Globalisierung in Nordkorea

Selten gab es in den letzten Jahren ein Thema, das so heiß und konträr diskutiert wurde wie das der Globalisierung. Die Verknüpfung länderübergreifender Verbindungen weltweit, sowohl im wirtschaftlichen Sektor als auch im politischen, umwelttechnischen oder kulturellen Bereich, stößt nicht bei jedem auf Akzeptanz. Begünstigt durch den technischen Fortschritt, wie zum Beispiel schnelle Internetverbindungen, die Kommunikation auf einer anderen Ebene ermöglicht, förderte die Globalisierung in einem rasanten Tempo. Genau darin sehen viele das eigentliche Problem, denn einhergehend mit der Globalisierung ist auch gleichzeitig der Verlust der nationalen Identitäten zu bemerken, was gerne als Entnationalisierung bezeichnet wird. Der Einfluss der westlichen Kultur wird insbesondere im asiatischen Raum als eine gewisse Bedrohung angesehen. So stellt man beispielsweise in Japan inzwischen gerne Weihnachtsbäume auf, obwohl diese in keinster Weise den religiösen Riten des Landes entsprechen. Nur weil ein Teil der Bevölkerung, geprägt durch Hollywood Filme, gerne die Lichter und den Glanz der stimmungsvollen Weihnachtszeit christlicher Länder sehen.

Globalisierung ist nicht aufzuhalten

Auch wenn man meint, der Begriff Globalisierung ist ein neuzeitlicher Begriff, muss man feststellen, dass der eigentliche Beginn sich bereits im späten Mittelalter zeigte, als zum Beispiel der bekannte Augsburger Kaufmann Jakob Fugger damit begann, seine wirtschaftlichen Beziehungen über die Landesgrenzen hinweg auf- und auszubauen. Dies war in der damaligen Zeit ein enormer Schritt, vor allem, weil die technischen Voraussetzungen noch lange nicht den heutigen entsprachen, sowohl was die Kommunikation betraf als auch die Transportmöglichkeiten. Heutzutage misst man auch dieses Wachstum an verschiedenen Indikatoren. Dabei geht es darum, wieweit und wie schnell der Welthandel wächst, wie viel Unternehmen miteinander international kooperieren, wie viel ausländische Direktinvestitionen zu verzeichnen sind, ob die Anzahl von Global Players wächst, oder auch in wie weit die Finanzmärkte globalisiert werden. In diesem Zusammenhang ist auch als ein Indikator, der die negativen Folgen der Globalisierung zeigt, die Ungleichverteilung von Ressourcen zu nennen, die dadurch entsteht, dass reichere und finanzkräftigere Länder bessere Möglichkeiten haben, Ressourcen zu nutzen und für sich zu verwenden.

Auch ehemalige Schwellenländer schließen sich an

Eine wichtige Voraussetzung für reiche Industriestaaten, ihre wirtschaftliche Macht auszuweiten, ist die Existenz ärmerer Länder. Diese Schwellenländer, also Länder, die eine gewisse Struktur aufweisen, was den industriellen Sektor betrifft, aber noch nicht zu den Industrieländern gehören, ermöglichen es Firmen aus reicheren Ländern Outsourcing zu betreiben. So ist es wichtig, die Kosten bei der Produktion möglichst gering zu halten, was besonders bei Lohnkosten und Lohnnebenkosten möglich ist, wenn man die Herstellung in ein Land verlagert, das dem Niedriglohnsektor angehört. Selbst Länder wie Nordkorea werden damit Teil der Globalisierung. Gegner der Globalisierung kritisieren dabei den enormen Eingriff in soziale Strukturen und den damit verbundenen Wandel. Gerade Länder mit völlig konträren Strukturen, wie Nordkorea, sehen sich nun einem Wandel gegenüber, der für viele Menschen in so kurzer Zeit kaum zu bewältigen ist.

Nordkorea und die Globalisierung

Nordkorea gehört zu einem der letzten realsozialistischen Staaten der Welt. Dies impliziert Planwirtschaft in vollendeter Form und die Abwendung von jeglichen westlichen Einflüssen. Aber selbst Nordkorea wurde in den letzten Jahren bewusst, dass es nicht sinnvoll ist, sich allen Neuerungen und der damit verbundenen Globalisierung zu widersetzen. Bis vor nicht all zu langer Zeit war die Wirtschaft in Nordkorea autark, dies bedeutet, Beziehungen ins Ausland waren nicht erwünscht und, laut der Regierung, auch nicht notwendig. Einzig und allein China konnte als Handelspartner akzeptiert werden. Man mag vielleicht meinen, dass ein derartiger Staat vor allem die Landwirtschaft begünstigt. Dies war aber in Nordkorea nicht der Fall, sondern das Hauptaugenmerk lag hier auf der Rüstungsindustrie, in dem Bestreben, sich gegen alle feindliche Einflüsse auch auf diesem Wege absichern zu können. Die geringe landwirtschaftliche Produktivität und die fast schon fehlende Produktion von Konsumgütern führte dazu, dass Nordkorea seit zwanzig Jahren immer wieder von Hungerkatastrophen heimgesucht wird. Die geschätzten 2,5 Millionen, die dabei wahrscheinlich ums Leben kamen, nimmt Nordkorea als Anlass, sich doch, neben China, anderen Ländern zu öffnenund Joint Venture Unternehmen zu zulassen. Auch Sonderwirtschaftszonen, wie sie China zum Beispiel in Hong Kong hat, sind eine Möglichkeit, ausländische Firmen und Investoren ins Land zu holen und von deren Know How und Geldern zu profitieren.

