en.wikipedia.org/wiki/Latin_America#Economy_2). Dieser Artikel soll sich mit der Einbindung Paraguays in den internationalen Handel befassen und darüber hinaus untersuchen, wie stark die Globalisierung in dem südamerikanischen ausgeprägt ist und welche Auswirkungen sie auf die wirtschaftliche Situation des Landes hat.

Die geografischen Voraussetzungen für die Globalisierung

Wenn man die Einbindung eines Landes in den Welthandel untersucht, ist es immer von großer Bedeutung, zu untersuchen, wie die geografischen Grundvoraussetzungen dafür sind, da so die Möglichkeiten eines Landes sehr deutlich besser eingeschätzt werden können. Wenn man die Lage Paraguays betrachtet, fällt zunächst dessen Binnenlage ins Auge. Das Land liegt viele Hundert Kilometer vom Meer entfernt. Da der größte Teil des internationalen Handels per Schiff abgefertigt wird, ist dies ein großes Hindernis für die Integration Paraguays in dem Welthandel. Der nächstgelegene Zugang zum Meer ist die Atlantikküste des brasilianischen Staates Paraná, die etwa 500 Kilometer von der Grenze zu Paraguay entfernt liegt. Doch findet der größte Teil der Produktion Paraguays in der Hauptstadt Asunción statt, die nochmals mehr als 200 Kilometer von der Landesgrenze entfernt liegt. Auch die Güter, die in das Land eingeführt werden, werden in erster Linie in dieser Region benötigt. Außerdem befindet sich in der Küstenregion, die der Grenze zu Paraguay am nächsten gelegen ist, kein industriell nutzbarer Hafen, sodass sich die Transportwege auch in diesem Bereich deutlich vergrößern. Nimmt man beide Faktoren zusammen, ergibt sich eine sehr lange Wegstrecke, bis Güter, die in Paraguay produziert werden, verschifft werden können. Der größte Teil der Waren wird über die argentinische Hauptstadt Buenos Aires ausgeführt, doch auch die brasilianischen Häfen können ein Teil der Güter abfertigen. Der geplante Tiefwasserhafen an der Atlantikküste in Uruguay könnte in Zukunft ebenfalls ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt für die Güter aus Paraguay werden.

Der Hafen in Buenos Aires ist zwar etwas weiter entfernt als andere Alternativen in Brasilien, doch hat er den Vorteil, dass er mit Binnenschiffen recht gut erreichbar ist. Über die Flüsse Río Paraná und Río Paraguay ist es relativ einfach möglich, Güter zu diesem Seehafen zu transportieren. Ein Eisenbahnnetz, das Paraguay mit den Seehäfen verbinden würde, besteht nicht. Die Straßen von Asunción nach Buenos Aires oder zu den Häfen in Brasilien sind zwar asphaltiert, doch ist der größte Teil der Strecke nur zweispurig ausgebaut und es müssen viele Dörfer und Städte durchquert werden, was den Warentransport langwierig und teuer macht. Als Fazit kann festgestellt werden, dass die geografischen Voraussetzungen für die Globalisierung relativ schlecht sind, da die Seehäfen in großer Entfernung des Landes liegen.

Die regionale Einbindung in den Handel

Der erste Schritt im Bereich der internationalen Handelsbeziehungen ist immer die regionale Einbindung. Paraguay ist Mitglied des südamerikanischen Handelsbündnisses Mercosur, dem außerdem Argentinien, Brasilien, Uruguay und seit Kurzem auch Venezuela als Vollmitglieder angehören. Darüber hinaus ist auch ein Beitritt Boliviens geplant und es gibt mehrere assoziierte Staaten in der Region. Obwohl dieses Staatenbündnis bereits seit mehr als 20 Jahren existiert und als ursprüngliches Ziel die Erschaffung eines gemeinsamen Marktes ausgab, ist es von dieser Vorgabe sehr weit entfernt. Nicht einmal die vorherigen Integrationsschritte – Freihandelszone und Zollunion – sind bislang vollständig umgesetzt.

Außerdem werden in den letzten Jahren sogar große Rückschritte hinsichtlich der Integration beobachtet. Insbesondere Argentinien, aber auch in abgeschwächter Form Brasilien haben einige Handelsblockaden errichtet, die den freien Güterverkehr innerhalb des Bündnisses erheblich einschränken. Außerdem ist Paraguay seit Juni 2012 vom Bündnis suspendiert. Der Grund dafür liegt darin, dass zu diesem Zeitpunkt das Parlament den damaligen Präsidenten seines Amts enthob. Dieser Vorgang entsprach zwar der paraguayischen Verfassung, wurde jedoch von den Regierungen einiger Nachbarländer als nicht legitimer Umsturz bewertet. Zwar hatte der Ausschluss nur politische Konsequenzen – die wirtschaftlichen Beziehungen wurden nicht verändert – doch macht es dieser Vorgang ebenfalls ungewiss, welche Rolle dieses Bündnis zukünftig für die wirtschaftliche Integration Paraguay spielen wird.

Die Handelszahlen

Die wesentlichen Exportgüter Paraguay sind im Bereich der Primärprodukte angesiedelt. Allein Soja machte 2012 mehr als 35 Prozent der gesamten Ausfuhren aus (Quelle: http://interwp.cepal.org/cepalstat/WEB_cepalstat/Perfil_nacional_economico.asp?Pais=PRY&idioma=e). An zweiter Stelle steht Rindfleisch, gefolgt von Ölfrüchten, Weizen und Mais. Der gesamte Anteil der verarbeiteten Güter an den Ausfuhren betrug 2012 lediglich 10,7 Prozent und ist somit im Laufe der letzten Jahre weiter gefallen (Quelle: http://www.eclac.cl/publicaciones/xml/2/48862/AnuarioEstadistico2012.pdf S. 102). Insgesamt haben sowohl die Ausfuhren als auch die Einfuhren in Paraguay stark zugenommen. Paraguay konnte in den letzten Jahren sehr stark von den stark angestiegenen Lebensmittelpreisen profitieren. So konnte bei einer annähernd gleichbleibenden Produktion der Wert der ausgeführten Waren in den letzten Jahren erheblich zunehmen. Zwischen 2004 und 2011 konnte sich der Wert der ausgeführten Primärgüter mehr als verdreifachen. bei den verarbeiteten Gütern konnte zwar ebenfalls ein starker Anstieg beobachtet werden, doch fiel dieser etwas geringer aus. Wenn man die Handelszahlen des Landes betrachtet, kann als Fazit festgestellt werden, dass die Integration in den Weltmarkt und damit die Globalisierung in Paraguay in den letzten Jahren sehr stark zugenommen hat. Die Handelsbilanz war zu Beginn des neuen Jahrtausends in der Regel positiv, in den letzten beiden Jahren wurde in Paraguay jedoch eine negative Handelsbilanz verzeichnet.

Die Direktinvestitionen

Ein weiterer wichtiger Punkt, der bei der Betrachtung der Globalisierung betrachtet werden muss, sind die Direktinvestitionen. Bei einer Direktinvestition wird nicht nur ein reiner Geldbetrag in das Zielland übermittelt. Die Investition dient hier zum Aufbau einer Produktionsstätte. Daher findet hier nicht nur ein reiner Geldtrasfer statt, sondern die Investoren übermitteln auch Wissen und Technologie in das Zielland. Aus diesem Grund werden die Direktinvestitionen – im Gegensatz zu den Protfolioinvestitionen, bei denen nur Geld transferiert wird, das gegebenenfalls schnell wieder abgezogen werden kann – von fast allen Ökonomen als positiv bewertet. In diesem Bereich konnte Paraguay extreme Fortschritte erzielen. Wenn man als Ausgangswert den Betrag der Nettodirektinvestitionen im Jahre 2004 von 31,7 Millionen Dollar heranzieht konnte sich dieser Wert bis 2011 mehr als verzehnfachen. In diesem Jahr wurden 483,4 Millionen Dollar in Paraguay investiert (http://www.eclac.cl/publicaciones/xml/2/48862/AnuarioEstadistico2012.pdf S. 122). Kein anderes Land konnte in diesem Zeitraum die Direktinvestitionen in diesem Maße steigern. Dieser Wert bezeugt, dass Paraguay für ausländische Konzerne als Produktionsstandort immer interessanter wird, was sich sehr positiv auf die wirtschaftliche Entwicklung im Land auswirken könnte.

Fazit: Die Auswirkungen der Globalisierung auf Paraguay

Die geografische Situation Paraguays ist für die Globalisierung nicht sehr günstig, da das Land keinen eigenen Zugang zum Meer hat und die Seehäfen in großer Entfernung liegen. Dennoch konnte Paraguay in den letzten Jahren das internationale Handelsvolumen vervielfachen. Bedenklich ist bei dieser Entwicklung der hohe Anteil von Primärprodukten, der beinahe 90 Prozent der Ausfuhren beträgt. In den letzten Jahren konnte das Land von den hohen Nahrungsmittelpreisen profitieren, wenn sich diese jedoch senken sollten, sind Probleme zu erwarten. Positiv ist hingegen die stark angestiegene Summe der Direktinvestitionen zu bewerten.

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