Nordkorea und Versuche der Globalisierung

Die ganze Welt wartet schon seit Jahren auf den Zusammenbruch der Regierung in Pyongyang, was aber immer wieder durch falsche Versprechungen der Regierung in Nordkorea hinausgeschoben wurde. Die im Land viel gerühmte Souveränität und Juche-Ideologie scheint aber nun zu bröckeln. Die Drohgebärden gegenüber den USA scheinen ihre Wirksamkeit zu verlieren. Und die Hungersnöte und wirtschaftlich katastrophalen Bedingungen zwingen Nordkorea, ein Teil der Globalisierung zu werden. Dabei sind internationale Verflechtungen unumgänglich. Das Land muss sich öffnen.

Bereits unter Kim Il Sung wurde eine Verknüpfung mit sozialistischen Ländern akzeptiert, was aber ebenso der Autarkie Bestimmungen widerspricht. In den 80 er Jahren bemerkte man, dass ohne geeignete Rohstoffe die Produktion in der Rüstungsindustrie stehen bleiben würde. Und so wurden Importe auch aus westlichen Ländern erlaubt. Der Großteil der internationalen Beziehungen belief sich aber auf die Verknüpfung mit der Sowjetunion. Das erwies sich als enormer Nachteil, als das Ende des Kalten Krieges nahte. Dies hatte zur Folge, dass Nordkoreas chronisch unterversorgt war, Menschen kontinuierlich nach China abwanderten und das Land immer von internationalen Hilfsorganisationen abhängig war. Nordkorea versucht seitdem mit Hilfe von Sonderwirtschaftszonen Devisen und ausländische Firmen ins Land zu holen. In diesen gesondert ausgewiesenen Zonen will man sich einerseits dem ‚Kapitalismus‘ öffnen, andererseits aber auch die nötige ‚Quarantäne‘ gewährleisten, indem diese Zonen regional begrenzt sind. 1991 wurde die erste Zone gegründet, angesiedelt im Drei-Länder-Eck China, Russland und Nordkorea. Weder diese Sonderwirtschaftszone noch die folgenden konnten besondere Erfolge aufweisen und zur Stabilisierung des Landes beitragen. Dies hat verschiedenste Gründe. Die Rahmenbedingungen wurden zwar so weit wie möglich verbessert, jedoch ist die Attraktivität des Standortes nicht als besonders positiv zu bezeichnen.

Auch die relativ instabile politische Lage trug nicht dazu bei, Investitionen ausländischer Firmen zu fördern. Und zu guter Letzt schreckten die hohen Erschließungskosten davor ab, eine Niederlassung in Nordkorea ins Auge zu fassen, insbesondere, wenn man in anderen Schwellenländern wesentlich bessere Bedingungen vorfinden konnte. Dies konnte nicht einmal durch die arbeitswillige und engagierte Bevölkerung, die Zollerleichterungen, Steuervergünstigungen oder Exklusivrechte aufgewogen werden. Außerdem sollten, um wirtschaftliche Beziehungen zu fördern, vor allem auch die politischen Beziehungen wenigstens auf einer neutralen Ebene anzusiedeln sein, was aber in Nordkorea durch die Nuklearpolitik in keinster Weise der Fall ist.

Nordkorea wurde überholt von Südkorea

War es früher der reiche Norden, hat heutzutage Südkorea den nördlichen Nachbarn schon längst überholt. Südkorea ist inzwischen auf dem elften Platz der Industrienationen. Auch wenn anordkorea durch die Sonderwirtschaftszonen durchaus außenpolitisch an der Globalisierung involviert ist, verhindern Misswirtschaft, ein totalitäres System und Naturkatastrophen eine internationale Einbindung, von der auch die nordkoreanische Bevölkerung profitieren könnte. Anstatt sich zu öffnen, wird weiterhin auf Militär gesetzt, was zum Abzug von Arbeitern führt, die Versorgungslücken damit noch größer wird und die Isolation von Nordkorea und die Abhängigkeit von ausländischen Hilfsorganisationen noch erhöht. Die Indikatoren, die für eine Globalisierung, wie Verknüpfung der Finanzmärkte, Direktinvestitionen oder Joint Ventures sind zu vernachlässigen. Dementsprechend aber auch die Auswirkungen auf die sozialen Strukturen, obwohl sie in diesem Fall sicherlich für den Großteil der Bevölkerung von Vorteil wäre.

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